Pen & Paper - Spielsysteme > D&D - Dungeons & Dragons
Pazifismus in D&D (war: Smalltalk)
Lord Verminaard:
--- Zitat von: Pyromancer am 25.07.2020 | 19:23 ---Der "miteinander reden"-Teil des Rollenspiels ist der, der mir am meisten Spaß macht. Und "reden" durch "würfeln" zu ersetzen, das haut für mich nicht hin. Was kommt denn dann als nächstes? Die SL, die auf "mitreißende, prägnante Beschreibung der Situation" würfelt, statt die Situation mitreißend und prägnant zu beschreiben? Und ich als Spieler würfle dann auf "richtige Entscheidung treffen"? Das ist jetzt natürlich extrem überspitzt. Es führt aber zu der Kernfrage: Was will man "beim Rollenspiel" machen? Wenn ich "X" beim Rollenspiel machen will, dann darf ich "X" nicht durch würfeln ersetzen - weil dann mache ich ja nicht mehr "X".
--- Ende Zitat ---
+1
Holycleric5:
Pazifismus und/oder Gewaltlosigkeit in D&D
Auf der einen Seite Sehe ich es so, dass sich D&D eigentlich kaum zum pazifistischen Spiel eignet, wenn man sich die ganzen erschienenen Produkte anschaut:
- Selbst Pathfinder 2 hat nach nichtmal einem Jahr Laufzeit wieder 2 Bestiaries, statt sich Themen wie Reichsverwaltung (in PF1 "Ultimate Campaign" oder "Kingmaker") oder ausgedehnter sozialer Interaktion (in PF 1 "Ultimate Intrigue", in Pathfinder 2 gibt es im Dungeon Master's Guide einige Ansätze). Wie weit diese Themen noch ausgebaut werden, müssen weitere Regelbände zeigen.
- Viele Feats, Egal ob in D&D 3.5 (Angriff im Vorbeireiten, Kampf mit 2 Waffen, Mehrfachschuss) oder Pathfinder 2 (Furchterregender Kampfschrei, Wirbelnder Angriff, Untote einäschern) befassen sich eher mit dem Kampf.
- Zwar kann man sowohl in D&D 3.5 (Fertigkeit Beruf: Bauer, NSC-Klasse Bürgerlicher) als auch in Pathfinder 2 (Hintergrund: Bauer) einen Bauern spielen, aber bisher machen die meisten Abenteuer nicht den Eindruck, als dass der "Bauer" seine "speziellen" Fähigkeiten (in PF 2 z.B. "Kenntnis (Ackerbau)") tatsächlich "gewinnbringend" einsetzen könnte. (Auch wenn es im Adventure Path "Extinction Curse" offenbar -trotz immer noch häufiger Kämpfe- regelmäßig darum geht, dass die SC ihre Talente als Zirkusartisten unter Beweis stellen. Auch der darauffolgende AP "Agents of Edgewatch" macht den Eindruck, dass man regelmäßig als Ermittler statt als Söldner unterwegs ist.)
Noch weniger ermutigen Abenteurer dazu, auch mal den "Alltag" der SC auszuspielen (z.B. das die SC einige Tage frei in der Stadt ihren eigenen Aktivitäten nachgehen können, bevor der nächste Plotabschnitt beginnt)
- Auch wenn meine Evangelistin genausowenig wie meine Bardin im Kampf an der Front stand, haben sie mithilfe anderer Fähigkeiten die restliche Gruppe gestärkt, um die Gegner zu vernichten. Mit den Orks hätte man vermutlich eher verhandeln können als mit den Untoten.
Insgesamt sind Ansätze da, aber diese kleinen Lichter befinden sich in einem tiefen Nebel.
ErikErikson:
In Inuyasha, einem Anime, kämpfen meist nur ein paar leute der "party", der rest steht rum und schaut zu, weil sie halt nicht kämpfen können oder wollen. Das geht narrativ also schon.
ich z.B. hab nicht immer Lust auf Kämpfe, und finde den Ansatz, einen pazifisten zu spielen, gut. Es macht durchaus Sinn ,einen heiler, Hellseher, Dieb oder sonstigen Spezialisten mit zuschleppen, der sich bei Kämpfen erstmal verzieht, und dann ausserhalb des kampfes eingesetzt wird.
Spielteicnhsich geht es zumindest in D&D 4 und 3.5, wo man meist eine Auswahl bei den Fähigkeiten hat, und sich eine Klasse suchen kann ,die ausserhalb des kampfs brilliert. Der Char wird immer noch kämpfen können, aber er ist dann so viel schwächer als der rest, das es plausibel ist, ihn nicht im kampf einzusetzen, selbst wenn er kein pazifist wäre.
Das geht natürlich nur, wenn der kampf nicht 90% des Spieles ausmacht.
TEW:
--- Zitat von: Sashael am 25.07.2020 | 16:59 ---Kompletter Trugschluss, den diverse Regelwerke bereits ad absurdum geführt haben.
--- Ende Zitat ---
Das ist ja ganz offensichtlich falsch.
Tatsächlich wäre es nur ein "Kompletter Trugschluss", wenn es nicht möglich wäre, ohne ausgefeilte soziale Regeln (ähnlich komplex wie üblicherweise Kampfregeln sind) solche Situationen gut umzusetzen und Rollenspiel zu betreiben. Dies ist aber sehr offensichtlich der Fall, wie unzählige Beispiele beweisen.
Nimm z.B. Critical Role (die muss man nicht mögen, aber sie stehen nunmal stark in der Öffentlichkeit und sind allgemein auch sehr beliebt). Die spielen viel D&D. Da wird auch eher wenig gekämpft (sicherlich weit weniger als die Hälfte der Zeit). Trotzdem schaffen sie es irgendwie ja doch, dass das Ganze interessant und spannend ist. Wie auch immer das ohne konkrete Regeln gehen mag...
Meine Aussage entspricht sicherlich sogar in 90+% (wahrscheinlich sogar eher 99+%) der Spielrunden der Realität (und bevor Du fragst, nein, ich habe da keine Statistik drüber; es ist einfach eine Einschätzung, ich bin mir aber sicher, dass sie korrekt ist). Das heißt natürlich nicht, dass es überall gut gehandhabt wird. Das habe ich aber auch nie behauptet.
--- Zitat ---Um genau zu sein sind nach meinen Erfahrungen ausführliche Regeln für soziale Konfliktsituationen der beste Motivator für eine Menge Spieler, diese dann auch genau so anzugehen und nicht nach Möglichkeiten zu suchen, das Trinkwasser der Schurken zu vergiften.
--- Ende Zitat ---
Natürlich gibt es auch Regelwerke, die soziale Interaktion stärker in Regeln fassen, aber das kann dann auch genauso gut als Hindernis für Rollenspiel ausarten (wenn es wirklich gut gemacht ist, wird es das nicht, aber das dürfte nur in den seltensten Fällen so sein).
Für Spielergruppen, die alles wie ein Computerspiel angehen, ist es bestimmt gut, wenn man da entsprechend an die Hand genommen wird. Aber notwendig ist das nicht. Auf jeden Fall bedarf es aber eines SLs, der das auch gut umsetzen kann und dazu nicht einfach nur "Würfel mal auf Diplomatie" sagt.
Maarzan:
--- Zitat von: Pyromancer am 25.07.2020 | 19:23 ---Der "miteinander reden"-Teil des Rollenspiels ist der, der mir am meisten Spaß macht. Und "reden" durch "würfeln" zu ersetzen, das haut für mich nicht hin. Was kommt denn dann als nächstes? Die SL, die auf "mitreißende, prägnante Beschreibung der Situation" würfelt, statt die Situation mitreißend und prägnant zu beschreiben? Und ich als Spieler würfle dann auf "richtige Entscheidung treffen"? Das ist jetzt natürlich extrem überspitzt. Es führt aber zu der Kernfrage: Was will man "beim Rollenspiel" machen? Wenn ich "X" beim Rollenspiel machen will, dann darf ich "X" nicht durch würfeln ersetzen - weil dann mache ich ja nicht mehr "X".
--- Ende Zitat ---
Die Regeln sollen das Reden ja nicht ersetzen, sondern die Rahmenbedingungen setzen und dann das Gerüst für die Auswertung, damit alle Beteiligten dann auf der möglichst selben Basis aufbauen. Dazu ersetzen entsprechenden Fertigkeiten auch all die Wissensfähigkeiten und Wahrnehmungen, welche der Spieler so eben nicht zur Verfügung hat.
Regeln sorgen da für eine halbwegs belastbare Basis statt Spielleiterraten und erlauben damit eine bessere Abschätzung solcher Handlungsoptionen, was sie dann auch wieder attraktiver machen, staat quasi auf rhetorischen Treibsand bauen zu müssen.
Das Problem ist, dass zu grobe soziale Regeln wegen der realen Erfahrungen dann auch viel schneller als praktischer Blödsinn erkannt werden als Kampfregeln.
Bezgl. Critical role. war das nicht gescripted?
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln