Pen & Paper - Spielsysteme > Pen&Paper-Rollenspiel mit Kindern
Rollenspiele für Kindergartenkinder?
Chruschtschow:
Tails of Equestria ist ab der ersten, zweiten Klasse Grundschule unproblematisch, früher nur mit starken Einhilfen, weil du teils im Zahlenraum bis 20 unterwegs bist und recht viel Text auf dem Charakterblatt steht. Es bleibt ein relativ großer Teil der Spielmechanik an dir hängen.
Ich habe es mit meinen eigenen Kindern gespielt. Der Große ist in der ersten Klasse Grundschule und braucht ein bisschen Regelhilfe, kann da aber auch schon powergamen wie ein Weltmeister. Die Kleine ist beim ersten Spiel 4 gewesen.
Für Selbermacher und Fatefreunde gibt es - große Überraschung, wenn ich was schreibe ... - noch die Möglichkeit Fate auf Kindergröße zu schrumpfen. Ich habe ein paar Modifikationen durchgeführt: drei Kästchen für "Schlau", "Stark" und "Geschickt". Ich habe auf Text verzichtet und da statt dessen eine Lampe, einen starken Arm und eine springende Figur hin gezeichnet (die Metaphern müssen in dem Alter kurz erklärt werden). In die Felder kommen die Zahlen 1, 2 und 3, je nachdem was die Figur am besten, am zweitbesten und am drittbesten kann. Und dann noch ein Bild vom SC. Ich hatte damals eine antropomorphisierte "Blankomaus" da hin gemalt und meine Kinder plus ein weiteres (4, 6, 7) haben dann drei Sachen an die Maus dran gezeichnet, die die Maus speziell machen. Yay, Fate-Aspekte. Mein Sohn hatte zum Beispiel auf der Schwanzspitze einen weichen Puschel, dazu einen Zauberstab und einen Zylinder. Dann noch Chips für "besondere Sachen" (Fatepunkte), aber da kommt die Erklärung im Spiel in situ leichter. Und ganz wichtig: Die Schablone als Visualisierungshilfe für Probenwürfe.
Funktioniert auch gut. Das System ist durch die Plus- und Minuswürfel und die Schablone auch mit weniger Mathe greifbar, indem die SL die Schablone mit passender Schwierigkeit auslegt, ein Püppel, irgendwas anderes für die Fertigkeit "Stark" zum Beispiel auf das passende Feld gesetzt wird und dann der Püppel mit den Plus- und Minuszeichen hoch und runter bewegt wird. Ein Mal die Farben auf der Schablone erklären, fertig. Dann kriegen die Kleinen die Probenresolution selbst hin. Bonus: Auch im Vorschulalter schaffen die dann auch schon selbstständiges Einsetzen der Aspekte. Beispiel: Die Maus meines Sohnes ist abgestürzt, hat die Geschickt-Probe nur knapp nicht geschafft. Der hat dann von selbst einen Fatepunkt geworfen und gesagt: "Aber ich falle auf meinen Schwanzpuschel." Dann hat er den Probenpüppel zwei Felder hoch geschoben und siehe da, ein Erfolg. Das System ist also ziemlich handhabbar für Kinder.
--- Zitat ---Generell bin ich mir nicht sicher, ob Kindergartenkinder wirklich reglementiertes Rollenspiel benötigen.
--- Ende Zitat ---
Generell bin ich mir nicht sicher, ob Erwachsene wirklich reglementiertes Rollenspiel benötigen. Und dennoch sind wir hier. ::)
Das reglementierte Rollenspiel hebt das ganze auf eine andere Ebene. Bei beidem geht es darum, sich in anderen Situationen und Rollen zu erfahren, aber beim reglementierten ist der Trend recht groß, dass die Kinder sich vor Spannung die Augen zu halten. ;)
Disclaimer: Vorsicht! Gerade die damals noch Vierjährige war bei der Aussicht die Käsediebe zu verfolgen, nicht mehr aus der Maushöhle raus zu bekommen. Die Spannung hat sie zermartert. Mein Sohn und die andere Spielerin sind dann losgezogen und haben den Käse zurück geholt und meine Tochter hat gespannt gelauscht und mitgefiebert. Aber selbst aus der Höhle raus? OH NEIN! ;D
Grandala hat das schon ganz treffend beschrieben. Du kommst von der Brettspielseite ran. Du setzt dich also nicht in die Kinderküche und sagst: "Jetzt würfeln wir, ob das Souffle was wird." Statt dessen setzt du dich an den Tisch und sagst: "Wir spielen ein Spiel zusammen. Und das geht so." Also eher aus der Memory-Ecke als aus der Kinderküche.
gwandalf:
Das Thema beschäftigt mich auch gerade.
Unsere Tochter (wird in 3 Wochen 6) LIEBT Geschichten (so viel kann man gar nicht vorlesen wie sie hören will) und spinnt auch gerne mal Geschichten weiter und da dachte ich, da kann man doch gut anknüpfen.
Ich habe es mit No Thank You, Evil probiert, weil ich das Setting und die Bilder sehr schön (fantasievoll, verrückt) fand.
Ich habe das System noch weiter vereinfacht und das Setting gestrafft, das es etwas übersichtlicher ist – verkomplizieren kann man ja später immer noch ;)
Sehr schön fand ich bei NTYE wie schon erwähnt die Bilder – zumindest für meine Tochter ist das sehr wichtig das man von den Figuren die man trifft auch mal ein Bild hat oder eine schöne Karte auf der man sieht, wo man ist oder wo man hinwill (hab ich aus dem PDF ausgedruckt und ausgeschnitten).
Sehr genial ist daher auch die Erweiterung „Story, Please!“ wo man einfach einen Haufen Karten mit Bildern von Charakteren, Orten, Karten, Gegenständen usw. hat und auf den Rückseiten dann kurze Abenteueraufhänger. Meist reicht das schon vollkommen, weil vorbereitete Abenteuer meist sehr schlecht funktionieren, weil die kindliche Fantasie 1000 Lösungswege erfindet aber bestimmt nicht den, welchen man sich vorher überlegt hat (okay das ist bei Erwachsenen auch nicht viel anders)
Trotzdem hier noch ein schönes (ziemlich langes!) Fan-Abenteuer (bei dem man Zutaten für einen Kuchen suchen muss):
https://drive.google.com/file/d/0Bw-BDYSC-xp1bXBlbEFOeDdyZFk/view
Was ich tatsächlich als recht schwierig empfinde, ist es dem Kind zu vermitteln, das das eben ein Spiel ist, das auch gewisse Regeln hat und man nicht ALLES machen kann was man will – wie halt im von Grandala genannten „Kindergarten-Rollenspiel“ (Meine Tochter spielt zB eine Hexe und will viele Probleme einfach mit einem Zauber lösen). Allerdings soll es ja Spaß machen, weshalb ich gerne viele Freiheiten lasse, solange es noch Spaß macht und etwas spannend bleibt.
Was mir auch noch über den Weg lief und sich sehr interessant anhörte ist „The Princes‘ Kingdom“ (die Spieler spielen Prinzen/Prinzessinen die durch das Land reisen), habe ich mir aber noch nicht näher angesehen.
Deep_Impact:
--- Zitat von: Chruschtschow am 5.03.2018 | 09:06 ---Generell bin ich mir nicht sicher, ob Erwachsene wirklich reglementiertes Rollenspiel benötigen. Und dennoch sind wir hier. ::)
--- Ende Zitat ---
Immersion ist keine Hautcreme!
Wenn ich mich ernsthaft in Charaktere reinfühlen könnte, wäre ich Method-Actor geworden und würde keine Würfel benötigen :D
Meine Kids waren "leider" nie an Rollenspiel interessiert, habe das aber auch nie forciert.
Lord Verminaard:
--- Zitat von: gwandalf am 5.03.2018 | 09:07 ---Was ich tatsächlich als recht schwierig empfinde, ist es dem Kind zu vermitteln, das das eben ein Spiel ist, das auch gewisse Regeln hat und man nicht ALLES machen kann was man will – wie halt im von Grandala genannten „Kindergarten-Rollenspiel“ (Meine Tochter spielt zB eine Hexe und will viele Probleme einfach mit einem Zauber lösen).
--- Ende Zitat ---
Ja, hätte ich jetzt auch so gedacht. Also ich käme sicherlich nicht auf die Idee, meiner 6-jährigen Pen & Paper aufzutischen. Das hat aus meiner Sicht noch Jahre Zeit. Vor allem ist sie auch ein mega Dickkopf und eine sehr schlechte Verliererin. Das üben wir doch lieber erst mal bei Uno. ;)
Edit: Oh, und welcome back, Rauth! :D
Chruschtschow:
--- Zitat von: gwandalf am 5.03.2018 | 09:07 ---Was ich tatsächlich als recht schwierig empfinde, ist es dem Kind zu vermitteln, das das eben ein Spiel ist, das auch gewisse Regeln hat und man nicht ALLES machen kann was man will – wie halt im von Grandala genannten „Kindergarten-Rollenspiel“ (Meine Tochter spielt zB eine Hexe und will viele Probleme einfach mit einem Zauber lösen). Allerdings soll es ja Spaß machen, weshalb ich gerne viele Freiheiten lasse, solange es noch Spaß macht und etwas spannend bleibt.
--- Ende Zitat ---
An der Stelle ist ein Vorgehen mit "Fail Forward" hilfreich. Du zauberst einen Zauber, der den Käse in die Maushöhle zurückschafft? Würfel mal. Autsch. Ok, das hat geklappt. Der Käse ist auch weg. Aber die Käsediebe haben das mitbekommen und du steckst in Schwierigkeiten! Die misslungene Probe lässt also nicht die Figur scheitern, sondern eskaliert die Situation.
Das Erfolgserlebnis bleibt, die Geschichte geht aber weiter und es gibt Konsequenzen, mit denen die Kleinen weiter agieren können. Und ja, manchmal darf man ihnen auch sagen: "Mooooment mal, so leicht ist das nicht. Das ist ein ganz schöner Haufen Käse, den du da wegzaubern willst." ;)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln