Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?
Caranthir:
--- Zitat von: Nodens Sohn am 10.06.2019 | 07:38 ---Es wird eine Szene beschrieben, Spannung aufgebaut, die Charaktere sind in der Geschichte drin, der Höhepunkt nähert sich, es ist vor Spannung kaum noch auszuhalten ... und dann wird die spannende Szene in Aspekte filetiert, ein Konstrukt aufgebaut und ausgehandelt, bis feststeht, was alles nun in welchem Bereich wirkt ... und die ganze Atmosphäre ist für mich vorbei. Das wirkt auf mich wie Skat oder vielleicht noch Schach.
--- Ende Zitat ---
Danke dafür, genau darum ging's mir. Mal unabhängig davon, dass meta Geschmackssache ist und dass dir da niemand reinreden kann, ob dir das Spaß macht oder eben nicht, ist meine These: Fate muss gar nicht so meta sein. Stell dir die obige Szene doch einfach mal mit der Beschreibung deines SLs vor und lass die Aspekt erstmal weg. Jetzt versucht sich deine Spielfigur vielleicht in Deckung zu werfen und du erinnerst dich, dass der SL etwas von schweren Maschinen gesagt hat.
Du sagst: "Ich werfe mich hinter den schweren Maschinen in Deckung", würfelst auf Athletik und der SL schiebt dir ein Kärtchen rüber, auf dem steht "hinter schweren Maschinen in Deckung", dahinter sind zwei leere Kästchen.
So viel anders als bei anderen Rollenspielen ist das auch nicht. Wobei ich hier nicht in eine Verteidigungshaltung für Fate gehen will (Vorteil erschaffen, Verteidigungshaltung für Fate mit zwei freien Einsätzen ;)). Mich interessiert nur, warum alle Welt denkt, dass man die Aspekte so genau ausdefinieren, aufschreiben und aushandeln muss. An der Stelle wird Fate nämlich genau so mechanisch wie die großen Regelmonster. Und das will es ja eigentlich nicht.
Maarzan:
Szenenaspekte, bzw. all das, was sich automatisch und aus Ingameperspektive ergibt ist unkritisch.
Probleme habe ich mit der Fatepointökonomie, wo ich gegen die Charakterintention oder aus anderer Ursache auf der Autorenebene agieren muss - da will ich nicht hin.
Dazu stört mich auch die meinem (zugegeben beschränkten) Erfahrungsschatz nach regelmäßig anfallende Diskussion darüber, was denn nun wie an Aspekten in welcher Interpretation anwendbar ist oder nicht. Das was als Rulemunchkin in anderen Spielen auch mal vorkommt, aber eben zu Recht verpönt ist, wird da zum Prinzip.
Sgirra:
Hi!
Ich kann die generelle Frage verstehne. Bis ich Fate wirklich und häufiger gespielt habe, kam es mir auch sehr ›meta‹ vor. Mittlerweile empfinde ich es genau anders herum. ;) ›Klassische‹ System wie D&D, DSA und Splittermond, die viele Regeln mit sich bringen, heben das Spiel für mich viel eher auf die Metaebene – denn anstatt im Augenblick zu bleiben, diskutiert man plötzlich Zusatzregeln, schlägt in Tabellen nach oder verwandelt den Kampfablauf in ein Brettspiel (SpliMo). Es wird vielmehr das Regelkonstrukt verhandelt als die eigentliche Szene.
Gerade da erfordert Fate etwas an Umdenken und das kommt durch Übung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Rollenspielfrischlinge viel intuitiver in Fate eintauchen, während Spieler, die an ›klassische Systeme‹ gewöhnt sind, einige Zeit brauchen, um ihre antrainierte Komfortzone zu verlassen. Wenn man sich aber darauf einlässt und etwas eingespielt hat, ist das festlegen einer Konsequenz nicht mehr (und gefühl weniger) ›meta‹ als das Auswürfeln eines kritischen Treffers in der zur Waffe passenden Tabelle.
Maarzan:
--- Zitat von: Sgirra am 10.06.2019 | 08:16 ---Wenn man sich aber darauf einlässt und etwas eingespielt hat, ist das festlegen einer Konsequenz nicht mehr (und gefühl weniger) ›meta‹ als das Auswürfeln eines kritischen Treffers in der zur Waffe passenden Tabelle.
--- Ende Zitat ---
Wenn man sich etwas eingespielt hat und die regeln beherrscht, dann entfällt auch die Regelhürde in den klassischen Systemen.
Die Regelverarbeitung in den klasssichen Systemen erfolgt immer noch auf der Spielwelt/Charakterebene. Ich brauche ggf. einen "Coprozessor", um die dazu notwendige Rechen-/Transferleistung zu erbringen, aber es tritt kein Perspektivwechsel auf.
Das was da ermittelt wird ist nur die "Physik" hinter dem, was meine Figur selber macht und ist üblicherweise auch genau genug verregelt, dass ich diese Physik im Rahmen der Figurinformationen spätestens nach etwas Übung in jeder Runde auch selbst antizipieren kann.
Das wäre also aus meiner Sicht letztlich gerade nicht meta.
Meta wird es, wenn ich auf die Spieler-/Autorenebene muss um Sachen betrachten, bewerten und immer wieder aushandeln muss.
Isegrim:
ME sind es weniger die Aspekte, die bei meiner Gruppe im Weg standen, sondern die Aktionen. Fate teilt alles, was ein Charakter machen kann, in ein paar wenige, recht abstrakte Kategorien ein. Das ist eine recht hohe Abstraktionsstufe, die mE (bzw bei meinen beiden Gruppen) nur dann wirklich funktioniert, wenn die Spieler sich darauf einlassen, diese Systematik aktiv nutzen und selbst in diesen Kategorien denken. Das wollten die Mehrheit meiner Spieler nicht.
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