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Reading Challenge 2018

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Lyris:
Ich bin ja eher vor lauter Lesen nicht zum Schreiben gekommen. ;D Da ich hier nicht alle Bücher vorstellen kann/will (und sich auch nicht alle lohnen), mein letztes, Nr. 112. Mit dem ich die 77. von 80 Kategorien meiner Challenge erfüllt habe.
Arthur Escroyne: Der Killer im Lorbeer - Ein Roman, der auf einer realen Person basiert
Arthur Escroyne ist der 36. Earl von Sutherly. Außerdem Keksdosendesigner, professioneller Hobbygärtner und Verlobter der Leiter der Mordkommission von Trench. (Jetzt die Hauptfigur im Buch, aber die Ähnlichkeiten mit Athur Escroyne, dem Autor sind wohl nicht rein zufällig.) Es erschließt sich nicht wirklich warum so ein ländliches Städtchen eine eigene Mordkommission hat, aber gebraucht wird sie, als zuerst eine junge Frau im ortseigenen Heckenlabyrinth und später ihre Arbeitgeberin zu Füssen des Earls Eingangstreppe aufgefunden wird. Neben dem Kriminalfall -der solide konstruiert, aber nicht herrausragend ist- gibt es ganz viel Geschichte über das Leben der beiden Haupt- und einiger Nebenpersonen, eine Portion leicht schrägen Humor und eine ungewöhnliche Erzählperspektive. Erzähler ist Arthur Escroyne höchstpersönlich, aber nicht nur als Ich- sondern auch als allwissender Erzähler, wenn er in der Szene gerade nicht vorkommt. Sehr interessant und unterhaltsam zu lesen, aber definitiv eher leichte Kost.

Der ersten Teil meiner Challenge ist schon lange übererfüllt habe, aber die letzten Kategorien krieg ich jetzt auch noch.
Was den Abschluss von Reihen betrifft: 10 geschafft, 3 neu eröffnet.  ::)
Den Stapel ungelesener Bücher habe ich derzeit ganz gut im Griff, aber sowohl mein als auch meines Sohnes Geburtstag (was in punkto Büchern noch schlimmer ist) stehen diesen Monat noch an. Also steht der explosionsartige Anstieg schon vor der Tür.

Lyris:
Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein). Außerdem 37 von 39 "normalen" Kategorien erfüllt und 5 von 7 zusätzlichen (ich habe hier die Anzahl erhöht, ursprünglich waren es nur 3, aber sie ist immer so enttäuscht, wenn irgendwas nirgendwo mehr passt.  ;D)

Tipp von ihr:
Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere (alle Bände) - Ein Buch aus der Bücherei, Ein Buch mit einem Tier auf dem Cover, Ein Buch, in dem Magie vorkommt, u. a.
Die Wintersteinschule ist eine Schule wie alle anderen. Außer der Klasse von Miss Cornfield. Die ist nicht nur eine ganz ungwöhnliche Lehrerin, sondern hat auch noch einen besonderen Bruder. Mr. Mortimer ist der Inhaber der magischen Zoohandlung und vermittelt nach und nach an jedes Kind in der Klasse ein magisches Tier. Die Tiere können sprechen, allerdings nur mit Ihrem zugehörigen Menschen und Mr. Mortimer. Außerdem erscheinen sie Fremden als Plüschtiere, Dekofiguren oder Schwimmhilfen.
Im Grunde geht es um Kinder mit verschiedensten Problemen: Schüchtern, tollpatschig, überdreht, Ängsten etc. Die Reihe hat zwar grundsätzlich zwei Hauptcharaktere, um die es im ersten Buch auch nahezu ausschließlich geht, aber jeder weitere Band widmet sich 1-2 weiteren Kindern und wie Ihre Tiere ihnen Lebenshilfe geben. Außerdem gibt es die "Nebenreihe" Endlich Ferien!, bei dem jeder Band ein Kind und sein Tier in den Urlaub begleitet. Schön gemacht, nett zu lesen und durchaus lustig (auch für Erwachsene für eine Kleinigkeit zwischendurch).

Menthir:
#18
Astrid Dehe und Achim Engstler - Auflaufend Wasser
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book tied to your ancestry)

Dieses Büchlein ist eine Novelle eines Autorenduos, welches vom Schicksal des Tjark Evers gehört hat und sich schließlich fragte, wie werden wohl seine letzten Stunden gewesen sein?

Zur kurzen Erläuterung, denn dieser Novelle ist es egal, ob man ihren Ausgang kennt. Der eigentliche Ausgang ist schließlich überall zu erfahren, für viele im hohen Norden sowieso bekannt: Tjark Honken Evers ist Steuermann-Azubi und möchte von seiner Lehranstalt zu Weihnachten nach Hause, zum 4. Advent reist er mit einem Boot im tiefen Nebel an, er wird von zwei Ruderern abgesetzt, doch sie alle irren sich. Es ist nicht die beginnende Insel Baltrum, die sie erreicht haben, sondern eine Plat - also eine (Watt-)Sandbank - vor Baltrum. Als die Flut wieder aufläuft, verfasst Tjark Evers einen Abschiedsbrief an seine Familie, bittet Gott um Vergebung und schickt dies in der Zigarrenkiste, die er seinem Vater zu Weihnachten schenken wollte, von seinem Halstuch umbunden, ins Meer. Die Zigarrenkiste wird angespült, von Tjark Evers fehlt jede Spur. Das war Weihnachten 1866.

Astrid Dehe und Achim Engstler bearbeiten diesen Stoff nun auf ihre Art und Weise. Diese ist nicht nur, aber vor allem, eine Introspektion, nicht nur eine Beschreibung des Innenlebens Tjarks, sondern in erster Linie eine Abfolge von Gleichnissen. Tjarks Gedanken wandern immer wieder vom Unvermeidlichen weg, erkennt dann wieder den bevorstehenden Tod, um dann doch wieder davor zu fliehen. Doch die Aussichtslosigkeit führt ihn immer wieder zur selben Erkenntnis. Als die Erkenntnis nicht mehr abzuwenden ist, überlegt er, sich selbst zu ertränken, bevor die Nordsee ihn ertränkt. Ein letztes Aufbegehren, ehe die alles bestimmende See über sein Schicksal verfügt. Doch die Erinnerungen an seine Vorfahren hält ihn davon ab. Tjark verurteilt Gott, sieht ihn zwiegespalten, sieht ihn grundlos wütend und zornig, doch seine Angst treibt ihn doch wieder in Gottes Netz, bittet schriftlich um Gnade. Das Wasser steigt, seine Gliedmaßen verweigern durch das kalte Wasser langsam den Dienst. Tjark wird letztlich schicksalsergeben. Ist es nicht das Schicksal eines Mannes, der das Meer herausfordert, dass er entweder ertrinkt oder steinalt wird? Er vergewissert sich, dass das Meer am Ende doch immer gewinnt, alles letztlich nur dem Meer entliehen ist, stört sich alsdann an priesterlichen Worten, dass wir Menschen aus der Erde kämen und zu ihr zurückkehrten, wo doch alles im Feuchten beginnt. Er ergibt sich der Nordsee. Das Wasser läuft weiter auf. Tjark Evers stirbt.

Die Novelle umfasst knapp 113 Seiten und ist sehr angenehm geschrieben. Eine Weile braucht man, um in die vielen Gleichnissen hineinzuwachsen, der Text ist einem wellenförmigen Fließen nachempfunden und fließt nicht gleichförmig, doch auf seine Weise schon beständig. Wie sich die Gedanken Tjarks auch der Tide gleich formen und wieder abfließen, dann wieder auffließen, ist schon beeindruckend.
Es ist eine kleine Novelle, die bei mir nachwirkt und mir entsprechend gefallen hat.

8 von 10 Punkten.

P.S.: In den letzten Jahren erfreut sich diese Thematik wieder größerer Aufmerksamkeit. Es gibt bspw. auch einen Kurzfilm zu der Geschichte mit Musik vom Schandmaul: Tjark Evers

P.P.S: Für mich Gültigkeit für die Challenge hat das Werk dadurch gewonnen, dass ich den Nachnamen mit dem Protagonisten teile, aus einer Seefahrerfamilie stamme und das letzte mir bekannte Ertrinkende mein eigener Onkel war, auch wenn dieser in der Ostsee ertrank.

Huhn:

--- Zitat von: Lyris am 13.07.2018 | 16:23 ---Liv war auch sehr fleissig. Derzeit 42 gelesene Bücher, wobei wir Comics teilweise mitzählen (Tim und Struppi, Hägar, Petzi - ja. Lustiges Taschenbuch- nein).

--- Ende Zitat ---
Voll cool!  :cheer: Wieso zählen die LTB nicht mit?

Menthir:
#19

David Henry Wilson - Jeremy James oder Elefanten sitzen nicht auf Autos
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with characters who are twins)

Ein weiterer, eher zufälliger Eintrag und der erste, den ich als Vorleser tätige. David Henry Wilson ist ein bekannter, britischer Kinder- und Jugendbuchautor, der eben mit Jeremy James seinen eigenen, fortlaufenden Kinderbuchprotagonisten geschaffen hat. Das oben genannte Werk ist das Erstlingswerk zu dieser Reihe und ist im Jahr 1977 erschienen.

Meine Ex-Schwägerin hat für meinen Neffen die Buchreihe günstig erstanden und so fiel es mir zu, meinem Neffen die Geschichten vorzulesen und ihn beim Lesen lernen zu unterstützen. Gemeinsam haben wir uns an das scheinbare Abenteuer Jeremy James gewagt...

...und es ist in dem Sinne kein Abenteurer geworden, sondern eher eine kleine Milieustudie des missverstandenen Sohnes im elterlichen Alltag. Permanent geht es um die Ängste von Jeremy James, und den eher kleinen Alltagskatastrophen, die seine Eltern verbrechen, weil sie sowohl die Phantasie als auch die Wahrheitsbekundungen des kleinen Jeremy ignorieren. Es sitzt in der Titel-gebenden Geschichte nämlich wirklich ein Elefant auf dem Auto. ;)
Viel mehr als ein freundliches Kinderbuch ist es also fast etwas erschreckend zu lesen, da es eher - einen etwas lieber gestalteten - Alltag eines gemobbten und bisweilen vernachlässigten Jungen wiedergibt, der sich in der "Erwachsenenwelt" nicht so recht zurechtfindet.
Ich musste beim Vorlesen also mehr schlucken als schmunzeln. Peter Pans aufständiger Kampf gegen das Erwachsensein erscheint mir schöner, denn Jeremy James hat am Ende zwar hier und da Spaß, aber kein wirkliche Flucht aus dem schweren Alltag - der jetzt nicht mit dem naturalistischen Verismus eines Cormac McCarthy beschrieben ist, aber doch mehr Eltern aufrütteln denn Kindern bespaßen kann. Selbst wenn seine Eltern ihn nicht verstehen und er in die Nachbarschaft flieht, wird er von den anderen Kindern mehr schikaniert als dass sie mit ihm auf Augenhöhe spielen.

Im West- und Mitteleuropa des 70er Jahre, allerdings auch noch heute, ist es gleichwohl so, dass viele Kinder in Jeremy James und seinen Problemen sicher einen Seelenverwandten treffen können, weshalb ich das Buch darüber gar nicht zu sehr verurteilen möchte und den Ansatz sogar interessant finde.
Ein wirklicher Lesespaß ergibt sich daraus allerdings nicht, auch wenn die eine oder andere Anekdote zum Schmunzeln ist.

Für die Challenge trifft es nur zu, weil in dem Buch eben auch Zwillinge vorkommen, die in Jeremys Alter sind. Einfache Erfüllung des Tatbestandes, gleichwohl keine Protagonisten.

Ich vergebe 4 von 10 Punkten. Meinem Neffen haben die kleinen Geschichten im Übrigen fast gar nicht gefallen. Lediglich der titelbildende Elefant sorgte für Kopfkino, aber auch nur, weil mein Neffe ein kleiner Autonarr ist. ;)

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