... aber ... die Vorbedingungen!! Gibt es stufen-angepasste, schaffbare Encounter? Gibt es unangepasste Zufallstabellen? Gibt es in-game Hinweise auf potentiell tödliche Monster/Gegner/Gefahren ...? Sollen Kämpfe eher vermieden werden?
Da kommt dann auch der alte Gegensatz von Combat as War vs. Combat as Sport zum Zug. (Sport ist bei üblichen Fehlern nicht tödlich. Krieg schon.)
Kurz: Ist sichergestellt, dass die Gruppe hier auf einer Wellenlänge ist?
Ohne Kontexte, ohne Erklärungen bleiben RAW ... tote Buchstaben. Das ist (überspitzt gesagt) ein bißchen so, wie wenn man ner arbeitslosen Person nen Link zu SGB II und III gibt und meint Ausrechnen des eigenen Anspruchs und Antragstellung wären jetzt doch kein Problem mehr.
Ich geh jetzt als Vorbedingung davon aus, dass den Spielern das zur Verwendung kommende Regelwerk (zumindest in Grundzügen) bekannt ist--ansonsten bleibt die Ansage "Wir spielen nach RAW", da stimme ich dir zu, eine bedeutungsleere Worthülse. Wenn das Regelwerk allen Seiten bekannt ist, dann sind auch die Todesregeln bekannt; vielleicht nicht bis in die kleinsten Einzelheiten, aber die reine Existenz derer deutet darauf hin, dass sie zur Anwendung kommen können--nicht müssen, aber können. Ein Charaktertod ist damit ein mögliches Ereignis mit Wahrscheinlichkeit des Eintretens P > 0.
Deine oben gestellten Fragen gehören mEn zum Meta-Gaming, die von und aus den Regeln an sich nicht beantwortet werden können und, so behaupte ich, gar nicht beantwortet werden müssen. Beispiel: D20/D&D/Pathfinder bietet ein Challenge Rating (CR) für Monster/Gegner an. Dieses dient in erster Linie als Anhaltspunkt für den DM, damit der seine Encounter danach ausrichten kann. Er hat dabei völlige Handlungsfreiheit und kann je nach Erfahrung, Einschätzung seiner Spieler, oder einfach nach Gusto entscheiden, was er den Spielern entgegen wirft, wenn überhaupt. Ob eine Zufallsbegegnungstabelle unangepasst ist oder nicht gibt das Regelwerk/das Abenteuer nicht her, das sind Erfahrungswerte; zum einen die des Autors, der sich (hoffentlich realistisch) vorstellen kann, was für eine Gruppe der Stufe x in Zeit y machbar ist, zum anderen des DMs, der am besten weiß (oder es wissen sollte), was für seine Truppe gerade machbar ist. Angeschlagene und ausgepowerte Heroen können auch mit einem dutzend Snotlings ein ernstes Problem bekommen.
Überhaupt Erfahrung: In den RuneQuest-Regeln steht z.B. nirgendwo, dass Kämpfe potenziell brandgefährlich sein können und deswegen in der Regel besser andere Wege zur Konfliktlösung beschritten werden sollten, falls möglich. Wer RuneQuest kennt und schon mal wegen eines unglücklichen kritischen Treffers in eine noch unglücklichere Trefferzone erst zu Boden ging und eine Runde später tot war (trotz 90% Waffenskill und Plattenrüstung), der weiß das und wird es bestenfalls berücksichtigen. Ich spiele auch kein Call of Cthulhu in der Hoffnung, dass mein Charakter das Abenteuer unbeschadet an Leib und Seele überlebt, wenn überhaupt (Existenz der SAN-Mechanik und BRP-System wie RQ).
Die Frage nach der gemeinsamen Wellenlänge, was Erwartungen angeht, ist wichtig. Die Ansage "wir spielen nach RAW" impliziert eine Menge, dessen sollte man sich auch bewusst sein, denn es gibt durchaus so etwas wie Betriebsblindheit. Aber in dem Moment, wo in der Gruppe Abmachungen bzgl. Charaktertod getroffen werden, die von RAW abweichen, spielt man eben kein RAW mehr.