Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2019
Clawdeen:
#3
Robert Harris: Imperium (Cicero #1)
(Zählt für: 25 Bücher lesen (3/25), Popsugar: A novel based on a true story)
Erster Teil der Trilogie, die den Werdegang von Marcus Tullius Cicero nachzeichnet. Das Ganze wird von seinem Sklaven (Marcus Tullius) Tiro erzählt, der auch die altrömische Kurzschrift erfand (tat er wirklich) und darum quasi prädestiniert dafür ist, diese Geschichte zu erzählen. Inhaltlich reicht das Ganze bis an die Catilinarische Verschwörung ran.
Ich hatte richtig Bock auf einen Ausflug ins Alte Rom, zumal ich großer Fan der SPQR-Reihe von John Maddox Roberts bin. Ich fand die Möglichkeit spannend, gerade im Hinblick auf historische Überschneidungen, das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Hat mir leider nicht allzu gut gefallen.
Ist toll recherchiert und so, aber das macht halt keinen tollen Roman aus. War mir alles viel zu sachlich, zu trocken nacherzählt, und Cicero hat mich ziemlich genervt. Insgesamt eher ein Unsympath, der von einem Karriereproblem zum nächsten eilt. Seine großartigen Reden wurden im Roman natürlich thematisiert, seine zugleich irritiert-planlose bis berechnende Art stand da aber eher im Fokus.
Huhn:
#3
Juno Dawson - Grave Matter
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Mit viel Glück überlebte der 16-jährige Sam den Autounfall - seine Freundin Eliza, die als Beifahrerin mit im Wagen saß, hingegen nicht. Ohne sie weiterzuleben, kann Sam sich nicht vorstellen. Verzweifelt klammert er sich an den letzten verfügbaren Strohhalm: seine Tante Marie, die in London als Hoodoo-Priesterin tätig ist. Marie jedoch ist alles andere als begeistert von der Idee, derart mit dem Gleichgewicht der Kräfte zu spielen. Ihre Gehilfin hingegen scheint mehr Verständnis zu haben und steckt Sam heimlich eine weitere Adresse zu. Der zwielichtige Milk Man ist bereit, Sams Anliegen Gehör zu schenken. Aber seine Lösung hat ihren Preis. Und der fällt höher aus, als Sam zunächst glaubt.
Ich habe das Büchlein bei einem Weihnachtswichteln auf Goodreads bekommen und bin sehr angetan davon.
Das Buch las sich äußerst kurzweilig und die Gestaltung mit sehr gut lesbarem Schriftbild und wirklich schöner Bebilderung lud zum Weiterlesen ein. Das ist durchaus auch so gedacht - im Nachwort wird erläutert, dass sich dieses Buch (auch) an diejenigen richtet, die sonst nicht so gerne lesen, etwa weil sie Probleme mit dem Sehen oder einer Leseschwäche haben. Die Geschichte selbst ist sehr traurig ohne dabei aber hoffnungslos zu sein. Sam wandelt seinen Schmerz in Aktion um. Das mag nicht immer sinnvoll sein, hilft ihm aber letztendlich dabei, das Geschehene und die jetzige Situation zu verarbeiten und wieder nach vorne blicken zu können. Insgesamt ein schönes Buch für Zwischendurch.
Greifenklaue:
3. Ein “choose-your-own-adventure”-Buch - Four against darkness
FAD ist kein klassisches Soloabenteuer und damit “choose-your-own-adventure”-Buch, aber eine recht spannende Variante davon - gekreuzt mit sowas wie Rogue-likes.
Man erschafft sich vier Helden, durchwandert den Dungeon, lootet und levelt, findet den finalen Endboss und besiegt ihm. Das ganze nach Zufallsmechanik und trotzdem gibt es, gerade im Kampf, einige wichtige Entscheidunen zu treffen.
Hier stellt Argamae es ausführlich vor.
Huhn:
#4
Uwe Hauck - Depression abzugeben. Erfahrungen aus der Klapse
(Challenge: 40 Bücher lesen, Tanelorn-Challenge: Ein Buch mit autobiographischen Zügen)
Uwe Hauck ist Softwareentwickler und ein ziemlich guter noch dazu. Leider lässt in letzter Zeit seine Arbeitsleistung zu wünschen übrig, weswegen sein Chef in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt und Hauck selbst "Richtlinien" erarbeitet, nach denen Uwe in Zukunft wieder erfolgreich arbeiten können soll. Ein abschließendes Schreiben auf seinem Schreibtisch gibt dem dreifachen Familienvater den Rest. Er besorgt sich Rasierklingen und Schlaftabletten. Dann sucht er sich das höchste Gebäude, das für ihn zugänglich ist, was ironischerweise sein Büroturm ist, um sich hinunterzustürzen. Als er, von Tabletten zugedröhnt, vor der glücklicherweise verschlossenen Tür zum Dach sitzt, fällt ihm brühwarm ein, dass er seiner Frau keinen Abschiedbrief geschrieben hat. Die anschließenden Whatsapp-Nachrichten, der Umstand, dass er dank der tabletteninduzierten Vernebelung seine Pulsadern nicht trifft und das geistesgegenwärtige Handeln seiner Frau retten ihm das Leben.
Hauck erwacht auf der Intensivstation, wo er sich eingestehen muss, dass er vielleicht doch irgendwie krank ist. Ihn erwartet eine insgesamt ein Jahr andauernde Odysee durch verschiedene Einrichtungen (von der geschlossenen Abteilung der psychiatrischen Klinik in die offene, von dort in eine Tagesklinik und schließlich zu einer Reha-Maßnahme), die, wie sich zeigen wird, auch nicht das Ende seiner Auseinandersetzung mit der ihm diagnostizierten Krankheit - schwere Depression und Angststörung - sein wird. Denn mit der Depression wird er sein Leben lang umgehen müssen - die Frage ist nur, wie gut er es schafft, sie "an die Leine zu legen".
Das Buch beschreibt Haucks Erfahrungen mit den verschiedenen Einrichtungen und Therapien, mit guten und nicht so guten Therapeut/innen, mit seinen Mitpatient/innen und nicht zuletzt auch mit seiner Familie, die ihm in seiner schwierigen Situation starken Rückhalt gibt. Sein schwieriger und von vielen Aufs und Abs geprägter Weg zu Einsichten und zur Besserung wird anschaulich und mit viel Sarkasmus und Humor erzählt. Aus seinen Erlebnissen mit der Krankheit heraus hat es sich der Autor zur Aufgabe gemacht, Lobbyarbeit für Betroffene zu betreiben. Unter dem Hashtag #ausderklapse twitterte er über seine Erlebnisse. Das vorliegende Buch entstand aus jenen Tweets in Verbindung mit seinen in einem Tagebuch festgehaltenen Erinnerungen.
Ein Buch, das mich aus verschiedenen Gründen sehr bewegt hat. Besonders toll fand ich, wie er die Wirkung seiner Therapien beschreibt. Insbesondere Beschäftigungstherapien (Korbflechten) und Musiktherapie (Tanzen) empfindet Hauck über das ganze Buch hinweg als netten, aber nutzlosen Zeitvertreib, der ihm eh nicht helfen könne. Auch die Gespräche mit den Therapeut/innen empfindet er zu Teilen als reine Zeitverschwendung, in denen jede Menge eigentlich total selbstverständlicher Dinge erzählt werden. Interessanterweise geht es ihm trotzdem immer besser, auch wenn ihm selbst das erst spät bewusst wird. Ziemlich am Ende seiner Klinikaufenthalte wird ihm im Gespräch mit einer Mitpatientin plötzlich klar, dass diese Maßnahmen ihn gar nicht heilen sollten. Genau wie so viele andere Dinge in den Kliniken dienten sie dazu, ihn aus dem Grübeln zu holen, kleine Erfolgserlebnisse zu schaffen und ihn zum Nachdenken anzuregen. Denn die Heilung einer psychischen Krankheit kann nur aus dir selbst heraus kommen. Kein Mensch kennt dich so gut wie du. Die Therapie dient lediglich dazu, dir Anreize zu bieten, wie du dich selbst und deine Bedürfnisse wiederfinden kannst.
Ein kluges und offenes Buch voller nebenher vermittelter Einsichten und Erkenntnisse von dem andere Betroffene ebenso profitieren können wie Angehörige oder einfach am Thema Interessierte. Zwischendrin hat es seine Längen und Wiederholungen, die aber ihre Daseinsberechtigung haben - denn eine Genesung ist nicht monatelang Spannung pur und das gefühlte Auf-der-Stelle-treten gehört dazu. Ich hätte mir lediglich ne kurze Warnung für den Anfang gewünscht, denn die unvermittelte und detaillierte Beschreibung seines Zusammenbruchs samt Suizidversuch ist nichts für Regentage, der krasse Einstieg wird aber durch die ausführliche Beschreibung der Genesung quasi wieder wettgemacht. Insgesamt eine klare Lesemempfehlung von mir.
Greifenklaue:
4. Ein Buch, dessen Titel eines der folgenden Wörter enthält: salty, sweet, bitter, spicy - War der Ozean schon immer salzig? von Peter Rothe
Kleines Buch, welches in die Grundlagen der Erdgeschichte bzw. der Methoden ihrer Erforschung vorstellt für Interessierte ohne Vorwissen. So erfahren wir etwa, dass frühere Ozeane anfangs Soda-gesättigt waren, am Ende von Heißzeiten insgesamt siebenmal Massensterben folgten und wie und warum die Erde zwischen den verschiedenen Temperatur- und Klimazuständen schwankt. Oder wie man den Meeresspiegel berechnet, wenn sich gleichzeitig das Land senkt oder erhöht. Wirklich spannend.
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