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Comics - haben die Künstler keine neuen Ideen mehr?
Hellcat:
Moin zusammen,
bei immer mehr etablierten Comicserien (um mal ein paar Beispiele zu nennen: Lucky Luke, Blake und Mortimer, Percy Pickwick oder Die Schlümpfe) fällt mir inzwischen auf, dass die Autoren anscheinend keine neues Ideen mehr haben. Es werden immer wieder Themen aus vorherigen Bänden aufgegriffen und fortgesponnen, anstatt dass man sich mal an neue Themen wagt.
Ist das nur ein subjektiver Eindruck? Trauen sich sich die Autoren und Verlage nicht mehr aus Angst ein zu großes finanzielles Risiko einzugehen? Sind die Künstler heutzutage weniger kreativ? Oder ist es einfach mit zunehmender Dauer einer Reihe (zu) schwer, neue Themen zu finden?
Dabei geht es mir nicht darum, dass es keine neuen, keativen und Originellen Serien gibt, da kommen immer wieder mal wahre Schätze auf den Markt. Aber bei den etablierten Serien fehlt mir das das irgendwie...
felixs:
Ich sehe im wesentlichen drei Faktoren:
1) bei den großen, bekannten, millionenschweren Serien geht man gern den sicheren Weg und macht das, was schon immer funktioniert hat.
2) Das Publikum für die meisten im Druck erscheinenden Comics ist eher ein nostalgisches Publikum, das sich nach Kindheitserinnerungen sehnt. Da kommen dann bereits bekannte Elemente gut an.
3) Die Anforderungen bezüglich der Vermeidung potentiell anstößiger Inhalte (kein Rauchen, keine Gewalt, keine ethnischen Klischees), die Forderung nach "Inklusionen" aller Art fungieren als künstlerischer Maulkorb. Die Asterix-Bände mit den ganzen "Asterix-bei-den-Irgendwas"-Themen sind ein gutes Beispiel. Sehr viel davon könnte man heute so nicht mehr machen.
Ganz anders sieht das etwa bei Comics in Ostasien aus. Ich habe zwar keine Ahnung vom Thema, aber selbst mir fällt auf, dass Japanische Manga (online und gedruckt), (japanisch inspirierte) koreanische Comics (größtenteils online) eine sehr große Vielfalt von Themen abdecken und dass da viel Kreativität drin ist. Mir gefällt das fast alles nicht, aber es ist da und jeder findet seine Nische.
Auch bei westlichen Comics gibt es sicherlich jede Menge kreatives Zeug - nur eben eher nicht in den großen Serien.
Alexandro:
Es ist auch so, dass die ganzen Serien recht früh durch ganz bestimmte Künstler geprägt waren. Wenn die wegfallen, dann sind die Fans ohnehin schon gespalten und da will man eher "mehr vom Gleichen" machen, um sie etwas zu versöhnen.
Bei den amerikanischen Comics war es dagegen schon recht früh so, dass die Künstler regelmäßig ausgetauscht wurden und jeder seine eigene Version der Figur geschrieben hat - deswegen waren die Fans da auch (innerhalb gewisser Grenzen) auch eher bereit, sich auf neue Sachen einzulassen.
Hellcat:
--- Zitat von: Alexandro am 20.05.2020 | 14:05 ---Es ist auch so, dass die ganzen Serien recht früh durch ganz bestimmte Künstler geprägt waren. Wenn die wegfallen, dann sind die Fans ohnehin schon gespalten und da will man eher "mehr vom Gleichen" machen, um sie etwas zu versöhnen.
--- Ende Zitat ---
Da ist ja grundsätzlich auch nichts gegen einzuwenden. Aber warum muss es denn auch inhaltlich das gleiche sein? Es würde ja reichen, die Art und Weise, wie der originale Künstler seine Comics aufgezogen hat, zu übernehmen und dort bei Bedarf eigene Noten reinzubringen.
Nehmen wir mal konkret Percy Pickwick: seit 2016 wird die Reihe von Turk und Zidrou weitergeführt. Turk war schon von 1971 bis 1983 mit der Serie betraut, ob er den Comic jetzt besser oder schlechter als andere Künstler zeichnet soll jeder selber entscheiden. Fakt ist aber, er hat die Figur und den Stil der Serie maßgeblich mit geprägt und ich finde nicht, dass er einen schlechteren Job als früher macht. Haken dran!
Zidrou ist aktuell für die Story zuständig. Da er ja auch schon mehrere (mehr oder minder) erfolgreiche Serien in Eigenregie betreut hat würde ich ihm jetzt nicht die Kreativität absprechen wollen. So gesehen spräche also nichts dagegen, Pickwick auf neue Abenteuer zu schicken, ohne dass der Stil, der Pickwick ausmacht, verloren geht. Trotzdem sind die beiden neu erschienenen Bände eher eine Karrikatur der Figur, die davon lebt dass man die alten Inhalte versucht aufzugreifen und auf Krampf schlechte Witze über Engländer und Franzosen macht. Von den subtilen Pointen zu den Eigenarten der englischen Kultur, die die Serie früher auch ausgemacht haben ist da leider nicht viel von übrig geblieben...
unicum:
Es ist schwer neue Ideen zu haben & Kreativität wächst leider nicht auf Bäumen.
Das Post von felixs zeigt auch viele Probleme auf.
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