Autor Thema: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel  (Gelesen 28773 mal)

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Offline La Cipolla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #125 am: 7.01.2018 | 12:56 »
Ich glaube was die Diskussion erschwert, ist die Tatsache, dass einige Poster dahinter eine Agenda vermuten (möglicherweise zu recht, möglicherweise nicht, da habe ich bis heute keine Meinung). Andere sind dann verwundert, warum ein aus ihrer Sicht guter Mechanismus so kritisiert wird und vermuten dann vielleicht eine andere Agenda dahinter.

Ich bin mir noch nicht sicher, zu welcher Gruppe ich gehöre. Ich verstehe, dass Leute keine Lust darauf haben, sich einer konservativen/linken/transhumanistischen Agenda zu unterwerfen. (Bei den Diskussionen auf Enworld wird mir teilweise schlecht ob der Feindseeligkeit.) Ich möchte aber auch nicht jede Neuerung verwerfen, weil sie vermeintlich von den "falschen" Leuten kommt. Schwierig. Ich glaube auch, dass man oft die extremsten Befürworter oder Gegner wahrnimmt (die ich hier in der Diskussion nicht finde - großes Lob an Tanelorn).

Ich möchte diesen Post einmal unterstreichen, gerade den zweiten Teil!
Deshalb übrigens auch meine Empörung gegenüber Archoangel gestern, dessen Beitrag ich als ersten im Thread als übermäßig politisch wahrgenommen habe. Entschuldigung dafür. :|

Zumal, wie schon gesagt, gerade bei den Sprechenden hier im Thread und wahrscheinlich auch in Deutschland allgemein, mit ziemlicher Sicherheit noch weniger "Agenda" dahintersteckt als vielleicht bei einigen Leuten auf der anderen Seite des Teichs. (Ich mag das Wort übrigens nicht sonderlich ... Meine Agenda hinter der X-Card ist, den Spielspaß für alle Beteiligten zu erhöhen. @_q'') Oder seht ihr hier wirklich so viele Posts, die im Extremen irgendeine blinde linke Ideologie unter die Leute bringen wollen?
Ich denke, man sollte vorsichtig sein, da das eine auf das andere zu projizieren.

Die X-Card selbst ist ja sogar in ihrer Originalbeschreibung eine politisch ziemlich neutrale und interpretierbare Sache, mit der man viele verschiedene Sachen anstellen kann. Und genau diese individuelle Anpassung ist doch total typisch für Rollenspieler. Wir benutzen ja heute auch D&D für große, gefühlvolle Stories, obwohl es vielleicht mal nicht ganz so gedacht war, und Sachen von Lovecraft, ohne uns voll auf seine zweifelhaften Seiten zu stellen. Und genauso kann man auch die X-Card benutzen, oder zumindest anerkennen, dass nicht jeder, der sich dafür ausspricht, den gesamten Sack an ideologischem Ballast hinter sich herzieht, den man damit verbinden kann ... aber übrigens auch in den Staaten nicht immer muss.
« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 12:59 von La Cipolla »

Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #126 am: 7.01.2018 | 12:59 »
Ich fange mal an hier ist was Wikipedia zu Vorauseildem Gehorsam sagt.

Ich finde ja, jede Diskussion macht erst dann richtig Spaß, wenn man einen Link auf einen Seite hat, in der die Worte Hitler und Holocaust vorkommen.  >;D

Offline La Cipolla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #127 am: 7.01.2018 | 13:00 »
Und ich hab mir den Autobahn-Vergleich gerade noch verkniffen. xD

Offline Irian

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #128 am: 7.01.2018 | 13:09 »
Ich habe eine totale Agenda bei der Sache. Hat was mit Eiscreme zu tun. Mehr verrate ich aber nicht.  :headbang:
Hinweis: Wenn ich schreibe "X ist toll" oder "Y ist Mist", dann ist das meine persönliche Meinung und beinhaltet keinerlei Aufforderung, X zu kaufen oder Y zu boykottieren. Im Zweifelsfall denkt euch einfach vor jeden Satz "Meiner Meinung nach..." dazu. Und nur weil ihr X für schlecht und Y für toll findet, bedeutet das nicht, dass wir uns nun hassen müssen. Jedem das seine. Ansonsten stehe ich für Duell-Forderungen (oder auch "drüber reden") jederzeit per PM zur Verfügung.

Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #129 am: 7.01.2018 | 13:13 »
Ich habe eine totale Agenda bei der Sache. Hat was mit Eiscreme zu tun. Mehr verrate ich aber nicht.  :headbang:

Ja, am Anfang ist es "nur" ein Wassereis am Stiel und in zwei Jahren sind wir alle in Blöcke aus Fudge Core Super Cookie Dough eingefroren.

Chiungalla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #130 am: 7.01.2018 | 13:18 »
@Chiungalla
Ich denke, dass Du Deine Antwort überarbeiten solltest, da ich bewusst geschrieben habe, dass die betroffene Person den Störfaktor nennen soll. Sonst hätte ich geschrieben, dass sie ihn erklären soll.

Gut das Du das nochmal klar stellst. Denn das ist in Deinem Beitrag durch den nachfolgenden Satz darüber das Klarheit darüber was den Mitspieler belastet nur fair ist sehr missverständlich in Deinem ursprünglichen Beitrag.

Pyromancer

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #131 am: 7.01.2018 | 13:18 »
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.

Und diese Befürchtung ist meiner Ansicht nach unbegründet. Wenn ich eine Runde mit heiklen Inhalten ankündige, dann spielen da doch eh nur Leute mit, die diese heiklen Inhalte prinzipiell in Ordnung finden. Und die X-Karte ist da nur Notfall-Instrument.

Wenn jemand eine Runde torpedieren will, dann schafft er das auch ohne X-Karte. Und wenn jemand nach der ersten halben Stunde schon dreimal die X-Karte gezückt hat, dann spricht auch nichts dagegen, dieser Person nahe zu legen, die Runde zu verlassen, weil's halt nicht passt.

Offline Glumbosch

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #132 am: 7.01.2018 | 13:19 »
Schön, dass der Artikel auch gelesen wurde.

Nehmen wir das Milgram Experiment. Wegen des Settings sind 2/3 der Leute bereit zu foltern bis zum Tod.

Aber wir erwarten von Leuten die sich gerade unwohl fühlen das zu verbalisieren. Stop sagen bedeutet eine Schwelle zu überwinden, die 2/3 der Probanden lieber nicht überschreiten und dafür lieber Menschen foltern.

Auch der SL hat Autorität. Deshalb ist das Setting so wichtig. Ob es jetzt mit der X-Card oder Opentable oder anderen Mitteln gemacht wird ist mir recht egal.


Online Maarzan

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #133 am: 7.01.2018 | 13:23 »
Was am Tisch gespielt wird bestimmen die Menschen am Tisch. Die x-card ist ja nichts weiter als ein Setting um zu sagen: nachverhandeln ist möglich. ihr bestimmt was gespielt wird.

Exakt eben nicht und DER Stein des Anstoßes. Es wird eben gerade nicht nachverhandelt, sondern wer die X-Karte nutzt sagt: Ich bestimme was rausfliegt. Das kann in einem Szenario angemessen sein. Eine Kontrolle findet aber ausdrücklich nicht statt um ganz sicher zu sein, dass die Funktion in einer angemessenen Situation uneingeschränkt zur Verfügung steht. Alle Beteiligten an unangemessenen Situationen sind in Kauf genommener Kollateralschaden und müssen das eben schweigend aushalten oder sind BÖSE(tm).

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Ucalegon

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #134 am: 7.01.2018 | 13:25 »
@Glumbosch:

Du hast in deinen beiden letzten Posts Themen verlinkt, die nur am Rande mit der X-Card als Technik zu tun haben. Ich möchte darum bitten, die Diskussion spezifisch um die X-Card und vergleichbare Techniken zu führen. Links dazu wie gesagt gerne.

Offline KhornedBeef

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #135 am: 7.01.2018 | 13:29 »
 :d  für die Anwendung von Milgram, das zu lesen rüttelt immer schön die grauen Zellen auf.
Meib Eindruck ist jetzt, dass die XCard tatsächlich wie ein Feuerlöscher ist. Die Runde hat weiter die Verantwortung, Brandmelder zu installieren, keine Kippen in den Papierkorb zu schmeißen, Kaffeemaschinen auszustöpseln usw. und sich nicht darauf zu verlassen, dass man einen Herd ja löschen kann, statt einfach den Schalter auszudrehen.

Der Feuerlöscher ist für die Brandrisiken die keiner erwarten konnte. Wie Wunderkerzen im Sandwich.
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Offline felixs

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #136 am: 7.01.2018 | 13:30 »
Nehmen wir das Milgram Experiment. Wegen des Settings sind 2/3 der Leute bereit zu foltern bis zum Tod.

Aber wir erwarten von Leuten die sich gerade unwohl fühlen das zu verbalisieren. Stop sagen bedeutet eine Schwelle zu überwinden, die 2/3 der Probanden lieber nicht überschreiten und dafür lieber Menschen foltern.

Ich glaube nicht, dass sich Milgram so übertragen lässt. Bei Milgram geht es darum, anderen etwas zuzufügen. Bei der hier besprochenen Situation geht es darum, sich selbst zu schützen. Auch die Sache mit der Autorität halte ich für eher schwierig, weil die vom Spielleiter ausgehende Autorität doch je nach Runde, System, Setting, Kontext etc. sehr unterschiedlich ist. Bei Milgram steht dem eine sozial sehr eindeutige Aufstellung gegenüber.
Abgesehen davon, dass Milgram sich auch noch aus anderen Gründen grundsätzlich anzweifeln lässt (die überzeugendsten Kritikansätze haben mit dem Kontext seines Experiments zu tun). Aber bedenkenswert ist das Ergebnis zweifellos - nur vielleicht nicht so sehr in unserem Zusammenhang hier.
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Wellentänzer

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #137 am: 7.01.2018 | 13:31 »
Da ist der Dammbruch: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105196.msg134574986.html#msg134574986

Innerhalb kürzester Zeit wurden Gesinnungskontrollen (im Laufe des A-H-P-Threads) salonfähig und nun wird massiv Politik gemacht. QED.

Um es klar zu sagen: politisch bin ich "eigentlich" bei all diesen Themen und Forderungen mitnichten auf der konservativen Seite beheimatet. Ich warne nur davor, dieses Forum zum Austragungsort spalterischer politischer Themen zu machen. Das geht schief und hat hier nichts verloren.

Ucalegon

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #138 am: 7.01.2018 | 13:34 »
War das irgendwie undeutlich?

Zitat
Ich möchte darum bitten, die Diskussion spezifisch um die X-Card und vergleichbare Techniken zu führen. Links dazu wie gesagt gerne.

Pyromancer

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #139 am: 7.01.2018 | 13:38 »
Und zum Thema: Ich spiel ja nur mit Freunden und wir reden vorher darüber, da kann ja nichts passieren.

Wir hatten neulich die Situation, dass eine Spielerin mitten im Spiel meinte, dass sie Spielinhalt XY1 gar nicht ab kann und ob wir das nicht lassen können. Das kam für mindestens einen anderen Spieler und mich ziemlich überraschend, weil wir das für eine implizite Kampagnen-Prämisse gehalten hatten und da bisher auch Spaß daran hatten. Der andere Spieler spielt mit der Spielerin seit 10 Jahren, ich seit drei, und wir haben auch abseits des Rollenspiels Kontakt und verstehen uns gut. Und vorher darüber geredet, um was die Kampagne gehen soll, haben wir auch. Das hätte also gar nicht passieren dürfen. Ist es aber.

Wir haben das Problem auch ohne X-Karte gelöst bekommen. Aber mit X-Karte hätte sich die Spielerin vielleicht sehr viel früher gemeldet und sich so 2-3 für sie unangenehme Situationen erspart. Und damit hätte sich die Maßnahme ja schon rentiert gehabt.

Exakt eben nicht und DER Stein des Anstoßes. Es wird eben gerade nicht nachverhandelt, sondern wer die X-Karte nutzt sagt: Ich bestimme was rausfliegt. Das kann in einem Szenario angemessen sein. Eine Kontrolle findet aber ausdrücklich nicht statt um ganz sicher zu sein, dass die Funktion in einer angemessenen Situation uneingeschränkt zur Verfügung steht. Alle Beteiligten an unangemessenen Situationen sind in Kauf genommener Kollateralschaden und müssen das eben schweigend aushalten oder sind BÖSE(tm).
Wenn sich wie bei uns in einer "normalen Runde" ein Teilnehmer rührt und meint, "XY kann ich gar nicht ab, könnt ihr das bitte lassen", was soll man da noch nachverhandeln? Da gibt es in meinen Augen keine Alternative dazu, einfach XY zu lassen und weiter zu spielen.


--
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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #140 am: 7.01.2018 | 13:40 »
[verschoben in Nachbarthread]
« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 13:47 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Online Maarzan

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #141 am: 7.01.2018 | 13:41 »

Wenn sich wie bei uns in einer "normalen Runde" ein Teilnehmer rührt und meint, "XY kann ich gar nicht ab, könnt ihr das bitte lassen", was soll man da noch nachverhandeln? Da gibt es in meinen Augen keine Alternative dazu, einfach XY zu lassen und weiter zu spielen.

Was soll eine "normale Runde" sein.

Zum Thema. Das hängt dann eben vom XY ab.
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Offline dunklerschatten

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #142 am: 7.01.2018 | 13:41 »
Ohne alles gelesen zu haben...

Eine ehrlich gemeinte Frage: Was zur Hölle spielt ihr für einen f***** kranken S**** Spiel bzw. wo rekrutiert iht eure Mitspieler das es nötig wird so eine Karte im Spiel zu brauchen ?

Das klingt ja gefährlich nach BDSM RPG  :o






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Offline Chruschtschow

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #143 am: 7.01.2018 | 13:42 »
@Chruschtschow
Das bezieht sich auf Deine Antwort zu mir von S.1:

Meiner Meinung nach kann man von vornherein recht gut vorab grob klären, was nicht im Spiel vorkommen sollte. Man sollte bloss nicht allzu sehr ins Detail gehen.

Wie gesagt, das ist nicht immer so einfach. Wie ich schon weiter vorne beschrieben habe, war ich auch ein Opfer von Gewalt. Das hat jetzt eine Verarbeitungsgeschichte von fast drei Jahrzehnten seit dem letzten Ereignis. Das kann bei mir einen Kloß im Hals auslösen. Ich musste aber vor ein paar Jahren aber auch mal beim Hören vom Deutschlandfunk auf dem Weg zur Arbeit rechts ran fahren, weil mich da ein Beitrag völlig unvorbereitet umgenietet hat und ich in Tränen aufgelöst war. Das kannte ich in der Intensität vorher gar nicht oder war hinreichend geübt im Runterschlucken und Wegsperren. Das kann mich aber auch emotional relativ unberührt lassen. Ich bin Lehrer, ich bin da auch schon mit Misshandlung in Kontakt geraten und da eigentlich nach meinem Empfinden ganz professionell an die Sache ran gegangen. Insgesamt kann ich die Momente, in denen ich wirklich aus heiterem Himmel voll getriggert wurde, an einer Hand abzählen. In fast drei Jahrzehnten. Und keine der Situationen ist mit der anderen sonderlich ähnlich.

Ich bin nicht zu jedem Zeitpunkt dieser fast drei Jahrzehnte gleich damit umgegangen. Um mich heute so weit zu treiben, dass ich da ein ernstes Problem bekomme, muss der Auslöser EXTREM spezifisch sein. Und ich kann das heute auch sehr klar ansagen, dass das jetzt reicht und an der Stelle bitte Schluss ist (wie gesagt, Trigger aus heiterem Himmel ausgenommen). Darum ist das auch kein sonderliches Problem, mich HEUTE mit entsprechenden Inhalten im Rollenspiel auseinander zu setzen.

Vor zehn, zwanzig Jahren sah das stellenweise deutlich anders aus. Da war die Reaktion eben die ähnliche wie in der Misshandlungssituation. Kopf einziehen, schweigen, auf ein baldiges Ende hoffen, verkrümmeln, Wunden lecken. Wenn du dir solche Überlebensstrategien als Kind angewöhnst, dann gehst du nicht hin und sagst ganz offen: "Stopp, darf ich euch gerade mein Problem mit der Situation darlegen?" Von daher finde ich es auch vermessen, wenn hier irgendwelche Leute behaupten, dass nichtverbale Hilfsmittel ja nicht wirklich wirksam wären. Als Betroffener kann ich sagen: Sie sind es. Vielleicht nicht für alle und jeden. Für mich waren sie es. In anderen Lebenssituationen mehr als jetzt, aber definitiv ein Hilfsmittel. Und auch ich bin zu Abstraktionsleistungen fähig, wie Marzaan das ja so schön für die Missbrauchsmöglichkeit von X-Karten deklariert: Sie wären es auch in Rollenspielkontexten.

Und mal im Ernst, das will ich auch gar nicht jedem auf die Nase binden, was vorgefallen ist. Wie sieht das denn aus, wenn ich der Spielrunde die spezifische Misshandlung schildere, die jetzt bitte nicht gespielt werden soll? Yay, das hebt sicher die Stimmung, wenn es in einer kleinen Szene genügt, den Kochlöffel wegzulassen. Am besten reiße ich dann bei meiner Schilderung gleich noch einen anderen Mitspieler mit runter, denn Kinder werden ja nun nicht so furchtbar selten misshandelt.

@dunklerschatten:
Tatsächlich hätte ein BDSM RPG wahrscheinlich deutlich weniger Risiko bei mir irgendwas auszulösen im Vergleich zu einer nebensächlichen, aber näher an der Realität gelagerten Misshandlungssituation. Eine üble Warhammer-Metzgerei ist auch völlig unproblematisch. Sexuelle Gewalt? Komme ich mit klar. Und so weiter. Meine Probleme finde ich eher in realitätsnahen, beiläufigen Misshandlungssituationen.

Und das wird kein Spielleiter auf dem Zettel vermerken. "Wir spielen ein Ermittlersetting in der Weimarer Republik. Eventuell schießt ihr mal auf Verbrecher oder es gibt Schlägereien, aber keine allzu deutliche Gewalt. Es geht um einen Serienmörder, die Taten laufen aber off-screen. Achja, in einer Szene wird nebenher noch ein Mal ein kleiner Junge von seiner Mutter mit dem Kochlöffel verprügelt." Rate mal, was davon vorher nicht besprochen wird, was davon auch nicht auf dem Zettel steht und was davon Potential hat, dass ich aufstehe und gehe. Und auch da: Kann! Nicht Muss! Wenn ich aber in so einer kurzen Szene eben auf die Karte tippe, dieser eventuell völlig nebensächliche Schauplatz verlassen wird und niemand sich lang und breit anhören muss, was ich zu dem Thema noch so erzählen könnte, wo ist da der Verlust?

Auslöser liegen meisten nicht in den großen plakativen Situationen. Die kann ich tatsächlich vorher auf mich zu kommen sehen. Aber dieser kleine Nebenkram, der ist kritisch. Und mit den richtigen Werkzeugen auch so bearbeitbar, dass es kleiner Nebenkram für die anderen bleibt.
« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 13:59 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline KhornedBeef

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #144 am: 7.01.2018 | 13:48 »
Ohne alles gelesen zu haben...

Eine ehrlich gemeinte Frage: Was zur Hölle spielt ihr für einen f***** kranken S**** Spiel bzw. wo rekrutiert iht eure Mitspieler das es nötig wird so eine Karte im Spiel zu brauchen ?

Das klingt ja gefährlich nach BDSM RPG  :o
So und jetzt fang mal die Pferde wieder ein und lies nach. Dann verstehst du auch um was es geht.
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Pyromancer

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #145 am: 7.01.2018 | 13:49 »
Was soll eine "normale Runde" sein.

Eine Privatrunde mit guten Bekannten und Freunden, mit denen man schon länger gemeinsam spielt. "Normal", weil geschätzt >90% des Rollenspiels unter diesen Randbedingungen stattfindet.

Chiungalla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #146 am: 7.01.2018 | 13:50 »
@ Ucalegon:
Das Problem ist, dass viele hier ganz offensichtlich gar keinen blassen Dunst haben wie Menschen auf einem bewussten und unterbewussten Level funktionieren. Und sie das auch nicht interessiert, solange sie sich einreden können das die anderen die Verantwortung tragen sollen und können. Deshalb sehen sie nicht wie sinnvoll und notwendig die X-Card sein kann. Da helfen Experimente wie das von Milgram durchaus Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Menschen nicht so funktionieren wie sie denken.

Ohne diese Forenteilnehmer auf solchem Wege dafür zu sensibilisieren wie Menschen überhaupt funktionieren können wir die Diskussion hier IMHO sofort lassen. Weil dann die Standpunkte derjenigen die sich intensiv mit Psychologie und Gruppendynamiken beschäftigt haben auf die Standpunkte derer treffen die davon keine Ahnung haben. Und das ist ganz offensichtlich keine sehr produktive Debatte.

@ Rest:
Mich fasziniert das Thema menschliche Psyche, Fehlschlüsse u.s.w. jetzt schon mehrere Jahre. Wollen wir damit vielleicht ins Science without fiction umziehen?

@ dunklerschatten:
Spätestens wenn Du FSK 12 überschreitest gibt es immer Themen die für den einen völlig okay sind und den anderen traumatisieren. Sogar schon früher.

Es gibt z.B. so schwere Formen von Arachnophobie, dass Leuten schon beim Wort Spinne eine Gänsehaut wächst und sie das Thema keine 5 Minuten ertragen ohne den Raum fluchtartig zu verlassen. Da ist halt eine Riesenspinne als Gegner ein no-go. Ich hab tatsächlich, ohne X-Card oder vergleichbare Schutzmaßnahmen, mal erlebt das sich ein Spieler in Embryohaltung zusammen rollte bei so einer Szene.

Ich habe selbst relativ schwere Höhenangst und eine recht blühende Phantasie. Wenn sich der Spielleiter zu lange damit aufhält zu beschreiben wie schmal, brüchig und hoch die Brücke ist, dann ruft das bei mir auch sehr negative Gefühle wach die ich eigentlich nicht brauche. Ich kolabiere dann nicht sofort, aber nach der Session schlafe ich dann sehr gut, weil das Adrenalin das ich in solchen Situationen ausschütte mich schon ziemlich schafft.

Offline felixs

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #147 am: 7.01.2018 | 13:51 »
JA! JA VERDAMMT! Das kann passieren. Im Rollenspiel. In der Disko. Im Café. In der Bahn. Ständig reden Leute über Dinge und handeln auf Arten und Weisen, die irgendwen vor den Kopf stoßen könnten. Aber das kann ich Ihnen nicht verbieten. Wenn das in mir was auslöst, dann muss ich daran arbeiten, eine Lösung für mich finden. Das muss jeder.
Manchmal (Oft) ist das schwer, aber es ist die einzige Chance zu wachsen und zu Erkenntnissen und Weiterentwicklung zu gelangen. Man kann sich nicht vor allem schützen, was VIELLEICHT passieren kann.

Natürlich kann man sich nicht vor allem schützen. Aber was soll nun das Argument sein? Das die Welt nunmal schlecht ist? Und das spricht dagegen, sie zu verbessern? Erschließt sich mir nicht.
Die Vorstellung, dass man nur aus Verletzung wachsen könne, scheint mir aber auch unsinnig. Ebensogut kann man sich daran einen ernsthaften, bleibenden Schaden zuziehen.

Mir fehlt hier ein bißchen die Verhältnismäßigkeit. Es hängt halt wesentlich von der jeweiligen Situation und Zusammensetzung ab. Und alle Beteiligten tragen Verantwortung. Und wenn sich jemand danebenbenimmt, sollte das sanktioniert werden. (Übrigens ein Punkt, in dem ich Dir nicht zustimme: Man kann und sollte Leuten verbieten, anderen in offensichtlich unerwünschter Weise vor den Kopf zu stoßen).

Aber: Es geht hier doch gerade darum, eine Lösung dafür zu finden, wenn Dinge in jemandem ausgelöst werden.
Möchtest Du das wirklich der betroffenen Person anheimstellen, die sich allein damit auseinandersetzen soll? Meiner Ansicht nach funktionieren weder individuelle Psychologie noch soziales Miteinander so.
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Offline Archoangel

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #148 am: 7.01.2018 | 13:52 »
Ich habe mir in meinen Runden angewöhnt, kurz das Abenteuer zu umreißen und auch problematische Szenen, die vorkommen können, anzusprechen.
Ich habe selbst solche Fehler als Spielleiter gemacht und auch solche Fehler gesehen, wo ein Einsatz der X-Card definitiv wünschenswert gewesen wäre.

Uuurks. Da würde ich aufstehen und gehen. Oder die X-Card antippen. Das geht bei mir gar nicht. Lässt du dir auch von jemandem die nächste "Game of Thrones" Folge vorspoilern, damit du dann nicht so überrascht bist, wenn X von Y getötet wird? Liest du auch immer gepoilerte Buch-Rezensionen, damit du nicht böse von der Handlung überrascht wirst? Das saugt dem Spiel ja jede Spannung aus ... was mich wieder zu der Frage bringt, ob die X-Card-Befürworter nicht generell Leute sind, die aus der PE- und Metagame Richtung kommen, wohingegen der typische ARS-ler (ich) da eben eher Probleme sehen.
Ich zumindest würde - wenn die SL anfängt zu beschreiben was auf mich zu kommt und welche Szenen problematisch werden können - packen, aufstehen und gehen und die SL darum bitten sowas nächstens doch auf den SL-Zettel zu schreiben, damit man vorgewarnt sei. Ich spiele doch nicht um "in meinem Charakter zu wachsen" oder "meine schauspilerisch-empathischen Fähigkeiten zu schulen". Ich spiele um auf unerwartete Situationen zu treffen und Abenteuer zu erleben.
4E Archoangel - Love me or leave me!

Methuselah-School GM

Ideologie ist der Versuch, den Straßenzustand durch Aufstellung neuer Wegweiser zu verbessern.

Offline KhornedBeef

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #149 am: 7.01.2018 | 13:56 »
@felixs: Die Welt ist nicht "schlecht" weil mal jemand unabsichtlich was macht oder tut was dir nicht gefällt. Man könnte sogar argumentieren dass es anders herum ist.
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