Autor Thema: Kreuzbefruchtung  (Gelesen 6304 mal)

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Offline Jiba

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Kreuzbefruchtung
« Antwort #25 am: 19.11.2019 | 13:12 »
Wobei ich mit dieser Interpretation jetzt nicht gerechnet habe, da Regeln als Kommunikationsbasis in anderen Diskussionen z.B. m um "regelleicht" sonst so sehr ignoriert werden.

Nein, das missverstehst du. Klar kommunizieren Regeln etwas. Und auch regelleichte regulieren und reglementieren und sei es über Rulings und Absprachen. Das ist der Kern von „System Matters!“ Wähle ein System, das die Kommunikation in die Bahnen lenkt, die du im Spiel einschlagen willst, als Gruppe. Nicht die Menge der Regeln ist entscheidend, sondern ihre Zielsetzung und ob und wie sie diese Zielsetzung umsetzen oder den gewünschten Spielstil bedienen.

Damit meine ich, was 6 sagt.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline 6

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Re: Kreuzbefruchtung
« Antwort #26 am: 19.11.2019 | 13:22 »
Zumal auch Darstellungsformen Regelcharakter haben.
Wenn der SL z.B. den Spielern bei der Abfrage der räumlichen Gegebenheiten die Frage einfach zurück wirft (Spieler: "Wie sieht der Wirt aus?" Wirt: "Sag Du es mir!"), dann ist das eine Moderationsart, die in einigen Storygames dann Regelmechanik ist(z.B. Karten auf denen eine Frage gestellt wird, die Du als Spieler beantworten musst, die in traditionellen Spielen vom SL beantwortet wird).
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Re: Kreuzbefruchtung
« Antwort #27 am: 19.11.2019 | 13:50 »
[...]

Ich will das Beispiel der Heldenreise rausgreifen. Der Einwurf des Begriffs wirft auch erst einmal nur ein spielfremdes Konzept auf den Tisch, welches direkt meines Erachtens gerade kein nützlicher Beitrag zur Spielgestaltung ist - einige Probleme wie das Railroadingpotential oder die spannungsreduzierte Mustererkennung (Krimianalog) ist im Teilzeitheldenblog ja auch vermerkt und dazu kommt meines Erachtens noch, dass wir es hier mit einer Spielgruppe zu tun haben, es also wenn Heldenreisen werden müssten udn einige der Punkte auch innere Konflikte sind, welche sich in der Regel nicht so einfach für den Spieltisch eignen, wo ich erst einmal so einige zusätzliche Probleme sehen würde.
Was ich aus der Analyse der Heldenreise mitnehmen würde, wären Standardkonflikte, bei denen man sich nach Lage dann einzeln bedienen kann, um so "kulturell griffige" Situationen zu gestalten.
Aber was jetzt nun tatsächlich gemeint ist, was auf das Rollenspiel dann prakisch übertragen werden soll, bleibt im Dunkeln.
[...]

Ich würde an dieser Stelle einwerfen wollen, dass der Monomythos bzw. die Heldenreise das vermutlich schlechteste Beispiel für Rollenspiel ist, und ein ungriffiges Beispiel im allgemeinen, die Forschung distanziert sich seit den 60ern von Campbells Behauptungen dazu, welche einen sehr starken, christlich-despotischen Einschlag haben, und auf den Großteil der Mythen und Legenden rund um die menschliche Geschichte nicht wirklich anwendbar sind, sondern der Versuppung von Campbells Idee des ganzen entspringt. Was unter anderem auch wissenschaftlich extrem problematisch und wissenschaftlich thematisiert ist. Die Heldenreise zu analysieren halte ich deswegen für grundlegend verfehlt und nicht sinnvoll, unabhängig von aller Bedeutung für die moderne Filmindustrie (was auch viele der absolut vermurksten Filme erklärt, die wir seit Jahrzehnten sehen).
"Wahrheit ist ein dreischneidiges Schwert. Ihre Seite. Meine Seite. Und die Wahrheit."

"Und wenn die Sanduhren der Zeitweiligkeit zum stehen kommen, die Geräusche des täglichen Lebens verklungen sind, wenn alles um dich herum still ist, wie in der Ewigkeit, dann fragt die Ewigkeit dich und jedes dieser Millionen und Abermillionen Lebewesen nur das eine: Lebtest du in Hoffnungslosigkeit oder nicht?"
- Sören Kjerkegaard, Die Krankheit zum Tode

Offline Jiba

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Re: Kreuzbefruchtung
« Antwort #28 am: 19.11.2019 | 14:00 »
Es ging mir nicht darum ob die Heldenreise so als Theorie haltbar ist oder nicht. Das Beispiel diente der Veranschaulichung wie aus einer wissenschaftlichen Theorie handwerkliche Best Pratices und Ratgeberliteratur wird. So kann auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Gegenstand auch die Praxis positiv beeinflussen. Denn, und das müssen wir konstatieren: Es gibt Filme, die funktionieren, auch mit und dank der Heldenreise außerordentlich gut. Bestimmte Stoffe eignen sich für diese Struktur einfach nur besser als andere. Es ist sicherlich nicht das allein seligmachende Modell.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini