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Was ist Dracula Unredacted?
Chiarina:
Rein vom Text her betrachtet ist Dracula Unredacted dreierlei:
- der Roman von Bram Stoker
- Ergänzungen von Gareth Ryder-Hanrahan und Kenneth Hite, die den Romantext erweitern (hier geschieht zweierlei: die Handlung wird noch etwas ausgebaut und dramatischer gestaltet, außerdem werden weitere Figuren eingeführt, die im Spiel dann von Bedeutung sein können: insbesondere die Journalistin, der Polizeimann und der Maler, die im "Director´s Handbook" als erweiterter Cast für 1894 vorgestellt werden).
- Anmerkungen ehemaliger Agenten in Form von Randnotizen (diese Anmerkungen betreffen in aller Regel offene Fragen, die Stokers "Bericht" aufwirft und Hinweise auf Bezüge zur Spielrealität).
Was sich in "Dracula Unredacted" eher nicht findet, sind definitive Antworten auf Fragen, wie sie Maischen im letzten Beitrag gestellt hat. Relativ viele davon muss ein Spielleiter selbst beantworten. Vorbildlich ist allerdings, wie das "Director´s Handbook" die meisten dieser Fragen thematisiert und für sie eine Vielzahl möglicher Antworten bereitstellt. Man muss sich ein bisschen einarbeiten, aber man wird nicht allein gelassen und steht dafür am Ende mit seiner ganz persönlichen "Dracula Dossier"-Kampagne da. Das gefällt mir gut.
Fezzik:
Ich hab echt nicht vor eins der genannten Systeme zu erwerben, aber das hört sich so spannend an. Ich bin auch ein besgeisterter Leser von euren Spielberichten @Chiarina 8)
Supersöldner:
Wenn versuch Nummer 4 den Graf zu Kontrollieren so richtig Schief Läuft könnte er ja diese mal England ein sacken . Und die SC müsse dann den Widerstand im Untergrund Organisieren ?
Chiarina:
@ Fezzik: Freut mich! Danke schön.
@ Supersöldner: Eine ähnliche Idee findet sich im "Director´s Handbook", allerdings hat da Graf Dracula am schwächlichen, unbedeutend gewordenen England der Gegenwart längst sein Interesse verloren und versucht stattdessen, Vladimir Putin zu seiner Marionette zu machen (das ist dermaßen cool... mein Lieblingsshowdown im Director´s Handbook!).
Scimi:
--- Zitat von: Maischen am 24.03.2018 | 12:19 ---Für mich ist Dracula Der Fürst der Finsternis.
--- Ende Zitat ---
Ist ja ok, aber das gibt das Originalmaterial halt so nicht her. Und demnach geht das ganze "Dracula Dossier"-Material halt nicht in die Richtung. Stattdessen funktioniert Dracula eher wie ein Professor Moriarty, ein Lex Luthor oder die Hälfte aller Bond-Schurken: Wenn man allein und bewaffnet in einem Raum mit ihnen wäre, hätte man eine gute Chance, aber ihre Organisation, ihre Doppelagenten und ihre komplexen Pläne machen sie zu beeindruckenden Gegnern.
Dass es sich bei "Dracula Unredacted" um einen authentischen Einsatzbericht handelt, sieht die Kampagne als gegeben. Das heißt nicht, dass sich alles genau so ereignet hätte oder dass alles erklärt wird. "Dracula" ist ein Briefroman, der komplett aus Briefen, Tagebucheinträgen, schriftlichen Berichten und transkribierten Tonaufnahmen besteht. Jeder der Charaktere könnte lügen oder Sachen auslassen. Charaktere könnten ausländische Agenten oder von Dracula hypnotisiert sein. Viele Hintergründe des Einsatzes bleiben unklar. Das Buch ist das definitive Dokument, auf dessen Grundlage Edom seit 100 Jahren agiert. Aber ansonsten bestehen da alle möglichen Freiheiten, was die Ausgestaltung der "Wahrheit" angeht.
Aber das sind eben die Elemente der Kampagne, die aus dem Agententhriller-Genre stammen: Die unklaren Loyalitäten, die Verräter, die moralischen Kompromisse, die widersprüchlichen Dokumente, die vielen dunklen Graustufen, die Paranoia.
Sind britische Agenten zufällig auf dem Balkan über Vampirismus gestolpert, haben Nachforschungen angestellt, sind auf Draculas Schloss gestoßen und haben den Grafen aus seiner Gruft gebuddelt? Oder hat der unsterbliche Fürst der Wallachei sein Auge auf den mächtigen Westen geworfen, sorgfältig Brotkrumen gestreut und sich absichtluch finden lassen?
Ist die Romanhandlung nur ein Täuschungsmanöver Draculas, der sich scheinbar besiegen lässt, aber längst seine Agenten und Spione in London installiert hat, für einen Jahrzehnte umspannenden Plan, England zu infiltrieren? Oder werden Draculas Pläne gerade noch von den Harkers und ihren Freunden vereitelt? Oder lief vielleicht alles exakt nach dem Plan von Hawkins ab, Dracula wurde getäuscht und Dr. Sewards und Van Helsings britisches Vampirprogramm mit Lucy Westenra ist gestartet?
Was passiert in den 1940ern und 1970ern wirklich?
Das kann man halt mit der Kampagne herausfinden. Und die Idee ist nicht, das vorher festzulegen, sondern je nachdem, wohin sich das Spiel entwickelt, nach und nach organisch zu entwickeln.
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