Autor Thema: Magische Gegenstände reduzieren?  (Gelesen 2371 mal)

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Offline Isegrim

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #50 am: 18.03.2024 | 23:24 »
Warum? Sie sind nichts anderes als eine Form von Magie, die an einen Gegenstand gebunden ist. Warum sollte ausgerechnet diese Ausprägung von Magie sich von den anderen Magieformen abheben? Verstehe ich nicht.

Sie sind nicht unbedingt an die Charakterprogression gebunden, und werden nicht vom Spieler ausgesucht, sondern von der SL vergeben. Das macht sie unberechenbarer, und daher die ganze Debatte, ob, wieviel und wie verteilt.
« Letzte Änderung: 19.03.2024 | 00:07 von Isegrim »
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline nobody@home

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #51 am: 18.03.2024 | 23:57 »
Woher kommt dieser Anspruch, magische Gegenstände sollten aus dem Rahmen fallen indem sie besonders sind?

Der kommt einfach daher, daß sie das traditionell (soll heißen, außerhalb des speziellen rollenspielerischen Kontextes) nun mal tatsächlich sind. Um einen einzigen magischen Gegenstand läßt sich schon eine komplette Geschichte in welchem gewünschten Format auch immer spinnen, und der reine Besitz von solchen Gegenständen ist umgekehrt schon ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl in die Richtung "diese Figur ist jemand Besonderes". Ganz abgesehen von der Tatsache, daß im Rahmen einschlägiger Fiktion (reale Magie, an der man sich "objektiv" orientieren könnte, gibt's ja nicht) Gestalten mit mehr als einem oder zwei magischen Gegenständen pro Nase schon verdammt selten sind -- das formt die Erwartungshaltung, daß entsprechende Spielercharaktere eigentlich gar keinen kompletten Bauchladen an magischem Krimskrams ansammeln sollten, ebenfalls mit.

Offline Feuersänger

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #52 am: 19.03.2024 | 00:08 »
Tudor bringt hier einen guten und wichtigen Punkt.
Für mich ist diese Kritik an Magic Items unsinnig.

Sie sollen besonders sein.

Warum? Sie sind nichts anderes als eine Form von Magie, die an einen Gegenstand gebunden ist. Warum sollte ausgerechnet diese Ausprägung von Magie sich von den anderen Magieformen abheben? Verstehe ich nicht.

Der Anspruch, MI sollten "was Besonderes" sein, kommt wohl von unserer Prägung seit Kindheitstagen. Da ist ja auch in den Märchen, Sagen und Legenden DAS Zauberschwert und DIE Tarnkappe immer etwas ganz Besonderes. Meistens gibt es nur jeweils ein Exemplar davon, und das hat dann auch meistens keinen Counter und oftmals keinerlei Einschränkungen in der Einsetzbarkeit à la "3x pro Tag für 5 Minuten". (es gibt Ausnahmen: man kennt zBSchwerter, die den Sieg garantieren, aber nur wenn sie dem Träger von selbst in die Hand springen; will das Schwert nicht kämpfen, lässt es sich nicht ziehen, und wenn man es mit Gewalt zieht verrät es seinen Träger)

--> Das ist also bei den typischen MIs in Rollenspielen schonmal alles (meistens) ganz anders. Ein "+5% auf Treffen" löst jetzt nicht gerade Ahs und Ohs aus.

Der zweite große Unterschied ist halt auch, dass in all diesen Sagen die Helden meistens Kriegertypen sind, und Zauberei in der Regel den "NSCs" vorbehalten bleibt. Wohingegen in D&D-artigen Spielen eigentlich in so ziemlich jeder Abenteurergruppe mindestens ein Zauberwirker dabei ist, sehr oft auch zwei oder noch mehr. Hier kommen wir wieder zu dieser alten Klage: "Melee can't have nice things". Der Magier _kann_ halt einfach unsichtbar werden und fliegen und Feuerbälle werfen und sich teleportieren, und muss nichtmal dafür würfeln. Aber wehe der Kämpfer will irgendwas können, was das nächstbeste Erbsenhirn ausm Fitti nicht auch kann, dann müssen sofort die Einschränkungen und Abwehrmechanismen aufgefahren werden.

Kurzum, ich schließe mich Tudor hier voll an: magische Gegenstände _brauchen_ gar nicht "Besonders" zu sein. Nicht besonderer als das Vorhandensein eines Klerikers oder Magier in der Gruppe.

Das ist ja so nebenbei auch meistens genau die Stolperfalle, in die so ca 90% aller "Low Magic" Hausregelpakete reintappen -- meist ist damit eigentlich nichts anderes als "Low Wealth" gemeint, und es werden lediglich die MIs der Gruppe vorenthalten, worunter natürlich die klassischen Kämpfer am meisten leiden, während es den Zauberern halt einfach scheißegal ist.

Nieder mit dem MI-Exzeptionalismus!
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Zitat von: ErikErikson
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Offline nobody@home

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #53 am: 19.03.2024 | 00:53 »
Der zweite große Unterschied ist halt auch, dass in all diesen Sagen die Helden meistens Kriegertypen sind, und Zauberei in der Regel den "NSCs" vorbehalten bleibt.

Soweit es die überhaupt gibt -- es soll ja Gerüchten zufolge durchaus Erzählungen geben, in denen zwar magische Gegenstände, aber eben gar keine Zauberer vorkommen. (Die Frage, woher dann die Gegenstände kommen, läßt sich handwedeln, dazu braucht's nicht unbedingt einen menschlichen oder vergleichbaren Zauberklempner im Hintergrund.)

Zitat
Kurzum, ich schließe mich Tudor hier voll an: magische Gegenstände _brauchen_ gar nicht "Besonders" zu sein. Nicht besonderer als das Vorhandensein eines Klerikers oder Magier in der Gruppe.

Was sich natürlich auch umdrehen läßt: wenn Sprücheklopfer-Charaktere angemessen selten sind, dann können auch magische Gegenstände wieder zu voller "Besonderheit" auffahren. ;) Dafür brauche ich dann aber ein geeignetes Setting, denn solange unabhängig von der Gruppenzusammensetzung da draußen nach wie vor reihenweise NSC-Brabbler herumlaufen, bleibt Magie im Spiel natürlich eher 08/15-Alltagstrott.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #54 am: 19.03.2024 | 06:35 »
Sie sind nicht unbedingt an die Charakterprogression gebunden, und werden nicht vom Spieler ausgesucht, sondern von der SL vergeben. Das macht sie unberechenbarer, und daher die ganze Debatte, ob, wieviel und wie verteilt.

Aber es ist ja gerade keine Verteilungsdebatte. Es geht um Menge und Mächtigkeit.

Es wurde ja schon angeschnitten. In drn literarischen Vorlagen ist MAGIE etwas besonderes und um Zauberer ranken sich ebenso Legenden. Das ist aber mit dem typischen EDO Magic Kingdom gar nicht vergleichbar.
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Offline Isegrim

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #55 am: 19.03.2024 | 07:13 »
Aber es ist ja gerade keine Verteilungsdebatte. Es geht um Menge und Mächtigkeit.

Dann nimm halt nur die anderen beiden Punkt. Offensichtlich gibt es da bei anderen Diskussionsbedarf. Mir ist das weitgehend egal. Das ist eigentlich eine reine D&D-Debatte, wie der Thread zeigt.
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Offline Boba Fett

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #56 am: 19.03.2024 | 09:02 »
Es geht um Menge und Mächtigkeit.

Und es geht um Nachhaltigkeit.
...um die Situation, dass ein +2 D&D Gegenstand in niedrigen Stufen ganz toll ist und in höheren dann nur noch "naja"...
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Ainor

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #57 am: 19.03.2024 | 09:07 »
Das ist eigentlich eine reine D&D-Debatte, wie der Thread zeigt.

Strenggenommen sogar nur ein Teil von D&D. Aber gibt es überhaupt andere Systeme wo so viele Items standard sind?
(die jetzt nicht direkt D&D Klone sind).
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline Isegrim

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #58 am: 19.03.2024 | 09:11 »
Strenggenommen sogar nur ein Teil von D&D. Aber gibt es überhaupt andere Systeme wo so viele Items standard sind?

Ich kenn keines.
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Offline Zanji123

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #59 am: 19.03.2024 | 09:23 »
jetzt könnte man mit Shadowrun kommen in der man mehrere magische Talismane, Cyber-, Betaware hat usw :)
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline nobody@home

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #60 am: 19.03.2024 | 09:33 »
Strenggenommen sogar nur ein Teil von D&D. Aber gibt es überhaupt andere Systeme wo so viele Items standard sind?
(die jetzt nicht direkt D&D Klone sind).

Kommt ein bißchen drauf an, wie weit man die Definition von "Klon" zu strecken bereit ist. Gerade in der relativen Frühzeit des Hobbys war ja D&D das große Vorbild speziell für andere Fantasyrollenspiele, und unter anderem in Sachen "Häufigkeit von Magie" merkt man das Systemen wie Midgard, RuneQuest, und sogar Call of Cthulhu durchaus noch an. Der Hauptunterschied mag da noch am ehesten darin bestehen, daß D&D seit Ersterscheinen 1974 fleißig weitere Item-Ideen (ebenso wie solche für Zaubersprüche und Monster) angesammelt hat...

Online Raven Nash

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #61 am: 19.03.2024 | 09:55 »
Wenn man MI als "Items, die die Möglichkeiten der Chars erweitern" definiert, sind da einige Systeme präsent.

FFG Star Wars wäre da ein Kandidat, mit den Möglichkeiten, Waffen und Schiffe zu modden. Und diese Materialschlacht ist nicht zu unterschätzen!
Cyberware kommt noch dazu - und ein Droiden-SC kann sich faktisch ohne XP-Aufwand deutlich stärker machen.

Aber auch Systeme wie Dragonbane, das je eher Low Magic daher kommt, scheinen das Bedürfnis nach mehr Items zu schüren. Immerhin gibt's mittlerweile bereits 3 weitere Treasure-Decks als 3PP.
Aktiv: Dragonbane
Vergangene: Runequest, Cthulhu, Ubiquity, FFG StarWars, The One Ring, 5e, SotDL, LevelUp! A5e, Vaesen
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Offline nobody@home

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Re: Magische Gegenstände reduzieren?
« Antwort #62 am: 19.03.2024 | 11:25 »
Nebenbei: aus meiner Sicht ist ein Faktor, der zum MI- und Ausrüstungsproblem allgemein beiträgt, auf jeden Fall auch das Ausmaß, in dem Raffen und Plündern als Teil des Spielerlebnisses eingeplant sind. Denn in dem Moment, in dem ich mal einen Charakter spiele, der sich nicht ständig an besiegten Gegnern bereichert und auch sonst nicht automatisch alles einsteckt und zu seinem höchstpersönlichen Eigentum erklärt, was er so "findet" und was nützlich aussieht...ergießen sich natürlich auch gleich die entsprechenden Ströme nicht mehr in derselben Stärke direkt in seinen Rucksack.