Autor Thema: Erotisches Warhammer 2nd Abenteuer - was sollte ich beachten?  (Gelesen 16114 mal)

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Offline Nocturama

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Meine einzige Irritation bei der Runde wäre das es, nach meinen Eindruck, sehr darauf ausgelegt zu scheint das die Mitspieler männlich sind oder männliche Charaktere spielen.
Dann wiederum kann das mit Plot-Elementen zusammenhängen, die mich nun auch ehrlich gesagt nicht so brennend interessieren.

Tatsächlich muss ich auch sagen - ohne dir jetzt zu Nahe treten zu wollen, Turning Wheel, vielleicht war es ja im Spiel komplexer - dass ich als Set-Up "attraktive Frau, die sich allen (Männern?) hingibt" etwas sehr Basis-Männerfantasie finde und dass mich das nicht wirklich ansprechen würde, bzw. dass ich als Mitspieler vermutlich mehr erwartet hätte. Wenigstens einen aufgeschlossenen Partner hätte man ja dazu packen können...
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Offline felixs

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Den ganzen ad-hominem-Kram lasse ich mal weg.

Und darüber hinaus finde ich es auch interessant abseits von Pornographie einfach mal mit anderen über Sex zu reden. Nicht weil ich es geil finde, sondern weil das ein wichtiges Thema ist, in dem man nicht an irgendwelche Grenzen des Wissens stößt. Außerdem weiß ich aus der psychologischen Paartherapie, dass das Thema extrem unterschätzt wird.

Aber das ist es doch gerade: Da haben wir wieder diese seltsame Apologie. Was hat denn psychologische Paartherapie mit dem Ausspielen von Sexszenen in einem Unterhaltungsrollenspiel zu tun?
Natürlich ist es interessant, sich über Sex auszutauschen und natürlich gibt es viele Paare, die Partnerschaftsprobleme haben, weil sie nicht über Sex sprechen können. Aber was hat das mit dem Thema zu tun?
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Offline Turning Wheel

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Meine einzige Irritation bei der Runde wäre das es, nach meinen Eindruck, sehr darauf ausgelegt zu scheint das die Mitspieler männlich sind oder männliche Charaktere spielen.
Dann wiederum kann das mit Plot-Elementen zusammenhängen, die mich nun auch ehrlich gesagt nicht so brennend interessieren.

Ah, ich habe das falsch geschrieben. Die Spielerin mit dem Jailer hatte zuerst einen männlichen Charakter (weil vor dem Spiel ein anderer für sie den Charakter mitgeneriert hat).
Als das Spiel anfing, habe ich sie aber zwei oder drei mal ermutigt, das Geschlecht des Charakters völlig frei von irgendwelchen äußeren Umständen zu wählen.
Dann hat sie das Geschlecht auf weiblich geändert.

Es gab eine Szene (nämlich der erwähnte 3er), wo sie dann zum Sex mit dem Feldweibel und der Auftraggeberin dazu kam und mitgemacht hat.
Als die Jailerin danach nicht mit im Zimmer übernachten wollte, hat sich die Auftraggeberin flüsternd von ihr verabschiedet: "Was, du willst schon gehen? Ich will dich morgen."

Es kam aus Zeitgründen leider nicht mehr zum Ausspielen der Szene und ich kann nicht sagen, wie ich mich da rhetorisch geschlagen hätte.
Tatsächlich hatte ich vor lesbischen Szenen den meisten Bammel, weil ich einfach nicht genug darüber weiß, was Frauen wichtig wäre bzw. wie ich die Handlung beschreiben
müsste, damit eine Frau mir das als Erotik abkauft.
Ich hab mir z.B. vor dem Spiel die 10 Sätze durchgelesen, die Männer beim Sex am liebsten hören. Für Frauen hatte ich auf die Schnelle nichts dergleichen gefunden und war im Prinzip
rhetorisch vollständig unvorbereitet. Das wird aber beim nächsten Mal anders sein. ;)

Ucalegon

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Hoffentlich nicht allzu OT: In der Indie-Ecke gab es letztes Jahr viel Lob für ein erotisches Solo-Rollenspiel aus Polen - The Beast. Nach allem, was ich darüber weiß, spielt da gerade das explizit Dargestellte eine wichtige Rolle. Das ist aus meiner Sicht ja schon nochmal was anderes als z.B. die Have Sex-Line in Under my Skin oder die Sex Moves in AW. Vielleicht von Interesse für dich.

Offline Turning Wheel

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@ Ucalegon:
Danke für den Hinweis. Ich schau mir mal Rezensionen dazu an.

Offline Der Nârr

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Offline D. Athair

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Außerdem habe ich allen Interessierten erklärt, dass das Spiel ernsthaft sein sollte und nur Menschen (und eventuell Elfen)
zugelassen sind und auch keine moralischen Berufe wie Hexenjäger, Priester oder Zauberer zugelassen sind.
Die Auftraggeberin heuert nur Haudegen an, die offen für "unmoralische" Abenteuer sind.
Das finde ich ein bißchen seltsam. Gerade für Warhammer, wo Vertreter "moralischer" Karrieren nicht selten mit doppeltem Boden agieren. Oder: Was macht eine Ranald-Priesterin oder einen Vertreter der Lehre des Lebens weniger geeignet als jemanden mit militärischer Karriere (die ja auch im Ruf stehen "Disziplin" hochzuhalten)?

Die einzige Einschränkung, die ich jetzt bei Zauberern gesehen hätte, wäre (wie bei Adeligen) die Standesgrenze. Aber auch die ist nicht unüberwindbar. Gerade wenn es eh nicht um Verpartnerung gehen soll.

Abgesehen davon ... bieten gerade die "moralischen" Karrieren an, mit Klischees zu spielen: also sie zu nutzen, zu verfremden oder zu brechen. Und zwar ohne, dass die Integrität der Figur/des Charakters darunter leidet.


... ansonsten bemerke ich, dass du den Begriff "Erotik" ganz anders verwendest, als ich es tun würde.
Für mich sind Erotik und Sex unterschiedliche Dinge. Erotik = Sinnlichkeit, sexuelle Anziehung, Begehren, Zuneigung, Zärtlichkeit, Leidenschaft. Sie kann sich mit Sex verbinden (und ist ihr eine tolle Gespielin), aber beides geht auch fast ganz ohne das jeweils andere.

Ganz platt differenziert (auf Medien bezogen) und völlig unangemessen zugespitzt:
Erotik ist, wovon Dichter schrieben. Sex ist, was in Pornos gezeigt wird.


In der Literatur wie in der bildenden Kunst gibt es zwei große Themen in der Fantasy. Gewalt und Erotik.
Ne, Sexualität und Aggression (beide in ne weiteren Sinn gedacht - kommt aber auch auf den jeweiligen Autoren/Forscher an) sind die beiden Grund"impulse", welche die Psychoanalyse kennt und deren Integration/Bändigung Individual- und zivilisatorische Aufgabe ist.

« Letzte Änderung: 8.11.2017 | 05:50 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Turning Wheel

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Was hat denn psychologische Paartherapie mit dem Ausspielen von Sexszenen in einem Unterhaltungsrollenspiel zu tun?
Nichts. Das hab ich auch gar nicht geschrieben.

Natürlich ist es interessant, sich über Sex auszutauschen und natürlich gibt es viele Paare, die Partnerschaftsprobleme haben, weil sie nicht über Sex sprechen können. Aber was hat das mit dem Thema zu tun?
Rollenspiel ist ja keine Unterhaltung zwischen Abenteurern, sondern eine Unterhaltung zwischen Spielern, die so tun, als würden sie als Abenteurer sprechen.
Genauso ist es auch kein Erlebnis von Protagonisten sondern dein Erlebnis, wenn du einen Film anguckst.
Deshalb spielt und guckt man ja auch Sachen, die einem selbst gefallen. Mit Partnerschaftsproblemen hat das rein gar nichts zu tun. Lediglich mit der Erweiterung des eigenen Horizonts.
Ich sage es nochmal: Aus der Paartherapie weiß ich, dass das Thema Sex von den meisten unterschätzt wird. Wenn du auf dem Gebiet mehr weißt und klarer siehst, ist deine Beziehung unempfindlicher gegen so allerlei Probleme. Es lohnt sich also sehr, seinen Horizont zu erweitern.

Ich verstehe inzwischen auch, warum du das beschriebene Spiel seltsam findest. Allerdings scheinst du von völlig anderen Vorraussetzungen auszugehen. Weder ich, noch einer der anderen fand das Spiel seltsam. Die Zuhörerin auch nicht.
Es wurde zum Beispiel mehrmals erwähnt, dass ich mit Fremden gespielt hätte. Ich habe das nirgends gesagt und das ist auch gar nicht richtig. Ja, das war auf dem Con, aber ich habe
mit 4 Leuten gespielt, die ich alle mindestens schon auf drei anderen Cons getroffen habe. Einen der Spieler kenne ich sogar schon seit 20 Jahren.
Außerdem sind wir alle schon recht alt und haben einiges auf dem Buckel. Man hat nicht mehr so viele Vorbehalte und man findet auch nicht mehr so viel peinlich wenn man einiges auf
dem Buckel hat.
Deine Gründe treffen also weitgehend gar nicht auf meine konkrete Situation zu.

Offline Bildpunkt

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lach ..was ist "recht alt" ? ansonsten: fuer mich waere das ausspielen von sex szenen nix, das gehoert fuer mich in den privat intim bereich also dh dann gleich die anderen rollenspiele...

aber gut das es hier mal thematisiert wird !
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Offline felixs

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Wenn es überhaupt keinen Bezug zwischen dem Ausspielen von Sexszenen im Rollenspiel und dem Reden über Sex in der Paartherapie gibt, dann verstehe ich nicht, warum Du das erwähnst. Meinst Du, dass "irgendwie mehr mit Sex" allgemein gut wäre? Also immer und überall? Dann würde das für mich Sinn ergeben (obwohl ich widersprechen würde).

Aber Du bringst es dann ja doch selbst wieder rein: Dein Rollenspiel erweitert den Horizont, das ist gut für das partnerschaftliche Beisammensein. Wenn Du das nicht meinst, verstehe ich nicht, warum Du das schreibst.

Eben weil es ja die Spieler selbst sind, die über ihre Figuren agieren, finde ich das gemeinsame Ausleben von Sexszenen so merkwürdig. Für mich überschreitet das eine Grenze für das, was ich mit Leuten besprechen möchte, mit denen ich nicht intim bin.

Da ich nicht dabei gewesen bin und auch Dein seliges Alter noch nicht erreicht habe, kann ich zu dem Rest nichts sagen.
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Offline Issi

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lach ..was ist "recht alt" ? ansonsten: fuer mich waere das ausspielen von sex szenen nix, das gehoert fuer mich in den privat intim bereich also dh dann gleich die anderen rollenspiele...

aber gut das es hier mal thematisiert wird !

Kann ich nachvollziehen.

Ich wäre auch sehr vorsichtig  damit,  Spielern latente Verklemmtheit, mangelnde sexuelle Reife oder gar einen begrenzten Horizont in Sachen Sex zu unterstellen nur weil sie wollen, dass ihr Intimleben auch intim bleibt.
Bzw. sie sowas nicht auf einem Pen and Paper Con spielen wollen.

Leider lese ich das aber immer wieder raus, schade.

Weiterhin wäre ich vorsichtig mit "Therapieversuchen" beim Pen and Paper. Ein Spielleiter ist kein Therapeut.
Und selbst wenn doch, kommen die Spieler zum spielen und nicht zur Therapie.
« Letzte Änderung: 6.11.2017 | 23:33 von Issi »

Swafnir

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@ Ucalegon:
Danke für den Hinweis. Ich schau mir mal Rezensionen dazu an.

Mit Bacchanalia gibt es auch ein Erzählspiel in dem Sex und Gewalt eine Zentrale Rolle spielen (können):
http://www.prometheusgames.de/verlag/bacchanalia-ein-erzaehlspiel-im-kartenformat/

Ich habs mir damals geholt um eine Traumsequenz für Scion damit zu machen, aber letztlich nie benutzt. Daher kann ich eigentlich nicht viel dazu erzählen.

Eulenspiegel

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Wenn es überhaupt keinen Bezug zwischen dem Ausspielen von Sexszenen im Rollenspiel und dem Reden über Sex in der Paartherapie gibt, dann verstehe ich nicht, warum Du das erwähnst.
Weil er darüber davon erfahren hat.

Anderes Beispiel: "Ich habe letztens in der U-Bahn zwei Leute gehört, die sich über Shadowrun unterhalten haben. Sie hatten dabei folgenden coolen Run..."
Der Run selber hat natürlich nichts mit U-Bahnen zu tun. Trotzdem erwähne ich die U-Bahn, weil das der Umstand war, über den ich von dem Run erfahren habe.

Genau so hier: Die Paartherapie ist der Umstand, in dem er davon erfahren hat.

Zitat
Dein Rollenspiel erweitert den Horizont, das ist gut für das partnerschaftliche Beisammensein.
Eine Erweiterung des Horizonts würde ich prinzipiell immer als positiv bewerten.

Zitat
Eben weil es ja die Spieler selbst sind, die über ihre Figuren agieren, finde ich das gemeinsame Ausleben von Sexszenen so merkwürdig. Für mich überschreitet das eine Grenze für das, was ich mit Leuten besprechen möchte, mit denen ich nicht intim bin.
Wenn du das nicht tun willst, musst du das ja auch nicht tun.

Aber man kann auch eine Sache nicht tun wollen, ohne sie merkwürdig zu finden.

Offline D. Athair

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Wenn es überhaupt keinen Bezug zwischen dem Ausspielen von Sexszenen im Rollenspiel und dem Reden über Sex in der Paartherapie gibt, dann verstehe ich nicht, warum Du das erwähnst. Meinst Du, dass "irgendwie mehr mit Sex" allgemein gut wäre? Also immer und überall? Dann würde das für mich Sinn ergeben (obwohl ich widersprechen würde).

So wie ich Turning Wheel verstanden habe:
Sex im Rollenspiel hilft einer Normalisierung des Themas. Die Chance, die ich dabei sehe ist, a) das Spiel um eine Kategorie menschlicher Existenz zu erweitern, die gern ausgeblendet wird und b) Sexualität, Erotik, Sex, ... anders zu thematisieren als das in Spatacus, Game of Thrones, ... in der Werbe-Industrie, ... getan wird.

Anders gesagt: Es hilft das Thema Sexualität (von dem Turning Wheel ja eh nur Aspekte rausgegriffen und thematiert hat) zu "normalisieren" und vielleicht auch gleichzeitig zu thematisieren, dass unsere (gesellschaftlichen) Vorstellungen von Normalität in Bezug auf das Thema Sexualität (die auch von den Medien stark mitgeprägt sind) nur ein kleiner Teil dessen sind, was die Entwicklungspsychologie als "normal" versteht. Es geht also darum, Scheuklappen abzubauen. Das geht über Medien - also auch übers Rollenspiel - ganz gut. Da kann man oft feststellen, dass das, was "gesellschaftlich" für die Norm gehalten wird, nur ein kleiner Teil von Normalität ist (siehe dazu auch: Filme wie "Der Kreis" von Stefan Haupt, ...).

So jedenfalls habs ich verstanden und weitergedeutet.
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Offline Turning Wheel

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@ Athair:
Sex und Aggression / Gewalt und Erotik - Danke für die Begriffserklärung und den Korrekturhinweis.
Allerdings: Im Spiel (inplay und meta) ging es durchaus um Erotik, denn die Auftraggeberin hatte eine möglichst tiefe Bindung zu den Charakteren im Sinn. Und literarisch war es auch. Lediglich die plumpe Beschreibung von Sex ohne Erotik war nicht mein Ziel. Es ging nicht um Pornografie. Das Spiel sollte auch niemanden geil machen. Ich hatte bereits weiter vorne dazu Stellung genommen.
Und wenn ich Gewalt sage, dann meine ich eigentlich schon Gewalt und nicht Aggression.

Offline Turning Wheel

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Wenn es überhaupt keinen Bezug zwischen dem Ausspielen von Sexszenen im Rollenspiel und dem Reden über Sex in der Paartherapie gibt, dann verstehe ich nicht, warum Du das erwähnst. Meinst Du, dass "irgendwie mehr mit Sex" allgemein gut wäre? Also immer und überall? Dann würde das für mich Sinn ergeben (obwohl ich widersprechen würde).
Weil ich von einem befreundeten Paartherapeut darüber geredet habe und er mir das mit seiner jahrelangen Erfahrung gesagt hat.
Seinen Horizont erweitern heißt nicht, dass man das immer und überall machen sollte. Ich würde dir empfehlen, es nur da zu machen, wo du dir etwas davon versprichst, un des vor allem dort zu unterlassen, wo du es kontraproduktiv findest. Wenn du allerdings nur mit Leuten darüber sprichst, mit denen du auch intim bist (siehe dein Zitat unten), dann könnte das deine Möglichkeiten stark eingrenzen.
Ich möchte z.B. nicht mit Männern intim sein, aber von anderen Männern habe ich schon verdammt nützliche Infos bekommen.

Aber Du bringst es dann ja doch selbst wieder rein: Dein Rollenspiel erweitert den Horizont, das ist gut für das partnerschaftliche Beisammensein. Wenn Du das nicht meinst, verstehe ich nicht, warum Du das schreibst.
Erotisches Rollenspiel kann den Horizont für das Thema erweitern. Und das wiederum ist gut für die eigene Beziehung. Mit Paartherapie hat das nichts zu tun. Ich hab das halt von einem Paartherapeuten erfahren. Der weiß sicherlich eine ganze Menge über Sex und seinen Einfluss auf das eigene Leben.

Eben weil es ja die Spieler selbst sind, die über ihre Figuren agieren, finde ich das gemeinsame Ausleben von Sexszenen so merkwürdig. Für mich überschreitet das eine Grenze für das, was ich mit Leuten besprechen möchte, mit denen ich nicht intim bin.

Da ich nicht dabei gewesen bin und auch Dein seliges Alter noch nicht erreicht habe, kann ich zu dem Rest nichts sagen.
Bitte behalte im Auge, dass die beschriebenen Sexszenen auch Dinge beinhalten können, die man noch nie gemacht hat und eventuell auch nie machen wird. Trotzdem kann es nicht von Nachteil sein, so manche Dinge gehört zu haben. Nur die Kenntnis von Möglichkeiten, gibt dir die Freiheit, dich dazwischen zu entscheiden.

Offline Turning Wheel

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Die wichtigste Frage hat glaube ich noch niemand gestellt. Hast du vor, das Abenteuer in irgendeiner Form zu veröffentlichen?

:) Ich denke schon.
Aber bis dahin brauche ich noch ein paar Playtestings und ne Menge Grafiken. Und nein, damit meine ich nicht irgendwelche Porno-Bilder, sondern Karten für die Kampfschauplätze. :D

Offline Turning Wheel

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Kann ich nachvollziehen.

Ich wäre auch sehr vorsichtig  damit,  Spielern latente Verklemmtheit, mangelnde sexuelle Reife oder gar einen begrenzten Horizont in Sachen Sex zu unterstellen nur weil sie wollen, dass ihr Intimleben auch intim bleibt.
Bzw. sie sowas nicht auf einem Pen and Paper Con spielen wollen.

Leider lese ich das aber immer wieder raus, schade.

Weiterhin wäre ich vorsichtig mit "Therapieversuchen" beim Pen and Paper. Ein Spielleiter ist kein Therapeut.
Und selbst wenn doch, kommen die Spieler zum spielen und nicht zur Therapie.

Es ist doch genau andersherum. Leute, die offen damit umgehen wollen, werden als seltsam bezeichnet.
Mir ist doch egal wer verschlossen sein will. Ich würde ihn halt nur nicht in meinem Erotikabenteuer haben wollen.
Mir ist auch völlig schleierhaft, warum gerade die Intimlebenbeschützer hier so rege mitdiskutieren.
Die könnten das Thema doch auch einfach verlassen und sich mit etwas unverfänglicherem beschäftigen.
Ich werde sie bestimmt nicht dazu zwingen, erotisches Rollenspiel zu machen. Ich will ihnen auch nicht
diese Art von Spiel aufschwatzen. Ich finde es absolut okay, wenn jemand nicht sexuell oder erotisch spielen will.

Und über Sex zu reden muss doch gar kein Eingriff in das eigene Intimleben sein.
In dem Erotik-Rollenspiel war es vor allem so, dass ich beschrieben habe, was passiert. Die Spieler haben nur
optional selbst erzählt. Und es war uns auch allen klar, dass die Beschreibungen nicht das eigene Intimleben
beschreiben, sondern absolut fiktiv sind. Um Himmels Willen, es war doch nur ein Rollenspiel.

Und bitte: Ein Rollenspiel ist keine Therapie. Niemand hat etwas anderes behauptet.
Ein befreundeter Paartherapeut hat mir gesagt, dass der Einfluss von Sex auf Beziehungen ziemlich unterschätzt wird.
Sich in dem Thema weiterzubilden, es ernst zu nehmen und sich fortzuentwickeln, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit positive Auswirkungen auf die eigene Beziehung.
Das hat nichts mit einer Therapie zu tun, sondern einfach mit erfolgreichem Handeln zur Verbesserung der Lebenssituation - und natürlich mit Spaß. ;)
« Letzte Änderung: 7.11.2017 | 02:07 von Turning Wheel »

Offline Turning Wheel

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Weil er darüber davon erfahren hat.
...
Genau so hier: Die Paartherapie ist der Umstand, in dem er davon erfahren hat.
Nein, ich habe keine Paartherapie gemacht. Ich brauche das zum Glück nicht.
Ich habe die Paartherapie erwähnt, weil ich es von einem Paartherapeut erfahren habe, der mir
das mit seiner 10-jährigen Erfahrung aus seiner Paartherapeipraxis erzählt hat.
Es war in einem Biergarten, wo wir gemütlich über Gott und die Welt geredet haben.
Und ich habe das erwähnt, um zu unterstreichen, dass die Information keine wilde Vermutung,
sondern durchaus solide untermauert ist von einem psychologischen Studium und Dutzenden betreuter Fälle.

Offline Turning Wheel

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So wie ich Turning Wheel verstanden habe:
Sex im Rollenspiel hilft einer Normalisierung des Themas. Die Chance, die ich dabei sehe ist, a) das Spiel um eine Kategorie menschlicher Existenz zu erweitern, die gern ausgeblendet wird und b) Sexualität, Erotik, Sex, ... anders zu thematisieren als das in Spatacus, Game of Thrones, ... in der Werbe-Industrie, ... getan wird.

Anders gesagt: Es hilft das Thema Sexualität (von dem Turning Wheel ja eh nur Aspekte rausgegriffen und thematiert hat) zu "normalisieren" und vielleicht auch gleichzeitig zu thematisieren, dass unsere (gesellschaftlichen) Vorstellungen von Normalität in Bezug auf das Thema Sexualität (die auch von den Medien stark mitgeprägt sind) nur ein kleiner Teil dessen sind, was die Entwicklungspsychologie als "normal" versteht. Es geht also darum, Scheuklappen abzubauen. Das geht über Medien - also auch übers Rollenspiel - ganz gut. Da kann man oft feststellen, dass das, was "gesellschaftlich" für die Norm gehalten wird, nur ein kleiner Teil von Normalität ist (siehe dazu auch: Filme wie "Der Kreis" von Stefan Haupt, ...).

So jedenfalls habs ich verstanden und weitergedeutet.
Den Film "Der Kreis" kenne ich leider nicht, aber den ganzen Rest von deinem Posting kann ich vollständig unterschreiben.

Normalisierung des Themas ist eine sehr gute Formulierung. Das wäre mir nicht eingefallen.
Zumal ich das Abenteuer auch bei weitem nicht mit so einem strategischen Ziel entworfen habe.
Aber bei der Weiterentwicklung des Abenteuers werde ich das im Hinterkopf behalten.

Ich finde auch interessant, dass du Hollywoodproduktionen und Werbung erwähnst.
Die dort vorangestellten Konzepte zum Thema Sexualität finde ich auch ziemlich kontraproduktiv für das eigene Vorankommen mit dem Thema.
Trotzdem haben diese Medien einen extrem großen Einfluss auf die Normen der Gesellschaft und auf das Denken aller.
Ich kenne eine Menge Singles, die nach diversen Filmvorstellungen leben oder ihr Anspruchsdenken aus der Werbung entliehen haben und deshalb in einer Beziehungs-Sackgasse gelandet sind.
Das fängt mit rasierten Achseln an und hört mit der 60-jährigen Suche nach dem perfekten Partner auf.
Mit echten Leuten (die sich nicht damit profilieren wollen) über das Thema zu reden, bringt einen sehr viel weiter.

Offline felixs

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Ich halte es nach wie vor für zweifelhaft, ob Rollenspiel das geeignete Medium für diese Arten der Horizonterweiterung ist und der Bogen mit der Paartherapie leuchtet mir jenseits der plattesten Banalität (Sex ist wichtig) nach wie vor nicht ein.

Aber wir beginnen, uns im Kreis zu drehen.

Festhalten kann man, dass es Leute gibt, die sowas gern spielen möchten und die das nicht seltsam finden.
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Offline Issi

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Es ist doch genau andersherum. Leute, die offen damit umgehen wollen, werden als seltsam bezeichnet.
Mir ist doch egal wer verschlossen sein will. Ich würde ihn halt nur nicht in meinem Erotikabenteuer haben wollen.
Mir ist auch völlig schleierhaft, warum gerade die Intimlebenbeschützer hier so rege mitdiskutieren.
Die könnten das Thema doch auch einfach verlassen und sich mit etwas unverfänglicherem beschäftigen.
Ich werde sie bestimmt nicht dazu zwingen, erotisches Rollenspiel zu machen. Ich will ihnen auch nicht
diese Art von Spiel aufschwatzen. Ich finde es absolut okay, wenn jemand nicht sexuell oder erotisch spielen will.

Und über Sex zu reden muss doch gar kein Eingriff in das eigene Intimleben sein.
In dem Erotik-Rollenspiel war es vor allem so, dass ich beschrieben habe, was passiert. Die Spieler haben nur
optional selbst erzählt. Und es war uns auch allen klar, dass die Beschreibungen nicht das eigene Intimleben
beschreiben, sondern absolut fiktiv sind. Um Himmels Willen, es war doch nur ein Rollenspiel.

Und bitte: Ein Rollenspiel ist keine Therapie. Niemand hat etwas anderes behauptet.
Ein befreundeter Paartherapeut hat mir gesagt, dass der Einfluss von Sex auf Beziehungen ziemlich unterschätzt wird.
Sich in dem Thema weiterzubilden, es ernst zu nehmen und sich fortzuentwickeln, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit positive Auswirkungen auf die eigene Beziehung.
Das hat nichts mit einer Therapie zu tun, sondern einfach mit erfolgreichem Handeln zur Verbesserung der Lebenssituation - und natürlich mit Spaß. ;)

Ich möchte hier noch anfügen, dass es ziemlich viele Art und Weisen gibt, Sex und Erotik im Spiel zu verwursten.
Es gibt nicht die eine richtige Methode. Es gibt viele verschiedene:
Manche wollen es nur nicht so detailliert. Dann liegt der Schwerpunkt mehr auf Erotik.

Manche wollen es detaillierter. Dann liegt der Schwerpunkt mehr auf Sextechniken.

Ob das für Weiterbildungszwecke taugt, und ob die überhaupt nötig sind, kann ja jeder für sich selbst entscheiden.
 ;)

Eine komplette Ablehnung des Themas, habe ich bis jetzt nicht wahrgenommen.
Sondern eher ein aufeinander prallen verschiedener Umsetzungen im Spiel und natürlich hat nicht jeder diesen speziellen Fokus.
Woanders passiert das vielleicht nebenbei in einem geringeren Detailgrad.
Ein Taboo ist es deshalb ja nicht. Und "unnormal" ist das auch nicht. Im Gegenteil das ist eher die Norm.
Man kann diese Normen jetzt angreifen. Aber dann wirkt mMn. alles ein Bisschen wie ein Missionierungsversuch.


Den Detaillgrad auf der Skala kann ja jede Gruppe für sich selbst wählen. (Ich gehe jetzt von volljährigen, informierten Personen aus)
« Letzte Änderung: 7.11.2017 | 09:37 von Issi »

Offline Turning Wheel

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Ich möchte hier noch anfügen, dass es ziemlich viele Art und Weisen gibt, Sex und Erotik im Spiel zu verwursten.
Es gibt nicht die eine richtige Methode. Es gibt viele verschiedene:
Manche wollen es nur nicht so detailliert. Dann liegt der Schwerpunkt mehr auf Erotik.

Manche wollen es detaillierter. Dann liegt der Schwerpunkt mehr auf Sextechniken.

Ich bin der Meinung, dass deine kategorische Unterscheidung fehl geht.
Du wirfst hier die Wirklichkeit mit der Handlung im Spiel durcheinander.
Man macht ja beim Pen&Paper in beiden Fällen nie tatsächlich Sextechniken, sondern es wird ja per Definition immer nur erzählt und kann
deshalb grundsätzlich gar nichts anderes sein als Erotik.
Egal ob ich jetzt sage "Conan verbringt im Bordell eine schöne Zeit mit einer Dame, die ihn nach allen Regeln ihrer Kunst verwöhnt."
oder die Szene in 5 Minuten Länge detailliert ausführe. In beiden Fällen hatte die Spielfigur Sex und für die Spieler war es überhaupt
kein Sex sondern (wenn sie sich darauf einlassen) Erotik.
Der Unterschied bei letzterem liegt doch wirklich nur darin, dass etwas über die Spielfiguren erzählt wurde, das in seiner Art und Weise
manchen nicht zusagt bzw. zu offensiv bzw. zu konkret ist. Etwas prinzipiell anderes ist es aber nicht.
Man sollte nicht vergessen, dass unser Hobby grundsätzlich eine Art von Literatur ist.

Es ist kein Kampf, und es ist keine Klettertour, und es ist auch kein Sex. Man beschreibt. Den Unterschied sollte man schon im Auge behalten, auch
wenn einem die eigene Immersion oder peinliche Wahrnehmung der Situation etwas anderes vorgaukelt.






Offline Issi

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Zitat
Ich bin der Meinung, dass deine kategorische Unterscheidung fehl geht.
Du wirfst hier die Wirklichkeit mit der Handlung im Spiel durcheinander.
Das sehe ich anders.
Zitat
Man macht ja beim Pen&Paper in beiden Fällen nie tatsächlich Sextechniken, sondern es wird ja per Definition immer nur erzählt und kann
deshalb grundsätzlich gar nichts anderes sein als Erotik.
Nein, es ist egal ob man einen schlüpfrigen Groschenroman liest, oder eine solche Szene im Rollenspiel erzählt.
Erotik wird daraus deshalb nicht. Es geht Richtung Pornograhie.
Nur weil man es nicht als Film sieht, sondern erzählt oder liest, wird daraus keine Erotik.
Zitat
Egal ob ich jetzt sage "Conan verbringt im Bordell eine schöne Zeit mit einer Dame, die ihn nach allen Regeln ihrer Kunst verwöhnt."
oder die Szene in 5 Minuten Länge detailliert ausführe. In beiden Fällen hatte die Spielfigur Sex und für die Spieler war es überhaupt
kein Sex sondern (wenn er sich darauf einlässt) Erotik.
Hier redest Du Dir mMn.  etwas schön oder zurecht, Turning Weel.
Zitat
Der Unterschied bei letzterem liegt doch wirklich nur darin, dass etwas über die Spielfiguren erzählt wurde, das in seiner Art und Weise
manchen nicht zusagt bzw. zu offensiv bzw. zu konkret ist. Etwas prinzipiell anderes ist es aber nicht.
Man sollte nicht vergessen, dass unser Hobby grundsätzlich eine Art von Literatur ist.
Ja und auch bei der Literatur gibt es sehr große Bandbreiten und Unterschiede.
Nicht alles bedient jeden Geschmack und eine Gleichsetzung ist deshalb auch gar nicht zielführend.
Es wird unterschieden, je nach Zielpublikum.

« Letzte Änderung: 7.11.2017 | 12:53 von Issi »

Offline KhornedBeef

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Diese letzte Kritik von Issi finde ich auch begründet. Will sagen, dass ich da auch einen Unterschied zwischen den beiden Arten der Abhandlung sehe.
Natürlich kann man auch detailliert erzählen, ohne einen Porno draus zu machen, das würde ich so stehen lassen.
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
Firepower, B&C Forum

Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.