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Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?

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Maarzan:

--- Zitat von: nobody@home am 10.06.2019 | 12:13 ---Aus strikter Charakterperspektive sind eh alle Rollenspiele "meta". ;) Auf Erfolge würfeln, Werte auf dem Charakterbogen nachsehen -- das sind alles schon reine Spielerebenen-Aktionen, von denen der Charakter keine Ahnung hat, daß sie überhaupt stattfinden und daß in Wahrheit sie es sind, die letztendlich über den Ausgang seiner Unternehmungen entscheiden.

Der einzige "echte" Unterschied zwischen solchen Dingen und Fate-spezifischen Regelmechanismen ist, daß man als Spieler "klassischer" Systeme die Klassiker halt schon gewöhnt ist. Und in der Beziehung geht's, denke ich, dem "Meta"-Begriff dann sehr wie der in anderen Internetfandiskussionen gerne hin und her geworfenen "Agenda" -- "meta" wird immer nur herangezogen, um zu bezeichnen, was "die anderen" machen, weil das Bewußtsein dafür, daß man selbst auch schon die ganze Zeit "meta" gespielt hat (beziehungsweise selber auch eigene Agenden verfolgt), einfach nicht hinreichend ausgeprägt ist.

--- Ende Zitat ---

Nein, es geht um die "Bewußtseinsebene".
Die Entscheidung der Figur "unmeta" erfolgt aus seiner Spielweltsituation und deren Wahrnehmung.
Dazu gehört die entsprechende Spielweltphysik und deren dann mechanische Repräsentation.
Das ist dann ggf. aufwändig, aber letztlich immer noch eine Repräsentation innerer zustände, es läuft quasi auf dem Coprozessor.

Nimm an du lägst wie bei Avatar in einem entsprechenden Cocoon und steuerst einen virtuellen Avatar, spielst seine Rolle. Eine hochentwickelte Ki sorgt dafür, dass alle deine Eindrücke und Aktionen völlig natürlich erscheinend umgesetzt werden. Wenn irgendetwas ganz blöde läuft, hast du noch eine COM-Leitung zum Systemadmin.
Aber du würdest nicht mit diesem über die Umweltgestaltung/Reaktion diskutieren oder gar per Kauf direkt eingreifen und das Layout ändern oder über einen von außen einwirkenden Ressourcenhaushalt auf dem Server diskutieren . Das ist dann "meta".



ArneBab:

--- Zitat von: nobody@home am 10.06.2019 | 12:23 ---Du meinst sicher "Der Spieler entscheidet, was der Charakter tun wollen soll"... ;) Der Charakter selbst kann ja unabhängig vom Spieler gar nichts "entscheiden" -- er wird nur vom Spieler gespielt, der Spieler wird nicht umgekehrt vom Charakter "gecharaktert".

--- Ende Zitat ---
Nein, das meine ich explizit nicht.

Im Kopf der Spielenden kann ein Charakter sehr wohl selbst entscheiden und muss nicht auf Wissen außerhalb des Chars zurückgreifen. Das ist gerade der Unterschied in der Sichtweise.

ArneBab:

--- Zitat von: Maarzan am 10.06.2019 | 12:25 ---Aber du würdest nicht mit diesem über die Umweltgestaltung/Reaktion diskutieren oder gar per Kauf direkt eingreifen und das Layout ändern oder über einen von außen einwirkenden Ressourcenhaushalt auf dem Server diskutieren . Das ist dann "meta".

--- Ende Zitat ---
Ich glaube, man nennt es heute DLC :)

Breaking the fourth wall ist etwas ähnliches. Das ist nichts an sich schlechtes, aber es ist etwas, bei dem man sich bewusst sein muss, ob man es macht, weil es die Grundlage der Geschichte ändert.

nobody@home:

--- Zitat von: Maarzan am 10.06.2019 | 12:25 ---Nimm an du lägst wie bei Avatar in einem entsprechenden Cocoon und steuerst einen virtuellen Avatar, spielst seine Rolle. Eine hochentwickelte Ki sorgt dafür, dass alle deine Eindrücke und Aktionen völlig natürlich erscheinend umgesetzt werden. Wenn irgendetwas ganz blöde läuft, hast du noch eine COM-Leitung zum Systemadmin.
Aber du würdest nicht mit diesem über die Umweltgestaltung/Reaktion diskutieren oder gar per Kauf direkt eingreifen und das Layout ändern oder über einen von außen einwirkenden Ressourcenhaushalt auf dem Server diskutieren . Das ist dann "meta".

--- Ende Zitat ---

Möglich. Da gibt's aber auch einen kleinen, aber kritischen Unterschied zwischen "ich stelle mir vor, ich wäre in dieser Situation" und "ich bin da tatsächlich" -- meine Vorstellung kann ich nämlich wirklich nach Belieben ändern. Und am Rollenspieltisch steuere ich eben keinen realen "virtuellen Avatar". Ich kann natürlich so tun als ob, aber das ist dann mein Privatvergnügen; das Spiel an sich geht auch ohne.

Sgirra:

--- Zitat von: Maarzan am 10.06.2019 | 12:00 ---Meine Sicht:
der klassiche Spieler will eigenverantwortlich agieren und nicht aus dem vorsorglich schwammigen Nichts dann die Option freihalten da irgendetwas herbeilabern zu können.

--- Ende Zitat ---
Der Fate-Spieler agiert höchst eigenverantwortlich. :) Was macht ›Herbeilabern‹ zu negativ für dich bzw. worin liegt für dich die Bedrohung für dein Spielempfinden? Offensichtlich ist es etwas sehr Negatives für dich, so wie du es formulierst; das würde ich gerne verstehen. Immerhin ist Rollenspiel ja in erster Linie ein kommunikatives Spiel.

Umgekehrt kann man allerdings sagen:
Klassische Spiele entziehen dem Spieler die Eigenverantwortung. Ich bin massiv abhängig von Glückswürfen, die ich versuchen kann, durch raffiniertes Anwenden von Regeln (und manchmal: über Regeln über Regeln) und ein planmäßiges Einsetzen von Ressourcen (Ausrüstung, XP) möglichst einzugrenzen, damit die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns sinkt. Der Patzer bleibt aber ein Patzer, in der Regel werde ich in klassischen Systemes dafür bestraft und die Konsequenzen liegen entweder in der Hand des Meisters oder einer Zufallstabelle. Das ist mathematisch sicherlich erfassbar (und sehr meta :) ) und natürlich kann ich dann eigenverantwortlich entscheiden, dieses Risiko einzugehen. Es entzieht mit aber gleichzeitig die Geschichte.

So oder so entscheidet am Ende der Zufall – auch bei Fate. Es werden nur andere Werkzeuge benutzt, um den Zufall einzugrenzen.

Nichts, dass wir hier zwingend auf einen gemeinsamen Nenner kommen müssen:
Es ist eine Gewohnheitssache. Für die einen sind klassische Systeme kontrollierbarer, weil ›feste‹ Regeln ihnen Sicherheit geben. Für andere sind freie Systeme kontrollierbarer, weil schlanke Regeln und eine höhere Mitgestaltung ihnen Sicherheit geben. Beides ist legitim und beides funktioniert.

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