Medien & Phantastik > Lesen

Reading Challenge 2020

<< < (43/53) > >>

Timberwere:

--- Zitat von: Sindaja am 11.07.2020 | 09:15 ---#45: Robin McKinley: The Hero and the Crown
Das Prequel zum Blue Sword, aber da es über 100 Jahre vor dem Buch spielt, kann man es sehr gut unabhängig vom Blue Sword lesen. Die Reihenfolge scheint mir sogar recht egal. Auch diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auch hier ist ein starker Frauencharakter im Fokus. Und auch diese Geschichte ist zwar mit einiger Epik gepickt, aber trotzdem irgendwie „unaufgeregt“. Die Stimmung arbeitet für sich – mehr als es seitenweise detaillierte Actionscenen tun. Was aber nicht bedeutet, daß sie nicht an relevanten Stellen Action beschriebt.

--- Ende Zitat ---

Nice - The Blue Sword und The Hero and the Crown gehören beide zu meinen Langzeit-Lieblingsbüchern. :)

Menthir:
#32

Doris Kearns Goodwin - Leadership in Turbulent Times - Lessons from the Presidents

Ich bin eher auf ungewöhnlichem Wege zu diesem Werk gekommen. Nicht durch die kontemporäre, gerechtfertigte Kritik an Trump, mit der das Buch wegen des Veröffentlichungszeitpunktes immer in Bezug gebracht wird (darauf gehe ich nicht weiter ein), nicht einmal primär durch mein historisches Interesse per se an amerikanischer Geschichte oder meinem Interesse an Leadership-Themen (wer meine Beiträge verfolgt, erinnert vielleicht, dass ich 2018 Masters of Command - Alexander, Hannibal, Caesar, and the Genius of Leadership von Barry S. Strauss gelesen habe), sondern weil Frau Kearns Goodwin, trotz aller Auszeichnungen, vor allem des Plagiats verdächtigt und überführt wurde. Eine Entwicklung, die ein gewisses, wenn auch wenig bleibendes Beben in der Fachwelt auslöste, immerhin ist Frau Kearns Goodwin Pulitzerpreisgewinnerin und dann sogar dort Jurymitglied gewesen. Und Frau Kearns Goodwin ist nicht einfach nur Harvardhistorikerin, nein, sie war auch im Stab von Lyndon B. Johnson; und damit nicht genug. Frau Kearns Goodwin war eben mit Richard N. Goodwin, einem der Redenschreiber der Kennedys und Johnsons verheiratet. Social capital at its finest.

Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit eine Diskussion über jenes Thema mit alten Kommilitonen, als es um die Thematik strategischer Autorenschaft und um Plagiate ging, und ab von dem typischen Unken über den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Googleberg, ging es auch darum, ob ab von den Problemen eines Plagiats und des Umfangs des Vergehens am Ende doch vielleicht stehen kann, dass das plagiierte Werk oder zumindest teilplagiierte Werk nicht doch Erkenntnisgewinn bringen kann und nicht doch in mancher Form an sich ein Gewinn für Forschung oder das breite Publikum ist, in einer Art eklektischen Diebstahls; immer vorausgesetzt, es ist immer noch eklektisch zusammengefügt und nicht einfach in größeren Blöcken kopiert ist.
Die Diskussion will ich nicht im Einzelnen wiedergeben, aber sie kulminierte in dem Versuch der Beteiligten, entsprechende Werke ausfindig zu machen und ich erinnerte mich an die Situation mit Frau Kearns Goodwin und hatte zudem beigetragen zur Diskussion, dass viele Wissenschaftler sich an sich selbst schuldig machen, weil sie sich selbst schlampig zitieren oder weil spätere Werke nur ein Aufguss früherer Werke sind; das Arbeiten mit Essenzen alter Arbeit. Und genau hier sind wir in dem Bereich, warum das Werk von Doris Kearns Goodwin mein Augenmerk gewann.

Letztlich - so viel Selbstgeißelung muss sein - habe ich das Vorhaben aufgegeben, auch ihre Einzelbände zu den vier vorgestellten Präsidenten zu lesen. Die Diskussion ist eine Weile her, niemand hat eine Deadline gesetzt, das Vorhaben verlief sich, aber ich hatte das Buch nunmal im Schrank. Also habe ich es gelesen.

Was ich aber sagen kann, dass die Lektüre - ohne jetzt bewerten zu wollen und zu können, wie viel davon tatsächlicher Aufguss ist oder was anderen Werken mehr als entlehnt oder rauszitiert ist - sich lohnt. Sie lohnt sich nicht unbedingt für den historischen Laien, wenn er die Gesamtzusammenhänge will, weil die Art und Weise, wie die Autorin die vier Präsidenten (Abe Lincoln, Teddy Roosevelt, Franklin Roosevelt und Lyndon B. Johnson) beschreibt und beobachtet, die historischen Umstände als bekannt voraussetzt. Sie lohnt sich auch nicht unbedingt in Anbetracht des Titels, da auch die Autorin, ähnlich wie Barry S. Strauss, meiner Ansicht nicht in der Lage ist, Führungsqualitäten zu generalisieren oder wirklich herauszuarbeiten. Zu dem Schluss zu kommen, dass sowas nicht so leicht generalisierbar ist, ist ja nicht verkehrt, doch den unternehmen weder Kearns Goodwin noch Strauss. Kearns Goodwin versucht aber auch kein festes Schema zu entwickeln, was hier vorteilhaft ist. So beschränken sich die Gemeinsamkeiten der Führungsqualitäten laut der Autorin interessanterweise auf - hier aufgemerkt, liebe Rollenspieler! - auf die Fähigkeit Geschichten erzählen zu können und vor allem harte Arbeit, und auf tragische Rückschläge in der Vergangenheit, die positiv verarbeitet wurden.

Gerade beim letzteren zeigt sich der Aufbau des Buches als nützlich und gelungen. Sie beleuchtet die Herkunft und das Entstehen von Ambition in den vier Männern, denn Ambition ist ja immer eine Art Grundvoraussetzung für jede Form politischen Aufstiegs, zeigt dann im jungen bzw. mittleren Alter eine Phase des Rückschlags ihrer Ambitionen, die die Protagonisten nah an den Zusammenbruch und das Ende ihrer Karrieren führt, aber auch Führungsqualität (so diffus die ist) entwickeln lässt, und beschreibt dann im letzten großen Part die große Stunde der Ambitionierten, in der sie ihre Führungsqualitäten beweisen (bei Lyndon B. Johnson wegen des Vietnamkriegs natürlich um den Part ausgespart bzw. kommentiert und auf die Innenpolitik isoliert).

Zwar unternimmt es Doris Kearns Goodwin auch als Versuch, leicht verdauliche Phrasen der Führungsqualität zu entwickeln, die an die moderne Managementliteratur anknüpfen und darin sicher auch ein Teil des Publikums sucht, doch scheitert sie meiner Meinung da an den zu einfachen Generalisierungen, die sie versucht abzuleiten und halbherzig in Strategemform präsentiert (nicht immer passgenau in ihrer Nutzung zu den Kapiteln).

Die große Stärke des Buches liegt in etwas, was Barry S. Strauss wegen seines antiken Themas nicht gelingen konnte. Sie beschreibt Menschen. Und genau diese psychoanalytische Federführung macht, wenn Frau Kearns Goodwin sich nicht ihrer Schablone widmet, die Stärke des Buches aus. Wir lernen die Roosevelts, Abe Lincoln und Lydon B. Johnson als Menschen kennen, mit ihren Eigenarten, ihren Schwächen, ihren inneren Dämonen und da lässt sich doch eine Menge entdecken im Detail, und in der Handhabung ihrer Krisen; nicht in Form einfach zugeschriebener Qualitäten (wie Strauss es unternahm), sondern tatsächlich gemessen an ihren Reaktionen. Ob plagiiert oder nicht, die Autorin kann nachweisen, dass sich die Niederlagen, Rückschläge und die eigene Vergangenheit in ihren größten Taten gespiegelt hat, und dadurch entsteht ein roter Faden - ob man der Argumentation nun folgen mag oder nicht - der sich befriedigend liest und das Buch dann doch trotz allem, aller Diskussion ob Aufguss oder Plagiat zum Trotz, zu einem Lesevergnügen macht. Es ist kein Lehrstück über tatsächliche Führungsstärke, denn es hat keine messbaren Parameter und beleuchtet die Qualität selbst nicht, basiert hier auch eher auf Zuschreibung und Erfolg, denn auf wirkliche Bewertung. Aber es ist eine historische, manchmal sehr amerikanische, und doch dann beeindruckende Charakterstudie über vier sehr unterschiedliche Männer, die am Ende mehr das Gemeinwohl im Sinn hatten als alleine die eigene Historizität (die sie gleichwohl auch im Augen hatten).

8 von 10 Punkte.


Lyris:
#180 Julie Garwood: Eine bezaubernde Braut
Fr. Garwood steht jetzt auf meiner schwarzen Liste der Autoren und ich rate uneingeschränkt von diesem Machwerk ab.
#181 Andre Marx, William Arden/Leonore Puschert: Die drei ???, Der Nebelberg/Die Automafia
#182 Kirsten Vogel: Die drei !!!, Rätselhafte Himmelszeichen
Sehr schön gemachter Fall zum Miträtseln.
Aber wofür kaufe ich denn Bücher gebraucht, wenn ich die verschlossenen Seiten immer noch selbst aufmachen muss?!
#182 John Lescroart: Das Indiz
#183 Astrid Rosenfeld: Zwölf mal Juli
Nettes kleines Buch, lustig bis nachdenklich, etwas abgedreht, aber das macht auch den Reiz aus. Nur das Ende ist unbefriedigend, allerdings muss ich zugeben, ich weiß auch nicht wie man das gut hätte abschließen können.
#184/185 Katja Brandis: Seawalkers, Gefährliche Gestalten/Rettung für Shari
Wie die Vorgänger-Serie Woodwalkers einfach gute Unterhaltung mit einer angemessenen Portion Ernsthaftigkeit.
#186 Tom Wolf: Rabenschwarz. Zepter und Mordio
Weniger Historisches als sonst, dafür kommt die Kriminalistik mehr in Schwung.
#187 Christoph Dittert: Die drei ??? und die schweigende Grotte
#188 Hendrik Lambertus: Die Mission der tollkühnen Bücher
Zum Inhalt nur so viel: Bücher können in besonders bibliophilen Umgebungen lebendig und somit zu Buchagenten werden, die sich künftig um normale Bücher kümmern. Aber das WAS ist gar nicht so wichtig, was mich an diesem Buch so begeistert hat ist das WIE. Das Spiel mit Sprache, Wortspielen, Redewendungen, Metaphern, Büchern, Lesern etc. ist einfach fantastisch. Ja manches ist auch ein wenig albern und kindisch, aber es ist nun mal ein Kinderbuch. Ich habe auch ehrlich meine Zweifel, dass die eigentliche Zielgruppe (8-10 Jahre) manche Bedeutung und Nuancen erfassen kann. Nichts desto trotz gefällt es Liv auch.

Die derzeit bei #166 Büchern steht, neben den oben genannten (Seawalkers, Die Mission der tollkühnen Bücher) noch die Wings of Fire Reihe, die ein gutes Stück klassische Fantasy beinhaltet: "Wir müssen laut Prophezeiung fünf Aufgaben erfüllen um die Welt zu retten." Allerdings sind die Protagonisten junge Drachen. Auch eine interessante Perspektive als das erste mal Menschen auftauchen. Die in dieser (unserer zukünftigen?) Welt eindeutig in der Minderzahl und unbedeutend sind.

Sashael:
Ich habe dann auch mal wieder tatsächlich ein Buch beendet.

7te See 2nd Edition GRW
Bevor jemand fragt: Ja, Cover to Cover.

Sehr interessant geschrieben. Ich hab erst beim Lesen vom nächsten Buch (Das Halbmondreich) gemerkt, dass dieses RPGRW gar kein Ausrüstungskapitel hat. ;D

Diverse Bücher liegen angefangen in meinem Zimmer rum, aber ich komm immer noch zu selten dazu zu lesen.
Nebenbei lesen krieg ich nicht hin. Wer z.B. es schafft, bei Kochen noch ein Buch in die Hand zu nehmen und zu schmökern, der kocht ganz offensichtlich falsch. ;D

Huhn:
Meine Schwester hat den Inhalt ihres alten Bücherregals aussortiert und ich hab mir nen Berg an Jugendbüchern gemopst. So nach und nach werde ich die jetzt zu meiner huhnigen Entspannung lesen, viele sind ziemliche No-Brainer. ^-^ Bin schon durch ein Stapelchen durch. Ich fang mal so nach und nach an, die hier zu posten.

#12
Timothy Carter: Böser Engel
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Stuart lebt in einer recht behüteten christlichen Gemeinde, wovon er allerdings nicht allzuviel hält. In seiner Freizeit beschwört er einen Dämon, der ihm, durch einen Wahrheitszauber gebunden, seine drängenden Fragen, Gott und die Welt betreffend beantwortet. Aus dem Ruder läuft alles erst, als sein kleiner Bruder in der Sonntagsschule ausplaudert, dass er Stuart beim Masturbieren in der Dusche erwischt hat. Plötzlich scheint die ganze Gemeinde hinter dem schamlosen Sünder her zu sein! Stuart muss eine Lösung für das Problem finden, bevor es vollends eskaliert.

Noch so ein Buch, das einen Titel mit durchs Dach brechendem Cringe-charakter hat. Im Original heißt es "Evil?", was sehr viel weniger beknackt klingt und auch sehr viel mehr mit der Handlung zu tun hat. Anhand des deutschen Titels und Klappentextes habe ich ja eine nette Story um einen dämonenbeschwörenden Teenie erwartet und war dann irgendwie etwas überfordert mit der anfänglich wirklich plump daherkommenden Religionskritik und diesem ganzen Gemeiere um irgendwelche Sünden. Tatsächlich gewinnt die Geschichte aber noch etwas an Tiefgang und wird so ab der Hälfte ganz nett, als der Protagonist feststellt, dass nicht alles ganz so einfach ist, wie er dachte. Der gemeine und vermeintlich so freie Dämon ist allerlei Gesetzen unterworfen, der freundliche Pfarrer hat eine dunkle Vergangenheit, die Dorfgemeinschaft steht unter dem Bann eines gefallenen Engels, der ihnen sein striktes Weltbild überhilft. Am Ende (Achtung, Spoiler!) schafft Stuart es zwar, den Engel mit der Abneigung gegen Onanie zu besiegen, muss aber aufgrund der Geschehnisse dennoch seine Familie und sein Heimatdorf verlassen.

Alles in allem war das Buch nicht so meins. Hab was anderes erwartet, bin offenkundig nicht die Zielgruppe und fand die Erzählung zu hektisch (und dadurch voller Logiklöcher).

(Oh und bei der Lektüre der verlinkten Rezension fiel mir auch wieder ein, dass Stuart schwul ist, was aber, von zahllosen Erwähnungen, dass er übrigens schwul ist mal abgesehen, so mega irrelevant für die Handlung ist, dass ich es prompt auch wieder vergessen hatte. Die einzige Bewandnis ist vielleicht der absichtlich merkwürdige Kontrast zwischen dem entspannten Umgang der Gemeinde mit Stuarts Homosexualität im Gegensatz zu ihrer Überreaktion in Bezug auf die ganze Selbstbefriedigungssache. o__o)

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln