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[Serie] Rick & Morty
Alexandro:
--- Zitat ---Rick and Morty kommt mir nicht besonders gewalttätig vor ^^;
--- Ende Zitat ---
Ich habe nur ein paar Folgen gesehen (der Humor war mir dann doch zu infantil), aber da wurden Körperteile abgerissen, Köpfe explodiert und auch psychische Gewalt ausgeübt. Würde es sogar als noch gewalttätiger als HQ einordnen, aber evtll. waren diese Folgen nicht repräsentativ für die Serie.
Teylen:
--- Zitat von: Alexandro am 6.12.2019 | 14:05 ---Ich habe nur ein paar Folgen gesehen (der Humor war mir dann doch zu infantil), aber da wurden Körperteile abgerissen, Köpfe explodiert und auch psychische Gewalt ausgeübt. Würde es sogar als noch gewalttätiger als HQ einordnen, aber evtll. waren diese Folgen nicht repräsentativ für die Serie.
--- Ende Zitat ---
Rick & Morty hat für mich den überzeichneten Cartoon-Charakter.
Bei Harley Quinn wirkten die eingetretenen Knochen die sich aus dem Blut und Muskeln lösten irgendwie realistischer bzw. eindrucksvoller. Mehr wie die Szene bei "The Boyz".
Zumal es die konstanter gab. Bei Rick & Morty ist es eher "ab und an" mal der Fall das gesplattert wird.
Alexandro:
Die Zeichnungen mögen realistischer sein, aber die Darstellung ist bei HQ deutlich cartoonhafter.
Bei R&M habe ich dagegen gesehen, wie die beiden durch eine Explosion sterben, die Leichen danach noch minutenlang in einer Blutlache liegend gezeigt werden und am Ende von ihren Doppelgängern hinters Haus geschleift und im Garten vergraben werden. Das ist schon ziemlich weit weg von dem, was ich als "überzeichneten Cartoon-Charakter" verstehe.
Sashael:
--- Zitat von: Alexandro am 6.12.2019 | 14:05 ---Würde es sogar als noch gewalttätiger als HQ einordnen, aber evtll. waren diese Folgen nicht repräsentativ für die Serie.
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Doch doch, das waren sie. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Macher sich sagten "Ach, wir haben doch ein tatsächlich unendliches Multiversum, da sind milliarden Gefolterte, Tote und Verstümmelte im Gesamtkontext einfach total irrelevant. Ausser für die Betroffenen selbst, also lasst uns doch mal ein bißchen reinzoomen, das wird interessant."
Jiba:
--- Zitat von: Sashael am 7.12.2019 | 03:45 ---Doch doch, das waren sie. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Macher sich sagten "Ach, wir haben doch ein tatsächlich unendliches Multiversum, da sind milliarden Gefolterte, Tote und Verstümmelte im Gesamtkontext einfach total irrelevant. Ausser für die Betroffenen selbst, also lasst uns doch mal ein bißchen reinzoomen, das wird interessant."
--- Ende Zitat ---
Nein, ich glaube nicht, dass die Macher sich das sagen. Die Gewaltdarstellung in Rick & Morty ist, wie eigentlich alles in der Serie, cartoonisch überzeichnet, aber eigentlich hyperrealistisch gemeint. "R&M" ist eine zynische Serie, die, zumindest bei mir, immer wieder Momente erzeugt, bei denen ich mich frage "Wie abgef***t ist das jetzt?!?"
"Wir haben Milliarden Tote, so what?" ist die Sichtweise von Rick, aber nicht die Sichtweise der Serie. Ricks Verhalten übt nämlich immer mehr Druck auf die Familie aus, die irgendwann darunter zerbricht. Ja, Rick zerbricht ja selbst in schöner Regelmäßigkeit daran. Und selbst wenn sich seine Taten am Ende als die praktikabelste und logisch richtigste Lösung herausstellen, macht sie das nicht moralisch richtig. "Rick & Morty" zeigt eigentlich: Schaut Leute, auch schlaue Menschen können Arschlöcher sein. Auch die vermeintlich Erwachsenen haben keinen Schimmer, was sie da eigentlich tun.
Auch der "infantile Humor", den man letztlich nicht in Abrede stellen kann, ist eigentlich nur ein Symptom von Rick's Psyche, von diesem Typen, der nie für irgendwas Verantwortung übernehmen will und der sich niemals zugehörig fühlt. Morty hingegen übernimmt sehr oft Verantwortung für seine Mitmenschen und wächst daran, hat aber selber natürlich auch einen Hang zur Infantilität, weil er noch ein Teenager ist. Die Infantilität liegt also mehr als ein dünner Film über einer eigentlich existenzialistischen bis nihilistischen Serie.
Das muss nicht jedem gefallen und tut es sicher nicht, aber "Rick & Morty" ist, finde ich, nicht einfach "Family Guy" (ganz furchtbare Serie!) oder "American Dad", wo auf Teufel komm raus auf den Lacher optimiert wird. Ich glaube R&M nähert man sich wirklich am Besten, wenn man die mit dem Mindset guckt "Es ist eine Comedy-Serie, aber nicht alles, was hier passiert ist ein Gag." Und die Serie konstruiert das mit Absicht so, dass das manchmal schwer zu unterscheiden ist, einfach weil in realitas in unserer sozialmedialen Öffentlichkeit tatsächlich Humor und Ressentiment ineinander übergehen. R&Ms Herrangehensweise an das Animated-Comedy-Genre reflektiert das oder spult das zumindest ab.
Um zum eigentlichen Punkt zurückzukommen: Die Gewaltdarstellung von R&M zähle ich zum Heftigsten, was ich im Animationsbereich bisher gesehen habe. Aber nicht wegen der Darstellung der Gewalt, sondern des Kontextes, in dem die Gewalt stattfindet. Ich meine, in einer Folge setzt das Sicherheitssystem von Ricks Raumschiff den Befehl, Summer zu beschützen, mit einer solchen Skrupellosigkeit um, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. In der Folge, wo Rick sich in eine Gurke verwandelt, tötet er all diese Menschen im Grunde nur, damit er sich nicht mit seinen eigenen Fehlern auseinandersetzen muss – purer Egoismus führt zu entgrenzter Gewalt.
Deshalb ist selbst die casual violence in anderen Serien für mich nicht auf demselben Heftigkeitsniveau wie bei R&M. In R&M ist sie halt Ausdruck eines vollkommen gleichgültigen Universums. Und das kontrastiert eben ihre cartoonhafte Überzeichnung.
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