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Reading Challenge 2018
Menthir:
Ich kümmere mich heute nur um die Vervollständigung. Ich trage das schon eine Weile vor mir her, weil ich eigentlich zu dem einen oder anderen Buch mehr schreiben müsste und im Moment zu faul bin. Deswegen nur in sehr kurzer Form. Wo ich an anderer Stelle schon etwas geschrieben habe, füge ich das kurz ein, anstatt mich ausführlich zu äußern.
#23
Stefan Gmünder u. Klaus Zeyringer - Das wunde Leder - Wie Kommerz und Korruption den Fußball kaputt machen
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about or involving a sport)
--- Zitat von: Menthir am 1.09.2018 | 12:00 ---Ich bin mal gespannt, ob es neue Erkenntnisse bezüglich der vielen Skandale im Fußball gibt oder ob es nicht nur eine gescheite Zusammenfassung des Bekannten ist. :)
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: Menthir am 18.09.2018 | 07:53 ---Für die Challange habe ich zudem das weiter oben genannte "Wunde Leder" beendet, welches sich letztlich als gute Zusammenfassung der Problematik präsentierte, in allerdings nur abrisshafter Form. Einige filmische Projekte zum Thema sind tiefergehend.
--- Ende Zitat ---
Für die hilfreiche und schnelle Zusammenfassung dennoch 6,5 von 10 Punkten. Sie ist ein guter Einstieg in das Thema.
#24
Dan Simmons - Terror
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book recommended by someone else taking the POPSUGAR Reading Challenge)
--- Zitat von: Menthir am 21.03.2018 | 11:11 ---Ich lese mich im Moment auch durch einen relativen Wälzer und zwar
Dan Simmons - Terror
Sind immerhin 992 Seiten. Habe jetzt knapp 10% erst gelesen, der Ersteindruck ist aber ganz gefällig. :)
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: Menthir am 28.06.2018 | 22:09 ---Dan Simmons - Terror wieder ausgepackt, um es dies Wochenende, welches ich krankheitsbedingt nicht auf einem Festival verbringen kann, auszugleichen und was zu schaffen im Krankenlager.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: Menthir am 15.09.2018 | 11:59 ---Habe unter der Woche einen zweiten Versuch gestartet Terror von Dan Simmons zu lesen.
Beim ersten Versuch hatte ich an sich wenig am Buch auszusetzen, sondern lediglich bemerkt, dass ich ein Stück weit meine Disziplin verloren habe oder sie nie erlernt habe, mich systematisch mit längeren Büchern auseinanderzusetzen. Und Terror ist ein langes Buch.
Etwa um die 1000 Seiten, aber nicht mit diesem Seitenklaulayout, welches viele Fantasywerke haben, sondern wirklich mit gefüllten Seiten.
Im zweiten Versuch habe ich mich jetzt innerhalb einer Woche mit System (feste Anzahl an Seiten pro Tag) auf Seite 600 vorgelesen und finde dieses Buch recht gelungen. Ich lese es auf Empfehlung eines Freundes, der es als Hörspiel gehört hat. Mit Hörspielen kann ich selbst aber recht wenig anfangen, also habe ich zur Buchversion gegriffen.
Ich muss allerdings sagen, dass das Menschliche in dem Buch überzeugt, während die mystisch-geheimnisvollen Parts weniger überzeugen. Sie wirken auf mich wenig belebend, auch wenn sie spannend und etwas aufpeppend sein sollen.
Im Werk Drood habe ich genau diese Parts, die am Rande der wirklichen Wahrnehmung liegen und den schwindenen Zugriff der Protagonisten auf die Realität symbolisieren, genossen. In Terror nutzt er doch zu sehr die Holzhammermethode in diesen Szenen, sodass ich immer froh bin, wenn diese vorbei sind.
Insgesamt trotzdem eine lohnenswerte Investition von Zeit und Mühe, sich mit diesem langen Werk auseinanderzusetzen. :)
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: Menthir am 18.09.2018 | 07:53 ---Terror habe ich am Sonntagabend noch beendet bekommen. Mehr dazu muss ich beizeiten für die Challenge schreiben.
--- Ende Zitat ---
Das Ende um den verbliebenen Leutnant, der zu den Inuit findet, habe ich aus literarischer Metasicht verstanden. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass er das Mythische nicht so aufklärt, wo er es vorher holzhammer-artig genutzt hatte.
Insgesamt aber ein sehr gutes und empfehlenswertes Buch! Man braucht aber unbedingt Geduld, um es zu lesen. Wenn man die nicht hat, gilt die oben verlinkte Rezension aus der NY Times. :)
Oder Weltengeists Ärger über viel zu lange Bücher, die ich grundsätzlich teile. Auch Huhns Feststellung trifft es bei diesem Werk ganz sicher. Trägt hier auch selten zur Geschichte, gleichwohl zur Atmosphäre bei.
8 von 10 Punkten.
#25
Hugo von Hofmannsthal - Jedermann - Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
(Aus der POPSUGAR-Challenge: An allegory)
Das Drama um den Jedermann ist ein klassisches Stück christlicher Reue und in seiner Funktion komplett als Allegorie angelegt. Es zeigt einen unbarmherzigen Reichen, der oberflächlich den einen oder anderen Schuldner schikaniert und ihm anheim stellt, selbst Schuld an seinem Schicksal zu haben.
Fortan dann mit dem eigenen Schicksal konfrontiert, muss selbst der reiche Jedermann spüren, dass die Menschen ihm nur dann zugetan sind, solange er gesund und erfolgreich ist. Und je mehr die Spukgestalt des Todes in sein Leben tritt, desto mehr verlassen die Menschen seine Seite, da sie nichts mit dem Tod und Untergang zu schaffen haben wollen.
Letztlich erkennt der Jedermann, dass er nichts vorzuweisen hat und sich nicht vor Gott verantworten kann. Er trifft eine schwache, kranke Frau, die sinnbilich für seine guten Taten steht, und ihn nicht in Jenseits begleiten kann, weil er sie nie gepflegt hat. Er versucht auch auf sein Reichtum zu vertrauen, doch dieser - versinnbildlicht durch Mammon - verwährt ihm den Wunsch mit in Jenseits zu ziehen.
Und so bleibt als letzter Ausweg, auf Gottes unendliche Gnade zu vertrauen und zurück zu Gott zu finden, ehe er diesem gegenübertreten muss, was der Tod ihm gewährt. Mit der Hilfe eines weisen Mönches findet er zurück in den Schoß Gottes, was seinen Ausdruck darin findet, dass der Teufel, der sich Jedermanns malade Seele holen wollte, unverrichteter Dinge in der letzten Szene wieder abrücken muss, als Tod Ultimatum schließlich ausläuft
Der Reiz dieses Stückes liegt nicht wirklich in seinem Inhalt, sondern in der Wahl der Szenen und der Ausstaffierung der Szenen. Ich habe das Stück allerdings nicht aufgeführt erlebt, hat aber wohl in Salzburg eine gewisse, jährliche Tradition. Ich glaube auch, dass das an sich doch recht banale Stück Erbauungsallegorie nur durch seine Darstellung gewinnen oder verlieren kann, nur dadurch an Eindringlichkeit und Vermittlung Ausdruck bekommt und durch die möglicherweise tollen Festszenen auch in unserer konsumreichen Zeit an bildgewaltiger Symbolik gewinnen kann.
Immerhin tritt der Tod und die angedrohte Abrechnung im Moment höchsten Konsumes auf.
Allein als gelesenes Theaterstück entfacht es bei mir nur wenig. Es beruft sich auf mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Erbauungsliteratur,und mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Mysterienspiele. Allerdings habe ich diese, so sie mir bekannt sind, meist mehr gefallen, weil sie stets einen bissigen Witz haben. Das geht dem Jedermann allerdings ab.
Die Beschäftigung mit dem Stück ist im Rahmen der Vorkriegszeit vor dem ersten Weltkrieg gesellschaftlich durchaus interessant. Wahrscheinlich interessanter als das unbelebte Kernstück selbst.
5 von 10 Punkten.
Weltengeist:
Als ich das Leseprojekt Anfang September angefangen habe, war mein Ziel, 20 Seiten pro Tag zu lesen und so mindestens 8 Bücher bis zum Ende des Jahres zu schaffen. Nun, die 8 Bücher hatte ich schon vorgestern gelesen, Tendenz weiter steigend. :d
Huhn:
:cheer: :cheer: :cheer:
Wuhuuu! Glückwunsch! Das ging ja flott.
Weltengeist:
--- Zitat von: Huhn am 24.10.2018 | 17:53 --- :cheer: :cheer: :cheer:
Wuhuuu! Glückwunsch! Das ging ja flott.
--- Ende Zitat ---
Das liegt daran, dass ich einen Schnitt von ca. 45 Seiten pro Tag habe halten können. Bin sehr zufrieden.
Allerdings ist das zu Lasten meines Rollenspiel-Lesepensums gegangen. Was nicht unbedingt schlecht sein muss ;).
Huhn:
Bernd Nielsen-Stokkeby: Baltische Erinnerungen. Estland, Lettland und Litauen zwischen Unterdrückung und Freiheit
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Bernd Nielsen-Stokkeby, ein deutschstämmiger, in Estland geborener Journalist, erzählt in einer Mischung aus historischer Rundschau, politischem Bericht und persönlicher Erinnerung vom Schicksal der baltischen Staaten bis zum Herbst 1991. Ein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf Estland. Vom Mittelalter unter der Herrschaft des Deutschen Ordens über die schwedische Zeit bis ins 19. Jahrhundert unter russischer Obermacht, dann die kurze Episode nationaler Unabhängigkeit im 20. Jahrhundert und die Weltkriege. Der größere Teil des Buches beschäftigt sich mit der Sowjetzeit und der Loslösung der baltischen Staaten Ende der 80er/Anfang der 90er. Das Buch endet (und ich denke, da spoilere ich nichts) mit der frisch gewonnenen Unabhängigkeit der baltischen Staaten - die 1991 allerdings noch so taufrisch ist, dass noch Vieles offen, ungeklärt und ungewiss scheint.
Hab das Buch von meinem Vater bekommen, der es total klasse fand. Ich lese Sachbücher in meiner Freizeit allgemein eher ungern, weswege ich eine gute Weile gebraucht habe, um das Werk durchzulesen (aka ich habs mir aufs Klo gelegt, und pro Tag ca. 3 Seiten geschafft...).
Allgemein hatte es, für mich, seine Stärken immer dann, wenn der Autor aus eigener Erinnerung sprach. Seine Schul- und Studienzeit und die anschließende kurze Epoche in der Wermacht (die Deutschbalten wurden in die Wermacht eingezogen, was zu der absurden Situation führte, dass sie in Estland gegen die eigenen Nachbarn zu kämpfen hatten) waren wirklich interessant. Auch seine anschließende Tätigkeit als Fernsehjournalist, durch die er die Möglichkeit hatte, mit lauter wichtigen Staats- und Behördenchefs in Zeiten des Umbruchs zu sprechen, war echt spannend. Zeitzeugenberichte haben ihre Schwächen - aber sie lesen sich eben ungemein nah dran am Geschehen.
Ich hätte mir gewünscht, dass er statt einer Geschichte des Baltikums lieber seine Autobiographie verfasst hätte. So kam es zu einem verwirrenden Sprüngen, wenn er ganze Episoden aus seinem Leben ausließ, weil sie eben woanders als in den baltischen Staaten stattfanden. Auch fand ich diejenigen Abschnitte, die er durch Recherchen aufgefüllt hatte, ziemlich trocken und so mit Namen und Fakten überladen, dass ich mir das sowieso alles nicht gemerkt habe. Zum Teil setzt er Einiges an Wissen voraus, das die Menschen 1991 sicherlich gehabt haben mögen - ich allerdings nicht. Was weiß ich, wie der Sturm auf irgendeinen Fernsehturm in Litauen vor meiner Geburt aussah. o.O Persönlich empfand ich Herrn Nielsen-Stokkeby als fürchterlich unsympathisch, was die Lektüre des Buches erschwerte. Seine Privilegien als Sohn aus reichem Hause in Estland nimmt er irgendwie als selbstverständlich hin, seine Studienzeit verbrachte er statt mit dem Studium damit, sich bei soner Burschenschaft die Hucke vollzusaufen, zu seiner Zeit bei der Wermacht fehlt jegliche Reflexion dessen, ob das vielleicht irgendwie scheiße gewesen sein könnte. Als Journalist (aber das ist vielleicht beruflich von Vorteil) war er ein dreister Nervbolzen. Und diese ständige Betonung, welch unfassbar wichtige Leute er denn nicht alles zu welch umwerfenden Zeiten getroffen habe, wirkte irgendwann ziemlich aufgeblasen.
Die größte Schwäche des Buches war meiner Meinung nach aber der Nationalstolz, der es durchsuppte. Ich weiß, dass Estland aus seiner historischen Entwicklung heraus eine andere Einstellung dazu hat als Deutschland. Trotzdem fand ich es wirklich anstrengend, wie teleologisch die gesaaaamte Geschichte Estlands natürlich auf dessen nationale Freiheit hinauslief. Bezeichnend fand ich ganz am Ende dann die großzügige Feststellung des (deutschstämmigen!) Autors, dass den ganzen Russen, die alle von den Sowjets zur Unterdrückung des estnischen Volkes dort angesiedelt worden seien, nach der Unabhängigwerdung Estlands nun geholfen werden müsse, in ihre Heimat zurückzukehren. Dass auch ein Teil der russischen Bevölkerung für die estnische Unabhängigkeit votiert hatte und dass die nicht alle erst seit gestern dort lebten, sondern zum Teil schon seit Generationen, ignoriert er gekonnt weg. Besonders merkwürdig halt, nachdem er selbst ja auch gar kein Este ist, seine eigene Anwesenheit dort aber immer für selbstverständlich nahm. Tatsächlich würde ich jedoch tippen, dass er mit dieser Ansicht damals vielen Menschen in Estland aus der Seele sprach. Sicherlich eine der Wurzeln heutiger Probleme dort.
Trotz der Schwächen also für mich ein lesenswertes Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat. :)
Und jetzt habe ich mich so ans Lesen aufm Pott gewöhnt, dass ich mir ein neues Klobuch werde suchen müssen...
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