Ich habe mich noch einmal mit der Hufeisen-Steigbügel-Sattel-Frage beschäftigt und mir deshalb diverse Titel des Militärhistorikers David Nicolle in meinem Bücherschrank vorgenommen. Zudem habe ich gestern das Thema mit einer Bekannten diskutiert, die selbst reitet und Hobby-Historikerin mit Schwerpunkt Wikinger ist. Um es kurz zu machen: 792 sind wir für Hufeisen und Steigbügel etwa 100 Jahre zu früh dran. Beides ist zwar schon bekannt, aber hat sich aber noch nicht durchgesetzt. Es gibt sogar Berichte aus dem 9. Jahrhundert von Sarazenen in Spanien, die darauf hinweisen, dass ihre christlichen Feinde keine Steigbügel verwenden. Erst im 10. Jahrhundert setzen auch die christlichen Reiter der europäischen Reiche im großen Maßstab Hufeisen und Steigbügel ein, da es notwendig wird, den Bedrohungen durch die Magyaren, Avaren und Wikinger mit einer extrem mobilen Armee und vermehrt mit berittenen Kämpfern zu begegnen. Allerdings wird scheinbar nicht die Ausrüstung der Sarazenen kopiert, sondern es sieht so aus, als ob Sattel und Steigbügel der Avaren als Vorlage dienen. Der Brustriemen des Zaumzeugs kommt sogar noch etwas später auf, als Ende des 11. Jahrhunderts der Angriff mit eingelegter Lanze sich durchzusetzen beginnt. Hierfür ist der Brustriemen dringend notwendig, da sonst beim Lanzenstoß der Reiter samt Sattel rückwärts vom Pferd geschleudert wird.