Autor Thema: Handy am Spieltisch  (Gelesen 23589 mal)

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Offline Darius der Duellant

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #75 am: 5.11.2017 | 17:31 »
Wenn ich auf der Straße Leuten begegne, dann greift das, was Du oben geschrieben hast.

Wenn ich mich mit Leuten zum Spielen treffe, erwarte ich etwas (bzw. deutlich) mehr Übereinstimmung als den Verzicht auf strafrechtlich relevantes Verhalten.

Ich dachte eigentlich, das sei selbstverständlich. Nehme aber (mit Verwunderung) zur Kenntnis, das dem nicht so ist.
Wieder was gelernt. Man muss über alles reden.

"Deutlich" mehr Übereinstimmung ist halt eine vollkommen nichtssagende Worthülse.
Darum meine baseline mit der strafrechtlichen Relevanz.
Wenn ich mich mit Rollos treffe ist (von Hygiene abgesehen, die Pflicht ist), das aussehen nun mal ziemlich irrelvant für mich. Ich mag Leute mit denen ich am Spieltisch gut auskomme und dazu gehört für mich erstmal kompatibler RPG-Geschmack. Direkt dahinter ist dann passendes Sozialverhalten. Dazu gehört für mich aber unter anderem ne gewisse liberalität und toleranz. Auf Leute die erstmal mit kleinkariertem"XY will ich aber überhaupt nicht sehen, das hat gefälligst vom Tisch zu verschwinden" anfangen, ohne den Mitspielern überhaupt ne Chance zu geben und zu zeigen ob sie überhaupt störungen produzieren oder nicht, habe ich keinen Bock, selbst wenn ich die Abneigung gegenüber XY zufällig teilen sollte (=> konkretes Beispiel: Raucher und ihre Pausen)
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Offline Issi

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #76 am: 5.11.2017 | 17:42 »
Toleranz funktioniert nur beidseitig . Ich kann nicht Toleranz von anderen erwarten und gleichzeitig intolerant gegen deren Grenzen sein.
Jeder hat seine persönlichen Erwartungen und Grenzen. Die gilt es erstmal gegenseitig wahrzunehmen und zu verhandeln. Manchmal glueckt die Verhandlung und man findet einen Kompromiss. Manchmal auch nicht.

Wenn eine Partei ihre eigenen Grenzen verleugnen muss, nur damit die andere Partei zufrieden ist, dann hat das mit echter "Toleranz" nichts mehr zu tun.
Dann ist das"erzwungene Duldung."
Edit.
Aber in einer Gruppe entscheidet ja nicht bloß einer, sondern idR. die Mehrheit.
« Letzte Änderung: 5.11.2017 | 18:28 von Issi »

Offline felixs

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #77 am: 5.11.2017 | 17:42 »
"Deutlich" mehr Übereinstimmung ist halt eine vollkommen nichtssagende Worthülse.
Darum meine baseline mit der strafrechtlichen Relevanz.

Keineswegs. Man kann darüber diskutieren, wie weit "deutlich" gehen sollte, bzw. wie das zu füllen ist. "Allgemein" ist nicht das gleiche wie "beliebig". "Deutlich mehr Übereinstimmung" ist hier ein allgemeiner Ausdruck, weil man natürlich nicht für jeden individuellen Fall festlegen kann, was genau das ist. Das hat diese Diskussion hier doch gezeigt. Und dass es dabei nicht um beliebiges geht, wurde auch (für mich) ausreichend gezeigt.
Aber Du führst ja selber unten dann "Hygiene" an - das geht doch über strafrechtliche Relevanz weit hinaus.
Mir fallen übrigens andererseits eine ganze Menge potentiell strafrechtlich relevante Dinge ein, die ich problemlos tolerieren würde.

Wenn ich mich mit Rollos treffe ist (von Hygiene abgesehen, die Pflicht ist), das aussehen nun mal ziemlich irrelvant für mich. Ich mag Leute mit denen ich am Spieltisch gut auskomme und dazu gehört für mich erstmal kompatibler RPG-Geschmack. Direkt dahinter ist dann passendes Sozialverhalten. Dazu gehört für mich aber unter anderem ne gewisse liberalität und toleranz. Auf Leute die erstmal mit kleinkariertem"XY will ich aber überhaupt nicht sehen, das hat gefälligst vom Tisch zu verschwinden" anfangen, ohne den Mitspielern überhaupt ne Chance zu geben und zu zeigen ob sie überhaupt störungen produzieren oder nicht, habe ich keinen Bock, selbst wenn ich die Abneigung gegenüber XY zufällig teilen sollte (=> konkretes Beispiel: Raucher und ihre Pausen)

Damit gehe ich völlig konform. Und ich meine, das reicht auch. Wir brauchen doch den Ausflug zum Strafrecht gar nicht.
"Passendes Sozialverhalten" ist genau das, was ich auch mit "deutlich mehr Übereinstimmung als den Verzicht auf strafrechtlich relevante Handlungen" meinte.
Und wo "kleinkariert" dann anfängt und wo "Liberalität" ihre Grenzen hat, ist eben manchmal nicht so einfach. Ich denke aber, dass Du mit "Toleranz" einen guten Begriff eingebracht hast, den man hier gut anwenden kann.

Ich sehe aber darüber hinaus durchaus auch Gründe für oder gegen Mitspieler, die nicht direkt mit Rollenspiel zu tun haben und die ich auch nicht im Bereich des persönlichen Geschmacks sehen möchte. Mit Menschen, die einen Lebenswandel führen, der mich moralisch abstößt (mein sittliches Empfinden verletzt), möchte ich nicht spielen.
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Offline YY

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #78 am: 5.11.2017 | 17:44 »
Darum meine baseline mit der strafrechtlichen Relevanz.

Das funktioniert mMn in beide Richtungen nicht - zum Einen gibt es straftrechtlich relevante Sachen, die mir egal wären/sind und zum Anderen strafrechtlich irrelevante Sachen, die absolutes Ausschlusskriterium sind.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline D. Athair

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #79 am: 5.11.2017 | 18:44 »
Was die Studie angeht:
Halte ich immer noch für Murks und fällt für mich ohne eine ausreichende Menge an ähnliche gearteten Studien hier drunter:
https://www.nature.com/news/over-half-of-psychology-studies-fail-reproducibility-test-1.18248
Also Totschlagargumentation ohne sachliche Begründung. Chapeau!

Das Handyverbot wird mit der Unterscheidung zwischen spielweltbezogener und unbezogener Ablenkung noch komischer.
Wenn ich ein Ausrüstungsbuch lese ist das akzeptabel, wenn ich auf dem Handy im Systemwiki oder nem THemenbezogenen Forum was rumstöbere oder mir dortdie Bücher als PDF ansehe, hingegen vollkommen schlimm?
Beim Handy besteht grundsätzlich ein Nachvollziehbarkeits-Problem. Wenn ersichtlich ist, dass du dein Handy nur dafür her nimmst (und nicht nebenzu woanders unterwegs bist), dann wäre das für mich vergleichbar mit dem "Ausrüstungsbuch". Das ist auch der Grund, warum ich Tablets für unproblematischer halte. Da sieht man aus den Augenwinkeln, was die Person macht. Ist natürlich nur nötig, wenn die Person nicht mitteilt, dass sie was nachschlagen will. (An Kontrolle und Nachvollzieharkeit sieht man ganz gut: Es geht um Regeln - also eigentlich um die Einhatung des Gruppenvertrags.)


Finde ich schräg und imho scheint da irgendwo ne gewisse Technikfeindlichkeit durch.
Nope. Nur ne Ablehnung gegenüber "always online", "immer erreichbar" (auch in Meetings, bei RSP-Terminen, während nem Familienfest, ...) und [hab ich vergessen - wird reineditiert]. Das ist keine Absage an "die Technik" sondern an damit verbundenem unangemessen Verhalten.

Was natürlich auch sein kann: Dass der Rollenspielabend in der Runde als analoges Hobby (und als bewusste Auszeit von Internet & Co) verstanden wird. Dann ist Digitalkram natürlich per Gruppenvertrag vom Gebrauch ausgeschlossen. Das muss aber jede Runde für sich selbst klären.
« Letzte Änderung: 5.11.2017 | 18:46 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Eulenspiegel

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #80 am: 5.11.2017 | 19:02 »
Beim Handy besteht grundsätzlich ein Nachvollziehbarkeits-Problem.
Wenn du es nicht nachvollziehen kannst, dann kann es dir doch egal sein.

Wenn jemand laut den neusten Song summt, dann ist das störend, aber man kann auch ganz gut nachvollziehen, dass die Person summt.
Wenn man die Aktion jedoch nicht nachvollziehen kann, dann stört die Aktion auch nicht.

Zitat
An Kontrolle und Nachvollzieharkeit sieht man ganz gut: Es geht um Regeln - also eigentlich um die Einhatung des Gruppenvertrags.
Daran sieht man vor allem ganz gut, dass dieser Gruppenvertrag überregelt ist.
« Letzte Änderung: 5.11.2017 | 19:09 von Eulenspiegel »

Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #81 am: 5.11.2017 | 19:53 »
Schön konstruiertes Beispiel.
Den Käse riechst du von Anfang an. Von meinem Handy in der Hosentasche merkst du aber erst mal nichts. Eventuell auch nie.
Das hängt nun vom Käse ab. Wenn ich vom Handy nichts merke, ist es wie ich später geschrieben habe auch egal. Je nach Käse passt das Beispiel also gut: Es geht darum, dass es Dinge in deiner Tasche gibt, die andere doch betreffen — und damit etwas angehen.

Zitat
Und "beeinflussen" ist halt auch so ein nichtssagender Begriff.
Wenn mich deine Piercings in der Nase und deine politischen (aber strafrechtlich nicht relevanten) Patches oder dein Tanktop oder dein Minirock negativ in meiner Konzentrationsfähigkeit beinflussen, konstituiert das dann auch einen anspruch darauf, dass du daran was änderst?
Du hast keinen Anspruch darauf. Aber wenn du merkst, dass du dich dadurch nicht konzentrieren kannst, kannst du mich bitten, das zu ändern. Wenn ich das dann nicht mache, einfach weil ich finde, dass dich das nicht angeht (will heißen: Ohne ersichtlichen Grund), brauche ich mich nicht zu wundern, wenn du nicht mehr mit mir spielen willst.

Beispiel: Wenn wir mit überzeugten Christen spielen würden, für die ein "Gott ist tot"-T-Shirt problematisch ist, würde ich so ein T-Shirt nicht anziehen — auch wenn es mir persönlich lieb ist.

Zitat
Das geht aber in beide Richtungen und dazu gehört auch, eigene Phobien (Handies? Ditte braucht doch keiner!) mal ein bissl zurückzuschrauben und sein Gegenüber nicht wie ein kleines Kind zu bevormunden.
Ich nehme mal an, dass du mit "Phobie" meinst, dass andere überreagieren (wenn es eine echte Phobie ist, dann ist es etwas, das der andere nicht ändern kann. In dem Fall wärst du meiner Meinung ganz klar am Zug, das Handy wegzulassen).
Zitat
Ich kann jeden verstehen der bei Problemspielern REAKTIV Störfaktoren vom Tisch verbannt.
Ich finde es deutlich einfacher, gemeinsame Regeln zu haben, an die sich alle halten. Das vermeidet es, jemandem das Stigma "Problemspieler" anzuhängen. »DU kannst nicht mit deinem Handy umgehen, deswegen musst DU es weglassen, aber wir anderen haben es alle zur Hand.«
Zitat
Wer das aber proaktiv macht UND dabei noch nen extremen Bias walten lässt

Da sind aber nicht die Handys das Problem, sondern evtl. mangelnde Erziehung und/oder fehlendes Interesse an der Spielsitzung.
In jedem vorherigen Jahr waren die Spieler in den Pausen weiterhin in der Gruppe. Erst nachdem sie die App hatten, waren sie in den Pausen nur noch in der App.

Wenn das Handy vorher tolle Spieler zu Problemspielern macht, ist die Lösung einfach: Handy weglassen. Wenn das dann funktioniert zeigt es, dass das Handy wirklich das Problem war.

Wenn das schon häufiger passiert ist: In der Gruppe Handies ganz weglassen. Dann kommt das Problem gar nicht erst auf.

Mir ist allerdings nicht klar, wie du darauf kommst, dass Leute einen extremen Bias walten lassen. Dafür müssten sie entweder Handies weglassen ohne mit ihnen negative Erfahrungen gemacht zu haben, oder andere Sachen zulassen, mit denen sie negative Erfahrungen gemacht haben.

Wenn sie negative Erfahrungen mit Handies gemacht haben und auch andere weglassen, mit denen sie negative Erfahrungen gemacht haben, dann ist das kein Bias.

Der Hauptbias, den ich sehe, ist dass sich bei Handies viele Leute massiv aufregen, wenn sie sie weglassen sollen. Das geht so weit, Unbekannten mangelnde Erziehung oder fehlendes Interesse an der Spielsitzung anzudichten.
Zitat
Ich nehme dir aber nicht ab dass die sich ohne Handy signifikant produktiver verhalten würden.
Du gehst also davon aus, dass du für dich Unbekannte besser einschätzen kannst, als Leute, die schon oft mit ihnen gespielt haben — sowohl mit als auch ohne Handy?  wtf?
Zitat
Das Handyverbot wird mit der Unterscheidung zwischen spielweltbezogener und unbezogener Ablenkung noch komischer.
Wenn ich ein Ausrüstungsbuch lese ist das akzeptabel, wenn ich auf dem Handy im Systemwiki oder nem THemenbezogenen Forum was rumstöbere oder mir dortdie Bücher als PDF ansehe, hingegen vollkommen schlimm?
Das ist das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe.
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Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #82 am: 5.11.2017 | 20:17 »
Mir gehen Raucher am Spieltisch auch tierisch auf den Zeiger. Trotzdem können die gerne ihre regelmäßige auszeit nehmen, solange es nicht grad mitten im Satz ist. Ja, es unterbricht den Spielfluss, ja es unterbricht die Konzentration, ja es ist ungesund und zwar für alle beteiligten, selbst wenn auf dem Balkon geraucht wird.
Trotzdem kein Grund den Suchtis ihren Tabakkonsum zu verbieten.
Eigentlich ist das ein tolles Beispiel. Ich würde auch keinem Raucher verbieten zu rauchen. Handies lassen sich genauso handhaben: Klar kannst du dein Handy nehmen, aber bitte nicht im Raum. Zum telefonieren, WhatsApps checken, usw. kannst du ja genauso kurz aus dem Raum gehen wie zum Rauchen — und musst dafür nichtmal auf den Balkon, ein Nebenzimmer reicht schon.
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Offline Chiarina

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #83 am: 5.11.2017 | 20:26 »
Ich mag Handys nicht. Ich habe ein uraltes Ding, mit dem man nicht ins Netz kommt. Wenn ich einen Autounfall habe oder sonst irgendetwas in der Richtung, kann ich jemanden anrufen. Ansonsten brauche ich das Ding nicht. Zuhause habe ich am Festnetzanschluss einen Anrufbeantworter. Wer mich erreichen will, kann da drauf quatschen oder mir ´ne email schreiben.

In meinen Rollenspielrunden tauchen Handys nicht besonders oft auf. Manchmal hat jemand Probleme zu Hause und schaut öfter mal drauf. Wenn die Frau "Hilfe" schreibt, geht er eben mal gerade hinaus und telefoniert einen Moment mit ihr. So etwas passiert ziemliich selten und in dem Rahmen stört´s mich eigentlich nicht.

Es gibt nur eine Spielerin, bei der mich die Technik nervt, und die hat ein Tablet dabei, mit dem sie öfter irgendwelche bescheuerten Spielchen macht. Das tut sie nicht, weil die Szene "langweilig" wäre, sondern schlicht und einfach deshalb, weil sie "nicht dran" ist. Das nervt mich schon, denn ob spannend oder langweilig: es geschieht etwas im Spiel, was ihr später, wenn sie wieder "dran" ist, nochmal erzählt werden muss. Kann ich ehrlich gesagt drauf verzichten! Ich habe einmal gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn sie damit aufhören würde. Das passiert aber nicht. Jetzt kann ich entweder sagen, dass ich dann eben nicht mehr mit ihr spiele oder ich muss es wohl akzeptieren. Leider mag ich die Spielerin sehr und finde auch, dass sie in anderen Punkten eine Bereicherung für die Runde ist. Tja.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Eulenspiegel

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #84 am: 5.11.2017 | 20:28 »
@ArneBab
Alle x Minuten aufstehen und den Raum verlassen ist für dich weniger störend als alle x Minuten einen kurzen Blick aufs Handy zu werfen?

Offline Issi

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #85 am: 5.11.2017 | 20:54 »
@ArneBab
Alle x Minuten aufstehen und den Raum verlassen ist für dich weniger störend als alle x Minuten einen kurzen Blick aufs Handy zu werfen?
Kennst Du denn jmd der wegen Handy Sucht alle X Minuten den Raum verlassen muesste?
Könnte mir ehrlich gesagt schwer vorstellen mit so jmd. zu spielen. Egal ob mit oder ohne rausgehen.
Der wäre ja so oder so nie wirklich da.

Bei Rauchern klappen Raucher Pausen ganz gut. 2-3 pro Sitzung.
Sowas würde ich Handy Suchtlern dann auch vorschlagen.
Das immer drauf schauen müssen, stelle ich mir echt als Qual vor.
Es gibt ja Leute, die beruflich oder wegen Kindern auf Abruf sein müssen. Aber wenn es nicht aus Pflichtgefuehl ist,  sondern schon Zwang, dann ist das für die betroffene Person sicher belastend.

Ich würde hier den Betroffenen mal raten, das Ding einfach Zuhause zu lassen und mal auszuprobieren ob man es für einen Abend aushält. Egal bei was,  muss nicht mal Rollenspiel sein. Einfach so zum Selbsttest.

Ich denke auch wenn man Ding schon bei sich hat, ist die Versuchung sich damit zu beschäftigen auch echt groß. Man kann soviel damit machen: Kontakte pflegen, Spiele spielen und und und. -Und diese Beschaeftigung entspannt sicher auch kurzfristig.- Da immer zu widerstehen ist nichts für Weicheier. Erst Recht nicht, wenn es die anderen auch so machen.
« Letzte Änderung: 5.11.2017 | 21:59 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #86 am: 5.11.2017 | 21:21 »
@ArneBab
Alle x Minuten aufstehen und den Raum verlassen ist für dich weniger störend als alle x Minuten einen kurzen Blick aufs Handy zu werfen?
Wenn X im Rahmen von über 60 Minuten liegt, ja, aus mehreren Gründen:

  • Aufstehen passiert eher in Spielpausen — auch Raucher unterbrechen ja nicht gerade im spannendsten Augenblick.
  • Das kurz gucken zieht oft mehr nach sich (z.B. noch kurz antworten) und wird leicht mehr. Ich erinnere mich an eine 10 Stunden Runde, in der jemand durchgehend etwa alle 5 Minuten getippt hat. Stattdessen wäre ein einzelnes 15 Minuten Telefongespräch weitaus weniger störend gewesen. Aber alle 5 Minuten tippen fühlt sich für den Tippenden weniger invasiv an (er ist ja körperlich noch da), obwohl es das Spiel mehr stört.
  • Wenn mehrere Leute es machen, koordinieren sie ihr rausgehen eher. Wenn jemand aufs Handy schaut, macht das zwar auch leicht noch jemand zweites, aber das fühlt sich dann nicht nach "ich habe aufs Handy geschaut" an, so dass ich davon ausgehe, dass die Frequenz höher ist, was zum vierten Punkt führt:
  • Ich will, dass die Leute, die aufs Handy schauen, merken, dass sie für die anderen das Spiel unterbrechen. Ich kenne das nämlich vom Rechner: Mal kurz am Rechner was schauen geht ganz schnell (auch wenn 5 Minuten binnen Augenblicken weg sind), aber für andere ist man nie ganz da — weil andere die Zeit als Abwesenheit wahrnehmen, in der man durch den Rechner beschäftigt ist, man selbst aber nicht, weil man ja zu tun hat. EDIT: das mit dem Rechner passiert mir selbst und ich finde es im nachhinein dann doof von mir.


Wenn x kürzer als eine Szene ist (z.B. < 30 Minuten) und dadurch das Aufstehen mehr stört als aufs Klo oder Rauchen zu gehen, dann ist x für meinen Geschmack deutlich zu klein. Wenn du das Gefühl hättest, dann ständig rausgehen zu müssen, dann schaust du zu oft aufs Handy.

Wenn jemand für Notfälle erreichbar sein muss, spricht für mich allerdings nichts dagegen, das Handy halt laut gestellt zu haben — so eingestellt, dass nur die Notfälle hörbar sind, dann aber sicher und sofort. Auch wenn jemand eine einzelne Benachrichtigung am Abend braucht, z.B. um Medizin zur richtigen Zeit zu nehmen, ist das überhaupt kein Problem.

Das Problem für mich ist, dass man mit immer-mal-wieder-kurz-aufs-Handy-schauen keine 2 Stunden am Stück hat, in denen alle am Tisch einfach nur zusammen am Tisch sind und nicht noch irgendwo anders. Es fehlt mir die durchgehende Anwesenheit und Aufmerksamkeit für die anderen.

Ich genieße auch ganze Wochenenden, an denen man die ganze Zeit wirklich zusammen ist, und halt wirklich für ein paar Tage in einer eigenen Welt. Dabei zwei oder dreimal am Tag kurz rauszugehen, um zu telefonieren oder zu schreiben, stört nicht. Über das Handy die Welt reinzuholen während die anderen dabei sind stört dagegen — obwohl man körperlich da ist. Es stellt sich nicht das gleiche Gefühl von einer besonderen, für das gemeinsame Spiel reservierten Zeit ein.
« Letzte Änderung: 5.11.2017 | 21:37 von ArneBab »
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
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Eulenspiegel

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #87 am: 5.11.2017 | 22:41 »
Kennst Du denn jmd der wegen Handy Sucht alle X Minuten den Raum verlassen muesste?
Nein, müssen muss das niemand. Aber bei einem Hobby geht es in der Regel auch nicht um Zwang, sondern um Spaß haben und sich nicht langweilen.

Ich empfinde "aufs Handy schauen" weniger störend als "rausgehen".

Zitat
Bei Rauchern klappen Raucher Pausen ganz gut. 2-3 pro Sitzung.
Sowas würde ich Handy Suchtlern dann auch vorschlagen.
Du missverstehst etwas!

Raucher rauchen nicht, weil ihnen langweilig ist, sondern weil sie süchtig sind.
Handy-Nutzer nutzen das Handy nicht, weil sie süchtig sind, sondern weil ihnen langweilig ist.

Es macht also Null Sinn, eine Handy-Pause einzuführen. Die Spieler wollen ja nicht aufs Handy schauen, wenn Pause ist. In der Pause will man quatschen. Die Handy-Nutzer wollen auf das Handy schauen, wenn eine langweilige Szene ist.

Aufstehen passiert eher in Spielpausen — auch Raucher unterbrechen ja nicht gerade im spannendsten Augenblick.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen:
Aufstehen, um etwas alleine zu tun (z.B. auf Toilette gehen) passiert immer in langweiligen Szenen. In spannenden Szenen möchte man dabei sein. In der Pause möchte man mit den restlichen Spielern quatschen. Also steht man in langweiligen Szenen auf und geht auf Toilette.

Beim Rauchen steht man zwar auch auf und verlässt den Raum, aber das tut man nicht alleine. Hier kann man trotz "auf Balkon rauchen" auch noch quatschen. Daher wird geraucht, wenn eine Pause ist oder wenn eine Szene ist, in der gerade kein einziger Raucher involviert ist.

Zitat
Das kurz gucken zieht oft mehr nach sich (z.B. noch kurz antworten) und wird leicht mehr. Ich erinnere mich an eine 10 Stunden Runde, in der jemand durchgehend etwa alle 5 Minuten getippt hat. Stattdessen wäre ein einzelnes 15 Minuten Telefongespräch weitaus weniger störend gewesen. Aber alle 5 Minuten tippen fühlt sich für den Tippenden weniger invasiv an (er ist ja körperlich noch da), obwohl es das Spiel mehr stört.
Und jetzt stelle dir mal vor, die Person wäre alle 5 Minuten aufgestanden und hätte den Raum verlassen.

Zitat
Wenn mehrere Leute es machen, koordinieren sie ihr rausgehen eher. Wenn jemand aufs Handy schaut, macht das zwar auch leicht noch jemand zweites, aber das fühlt sich dann nicht nach "ich habe aufs Handy geschaut" an, so dass ich davon ausgehe, dass die Frequenz höher ist, was zum vierten Punkt führt:
Die Koordination erfolgt nur, wenn man rausgeht, um etwas gemeinsam zu machen (z.B. gemeinsam rauchen). Wenn man jedoch rausgeht, um etwas alleine zu machen (Toilette, Handy), dann wird das nicht koordiniert.

Zitat
Ich will, dass die Leute, die aufs Handy schauen, merken, dass sie für die anderen das Spiel unterbrechen.
Für die anderen wird doch nur das Spiel unterbrochen, wenn sie auf dich warten.

Beim Aufstehen wird kurz das Spiel unterbrochen, wenn der Rausgehende nicht direkt am Ausgang sitzt, sondern sich erstmal an allen anderen vorbei quetschen muss. Aber beim Blick aufs Handy wird das Spiel für die anderen nicht unterbrochen.

Zitat
Wenn du das Gefühl hättest, dann ständig rausgehen zu müssen, dann schaust du zu oft aufs Handy.
Nein, wenn ich das Gefühl habe, zu häufig rausgehen zu müssen, dann gibt es in dieser Runde zu viele langweilige Szenen.

Nochmal: Solange es spannende Szenen gibt, schaut man auch nicht aufs Handy. Das Handy wird in langweiligen Szenen genutzt.

trendyhanky

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #88 am: 6.11.2017 | 00:00 »
Das hier kann ich voll unterschreiben!

Zitat
Was gar nicht geht sind Leute die sich rausnehmen zu fordern dass Geräte nicht im Raum sein sollen oder ausgeschaltet gehören (lautlos ist ne andere Baustelle und schlicht höflich).
Der Inhalt meiner Taschen geht grundsätzlich (rechtlich relevantes aussen vor) niemanden was an.
Genausowenig wie es irgendwen was angeht, ob und warum die Geräte an oder aus sind.

 :d

Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #89 am: 6.11.2017 | 00:06 »
Raucher rauchen nicht, weil ihnen langweilig ist, sondern weil sie süchtig sind.
Handy-Nutzer nutzen das Handy nicht, weil sie süchtig sind, sondern weil ihnen langweilig ist.
Die Landesmedienanstalt spricht von 8% Suchtgefährdeten Handynutzern unter Jugendlichen — und 21% mit problematischer Nutzung.

Dazu würde ich auch nochmal die Lektüre des Artikels zu Hooked empfehlen: Hooked: Building Value with Addiction.

Suchterzeugung ist das Ziel vieler erfolgreicher Apps.
Beim Rauchen steht man zwar auch auf und verlässt den Raum, aber das tut man nicht alleine. Hier kann man trotz "auf Balkon rauchen" auch noch quatschen. Daher wird geraucht, wenn eine Pause ist oder wenn eine Szene ist, in der gerade kein einziger Raucher involviert ist.
Das wäre meiner Ansicht nach beim Handy auch das Ideal. Beim Smartphone könnte das klappen, wenn sie sich Sachen zeigen wollen.
Und jetzt stelle dir mal vor, die Person wäre alle 5 Minuten aufgestanden und hätte den Raum verlassen.
Der Punkt hier ist: Das wäre sie nicht. Sie wäre aufgestanden, hätte den Raum verlassen, hätte dann telefoniert und wäre recht bald wieder zurück gewesen — und von da ab wahrscheinlich kontinuierlich präsent gewesen. Am Telefon geht das gleiche Gespräch nämlich deutlich schneller.
Für die anderen wird doch nur das Spiel unterbrochen, wenn sie auf dich warten.
Das stimmt so zumindest bei Gesprächen meiner Erfahrung nach nicht.

Ich beobachte seit Jahren auf Bahnfahrten, wie Gespräche sich verändern, wenn ein Handy rausgeholt wird. Üblicherweise brechen sie ein. Leute reden weniger, und die Person am Handy antwortet mit ~1s Verzögerung, antwortet aber noch. Diese Verzögerung reicht allerdings, um das Gespräch Stück für Stück sterben zu lassen.

Will heißen: Wenn du nicht völlig draußen bist, warten viele Leute bis du wieder da bist. Sie nehmen Rücksicht auf dich, um dich dabei zu haben.

Schau doch mal bei der nächsten Runde, was passiert, wenn du in einer Situation, in der du nicht völlig draußen bist, so tust, als würdest du auf deinem Handy was schauen.
Nein, wenn ich das Gefühl habe, zu häufig rausgehen zu müssen, dann gibt es in dieser Runde zu viele langweilige Szenen.
Dann gibt es für dich kein Problem: Du müsstest in guten Runden (mit nicht *zu vielen* langweiligen Szenen) nicht zu häufig rausgehen.
Nochmal: Solange es spannende Szenen gibt, schaut man auch nicht aufs Handy. Das Handy wird in langweiligen Szenen genutzt.
Die Diskussion dazu, was diese Szenen langweilig macht und ob das Handy zu der Langeweile beiträgt, die es dann erträglich macht, hatten wir hier schon.
« Letzte Änderung: 6.11.2017 | 00:08 von ArneBab »
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
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Eulenspiegel

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #90 am: 6.11.2017 | 21:14 »
Der Punkt hier ist: Das wäre sie nicht. Sie wäre aufgestanden, hätte den Raum verlassen, hätte dann telefoniert und wäre recht bald wieder zurück gewesen — und von da ab wahrscheinlich kontinuierlich präsent gewesen. Am Telefon geht das gleiche Gespräch nämlich deutlich schneller.
Kommt natürlich darauf an, wieso sie so viel gechattet hat:
War das wirklich nur eine Person und war es wirklich das Thema des Chats, wegen dem sie so viel gechattet hat: Dann ja, dann wäre ein einziges Telefonat wahrscheinlich die bessere Alternative.

Wenn sie jedoch mit mehreren Leuten gechattet hat, würden mehrere Telefonate wahrscheinlich recht lange dauern.
Wenn der Chat aus vielen Status-Updates bestand ("Es sieht so aus." 10 Minuten später: "Jetzt sieht es so aus."), dann würde ein Telefonat auch nichts bringen und man hätte alle 10 Minuten ein Mini-Telefonat.
Wenn sie einfach nur gechattet hat, um sich abzulenken, hätte ein Telefonat noch weniger daran geändert.

Zitat
Das stimmt so zumindest bei Gesprächen meiner Erfahrung nach nicht.

Ich beobachte seit Jahren auf Bahnfahrten, wie Gespräche sich verändern, wenn ein Handy rausgeholt wird. Üblicherweise brechen sie ein. Leute reden weniger, und die Person am Handy antwortet mit ~1s Verzögerung, antwortet aber noch. Diese Verzögerung reicht allerdings, um das Gespräch Stück für Stück sterben zu lassen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Person mit Handy sich weniger am Gespräch beteiligt, die anderen darauf aber keine Rücksicht nehmen, sondern sich mit normalen Tempo ohne den Handy-Nutzer weiterunterhalten.
Wenn der Handy-Nutzer dann fertig ist, hört er ein paar Sätze der Unterhaltung zu, um wieder reinzukommen, und steigt dann wieder in die Diskussion ein.

Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #91 am: 6.11.2017 | 23:45 »
Kommt natürlich darauf an, wieso sie so viel gechattet hat:
War das wirklich nur eine Person und war es wirklich das Thema des Chats, wegen dem sie so viel gechattet hat: Dann ja, dann wäre ein einziges Telefonat wahrscheinlich die bessere Alternative.
Ja, war es.
Zitat
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Person mit Handy sich weniger am Gespräch beteiligt, die anderen darauf aber keine Rücksicht nehmen, sondern sich mit normalen Tempo ohne den Handy-Nutzer weiterunterhalten.
Wenn der Handy-Nutzer dann fertig ist, hört er ein paar Sätze der Unterhaltung zu, um wieder reinzukommen, und steigt dann wieder in die Diskussion ein.
Es ist spannend, wie sich das unterscheidet. Wie groß waren die Gruppen in deinem Fall ungefähr? Bei Gruppen in der Bahn sind es selten mehr als 4 Leute.
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Offline D. Athair

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #92 am: 6.11.2017 | 23:58 »
Raucher rauchen nicht, weil ihnen langweilig ist, sondern weil sie süchtig sind.
Handy-Nutzer nutzen das Handy nicht, weil sie süchtig sind, sondern weil ihnen langweilig ist.
Das ist ziemlich falsch. 1. Als Pauschalaussage und 2. gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Sucht und Langeweile (nachzulesen z.B. bei Erich Fromm).
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Offline Darius der Duellant

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #93 am: 7.11.2017 | 02:03 »
Das funktioniert mMn in beide Richtungen nicht - zum Einen gibt es straftrechtlich relevante Sachen, die mir egal wären/sind und zum Anderen strafrechtlich irrelevante Sachen, die absolutes Ausschlusskriterium sind.

Für dich mags nicht funktionieren, für mich (wahrscheinlich), schon. Zudem, baseline. Kannst ja darauf weiter aufbauen.


Also Totschlagargumentation ohne sachliche Begründung. Chapeau!
 Beim Handy besteht grundsätzlich ein Nachvollziehbarkeits-Problem. Wenn ersichtlich ist, dass du dein Handy nur dafür her nimmst (und nicht nebenzu woanders unterwegs bist), dann wäre das für mich vergleichbar mit dem "Ausrüstungsbuch". Das ist auch der Grund, warum ich Tablets für unproblematischer halte. Da sieht man aus den Augenwinkeln, was die Person macht. Ist natürlich nur nötig, wenn die Person nicht mitteilt, dass sie was nachschlagen will. (An Kontrolle und Nachvollzieharkeit sieht man ganz gut: Es geht um Regeln - also eigentlich um die Einhatung des Gruppenvertrags.)

Was natürlich auch sein kann: Dass der Rollenspielabend in der Runde als analoges Hobby (und als bewusste Auszeit von Internet & Co) verstanden wird. Dann ist Digitalkram natürlich per Gruppenvertrag vom Gebrauch ausgeschlossen. Das muss aber jede Runde für sich selbst klären.

Die sachliche Begründung ergibt sich aus der Kombination meines Links und meines Kommentars.
Noch mal eindeutiger: Eine einzelne Studie aus einem Bereich der ein extremes Problem mit der Verifizierbarkeit hat, ist für mich als Argument um irgendwas zu untermauern nicht sonderlich hilfreich.
Das gilt dann um so mehr wenn man a) in anderer Leute Privatsphäre eindringt und b) die Studie selbst unter der Annahme dass sie nicht vollkommener Murks ist, für das Argument nicht viel taugt weil zwischen ner konstruierten Situation und ner praktischen in der deutlich mehr Faktoren gegenseitig wirksam sind, doch ein kleiner Unterschied besteht.

Was das Nachvollziehabrkeitsproblem angeht:
Das ist genau der Punkt der mich ziemlich angrätzt.
Ich find es ziemlich unfein, sich rauszunehmen andere Leute zu kontrollieren, bezüglich dem was sie am Spieltisch machen (Cheatereien und so mal aussen vor).
Wenn sich der Störfaktor erst durch ein hinterherspionieren ergibt, sind wir wieder beim von mir oben angeführten Bias.
Das Problem ist dann offensichtlich nicht, dass ein bestimmtes Gerät am Spieltisch verwendet wird, sondern dass das Gerät auf eine Art benutzt wird, die dir persönlich nicht taugt. Und da muss ich sagen:
Ja, Pech. Geht dich nichts an.

Zitat
Nope. Nur ne Ablehnung gegenüber "always online", "immer erreichbar" (auch in Meetings, bei RSP-Terminen, während nem Familienfest, ...) und [hab ich vergessen - wird reineditiert]. Das ist keine Absage an "die Technik" sondern an damit verbundenem unangemessen Verhalten.

Ich sehe da schon ne gewisse persönliche Ablehnung der technisierten Welt, die dann von anderen Leuten ebenfalls eingefordert wird.



Eigentlich ist das ein tolles Beispiel. Ich würde auch keinem Raucher verbieten zu rauchen. Handies lassen sich genauso handhaben: Klar kannst du dein Handy nehmen, aber bitte nicht im Raum. Zum telefonieren, WhatsApps checken, usw. kannst du ja genauso kurz aus dem Raum gehen wie zum Rauchen — und musst dafür nichtmal auf den Balkon, ein Nebenzimmer reicht schon.


Der Raucher muss nur deshalb den Raum verlassen, weil sein Nikotinmuff halt stinkt (was sich auch in Möbeln und Klamotten absetzt) und von einer Unzahl an Studien nachgewiesen auch für die restlichen Anwesenden gesundheitsschädlich ist. Würde er sich stattdessen ein Nikotinpflaster aufkleben, nen Insulininjektor setzen oder sonst was machen das er ohne Gesundheitsgefährdung der anderen am Tisch machen kann, müsste er den Raum nicht verlassen.
Da bin ich nämlich ganz bei Eulenspiegel. Aufstehen und den Raum verlassen stört meinem Empfinden nach DEUTLICH mehr als andere Formen der Ablenkung.
Die Mitspielerin die grad ihrem Freund auf WA zurückschreibt, bemerke ich evtl. gar nicht. Jemanden der vom Tisch aufsteht, dabei mindestens einen Stuhl verrückt, evtl. zwei-drei Türen öffnet/schließt und beim wiederkommen fragt was passiert ist?
Deutlich ablenkender.


Das hängt nun vom Käse ab. Wenn ich vom Handy nichts merke, ist es wie ich später geschrieben habe auch egal. Je nach Käse passt das Beispiel also gut: Es geht darum, dass es Dinge in deiner Tasche gibt, die andere doch betreffen — und damit etwas angehen.


Zitat
Du hast keinen Anspruch darauf. Aber wenn du merkst, dass du dich dadurch nicht konzentrieren kannst, kannst du mich bitten, das zu ändern. Wenn ich das dann nicht mache, einfach weil ich finde, dass dich das nicht angeht (will heißen: Ohne ersichtlichen Grund), brauche ich mich nicht zu wundern, wenn du nicht mehr mit mir spielen willst.

Deine Freiheitsrechte enden nicht dort wo meine Gefühle beginnen.
Nein, "ich kann mich nicht konzentrieren weil du zu kurze Röcke und Metal im Gesicht trägst", ist kein valider Grund um irgendwelche Ansprüche zu stellen.


Zitat
Beispiel: Wenn wir mit überzeugten Christen spielen würden, für die ein "Gott ist tot"-T-Shirt problematisch ist, würde ich so ein T-Shirt nicht anziehen — auch wenn es mir persönlich lieb ist.
Bevor das hier wieder in Christenbashing ausartet: Ich spiele seit 10 Jahren mit überzeugten Christen P&P. Du machst dich mit so nem Hemd allenfalls selbst lächerlich, ne Reaktion wirst du damit kaum provozieren können.

Zitat
.Du gehst also davon aus, dass du für dich Unbekannte besser einschätzen kannst, als Leute, die schon oft mit ihnen gespielt haben — sowohl mit als auch ohne Handy?  wtf?

In diesem ganz konkreten Fall?
Ja schon.
Ist unterm Strich aber irrelevant und führt zu nichts.



Zitat
In jedem vorherigen Jahr waren die Spieler in den Pausen weiterhin in der Gruppe. Erst nachdem sie die App hatten, waren sie in den Pausen nur noch in der App.

Und? Dann ist die App offensichtlich interessanter als die Gruppenkommunikation.
Ist unhöflich, ist evtl. ein Zeichen schlechter Erziehung, wenn man sich im kleinen Rahmen nur mit sich selbst beschäftigt, aber nur weil du ihnen /subjektiv schönere/ Möglichkeiten der Pausenfüllerei verbietest, ändert das nichts daran welchen absoluten Wert die Leute der Pausenkommunikation zusprechen.
Wenn dein Gegenüber lieber in der QuizApp rumdödelt anstatt mit dir zu reden, ist das nicht die Schuld der App, er hat dann wohl einfach keine (oder einfach nur weniger) Lust mit dir (oder den anderen) zu reden. Du kannst ihm dann natürlich so lange Alternativen wegnehmen bis "ich schwätz mit dir" die am wenigsten schlechte Option wird, aber das ist IMHO nur rumgeschustere an Symptomen.


Zitat
Mir ist allerdings nicht klar, wie du darauf kommst, dass Leute einen extremen Bias walten lassen
.

Die Summe an Dingen die die Leute so von sich geben.
Du wirkst auf mich, jetzt mal rein von den Dingen die du hier so geschrieben hast, wie jemand der Handys als notwendiges Übel erachtet und von dieser Haltung ausgehend anderen Verhaltensweisen vorschreiben möchte. Die Abneigung wäre ja auch nicht ungewöhnlich für den Faden. YY mag Smartphones laut eigener Aussage in nem anderen Faden auch nicht, Chiarina hat sich ebenso dazu geäußert.
Ich sehe deine persönlichen Befindlichkeiten aber nicht als ausreichend für einen Eingriff in meine private Lebensführung den ich als ziemlich massiv erachte.

Zitat
Wenn sie negative Erfahrungen mit Handies gemacht haben und auch andere weglassen, mit denen sie negative Erfahrungen gemacht haben, dann ist das kein Bias.

"Ich habe schlechte Erfahrungen mit XY gemacht, darum sollen andere Leute das nicht verwenden" ist in meinen Augen schon ein Bias.
Was das präventive oder reaktive Verbieten angeht:
Da kommen wir nicht auf einen grünen Zweig. Ja, ich würde lieber ner Einzelperson reaktiv was verbieten als der ganzen Gruppe.
Eigentlich würde ich aber nicht mal das machen.
Wenn jemand während des Spielens permanent irgend was anderes macht oder stört, spricht man das eben an und wenn es sich nicht bessert, geht man getrennte Wege.

Um mich über sporadische(!) Ablenkungen jedweder Art ernsthaft zu ärgern ist mir die Zeit zu schade
Ja, es ist nicht toll.
Nein, ich mache deswegen kein Fass auf das über "kannst das bitte ein bissl zurückschrauben?" hinausgeht. So ne Diskussion ernsthaft im RL mit ner Gruppe oder einzelnen Personen führen zu müssen, würde mich mehr ärgern als 2 aktive Nervbolzen in der Gruppe zu haben. Ein finales "Okay, Tschüss!" ist da deutlich nerven- und zeitschonender.

Zitat
Der Hauptbias, den ich sehe, ist dass sich bei Handies viele Leute massiv aufregen, wenn sie sie weglassen sollen. Das geht so weit, Unbekannten mangelnde Erziehung oder fehlendes Interesse an der Spielsitzung anzudichten

Dein Bias zeigt sich mal wieder :)
Es geht mir nicht grundsätzlich ums Handy.
Es geht mir auch nicht grundsätzlich ums Tablet (als sinnvolles Werkzeug am Spieltisch).
Es geht darum dass sich Leute eine Verbotsdeutungshoheit und ein Anrecht auf Erklärungen bezüglich Dingen herausnehmen, die sie nichts angehen.
Das weiter oben angeführte Medikamentenbeispiel geht mir da durch den Kopf.
Ne Mitspielerin (und, hier wichtig, langjährige Freundin, ergo engere Vertrauensbasis) leidet unter multipler Sklerose, die muss relativ regelmäßig ihre Pillen schlucken.
So ne Krankheit betrifft aber dann doch nen ziemlich privaten Bereich der eigenen Lebensführung. Glaubst du ernsthaft, das geht irgend einen Mitspieler aus ner Rollogruppe was an, den man vielleicht seit zwei Wochen kennt? Und sei es nur in der abgeschwächten "ich muss regelmäßig Pillen schlucken, darum brauch ich mein Handy"-Antwortvariante?
Dito was Kinder/Bereitschaft/Notdienst oder sonst welcher Kram der für erhöhtes Kommunikationsaufkommen sorgt, betrifft.


Das einfordern einer Begründung für die Anwesenheit von Geräten des alltäglichen Gebrauchs ist in meinen Augen einfach ein /deutliches/ Überschreiten der eigenen Rechte.



« Letzte Änderung: 7.11.2017 | 02:46 von Darius der Duellant »
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Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #94 am: 7.11.2017 | 09:37 »
Bevor das hier wieder in Christenbashing ausartet: Ich spiele seit 10 Jahren mit überzeugten Christen P&P. Du machst dich mit so nem Hemd allenfalls selbst lächerlich, ne Reaktion wirst du damit kaum provozieren können.
Das waren zwei Bezeichner, nicht einer mit einer Zweitbeschreibung. Christen, die kein Problem mit so einem T-Shirt haben, gehören offensichtlich nicht in die Gruppe der Christen »für die ein "Gott ist tot"-T-Shirt problematisch ist«.

Ich kenne Christen, für die das problematisch wäre.
Zitat
In diesem ganz konkreten Fall?
Ja schon.

Ist unterm Strich aber irrelevant und führt zu nichts.
Das ist deswegen relevant, weil du dich aufregst, wenn andere nicht wollen, dass du beim Treffen das Handy am Tisch hast, und dir gleichzeitig herausnimmst, deren dir unbekannte Freunde besser zu kennen als sie selbst. Du lehnst hier die Ansichten und Erfahrungen von anderen vollkommen ab, selbst dort, wo du fast keine Informationen hast.

Das gibt deiner Argumentation einen Kontext: Sie führt nicht in Richtung Konsens, sondern in Richtung alle müssen sich nach dir richten.

Was seltsam ist, weil du ja gerade nicht willst, dass dir etwas vorgeschrieben wird. Du willst nicht, dass dir jemand sagt, du sollst dein Handy beim gemeinsamen Spiel draußen lassen, willst aber gleichzeitig anderen vorschreiben, was sie in ihren Runden an Regeln aufstellen dürfen.
Zitat
Du wirkst auf mich, jetzt mal rein von den Dingen die du hier so geschrieben hast, wie jemand der Handys als notwendiges Übel erachtet und von dieser Haltung ausgehend anderen Verhaltensweisen vorschreiben möchte.
Du liegst falsch.

Berücksichtige das bitte für deine weiteren Versuche, Schlüsse aus begrenzten Informationen zu ziehen.
Zitat
Ich sehe deine persönlichen Befindlichkeiten aber nicht als ausreichend für einen Eingriff in meine private Lebensführung den ich als ziemlich massiv erachte.

Es geht darum dass sich Leute eine Verbotsdeutungshoheit und ein Anrecht auf Erklärungen bezüglich Dingen herausnehmen, die sie nichts angehen.
Diese zwei Punkte zusammen sollten dir reichen, um selbst herauszufinden, dass deine Argumentation nicht mit sich selbst konsistent ist.

Um eine konsistente Linie zu finden, müsste ich annehmen, dass du Befindlichkeiten von anderen keinen Wert beimisst, deinen eigenen aber einen sehr hohen. Das fände ich aber keine gute Grundhaltung — weder für eine Diskussion, noch für eine Freundschaft oder eine gemeinsame Rollenspielrunde. Daher nehme ich lieber an, dass du die Inkonsistenz nicht gesehen hast.
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Offline ArneBab

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #95 am: 7.11.2017 | 11:23 »
Das einfordern einer Begründung für die Anwesenheit von Geräten des alltäglichen Gebrauchs ist in meinen Augen einfach ein /deutliches/ Überschreiten der eigenen Rechte.
Nochmal grundlegender. Was ich in deinen Beiträgen sehe ist, dass du nicht willst, dass dir jemand grundlose Vorschriften macht. Und je mehr du von solchen Vorschriften deine privaten Angelegenheiten betroffen siehst — je mehr deren Auswirkungen dein Selbst betreffen — desto stärker stören sie dich.

Das ist eine Haltung, die ich gut verstehe und nachfühlen kann.

Ich würde auch nicht wollen, dass mir jemand verbietet, in einer roten Hose zur Rollenspielrunde zu kommen oder beim Spielen meinen Ehering zu tragen. Ich sehe nur wenige Gründe, beim Spielen eine rote Hose oder einen Ehering zu verbieten (Beispiele: bei einer Runde, zu der alle der Stimmung wegen in Schwarz kommen, könnte eine leuchtend rote Hose störend sein, und wenn jemandem gerade die Ehe zerbrochen wäre, könnte es unerträglich sein, dass die ganze Zeit der Ehering an meinem Finger glänzt), daher wäre das für mich eine inakzeptable Einschränkung meines Selbstausdrucks.

Bei Handies gibt es dagegen einige konkrete Gründe, die gegen ihre Nutzung am Spieltisch sprechen (und wenn die Studie zur kognitiven Kapazität stimmt, sogar gegen ihre Anwesenheit).

Du hast auch bereits mehrere Begründungen für die Ablehnung von Handies am Spieltisch bekommen, lehnst diese Begründungen aber ab. Das ist natürlich dein Recht: Was du akzeptierst oder nicht ist alleine deine Sache (es beeinflusst allerdings, wie ernst andere deine Meinung nehmen). Du solltest dir dabei allerdings bewusst sein, dass andere hier bereits in eine Vorleistung gegangen sind (Begründungen liefern), deren Einforderung du für die Nutzung von Handies nicht erlauben willst.

Stell dir mal die Situation vor, dass jemand mit einer Handyphobie in der Runde ist. Jemand, der nicht mitspielen kann, wenn du das Handy am Tisch hast. Willst du einfordern, dass derjenige sich erklären muss, wenn er dich bittet, das Handy draußen zu lassen? Dass derjenige nicht mit jemandem Spielen kann, der das Handy absolut braucht, ist logisch. Es gibt aber einen weiten Graubereich, wie weit man bereit ist, auf andere zuzugehen. Brauchst du das Handy so sehr, dass du es selbst dann nicht draußen lassen würdest, wenn es bedeuten würde, dass einer deiner Mitspieler nicht mehr kommen kann?

(auch das ist natürlich ein Extremfall, so wie medizinische Notwendigkeit des Handies, aber es ist einer, der hierzulande nicht so unglaublich selten auftreten dürfte. Ich habe vor ein paar Jahren auf einer Con erlebt, dass jemand alle Leute an den umliegenden Tischen gebeten hat, die Handies auszuschalten. Würdest du bewusst die Entscheidung treffen, ihm die Anwesenheit auf Cons unmöglich zu machen?)
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Offline Issi

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #96 am: 7.11.2017 | 11:44 »
In der Schule ist es zum Beispiel häufig nicht erlaubt, dass Handys an sind.
Auch hier könnte man sicher viele Dinge damit anstellen z.B. recherchieren oder Langeweile totschlagen, in der Prüfung spicken,
Soziale Kontakte pflegen, auf einen wichtigen Anruf warten etc.
Aber es ist meist nicht erlaubt und muss sogar aus sein.
Ist das jetzt wirklich ein persönlicher Eingrifff in die persönlichen Rechte der Schüler?
Oder steckt vielleicht doch etwas anderes dahinter?

Mir ist klar, dass Schule nicht das Privatleben ist, aber dennoch könnte es ja wichtige Gründe geben, warum es in dieser Situation sinnvoll ist, dass es aus ist.
Es gibt eine Person die spricht und die alle Schüler verstehen sollen. Und umgekehrt.
Es wird ein Thema besprochen, das alle mitkriegen sollen, und sich auch möglichst  beteiligen.

Ein paar Parallen zum Rollenspiel sehe ich da schon.
(Auch wenn der Spielleiter nur ein weiterer Mitspieler ist. Denn man hat eine Gruppensituation in der ein bestimmtes Thema behandelt wird, an dem alle Spieler in gleicherweise beteilt sein sollen.- und es geht auch darum eine Situation zu schaffen, in der das Projekt "Rollenspiel"  seinem Zweck gemäß stattfinden kann)


Warum wird ein solches "Verbot" in der Schule akzeptiert aber in einer Rollenspielrunde nicht?
Die Bedingungen sind teilweise durchaus ähnlich. Es geht um eine Gruppensituation, Es geht um eine gemeinsame Zeit, ein gemeinsames Thema, und um nötige Aufmerksamkeit.
Rollenspiel hat sogar noch den angenehmen Zusatzbonus, dass es sich um eine Gruppensituation handelt, zu der man sich freiwillig entschieden hat.


Edit. Kann ja auch sein, dass sich die Gruppe gemeinsam dazu entscheidet, dass Handys in diesem Kontext nicht stören oder Sinn machen.
Ich würde nur nicht automatisch davon ausgehen, dass es so ist, und mich in meinen persönlichen Rechten verletzt fühlen, wenn es nicht so ist.
« Letzte Änderung: 7.11.2017 | 12:02 von Issi »

Offline Anro

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #97 am: 7.11.2017 | 12:08 »
Guten Tag,

Ich habe als Hintergrund zwei wöchentliche Online und eine monatliche Offline-Runde.

Die Online-Runden sind mit einigen Vereinfachungen gesegnet und es gibt dennoch bei 4/6 Personen immer wieder Situationen, wo der eigene Charakter nicht in der Szene dabei ist, auf der anderen Seite der Bar steht oder anderweitig gehemmt ist.
Das sind Momente, wo ich mir sicher bin, dass meine Freunde sich anderweitig beschäftigen. Ob Sie Lesen, Spielen, Schreiben oder Hanteln stemmen - alles ok für mich. Der Raucher schreibt nicht selten, wenn er absieht "die nächsten 5 Minuten bin ich nicht notwendig", dass er eine Rauchen ist.
Ich denke eher darüber nach, ob mir das nicht sogar BESSER gefällt. Die Spieler bekommen so weniger Wissen, oder nur Halb-Wissen - ebenso wie Ihre Charaktere ja auch.
Was wichtig ist und was ich mir erbete ist dass man auf Zuruf (nahezu) sofort reagiert, weiß, wo sein Charakter ist, sich vielleicht Gedanken gemacht hat, womit er sich beschäftigt hat.
Ich bin es sehr gewohnt, bei Aktionen, die ingame länger dauern die Spieler zu fragen, was Ihre Charaktere währenddessen machen. (Oft ist es einfach nur "Ich versuche stark auszusehen, um den Worten des Face mehr Ausdruck zu verleihen" oder sowas, aber mir ist dennoch wichtig, dass die passiven mit im Bild sind, was gemalt wird.) Dies sollte keine 10 Sekunden "Bist Du da, Nicht, Sowas, dann vielleicht frag ich erstmal, oh da bist Du, also was macht dein Charakter - Wie Du weißt nicht, was gerade ist"-Dialoge beinhalten.
Bisher habe ich sehr viel Glück mit meinen Spielern. Ich bin mir nahezu 100% sicher, dass jeder von denen mal eben nebenbei mit seiner Freundin chattet, seiner Frau redet, Ihrem Freund chattet oder selfies macht.
Wie gesagt, ich glaube, das finde ich sogar gut.

Kommen wir nun zu der Offline-Runde, es ist tatsächlich etwas Anderes. Wie Gähnen ansteckend sein kann, ist auch das checken des Telefons ansteckend und da ich dabei gesehen werde überlegen die Anderen schnell "Sollte ich auch schauen?", "Was checkt der da?", "Wie spät ist es eigentlich?", "Oh, ja eine echte Welt, die gibt es ja auch noch".
Es ist im Allgemeinen nicht ernsthaft schlimm oder suuper ablenkend, vor Allem nicht für SL und aktiven Spieler, die sind mit ihrer aktiven Sache zu abgelenkt, aber die anderen sind dann schnell mal etwas kognitiv belasteter und verführter, als Sie es eigentlich gerne wollen würden.

Ich spiele nur mit Freunden und Neugier ist da nicht so verwerflich, wie es bei euch an einigen Stellen scheinbar empfunden wird.
Fazit:
Ich kann digitale Ablenkung komplett unterstützen, solange der Spieler und Charakter in diesem Moment einen passiven Part einnehmen und sofort wieder mit "voller" Gehirnleistung zur Verfügung stehen & die fiktive Situation präsent haben.

Wenn einige sich ablenken wollen, aber dabei die Fiktion verlieren:
Erklären & Reden - faszinierendes Konzept.


Online gilborn

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #98 am: 7.11.2017 | 17:16 »
Ich würde nicht so weit gehen, Handys am Spiel zu verbieten (nur ein Sith denkt in Extremen  :gasmaskerly:).

Aber wenn der Konsum Überhand nimmt, würde ich fragen ob es nicht möglich ist das Ding wegzulegen und sich wieder auf das Spielgeschehen zu konzentrieren (Gleiches gilt, wenn Kritzeleien oder ähnliches zu viel wird).

Wenn dann lediglich zurück kommt "Dich geht es nichts an was ich mache / mit was ich mich beschäftige" bzw. ein schlichtes "Nö" ist das schon etwas wenig. Ebenso wenn das Ding eine Minute später wieder in der Hand ist.

Natürlich kann ich die Aufmerksamkeit nicht einfordern und ich kann den Anderen nicht dahingehend ändern, dass er das Thema genauso sieht wie ich.
Aber wenn gar kein Entgegenkommen erkennbar ist, wäre es mit der Einsicht verbunden, dass man (zu) unterschiedliche Prioritäten beim Rollenspiel (und wohl allgemein bei gesellschaftlichen Anlässen) hat. Dann sollte man in letzter Konsequenz wohl eine eigene Rollenspielgruppen suchen.

Btw.: Denn treffendsten Satz zum Thema hat meines Erachtens Issi gebracht:
"Ich kann nicht Toleranz von anderen erwarten und gleichzeitig intolerant gegen deren Grenzen sein."

Offline felixs

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Re: Handy am Spieltisch
« Antwort #99 am: 8.11.2017 | 08:37 »
Deine Freiheitsrechte enden nicht dort wo meine Gefühle beginnen.
Nein, "ich kann mich nicht konzentrieren weil du zu kurze Röcke und Metal im Gesicht trägst", ist kein valider Grund um irgendwelche Ansprüche zu stellen.

Was Du nicht zu verstehen scheinst, ist, dass meine Entscheidung, mit wem ich meine Freizeit verbringen möchte, genau von diesen Dingen abhängt.
Während mir Piercings und knappe Bekleidung relativ egal ist, gibt es viele andere Sachen, die mir den Spass an gemeinsamen Aktivitäten vermiesen. Und übermäßige Handynutzung bei den anderen Teilnehmern wäre einer davon.
Darüber kann man dann reden und das müsste sich dann entweder irgendwie lösen lassen, oder ich würde halt nichts mehr mit den Leuten machen.
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