Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2018
Huhn:
Wenns an der Aufmachung liegt... es gibt da neuerdings auch diese wahnsinnig toll illustrierten Harry-Potter-Neuauflagen. Um die tanze ich schon seit ner Weile drumherum. Hab grad nicht im Kopf, wie groß oder klein da die Schrift ist, aber es gibt im Inneren jede Menge richtig schöner Illustrationen zum Text. Und den Harry kann auch locker eine 8-Jährige schon lesen. Die Neuauflagen hätten zudem den Vorteil, noch nicht alle vorhanden zu sein... so muss sie auf die nächsten Bände brav warten, wie jede gute Harry-Potter-Leserin. >;D (Mal davon ab, dass zwar die ersten drei Bände problemlos für 8-Jährige gehen... die danach aber eher nicht mehr. Es ist also durchaus sinnvoll, sich mit dem Lesen Zeit zu lassen.)
Lyris:
Vom Hobbit gibt es auch eine Kinder- und Jugendbuchausgabe. Habe ich ihr auch schon vorgeschlagen, aber im Moment hat sie kein Interesse dran.
Was die Harry-Potter-Delux-Ausgabe betrifft. Bei den Preisen schlage ich das höchstens den Großeltern als Geschenktipp vor. Mein Geldbeutel kriegt davon Schnappatmung. Aber zugegeben, ein großer Harry-Potter-Fan bin auch nicht.
Dabei fällt mir ein, das ich ihr das nächst mal, wenn sie ja nix mehr zu hören hat, die Charlie-Bone-Hörbücher in die Hand drücke. Die haben für mich die Erwartung erfüllt, die ich an Harry Potter hatte (und nix wars).
Huhn:
--- Zitat von: Lyris am 20.07.2018 | 15:31 ---Mein Geldbeutel kriegt davon Schnappatmung.
--- Ende Zitat ---
Meiner leider auch. Und vermutlich wäre es auch klüger, lieber meinem Vater die "Familienexemplare" von damals abzuschwatzen. *seufz* Aber die Bilder sind wirklich schön!
Hach... und wie wäre es mit Büchern von Cornelia Funke für Liv? Drachenreiter dürfte doch genau für ihre Altersgruppe geschrieben sein. Und wenns kein Fantasy sein muss - Die wilden Hühner sind einer der Gründe für meinen Forennamen. Ich LIEBE diese Bücher!
--- Zitat ---Abenteuer kann man doch nicht planen wie Ballett oder sowas. Die warten um die Ecke und - zack! - plötzlich sind sie da!
--- Ende Zitat ---
Von den wilden Hühnern gibt es auch diese tolle Hörbuchversion, gelesen von der wundervollen Frau Funke selbst. Und solltet ihr jemals die Gelegenheit haben, sie auf einer Lesung live zu erleben - unbedingt hingehen. Sie liest unglaublich lebendig und mit einer sehr angenehmen Stimme und sie nimmt sich sehr viel Zeit - am liebsten für die vielen Kinder im Publikum. So eine tolle Frau. *schwärm*
Sorry für die vielen ungefragten Ratschläge. Ich lasse anderen so schrecklich gerne meine Lieblingsbücher angedeihen und leider freut sich selten jemand wirklich darüber. *schnüffel*
Lyris:
Drachenreiter haben wir sogar. Gute Idee.
Ach, die wilden Hühner, ja die habe ich auch gern gelesen. Oder vielleicht zuerst diesen Ableger "Die wilden Küken". Ich glaube die sind altersmäßig besser dran. Außerdem kenne ich die auchn noch nicht. ;D Die schreibe ich jetzt mal auf unseren Merkzettel.
Menthir:
Ich nerve euch dann mal unauffällig mit meinem Progress in der Challenge, lasst euch nicht stören. :-*
#20
Andrew Miller - Friedhof der Unschuldigen
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about death or grief)
Zuerst muss der dolle, beiläufige Schreibstil Andrew Millers genannt werden. Er entführt den Leser durch die Straßen von Paris im späten 18. Jahrhundert, glänzt mit vielen beiläufigen Details, als würde man durch die stinkenden Straßen voller Unrat schlendern, und dann vor allem sein Viertel mit jedem Kapitel etwas besser kennen lernen. Dieses detailreiche, aber nicht zu ausladende Erzählen ist ideal geeignet, um einen Mann aus einem dörflichen Bereich der Normandie in die Großstadt kommen und alles bestaunen zu lassen, sich vom Zeitgeist einfangen und wieder ausspucken zu lassen.
Wer also auf eine - manchmal makabre - Entdeckungstour gehen will, liegt mit diesem Buch goldrichtig.
Zuletzt muss der dolle, beiläufige Schreibstil Andrew Millers kritisiert werden, denn er kann sich in den großen Fäden seiner Geschichte nicht so ganz davon trennen und so wirkt das Leben des Ingenieurs Jean-Baptise Baratte eben beiläufig. Ich belege Kritik hier nicht positiv oder negativ, denn es ist beides. Auf der einen Seite ist es bisweilen frustrierend, dass Miller nicht wirklich bei einer Szene verweilen mag. Es ist frustrierend, dass er die Gefühle Barattes, seine Liebesgeschichte, die Probleme seines Lebens nur so streift und immer, wenn man denkt, jetzt würde sich die Geschichte entzünden, pendelt sie wieder ins Nebenher und Weiter. Seine gesellschaftlich problematische Beziehung zu einer ehemaligen Kurtisane, sein mäßiges Verhältnis zu Minister und dessen Diener Lafosse, die Vergewaltigung an der Enkelin des Küsters und dem Selbstmord des Täters, das Aufkommen revolutionärer Stimmung, in der sogar Baratte durch sein One-Night-Alter-Ego Beche eingebunden wird: Sein Alter Ego wird zur Stimme des Widerstandes und taucht allenthalben aus, und doch hat nichts bleibende Konsequenzen.
Durchgehend geht Baratte seiner eigentlichen Aufgabe nach: den Friedhof der Unschuldigen ausgraben, die Kirche darauf einreißen und am Ende alles planieren.
Und so bleibt es auch ohne Konsequenz, dass eben jene Kirche am Ende abbrennt, gar angezündet wird, weil ein Arbeiter dort tragisch stirbt und seine flämischen Freunde ihm einen großen Scheiterhaufen gönnen. Und man sieht all die großen Themen an diesem Leben vorbeistreifen. Es geht weiter. Alles, was groß scheint, geht im Streben der Menschen und der Zukunft einfach weiter.
Andererseits ist vielleicht auch gerade das der große Wurf in dem Werk. Dass eben ein Leben so beiläufig erzählt wird, dass jede Regung der Geschichte nur eine Kleinigkeit darstellt, wenn nicht alle Fäden an das eine Narrativ gebunden werden. Dass alles klein im Verlauf wirkt, wenn die eigentliche Aufgabe im Fokus steht.
Letztlich schadet dies aber dem Zauber, der diesem Werk innewohnen könnte. Zurück bleibt dennoch eine angenehm lesbare Lektüre, die nicht besonders fordernd ist, die sich nirgendswo verstricken mag und die am Ende - auch wenn sie es hier und da andeutet - nicht wirklich provozieren will. Es lebt von seiner sich aufbauenden Stimmung, und den vielen Kleinigkeiten. Man bummelt eben durch Barattes Leben, nimmt alles beiläufig mit und dann ist das Werk auch vorüber.
6 von 10 Punkte.
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