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Thomas Asbridge: "Der größte aller Ritter"

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JS:
Ja, aber das hätten wir viel entspannter klären können. Ich habe keine Kompetenz in Frage gestellt. Das wäre auch unsinnig gewesen, denn ich kenne weder die deine noch die des Autors noch das Buch selbst.

Übrigens ist dieser ständige Zweifel gegenüber "gesicherten" Erkenntnissen auch mir vom Fach ein Dorn im Auge, denn ich kenne über alle Epochen Bücher, die mich so begeistern wie Grey das o.g. Werk. Es ist dann jeweils sehr unbefriedigend, bei vielen Aussagen und Interpretationen ein "vermutlich", "wahrscheinlich", "möglich", "eventuell" oder "unsicher" mitdenken zu müssen mit dem Wissen, daß es entweder niemals gesichert ausgesagt werden kann oder eine solche Aussage enorm viel Arbeit mit den Quellen erfordern würde. Über ein bequemes, sicheres "so war es", "der war so" oder "die war so" würde man sich gerne öfter freuen.
 :think:

Grey:

--- Zitat von: JS am 14.07.2020 | 13:31 ---Ja, aber das hätten wir viel entspannter klären können. Ich habe keine Kompetenz in Frage gestellt. Das wäre auch unsinnig gewesen, denn ich kenne weder die deine noch die des Autors noch das Buch selbst.

--- Ende Zitat ---
OK, dann wäre das zu meiner Zufriedenheit geklärt.


--- Zitat von: JS am 14.07.2020 | 13:31 ---Übrigens ist dieser ständige Zweifel gegenüber "gesicherten" Erkenntnissen auch mir vom Fach ein Dorn im Auge, denn ich kenne über alle Epochen Bücher, die mich so begeistern wie Grey das o.g. Werk.

--- Ende Zitat ---
Dann möchte ich diese Gelegenheit ergreifen, um noch mal anzumerken: Auch mir als begeistertem Hobby-Historiker ist klar, dass wir nie mit Sicherheit wissen werden, "wie Johann Ohneland getickt hat". (Streng genommen kann man derlei nicht mal mit Sicherheit über aktuelle Mitmenschen sagen. ;) )

Anhand meiner eigenen (laienhaften) Recherche war ich bis zur Lektüre von "Der größte aller Ritter" sogar zu dem Schluss gekommen, die negative Darstellung von Johann Ohneland müsse stark übertrieben sein. So war ich immer wieder auf einzelne Vorfälle gestoßen, die den nötigen Interpretationsspielraum ließen, ihm Ehrenhaftigkeit, verkannte Kompetenz o.ä. zu unterstellen. Asbridge aber ist es in diesem Buch gelungen, ein schlüssiges Gesamtbild zu entwerfen, das wirklich nur noch wenig Raum für Zweifel lässt (Es sei denn, man geht davon aus, Dutzende verschiedener Chronisten in unterschiedlichen politischen Lagern hätten sich abgesprochen, auf Johann rumzuhacken).

Auf eine kurze Formel gebracht: Ich hatte eine mühsam erarbeitete, vorgefasste Meinung. Asbridge ist es gelungen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Infernal Teddy:
Ich finde es immer wieder faszinierend wie die historische Meinung zu John Lackland immer mal wieder umkippt. So am Rande festgehalten.

JS:
Ja, das ist amüsant auch bei... schwierigeren römischen Kaisern.
Zeitgenössische Autoren zu ihren Lebzeiten: "Juhu, er ist das strahlende Licht und ein Supiemann! Preiset ihn! I love him! Ich will ein Kind von dir!"
Teilweise dieselben Autoren nach dem Tod dieser Kaiser: "Das war ein Sauron! Schlimmster Tyrann und Bösebub ever! Damnatio memoriae, aber zack zack! Ich weiß, wo er wohnt! Hate, hate!"
Da guckt man dann schon ein wenig irritiert in die Quellen.

Infernal Teddy:
Bei Lackland kippt die britsche Forschung gefühlt alle zehn Jahre oder so...

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