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[Night´s Black Agents] Tellurische Vampire

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Gregor:

--- Zitat von: Scimi am  5.08.2017 | 19:50 ---Ein "Twist" wird das aber nur, wenn es auch relevant ist. Wenn z.B. Kreuze zuverlässig gegen Vampire funktionieren, dann ist mir eigentlich völlig egal, *warum* sie funktionieren. Erst wenn Kreuze in irgendeinem Fall einmal spektakulär *nicht* wirken, will ich doch herausfinden, was genau in dem Fall schief gelaufen ist und was ich in Zukunft beachten sollte. Umgekehrt, wenn ich rausfinde, dass man den ganzen übernatürlichen Dämonenkram mit Hypnose und Weihwasser plötzlich auch wissenschaftlich erklären kann (Gammawellen! Allergie!), ist das für mich kein "Twist", weil alles, was vorher galt und funktionierte, das jetzt auch noch tut.

--- Ende Zitat ---
Für mich ist ja eben der Twist, dass die Spieler mit Supernatural Vampiren rechnen, und dass dann gegen auftretende Vampire die Klassiker aus der Literatur helfen (Kreuze, Weihwasser, Pflock, Sonnenlicht etc) helfen. Wenn sie dann aber feststellen, dass dies vielleicht doch nicht funktioniert, dann folgt:


--- Zitat von: Scimi am  5.08.2017 | 19:50 ---Aber "Monster finden, vom Monster die Klatsche kriegen, Schwäche des Monsters recherchieren, Plan erstellen, Monster erlegen" ist für mich sozusagen die Grundschleife dieses Spiels. Zum Agentengenre gehört auch, dass Informationen wichtig sind und dass ein gutes Team mit einem guten Plan, aber falschen Informationen schnell in tödliche Gefahr gerät. Darum ist es mir wichtig, den Spielern regelmäßig etwas vorsetzen zu können, auf das sie nicht vorbereitet sind:

--- Ende Zitat ---

Also prinzipiell sind wir da glaube ich schon sehr ähnlich und auch dass es möglicherweise unterschiedliche Viren etc für die unterschiedlichen Arten der übernatürlichen Wesen sind, um zu unterschiedlichen Arten der Bekämpfung zu kommen. Aber ich würde nicht die vier unterschiedlichen generellen Typen von Vampiren (Supernatural, Damned, Alien, Mutant) mischen.

Weiß nicht ob ich damit den Thread zu sehr entführe, aber mit welchen Vampir-Ursprung spielen denn die meisten hier?

Scimi:
Ok, dann habe ich mir das falsch vorgestellt. Die "Grundtypen" würde ich auch nicht mischen wollen, so dass die eine Hälfte von Viechern wissenschaftlich erfassbare Mutanten und die andere übernatürliche Zauberwesen sind. Aber die "tellurische" Variante ist ja nur eine Unterkategorie von Superscience-Vampiren, die gut auf den Buch-Dracula passt, aber für manche andere Wesen eher weit hergeholt ist.


Wie gesagt, unwahrscheinlich, dass ich in nächster Zeit mal wirklich zum Spielen komme. Aber von den Vampirtypen finde ich die Übernatürlichen und die Mutanten die Naheliegendsten, die viel an Vampirfilmen, -büchern und -spielen abbilden, die ich so kenne. Und gerade darum finde ich die Alien-Vampire und die verfluchten Vampire am faszinierendsten.

Bei den Verfluchten mag ich es, dass dabei theologische und kosmologische Überlegungen eine große Rolle spielen, die normalerweise überhaupt nichts ins Agentengenre gehören. Ein Grundthema von Agentengeschichten ist das große "Schachspiel" zwischen "uns" und "denen". Agenten müssen rational denkende, geistig flexible Leute sein, um die taktischen Haken schlagen zu können, die ihnen bei diesem Spiel einen temporären Vorteil einbringen. Religionslehren sind auf der anderen Seite recht absolut, man kann nicht die Hölle infiltrieren oder wahre Reinheit des Herzens vortäuschen. Gott und Teufel sind unvereinbare Gegensätze, keine bloßen Konfliktparteien, die sich im Grund sehr ähnlich sind und bei Überlaufen zur Anderen Seite nicht ideologisch motiviert sein muss.

Die beiden Weltbilder zu mischen stelle ich mir interessant vor. Dann haben die erfahrenen, hochtrainierten Agenten mit den Vampiren nicht nur Stress, weil die einfach übermenschlich stark, schnell und mächtig sind, sondern weil sie sich plötzlich mit Fragen von Gut und Böse auseinandersetzen müssen, die sie in ihrem Job eigentlich gerade vermeiden. Z.B. ist James Bond zwar imba und er ist auch nicht "böse" im kosmologischen Sinn. Aber er ist definitiv auch kein Heiliger, der gegen verfluchte Vampire vielleicht gebraucht würde. Umgekehrt gibt es vielleicht den frommen Priester, der jahrelang durch Buße, Menschlichkeit und gutes Karma seine Seele gelevelt hat und durch Vampire schneidet wie ein heißes Messer durch Butter, aber der natürlich überhaupt kein "Tradecraft" hat und bestimmt auch nicht gut findet, was Agenten alltäglich so treiben.

Ich denke, da stecken viele Geschichten drin, die ich so noch nicht gesehen habe und interessante Konflikte, die über "Vampire sind superstark, wir brauchen bessere Waffen" hinausgehen. In der Tat könnte man mir relativ schwachen Vampiren spielen, weil deren gewaltsame Vernichtung halt auch Punkte für die Hölle ergibt und die Herausforderung darin liegt, die Vampire zu erlösen...


Für die Alien-Variante habe ich so so eine große Idee, die ein bisschen in Richtung der tellurischen Vampire geht. Die Ursache des Ganzen sind "denkende Steine", eine Art megalithischer Maschinen-Schwarmintelligenz, die zwar nicht aus dem Weltraum, aber aus einer anderen Welt stammt und neben der Eigenschaft, ein überlegener Computer zu sein, die Realität verändern kann. Die eigentlichen Vampire sind dabei die Steine, die über Intelligenz und fremdartige Kräfte verfügen und sich ständig Energie zuführen müssen. Die Personen, die die SCs bekämpfen, sind von den Steinen veränderte oder kopierte Menschen (ich habe dazu Bilder von "Village of the Damned" und "Invasion of the Body Snatchers" im Kopf), die die Pläne ihrer monolitischen Meister ausführen.

Der Reiz liegt für mich darin, dass die SCs der normalen Welt entspringen und mit Mitteln arbeiten müssen, die (zumindest in der Hollywood-Agenten-Variante unserer Welt) verfügbar und technisch möglich sind. Die Gegenseite hat keine derartigen Beschränkungen und kann alles Mögliche an wildem Irrsinn auffahren, den man sich ausdenken kann. Halb "Fringe", halb "Expedition to the Barrier Peaks" und allgemein weird, psychedelisch und überraschend.

Chiarina:
Ich habe mich ein bisschen hinter die tellurischen Vampire geklemmt und finde die Art und Weise, wie die Regeln im Dracula Dossier formuliert sind, etwas verwirrend. Inzwischen blicke ich besser durch und gebe daher hier mal einen kleinen Hinweis für Leute, die tellurische Vampire einsetzen wollen:

Die Regeln und Erklärungen für die "telluric powers" im Dracula Dossier (S. 59 - 60) reichen in der Regel nicht aus, um zu wissen, wie sie spieltechnisch funktionieren. Man muss sie meist mit den Angaben für die "vampiric powers" aus dem Grundregelwerk (S. 127- 138) kombinieren (die dortigen Hinweise für die "telluric power" Tracking finden sich wohl unter Awareness).

Ausnahmen:
Die Angaben für die "telluric powers" Infection und Regeneration reichen aus.
Die Angaben für die "telluric powers", die es als normale "vampiric powers" gar nicht gibt, reichen natürlich auch aus. Es handelt sich um Control Earthquakes, Control Weather, Electrical Distortion und Electrical Senses.
Die "telluric power" Necromancy hat keine Entsprechung, daher reicht auch ihre Beschreibung aus. Die "vampiric power" gleichen Namens beschreibt eine ganz andere Auswirkung
Die"telluric power" Invisibility macht einen Vampir nicht unsichtbar, sondern stört die Wahrnehmung möglicher Beobachter. Die erwähnten Auswirkungen können so aussehen wie die "vampiric power" Invisibility, aber auch wie die "vampiric powers" Turn to Creature oder Turn to Mist. Die Beschreibung im Dracula Dossier reicht aus.

Chiarina:
So langsam muss ich mir überlegen, wie man während meiner "Unto the fourth Generation"-Kampagne tellurische Vampire eigentlich vernichten kann. Mein erstes Posting zu diesem Thema behandelt "Mondgestein".

Gestein vom Mond ist der einzige Bann gegen tellurische Vampire, von dem im "Dracula Dossier: Director´s Handbook" behauptet wird, dass ein tellurischer Vampir durch dieses Material erlittenen Schaden nicht regenerieren kann. Es dürfte sich damit um die stärkste Waffe gegen tellurische Vampire handeln.

Und jetzt mal ein wenig recherchieren: Apollo 11 bringt 1969 gut 20 kg Mondgestein zur Erde, die Folgemissionen erbringen insgesamt weitere 360 kg (bis Ende 1972). Von 1970 bis 1976 brauchten auch sowjetische Mondsonden gut 300 Gramm Mondgestein zur Erde. Der erste Mondmeteorit wird 1979 gefunden und 1981 identifiziert. Die Entdeckung weiterer Mondmeteoriten folgen und ergeben bis heute ein Material von ca. 30 kg. Das war´s.

Unter normalen Umständen braucht es einen sehr weitblickenden Forscher oder einen großen Zufall, der die Agenten auf Mondgestein als mögliche Waffe gegen Vampire aufmerksam macht. Und dann muss eine im Geheimen agierende Organisation wie Edom erstmal an das wertvolle Material herankommen.

Mal sehen: Der schwerste bekannte Mondmeteorit ist 1998 im Dar al-Gani Gebiet in Zentrallibyen heruntergekommen (1,4 kg). Dort sind noch relativ viele andere Meteoriten, unter anderem auch noch 5 weitere Mondmeteoriten gefunden worden... was geschieht, wenn die Agenten auf irgendeiner Verfolgungsjagd durch dieses Gebiet fliehen... und erstaunt feststellen müssen, dass ihr vampirischer Verfolger von ihnen ablässt?

Mal angenommen, so kommt´s. Entweder geschieht das dann frühestens im Jahr 2000 (womöglich auch erst 2011 im Durcheinander der libyschen Revolution). Dann lässt sich leicht recherchieren, durch was für ein Gebiet die Agenten geflohen sind.

Oder es geschieht bereits früher. Dann könnte das Entdecken des seltsamen Steins etwas Nachforschungsarbeit bedeuten. Bis die Agenten herausgefunden haben, das sie da auf einen (siebten?) Mondmeteoriten gestoßen sind, wird auch noch etwas Forschungsarbeit ins Land gegangen sein. Vom siebten Mondmeteoriten im Dar al-Gani Gebiet hat die Öffentlichkeit natürlich deshalb nie etwas erfahren, weil Edom das gesamte Material zu Munition verarbeitet hat.

Mal angenommen, es geschieht vor der Jahrtausendwende. Wann ist ein günstiger Moment? 1972 hat Gaddhafi als ersten Schritt der Verstaatlichung der Erdölförderung die Anlagen von British Petroleum enteignet. Wie ist das vor sich gegangen? War dabei Gewalt im Spiel? Sind alle Briten widerstandslos gegangen? Könnten Edom-Leute dabei gewesen sein, auf die es Gaddhafi besonders abgesehen hat? Ist Gaddhafi ein Teil von Draculas Verschwörung gewesen? Was ist in der libyschen Wüste geschehen? Mal im Hinterkopf behalten.

Weitere Hinweise und Ideen bitte an mich. Würde mich freuen.

Scimi:
Es ist ja nicht so, dass vor dem 20. Jh. *nie* Mondmaterial auf der Erde gelandet wäre. Ich würde das eher so drehen, dass in diversen Kulturen an diversen Orten Mondsteinsplitter als etwas Besonderes erkannt und aufbewahrt wurden — im Stile der Sankara-Steine aus Indiana Jones 2. Man könnte damit anfangen, dass "Heilige Steine" Vampire verletzen können, aber nicht alle und nicht immer und sie verbrauchen sich dabei.

Dass "Mondgestein" die Gemeinsamkeit der wirksamen Steine ist, kann dann eine wichtige Information sein (die vielleicht nicht alle Mitspieler im Spionagekrieg haben) und am Ende dazu führen, systematisch größere Mengen davon zu besorgen. Eine Musketenkugel aus Mondstein könnte so 60-70 Gramm wiegen, aber vielleicht reicht es, Splitter in Blei einzugießen o.ä.? Wenn die Munition seltener ist, sollte die Wirkung durchschlagender sein, vielleicht ähnlich wie der Wunder-Colt mit 13 Kugeln aus "Supernatural". Dann hat man eventuelle das Dilemma, ob ein Schuss wirklich eine Kugel wert ist, die man vielleicht für Dracula noch braucht und wie sicher man sich ist, überhaupt zu treffen…

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