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Warum Charakterentwicklung?

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Ucalegon:

--- Zitat von: 6 am  7.06.2017 | 00:31 ---Klar ist es ein sinnvolles Kriterium. Wie ich ja schon sagte, gibt es ganze Genres, die mit einer Art dieser Kategorisierung funktioniert (Tragödie + statischer Charakter). Genauso gibt es auf der anderen Seite die Heldenreise, die nur mit der anderen Art funktioniert (Heldenreise + dynamischer Charakter).

--- Ende Zitat ---

Mir gibt das Kriterium jedenfalls nichts. Für die einzelne Figur (und die Geschichte) macht es natürlich einen Unterschied, ob sie am Ende im Wesentlichen dieselbe geblieben ist oder sich aufgrund der Ereignisse verändert hat, aber ich wüsste nicht, was es mir nützt z.B. ein Filmdrama mit und eines ohne, eine Tragödie mit und eine ohne zu unterscheiden.

Zur Tragödie gibt es übrigens andere Meinungen: "In der Komödie finden sich allgemein mehr statische Figuren, während in der Tragödie eher dynamische Figuren vertreten sind." Handbuch Drama, hrsg. von Peter Marx., S. 108.


--- Zitat von: 6 am  7.06.2017 | 00:31 ---Eigentlich sollte genau das ja meine These zeigen.Wo ist das eine merkwürdige Situation? Du setzt ja nicht die Charaktere und deren Geschichte gleich, sondern nur einen Aspekt dieser Charaktere. Das soll als Hilfsmittel und als Beispiel für den Einsatz des Tropes dienen.

--- Ende Zitat ---

Ich finde, das irritiert eher als das es weiterhilft. Es verdeckt den wirklich relevanten Unterschied, was die Komplexität der Figuren angeht. Der Dude ist der Dude und geht an alles als der Dude heran, weil das witzig ist und unsere "verückte" Welt um ihn herum kontrastiert. Darüber, warum Medea so handelt, wie sie handelt und warum sie so ist wie sie ist und wie sie überhaupt ist, kann man viele kluge Aufsätze lesen.


--- Zitat von: 6 am  7.06.2017 | 00:31 ---Moment! Flache und langweilige Charaktere sind nicht deckungsgleich mit Charakteren ohne Charakterentwicklung. Mentor hatte ja schon mehrmals relativ ausführlich erklärt, dass er nicht versteht, warum Charaktere ohne Charakterentwicklung automatisch als flach und langweilig abgestempelt werden.
Sturgeon's Law gilt halt auch für die Heldenreise.

--- Ende Zitat ---

Absolut. Was ich sagen wollte ist: Ich glaube, dass der Vorwurf einer flachen Figur schnell bei der Hand ist, weil es so viele davon gibt. Und dann schmeißt man eben noch "keine Entwicklung" dazu, weil es schlau klingt, egal ob es Werk und Figur was gebracht hätte oder nicht.

6:
@Ucalegon:
Okay. Ich denke ich verstehe.

Chiungalla:
@ 6:
Das sich Charaktere im Tragödien nicht verändern ist immer noch nicht richtig. Auch nicht, wenn Du es nur auf die Protagonisten beziehen willst. Oft ist es ja gerade die Veränderung der Charaktere welche zur Tragödie führt.

Was gilt ist nur folgendes: Die Charaktere dürfen sich nicht in einer Art und Weise verändern, die dazu führt, dass es keine Tragödie mehr ist.

Du brauchst für Deine Argumentation (keine Veränderungen bei Charakteren in diesem Genre) aber immer noch, wie schon oben geschrieben, das sie sich überhaupt nicht verändern dürfen.

Was Deine Definition angeht: Ich lese da gar nicht heraus, dass es ein tiefgreifender alles verändernder Wandel sein muss. Aber selbst wenn das nur meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet wäre, dann wäre die Definition trotzdem nicht die richtige für diesen Thread. Denn in diesem Thread geht es ja darum warum Kritikern die Charakterentwicklung wichtig ist und kritisieren, wenn sie fehlt. Und gerade in Genres in denen Charakterentwicklung nicht zum Pflichtprogramm gehört reicht den meisten Kritikern ein Mindestmaß an Charakterentwicklung. Da bringt uns eine Definition nicht weiter, die nur dann Charakterentwicklung ist, wenn der Protagonist am Ende ein ganz anderer ist. Denn das ist nicht der Maßstab den Kritiker anlegen.

6:
@Chiungalla:
Ich sehe hier mittlerweile unser Problem:
Du siehst eine spätere Charakterisierung eines vorher feststehenden Charaktermerkmal als Charakterentwicklung an und ich nicht.
An Hand eines Beispieles:
Du hast ein Film mit einem Krieger. Für Dich ist es eine Charakterentwicklung, wenn vom Film etwa in der Mitte erklärt wird, dass der Krieger auch ein gelernter Koch ist. Für mich ist das immer noch Teil der normalen Charakterisierung. Diese Charakterisierung ändert nichts am Wesen des Charakters sondern präzisiert ihn nur. Für Dich ist der Standpunkt des Zuschauers dagegen wichtig.
Da müssen wir uns auf Agree to Disagree einigen. Ich verstehe von wo Du kommst, aber für mich ist diese Ansicht falsch.

Ist aber eigentlich eh egal, weil da Ucalegons Standpunkt viel besser passt: Die Bestimmuing ob etwas eine Charakterentwicklung ist oder nicht ist vollkommen pupsegal. Wichtig ist nur der Kontext im Film oder im Stück. Und eigentlich dürfte es bei den guten Kritikern genau darauf hinauslaufen. Sie werden das preisen, was den Film oder das Stück stärkt und das kritisieren, was den Film oder das Stück schwächt und das sollte auf garkeinen Fall für alle Filme die gleichen Kriterien sein.
(Ich habe mal spasseshalber alte Reviews von Roger Ebert angeschaut. Zumindest bei ihm passt das. Bei Chris Stuckmann passt das auch.)

Chiungalla:
Da liegst Du völlig falsch was die Einschätzung meines Standpunktes angeht. Und ich habe ehrlich keine Ahnung wie Du darauf kommst. Wäre super, falls Du mich auf die Stelle aufmerksam machen würdest aus der das Deiner Meinung nach ersichtlich sein soll.

Aber um das nochmal ganz deutlich zu schreiben:
Für mich ist es keine Charakterentwicklung, wenn der Zuschauer später etwas über den Charakter erfährt was schon vorher feststand.
(Auch) Für mich ist es Charakterentwicklung, wenn der Charakter sich aufgrund der Geschehnisse der Geschichte verändert.

Und zu einer glaubwürdigen und interessanten Geschichte gehört in fast allen Fällen, dass sich der Charakter entwickelt. Weil interessante Geschichten die an ihnen beteiligten Menschen nun einmal verändern. Und das zu berücksichtigen gehört halt zu den Aufgaben von Drehbuchautor und Regisseur.

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