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„So nicht Schurke!“ oder Äventyr? – Was ist das richtige für euch?

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Lichtbringer:

--- Zitat von: Megavolt am  4.06.2020 | 08:00 ---Die Erschaffung der Figuren ist bei beiden Spielen ähnlich schwer (bei SnS aber nur auf der einfachsten Stufe, wie du schon sagst), aber das komische Boosten der Würfe bei SnS ist schon sehr mathematisch. Und dann hat man noch die schon erwähnte Würfel-dem-Feind-die-Punkte-runter-Kampflastigkeit, die halt auch fehl am Platz ist.

Ich hatte bei SnS oft den Eindruck, dass das von kinderlosen Leuten entwickelt wurde, siehe etwa den schönen Lapsus von wegen "Spring aus dem Fenster, um das Land der Fantasie zu erreichen". Das ist schon ein starkes Stück, ich kann mir ehrlich gesagt keine andere Begründung dafür vorstellen. SnS legt ja erheblichen Wert darauf, politisch sensibel und korrekt zu sein, da ist das einfach auffällig, dass gleichzeitig auf so naheliegende Sachen wie "Vermeide es, Kindern vorzuschlagen, aus dem Fenster zu springen" keinen Wert gelegt wurde. Außerdem finde ich es ebenfalls komisch, dass da kein Kind mit Brille drin ist (oder nur eines?), kein dickes Kind, kein kleinwüchsiges Kind, kein hässliches Kind, kein Asi-Kind, kein Rolli-Kind usw.. In meinen Augen ein weiteres Zeichen für eine meilenweite gedankliche Entkopplung vom "echten" Kindergarten.

Ich sage ja nicht, dass SnS ein schlechtes Spiel ist, aber dafür, dass es eine relevante Lücke füllt, hat es an manchen Stellen ziemlich komische Designentscheidungen. Die Ponys sind einfach weniger verdreht und weniger komisch.

--- Ende Zitat ---

Ich verstehe deine Position durchaus und will MLP auch gar nicht die Berechtigung abstreiten. Ich möchte trotzdem hier mal auf deine Punkte eingehen.
Ich denke, die einfachste Stufe sollte schon das Maß der Dinge sein. Die Komplexität von D&D ermesse ich auch nicht an den erweiterten Regeln mit all den Spaltbooks.
Den Mechanismus von SnS! fand meine Tochter zumindest banal, weil er ja binär ist. Strenge ich mich an oder nicht? (Hier sieht man übrigens wieder die angestrebte Didaktik, dass man für Anstrengen belohnt wird.)

Was die kindgerechte Thematik angeht, trifft die bei meiner Tochter zumindest genau den Humor. Wortspiele und chaotische Kombinationen aus unterschiedlichen Genres findet sie beide super.

Wo ich dir Recht gebe sind das Fenster und die Kampflastigkeit.
Die Idee, aus dem Fenster zu steigen, bereitete mir auch sofort Bauchschmerzen. Ich überprüfte auch sofort, dass die Kleine genau weiß, dass man das nur in der Fantasie tut. (Was sie zum Glück tut. Ich weiß aber nicht, ob Kinder im Allgemeinen so gut zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. Meine Tochter wurde da gut trainiert, weil sie von Anfang an lernte, dass der Weihnachtsmann nur eine tolle Geschichte ist, um das Fest auszuschmücken.)
Hier zeigt sich mMn die amerikanische Herkunft von SnS!. Wir waren 2018 in den USA und dort hat jedes Kinderzimmer ein gesichertes Fenster, das nicht aufgeht und oft sogar Gitter davor hat. (Die haben ja auch 3 m hohe Zäune um ihre Spielplätze.) Insofern kann ein Kind in Amerika gar nicht durch sein Fenster steigen.

Bei der Kampflastigkeit sehe ich das Problem durchaus, auch wenn das in anderen Punkten (Abenteuerstruktur, besondere Schwächen von Monstern) wieder etwas abgefedert wird. Aber ja, auch hier ist das Spiel ein wenig amerikanisch.

WizzzApp:
Ein sehr interessanter Thread. Da erlaube ich mir mal, meine Erfahrungen dazuzugeben.

Ich habe SnS für über einem Jahr zum ersten Mal für meine Familie (Frau und Kinder) geleitet. Die Kinder waren damals sechs (Vorschulkind) und zwölf Jahre alt.

Eine besondere Herausforderung war damals, dass die Kleine damals ja weder lesen noch schreiben konnte. Sie hat das dann gelöst, indem sie ihren Charakterbogen einfach gemalt hat, inkl. ihres Namens!
Beide Kinder hatten auf jeden Fall einen riesigen Spaß und waren nach dem Einstiegsabenteuer auch traurig, als es zu Ende war.
Für die große Tochter war es dann spätestens beim zweiten Mal etwas weniger spannend, vor allem, weil sie zu dem Zeitpunkt schon vom Splittermond-Virus angesteckt war. :-)

Das Regelsystem von SnS ging mir persönlich leicht von der Hand. Was aber auch daran liegt, dass ich nebenbei Numenéra spiele. Und SnS nur eine auf einen W6 eingedampfte Variante des Cypher-Systems ist.

Äventyr selbst kenne ich nur vom durchlesen. Hier ist der Funke aber auch irgendwie nicht so über gesprungen. Es mag ein Bindeglied sein zwischen einem Spiel wie SnS und einem "richtigen" Rollenspiel. Aber in meinen Augen war es eine seltsame Mischung. Für etwas ältere Kinder würde dann z.B. lieber Splittermond mit den Einsteiger-Regeln verwenden. Das mit zehnjährigen auch schon ganz gut geklappt.

Würfelmeister:
Also ich kann hier eindeutig SNS als positives Kinder Rollenspiel nennen.

Ich finde es klasse gemacht und meinem Sohn (5) macht es unglaublichen Spaß.
Ich denke die größte Herausforderung liegt dabei bei uns "Erwachsenen" Spielern. Wir wollen Struktur und Logik.
Die kleinen Spieler spielen aber oft außerhalb dieser festgelegten Genres oder "logischen" Vorgaben.
Dort lässt SNS herrlich viel Freiraum.

Die dort verwendeten stereotypen (Astronaut, Prinzessin etc.) entsprechen lediglich einem Oberbegriff, welcher dann auch auf andere frei erfundene Figuren übertragen werden kann.
Das macht die Erstellung eines Charakters wie ich finde herrlich einfach und kindgerecht. Wichtig ist nur, dass wir als Erwachsene dann keine Einschränkungen geben, die unseren Rollenspiel Erwartungen entsprechen. Sowas wie "du kannst keinen Astronauten mit Pfeil und Bogen Spielen".

Generell gibt es bei den "Monstern" in so nicht Schurke auch immer die Möglichkeit eine nicht Aggressive oder kämpferische Lösung zu wählen. Was ich auch sehr schön finde.

Es gibt sicherlich Kleinigkeiten, die man kritisieren kann ("steig aus dem Fenster" ist sicherlich so ein Beispiel  ;), wenn meiner Meinung nach aber auch nicht so dramatisch wie teilweise dargestellt).

Grundsätzlich finde ich das Spiel aber super, um mit seinen Kindern (gerade mit kleineren) in die Welt des Rollenspiels oder "Fantasiespiels" wie mein Sohn es nennt zu starten.

Ich würde es jedem empfehlen, der über eine Anschaffung nachdenkt.



Nodens Sohn:
Also ich bin absolut ein "So nicht, Schurke!" Typ!

Meine Kids spielen ja eigentlich schon Rollenspiele wie "Beyond the Wall" oder ein vereinfachtes D&D5e. Sie kennen sich also mit Rollenspielen schon ein wenig aus und haben LARP-Erfahrung. Aber das besondere an Sn,S! ist, dass einfach alle Ideen spielbar sind und man nicht unbedingt durch das Fantasy-Genre eingeschränkt ist. Man kann herrlich alles mischen und es stört einfach nicht. Die Grenze ist die Fantasie der Kinder und das finde ich das geniale daran. Und das Regelwerk ist so einfach, dass es nicht die Geschichte behindert oder unterbricht. Dies ist für mich auch ein wesentlicher Punkt. Wenn sie wieder mehr Regeln möchten, spiele ich mit meinen Kurzen wieder Beyond the Wall o.ä.

Lichtbringer:
Wärst du für die Einordnung so lieb, uns mitzuteilen, wie alt deine Kinder sind?

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