Prolog
Da lag sie vor ihm. Ein zerbrechliches Bündel, zart und still.Sie schaute ihn mit großen, unschuldigen Augen an. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und helles Haar bedeckte ihren Kopf. Sie war in ein paar Decken gewickelt und kaum größer als sein starker Unterarm. Erstaunlich ruhig und klar blickte sie ihn an. Sie verstand nicht, wie gefährlich er war und wie blutig er sich den Weg in ihre Kammer erkämpft hatte. Etliche waren durch seine gezackte Klinge in den letzten Minuten gestorben, und er galt als grausamer Anführer. Er Urzak Blutaxt, General der zwölf Stämme und Anführer ihrer zehn dutzend Orkkrieger. Ohne Zögern hatte er Männer und Frauen der Burg mit schnellen Streichen aus dem Leben gerissen. Und nun starrte er auf das Kind. Sie schrie nicht, sie weinte nicht, sondern schaute ihm nur in die Augen. Und zum ersten Mal regte sich in ihm nicht die Gier nach dem Todesstoß. Er verspürte etwas Unbekanntes. Er hob sie vom Boden...sie war so leicht. Sie roch nach warmer Milch, und ihre zarte Haut lag unschuldig in seinen brutalen Armen.
Auch wenn sie ein Mensch war-niemand würde seine Entscheidung anzweifeln. Keiner wäre mutig genug, sie in Frage zu stellen.Langsam schritt er aus den Räumen der Festung. Grunzend gab er Befehl an seine Horden, die Burg niederzubrennen. Sie war eine Prinzessin.Und nun war sie seine Prinzessin.
LEET
Der Ort liegt zwischen dem Ghalgrat-Gebirge und dem Casnewydd-Wald und behauptet sich fern der nächsten menschlichen Siedlung hier in der Wildnis. 129 Bewohner zählt Leet und ist damit ein recht großes Dorf trotz der gefährlichen Lage. Unter der schützenden Hand des Ritters Mereno von Leet hält sich die einzige menschliche Siedlung des Reiches in Trion in den Wäldern hartnäckig. Das Volk ist sehr genügsam und widerstandsfähig.Man sollte auch nicht den Fehler machen, die Einwohner von Leet zu unterschätzen. Denn sie sind dem Reich treu ergeben und jederzeit bereit, ein Schwert zu führen. Sie haben am Fuß des Ghalgrat gelernt, weit ab von den nächsten Siedlungen des Reiches sich gegen die Kreaturen aus dem Casnewydd zu wehren und der Natur zu trotzen.
Der Ackerbau im südlichen Bereich der Siedlung ist nicht sehr einträglich, aber der Laan, ein Fluß mit kühlem Gebirgswasser, führt hervorragende Fische. Zudem ist der Casnewydd ein ideales Jagdgebiet-wenn auch ein Gefährliches. Die Hirten treiben ihr Vieh hoch in das Ghalgrat-Gebirge hinauf. Ab und an transportieren die Bewohner Felle nach Padova, der nächsten größeren Stadt.
Jahreszeit
Es ist Spätherbst. Die Bäume haben ihre Blätter bereits abgeworfen. Der Boden und die Wälder leuchten rot und gelb vom Laub. Es regnet und stürmt ab und an-das Wetter wird von Tag zu Tag unbeständiger. Das ist zwar unwirtlich und schwierig im Gebirge-aber noch schlimmer wäre es, wenn es bereits Winter wäre.
Das Abenteuer beginnt...
À propos unwirtlich: Zum Glück gibt es in Leet das Gasthaus Brandkessel. Es liegt zentral und ist bekannt für sein einfaches, aber schmackhaftes Essen. Besonders beliebt sind Wildgerichte mit Kartoffeln und dunkler Weinsauce. Das Wild stammt dabei meistens aus dem Casnewydd. Für den kleinen Geldbeutel gibt es Eintopf mit Gemüse. Abgesehen davon ist 'der Brandkessel'-wie man umgangssprachlich auch in Leet dazu sagt- ein beliebter Treffpunkt der Dorfbevölkerung und für Fremde. Ein idealer Ort, um sich zu stärken und sich aufzuwärmen (bei dieser unwirtlichen Jahreszeit), aber auch, um Gerüchte aufzuschnappen oder den ein oder anderen vermeintlich lukrativen Auftrag an Land zu ziehen...