Pen & Paper - Spielsysteme > Pathfinder/3.x/D20
Spielt eigentlich noch jemand D20 Modern? Was fandet/ findet ihr daran gut?
(1/1)
General Kong:
D20 Modern war neben Conan D20 meine Lieblingsvariante der D&D 3.0/ 3.5- Regeln.
Inzwischen würde ich für moderne Kmapagnen zwar zu Savage Worlds greifen, dennoch finde ich manche Dinge immer noch ziemlich genial:
1) Das Wealth-System ist eine sehr gute und adequate Art für Settings des aussgehenden 20ten/ beginnenen 21sten Jahrgunderts mit Geld und seiner Verwaltung umzugehen.
Das mit dem "Würfel mal, ob du dir das kaufen kannst!" scheint zwar erts einmal doof, ist aber ja nur eine Umsetzung von Käufen unter Zeitdruck. Zudem kann man so abbilden, dass alle zu Hause einen unglaublichen Wust von Sachen besitzen und eben nicht ein Kettenhemd, Schwert+2 und einen Schild sowie ein Hü mit einem Sack voll Krempel, den man den abgelebten Orks in Höhle 3c in den Gruselkavernen abgetrotzt hat.
Es ist auch kein hoher Verwaltungsaufwand - und ich hasse es Goldmünzen oder Dollars im Spiel einzeln abzuhalten.
2) Die Waffen! Mehrere dicke Bände und fats alle Waffen machen einen ähnlichen Schaden: Pistolen 2w4 bis 2w8, Gewehre 2W8 bis 2W10, dicke Dinger 2w12.
"Abber mein haariger Feldherr, das ist doch dann totale überflüssige Scheiße, dass man da dann hunderte von Knarren auflistet, die praktisch identisch sind!" - Nein! EBEN NICHT! Man kann als Spieler sich die Waffe seines Wunsches suchen, die z.B. ein +1 auf den TW gibt, eine etwas größere Reichweite hat, gut zu verbergen ist, ein größeres Magazin besitzt, besonders störungsunanfällig ist oder mit Schalldämpfer und Spezilamun lieferbar ist, aber es gibt nicht die Superultrawaffe, die alles kann und die dann jeder Sc hat, sobald er irgendwie die Kohle zusammen hat wie in anderen Systemen.
3. Massiver Schaden. Also Bruce Willis ist Tough Hero 8/ Strong Hero 4/ Soldier 4 und hat 130 TP - da kann dan ja ein Feuerstoß aus der Uzi (3w6) nicht so viel anrichten, neh? - Falsch. Liegt der Schaden über der KON, muss man einen Resistnace Rw machen oder landen bei -1 TP! Noch nicht tot, aber so gut wie.
So kann man Anfängerabenteuer spielen und später auch noch den SC ein wenig das Fürchten lehren. Oder hat auch Die Hard nachspielen, denn auf hohen Stufen blase ich den Heldn nur die TP klein, aber die schaffen es noch bis zum Endgegner.
Ich hatte eine tolle Zeit. Gibt es sonst noch Fans?
Scardon:
Bis April diesen Jahres hatte ich eine ein Jahr lang laufende D20-Modern-Kampagne geleitet, für die wir uns alle zwei Wochen getroffen hatten. Die Gruppe bestand dabei aus Weltenbummlern und Entdeckern, die im ausgehenden 19. Jahrhundert nach Atlantis suchten. D20 Modern selbst kenne ich mittlerweile aber auch schon ein paar Jährchen und hatte es bereits häufiger für diverse Einsätze – meist Oneshots – ausgekramt.
Das Wealth-System mochte ich auf dem Papier eigentlich immer ganz gerne. Ich muss kein Geld tracken, sondern habe einen abstrakten Wert, der für meinen Reichtum steht? Immer her damit! In der Spielpraxis hatte sich das dann bei mir leider irgendwie nicht bewährt. Das lag vermutlich aber auch stark an dem gespielten Setting. Die Ausgaben waren nicht für Waffen oder Ausrüstungsgegenstände, sondern eher für Transportmittel (sie hatten sich ein Luftschiff angemietet) und dergleichen. Aber gut, die Ausrüstung der Gruppe stand ohnehin nie wirklich im Fokus.
Was ich an D20 Modern mag:
Die Settings
Gerade D20 Past hat für mein Dafürhalten ein paar wirklich interessante Ideen. Eine Piraten-/Entdeckerkampagne im 15./16. Jahrhundert, bei der europäische Hexenmeister auf eingeborene Schamanen stoßen, während Seeschlangen ganze Flotten auseinandernehmen. Ein „Prequel“ des coolen Shadow-Chasers-Settings im späten 19. Jahrhundert inkl. grabräuberverfluchender Mumien, Gothic-Horror-Monstern, Mesmeristen und Medien. 1920er-Pulp. Für mich sind das allesamt spannende Kampagnenhintergründe, die dazu ansprechend präsentiert werden. Statt elendig langer Beschreibungen gibt es knackige Fluff-Texte und einen guten Crunch-Anteil, mit dem ich die Settings super umsetzen kann.
Andere Setting-Bände (D20 Future, Urban Arcana) habe ich zumindest überflogen. Ich war davon allerdings nicht so ganz angefixt. Trotzdem: Die Präsentation mag ich sehr gerne. D20 Future wollte ich mir sogar immer mal genauer ansehen, weil ich noch nach einem Go-To-SciFi-System suche (aktuell liebäugle ich dahingehend mit Forge Engine und Tiny Frontiers).
Auch die Mini-Settings im Polyhedron fand ich mitunter echt witzig. Hijinx (die SC spielen Mitglieder einer Teenie-Band, die ganz in der Tradition der Monkees in absurde Abenteuer verwickelt werden) habe ich sogar mal angetestet. Das war schon echt witzig. Diese Settings zeigen meiner Meinung nach auch ganz gut, wie flexibel das D20-System ist.
Die Charakterklassen
Am Anfang wird mein Charakter über sein stärkstes Attribut bestimmt, ist also im Prinzip ein Typ von nebenan. Nur etwas fähiger. Nach ein paar Abenteuern wird er dann ein „richtiger“ Held mit eigener Advanced Class, die ihm spezialisiertere Fähigkeiten gibt. Und wenn ich möchte und mich in einer Organisation o.ä. hocharbeite, kann ich sogar noch auf eine Prestige Class zurückgreifen. Schade an der Stelle finde ich allerdings, dass das Konzept „Prestige Class“ im Grundregelwerk mit genau 0 Wörtern vorgestellt wird. Das kommt dann erst in den Setting-Bänden vor. Zumindest im Setting-Teil des GRWs hätten sie da auch ein paar Prestige Classes reinbringen können.
Die Starting Occupations
Jeder fängt mal irgendwo „im echten Leben“ an. Du wirst nicht als Geheimagent oder Superwissenschaftler geboren. Stattdessen musst du erstmal einen Beruf erlernen. Genau das wird mit den Starting Occupations umgesetzt. Das ist ein klein wenig Realismus, der aber nicht ausufert. Eine kurze Beschreibung, ein paar Anpassungen der Spielwerte, das war’s. Solche Details, die sich nicht in den Vordergrund drängen, mag ich irgendwie.
Es ist D20
Das mag trivial erscheinen, ist für mich aber ein entscheidender Pluspunkt. Ich bin seinerzeit mit D&D3 zum Rollenspiel gekommen. Mit D20 Modern hatte ich dann ein System, das ich in den Grundzügen kannte, das es mir dann aber doch ermöglicht hatte, mehr als nur Fantasy zu spielen. Ein System, mit dem ich viele verschiedene Geschmacksrichtungen abdecken kann, was auch anhand der o.g. Settings zu sehen ist.
Einen großen Kritikpunkt (v.a. wegen der Regelbasis D20) hatte ich dann bei meiner o.g. Weltenbummler-Kampagne festgestellt: DCs und Skill-Boni. Bei D&D3 war mir das damals nie so aufgefallen, dafür trat es bei D20 Modern stark in den Vordergrund. Damit ich Spezialisten auch nur irgendwie fordern konnte, hätte ich extrem hohe DCs vergeben müssen (ein reiner Smart Hero mit den entsprechenden Talents, ausgemaxten Skill Ranks und hohem Bezugsattribut kommt schon ziemlich schnell auf extrem hohe Werte). Nur hätten dann die anderen SC keine Chance gehabt, den DC auch nur irgendwie zu schaffen. Insofern war ich dann ganz froh, dass wir „nur“ bis Stufe 6 oder 7 gespielt hatten. Alles danach wäre doch irgendwie lächerlich geworden.
Genau diese Skill-Boni sind der Grund, weshalb ich D20 Modern trotz aller Pluspunkte, die es bei mir hat, nicht unbedingt für längere Runden nutzen möchte. Eine 5e-Variante wäre super.
Der Feat-Bereich auf dem Charakterbogen
Noch so eine Kleinigkeit, die aber total sinnvoll ist. Statt ein paar zu eng gedruckte Zeilen auf dem Charakterbogen zu haben, in die ich die Feats meines Charakters eintrage, die aber niemals für alles reichen werden, kann ich die Feats in einer Liste ankreuzen. Das ist ein wundervolles Quality-of-Life-Feature, das ich gerne häufiger sehen würde.
Infernal Teddy:
Ein Setting das ich ganz witzig fand war Pulp Heroes aus der Poly - ursprünglich ein Setting für D&D wurde es später dann auf D20 Modern umgesetzt, wo es viel besser passte
D. M_Athair:
--- Zitat von: General Kong am 23.07.2019 | 20:23 ---Ich hatte eine tolle Zeit. Gibt es sonst noch Fans?
--- Ende Zitat ---
blut_und_glas, der hier aber kaum mehr aktiv ist.
Auf dem Blog gibt's einiges:
d20 modern
The Red Star Campaign Setting
Don-Lope:
Ich habe da auch viel Spaß mit gehabt.
Das Wealth System fand ich gut.
Vieles hat für meinen Geschmak gut funktioniert.
Bei einem Level System davon auszugehen, dass ein ausgebildeter Profi kein Lev. 1 Charakter ist, war auch sinnvoll.
Da sind viele gute Ideen drin, doch hätte es gut eine revised edition gebrauchen können.
Die Rüstungsklassen funktionieren ganz gut bei kontemporären Spiel, wenn man es für Futur benutzt gerät es aus das Balance.
Die Burst Regeln sind ein guter Ansatz, doch ist es schon etwas ärgerlich wenn eine 28 AC nichts mehr nützt und Charaktere mit niedrieger Con bei Fläschenfeuer immer einen Save um ihr Leben machen müssen.
Mit einer etwas überarbeiteten Version hätte es richtig gut werden können.
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