Pen & Paper - Spielsysteme > Earthdawn
Versatility/ Vielseitigkeit - Geliebt und Gehasst
Gast:
Eine kleine Geschichte:
Es war einmal ein Vorst Warrior. Der schob eine gehörige Hasskappe auf die Horror, wie es sich für sein Volk geziemte. Er wollte die Biester bekämpfen, und nutzte seine menschliche Vielseitigkeit, um sich besser für diesen Kampf auszustatten. Genaugenommen nutzte er diese Vielseitigkeit, um sich für jeden Kampf besser auszustatten. Er überzeugte sogar seine Gruppe, sich zur Grim Legion zu erklären, und das Thema mit Inbrunst weiter zu verfolgen. Mann erschuff ein Grouppattern, und der Warrior nutzte die Möglichkeit natürlich, um sich noch stärker und unverwundbarer zu machen. Mit seiner Vielseitigkeit verschaffte er sich u.a. (alles 1st ED) Riposte, Steel Thought, Sprint, Temper Self und Resist Taunt, zum großteil aus der eigenen Gruppe, da er dem ungemach des spielleiters bereits gewahr wurde. Nach vielem spielen war der Warrior endlich im siebten Zirkel, und machte nochmal einen gehörigen Sprung in der Macht. Da er obendrein exorbitant gute Attribute hatte (Dex 19, Str 19, Tou 20), hatte ernachher unglaubliche Initiative 24, Attack 16+Karma, wenn er schneller war eine Physical Defense von 25 (sonst 17), eine Spell Defense von 27 (mit Earth Skin), eine Wundschwelle von über 20 usw. Dazu kamen noch eine Plattenrüstung und eine maximal geforgter Bihänder (DS 22).
Selbst wenn ein Angriff/ eine Kraft gegen ihn Erfolg hatte (selten genug), hatte er fast immer noch was entgegezusetzen oder konnte den Treffer einfach abschütteln. Das war so ziemlich der fieseste charakter, den ich je erlebt habe, und er hat mich als SL nachhaltig traumatisiert. Ich brauchte schon ne Hydra oder fette Horror, um den mal ins schwitzen zu bringen. Der Nachteil war, dass der Rest der Gruppe dann völlig fertig auf dem Boden lag, während er dann immer noch stand und den Gegner nachher allein platt gemacht hat.
Ein hochzirkliger Krieger ist schon heftig genug, besonders mit Grouppattern (habe ich bei mir inzwischen entschärft), aber durch die schamlose Ausbeutung der Versatility hat er dem fass echt den Boden ausgeschlagen.
Daher hier eine Warnung, sowohl an Spieler als auch an Spielleiter: denkt nach, ob ihr sowas wirklich wollt! Es vermiest anderen den spass am Spiel, und treibt Spielleiter zur Verzweiflung!
Daher bin ich in meiner neuen Kampagne zu folgender Lösung gekommen: ein Mensch, der sich nur mit Talenten vollpackt, die ihn heftiger statt vielseiter machen, riskiert schwere Talentkrisen. Ich beziehe mich hier auf den Paradefall, in dem ein mensch eine Kampfdisziplin nimmt, und diese dann noch durch die mächtigsten talente anderer Kämpferdiziplinen aufmöbelt. Ich habe nichts dagegen, wenn der Charakter sich etwas durch sein Menschsein verbessert, z.B. ein sky raider mit Air Dance, aber wenn er den Punkt erreicht, dass die Talente anderer Disziplinen für ihn zum notwendigen Kampfstandart gehören, und er einen entscheidenden Teil seiner Stärke aus dem Weg einer anderen Disziplin zieht, stört das seine Harmonie mit seiner Disziplin und zeigt eine Schwäche im Selbstvertrauen. Und dann hagelt es Talentkrisen, und je mehr er jammert, desto schlimmer wird sie. Das ist der beste weg, den Powergamer Menschencharakteren einen riegel vorzuschieben, triff sie da, wo es ihnen weh tut.
Das Talent heisst schließlich Vielseitigkeit, nicht Unbesiegbarkeit, und sollte nach meiner Auffassung dazu genutzt werden, auch andere nützliche und interessante Talente zu lernen, und nicht nur, um den ultimativen Kämpfer zu erschaffen.
Bin mal gespannt, was Ihr dazu sagt.....
Der Nârr:
Mit der Vielseitigkeit eben vielseitig zuzuschlagen ist eigentlich eine gute Idee, wobei man da gucken müsste, wo die Grenze ist. Schließlich kann man wohl auch behaupten, dass der Krieger mit Talenten vom Luftpiraten oder Schwertmeister vielseitiger kämpfen kann...
Wobei ich derzeit einen Krieger spiele und es auf die Kampftalente anderer Disziplinen gar nicht abgesehen habe. Mich reizen mehr so Dinge wie Luftschifffahrt, Lautloser Gang usw., während ich andererseits die menschliche Diebin der Runde immer überreden will, von mir doch mal ein paar elementare Kampftalente zu lernen.
Gast:
--- Zitat von: Hamf aus der Dose am 23.04.2004 | 08:20 ---Mit der Vielseitigkeit eben vielseitig zuzuschlagen ist eigentlich eine gute Idee, wobei man da gucken müsste, wo die Grenze ist. Schließlich kann man wohl auch behaupten, dass der Krieger mit Talenten vom Luftpiraten oder Schwertmeister vielseitiger kämpfen kann...
--- Ende Zitat ---
...was letztendlich nur eine andere Umschreibung für krasser draufhauen ist, und eine beliebte Ausrede für Powergamer darstellen dürfte. Damit meine ich nicht Dich, ich finde es gut, welche Talente Du Dir holen willst.
Wie gesagt, nichts gegen ein, zwei zusätzliche konfliktorientierte Talente für Kämpfer, aber einige Dinge passen weder zur Disziplin, noch sind sie guter Stil. Ein sky Raider mit Temper self und Air Dance ist sowohl echt klasse, als auch vertretbar. Ein Sky Raider mit Acrobatic Strike, Parry und Riposte ist in meinen Augen schwerer Stilbruch und totales Powergaming.
Boba Fett:
Das Problem ist, dass Spieler mit dieser Fähigkeit ständig in einem Konflikt zwischen Powergaming und Style sind.
Ich finde Vielseitigkeit genial, wenn es um NSC's geht, denn da kann man wirklich tolle Kombinationen hinlegen, stylistisch, wie auch wenn es darum geht, der Charaktergruppe das Schubladendenken auszutreiben.
Die Spieler sind aber in einem ziemlichen Dilemma. Einerseits ist Earthdawn ein sehr "high Powered" Rollenspiel, andererseits schwingt sofort das böse Wort mit P mit, wenn man sich um Effektivität bemüht. Einerseits kann Earthdawn auch ganz schön heftig werden (blutige Nasen für die Charaktere), andererseits reden alle anddauernd davon, sich mit vielseitigkeit auch völlig uneffktive Talente zu holen, weils so stylisch ist.
Ja was denn nun? fragt sich da der Spieler.
Im Zweifelsfall wird er wahrscheinlich die Effektivität vorziehen, denn auch seine Mitstreiter werden eher applaudieren, wenn er beim nächtlichen Überfalls der Lagerstätte ordentlich zudrischt, als wenn er am Lagerfeuer die Klampfe zieht und alle mit Gefühlsmelodie bekifft.
5 Punkte für Style, 1000 Miese dafür, dass es leider die letzte Nacht war, die sie auf Barsaive verweilten. Hätte er doch Riposte gelernt... ;D
Wie gesagt, ich finde, es ist ein äußerst schönes Talent, aber ich kann die Spieler verstehen, wenn sie da in Gewissenskonflikt stehen.
Gast:
--- Zitat von: Boba Fett am 25.04.2004 | 13:26 ---Wie gesagt, ich finde, es ist ein äußerst schönes Talent, aber ich kann die Spieler verstehen, wenn sie da in Gewissenskonflikt stehen.
--- Ende Zitat ---
...und deswegen, freundlich wie ich bin, helfe ich meinen Spielern jetzt, diesen Konflikt zu umgehen (s.o.)! >:D
Nebenbei ist in meiner Welt Weitergabe von gewissen Talenten an die vielseitigen Menschen verpönt. Um eines der Vorzeigetalente einer anderen Disziplin zu erhalten, muss sich der Mensch das in meiner Welt schon verdienen. Gegen Weitergabe in der Gruppe kann man recht wenig machen, außer auch die Spieler der entsprechenden Charaktere auf folgendes aufmerksam zu machen: Ein Adept hat eine Verantwortung gegenüber seinem Pfad, und sollte stolz auf ihn sein. Deshalb wird er niemandem etwas seiner Magie beibringen, der in seinen Augen dessen nicht würdig ist. Der Adept muss es sich selbst und anderen seiner Disziplin genüber verantworten können, die Macht seines Pfades an dieses individuum weiterzugeben, es darf das nicht leichtfertig tun oder gar seine Magie wie ware verkaufen. Normalerweise wird ein Schütze einem Dieb eben nicht Blattschuss beibringen, und ein Krieger einem Schwertmeister nicht zeigen, wie er mit Spektakulärem Angriff seine Kämpfe noch prestigereicher und demütigender für seine Gegner gestalten kann.
Und die nichtmenschlichen Rassen sind manchmal schlicht und ergreifend missgünstig... >:D
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln