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D&Demographie (für Simulationisten)
Feuersänger:
Ich hab es ja neulich schon ein paarmal angeschnitten, bzw auf die Idee gebracht wurde ich von Maarzan mit seinem Thread über magische Allgemeinbildung: die Frage, wieviele Zauberer es in einer D&D-Welt überhaupt gibt, und wie sie sich verteilen. Mittlerweile ist es mir gelungen, ein Modell zu entwickeln, bei dem man auch an verschiedenen Stellschrauben drehen kann. Ich darf sagen, das war ein ziemliches Gefrickel. ^^
Bei meinen gewählten Parametern gehe ich von einem ziemlich durchmagisierten Setting aus, quasi das was Der Oger im YOMS-Thread als "Mystische Renaissance" bezeichnet hat, weil ich das speziell für ein 3E-Spiel für passend halte. Das bedeutet für mich eine Reihe von Prämissen:
- recht leicht verfügbare magische (göttliche) Heilung, daher geringe Sterblichkeit, die zu einer mittel-niedrigen Geburtenrate geführt hat und somit eine Bienenkorb-Altersstruktur.
- Magie ist generell leicht zugänglich; entweder über INT per Studium, oder per WIS qua göttlicher Gunst, oder als angeborenes Talent per CHA (aber manchmal auch göttlichen Ursprungs).
- ich gehe von einer Attributsverteilung für die Durchschnittsbevölkerung gemäß der 3d6-Glockenkurve aus. (Rassenmodis ignoriere ich erstmal.)
- Organisationen (wie Tempel, Akademien) suchen gezielt nach geeigneten Kandidaten zur Ausbildung; gewünscht wird ein relevantes Attribut von 16 oder höher, das wären potentiell jeweils 5% eines Jahrgangs. Sie finden/bekommen da zwar vielleicht nicht alle, aber haben dafür auch etwas "Beifang" an Minderbegabten, die zB durch Bestechung oder Vetternwirtschaft in die Ausbildung reinrutschen. Bei hohem CHA manifestiert sich ein magisches Talent oder auch nicht.
--> bei meinem aktuellen Modell nehme ich an, dass jeweils 4% jeder Geschmacksrichtung, also insgesamt 12% eines Jahrgangs eine Zaubererlaufbahn einschlagen. Sekundärcaster wie Eldritch Knights, Ranger oder Paladine sind dabei nicht mitgerechnet sondern laufen extra.
Weiter:
- Die überwältigende Mehrheit dieser Azubis sind nicht für Abenteurerlaufbahnen geeignet. Wie gesagt: "3d6 in order" - das heisst, so ein Array kann zB "5 16 7 16 12 10" lauten, was für einen Bücherwurm in der Magierbibliothek okay sein mag, aber als Abenteurer wäre ihm mit seinen W4-2HP/Level sicher keine lange Karriere beschieden. Dennoch können diese NSCs auch leveln, wenn sie einigermaßen kompetent sind und einfach ihrem Beruf nachgehen, nur dauert das halt sehr viel länger. Darum gelten für Nicht-Abenteurer-Caster (NAC) Mindest-Altersschwellen für jede Stufe.
Mit etwas Tüfeln habe ich für mein Setting für Menschen die Formel gefunden: Jahre bis Stufe+1 = Wurzel aus Stufe+1. Nichtmenschen mit höherer Lebenserwartung sind uU etwas langsamer, noch nicht festgelegt.
UND hinzu kommt noch, dass sich die Aufsteiger nach oben hin ausdünnen; nur 70% einer Stufe schaffen irgendwann den Aufstieg auf die nächste Stufe ihrer Zauberklasse. Dieser 70%-Wert leitet sich von den XP-Schwellen der 3E/PF ab. Will man eher ein 2E-Setting simulieren, muss man diesen Wert wohl anpassen.
--> das bedeutet zB, dass ein menschlicher NAC im günstigsten Fall mit ca 70 Jahren auf Stufe 17 aufsteigt (und somit Zugang zu Grad 9 Zaubern erhält), aber auch unter 70jährigen NACs sind immer noch 30% dabei, die nie über die 1. Stufe hinausgekommen sind. (Vielleicht haben sie aber ein paar Stufen in anderen Klassen erworben)
- In Referenz zum YOMS-Thread: ich würde davon ausgehen, dass ein gut Teil der NAC mindestens einen Crafting-Feat nimmt, weil das eine bequeme Möglichkeit ist, seinen Lebensstil / seine Studien / seinen Tempel zu finanzieren. Eine andere Möglichkeit nach RAW wären zwar Spellcasting Services, aber diese Preise halte ich für weit überzogen. Wahrscheinlich der spezielle Abenteurer-Nepp-Tarif.
Anyway, hier also einmal der Link zu meinem Google-Doc, in dem ich das ganze ausgerechnet habe:
https://docs.google.com/spreadsheets/d/1Vmis5M02582t1K0qJo6ckxu_SVRhn7odrKXNBxiicLQ/edit?usp=sharing
Ich habe da noch eine Diskrepanz zwischen den Summen der Roten und der Grünen Tabelle, wo ich nicht weiß wo sie herkommt. Sie ist aber auch nicht so wahnsinnig groß, kann man als "Transportschwund" unter den Tisch fallen lassen. Wichtig ist unterm Strich die Grüne Tabelle, da sie bezeichnet, wieviele NACs welcher Stufe es jeweils pro (Million) Einwohner gibt.
Alle gelb hinterlegten Boxen kann man händisch verändern, wenn man zB die Rekrutierungsquote oder die Altersstruktur für andere Settingbedürfnisse anpassen will. Ich habe auch vor, noch ein paar weitere Parameter änderbar zu machen.
Mit den o.g. Parametern läuft es also darauf hinaus, dass es pro Million Einwohner insgesamt ca 75.000 Zauberwirker gibt, von denen jedoch 60.000 nie über die 4. Stufe hinauskommen.
Nun weiter zur Frage, WO man diese NACs finden kann:
Wenn die Zauberer sich gleichmäßig übers Land verteilen, hätte im Schnitt jeder 40-Seelen-Weiler bereits 3 Zauberwirker zu bieten. Das kommt sicher nicht nur mir etwas viel vor, allerdings sind wie gesagt die meisten davon sehr niedrigstufig. Man kann dem begegnen, indem man postuliert, dass es die meisten Zauberer in die Städte zieht, wo sie besseren Zugang zu Bibliotheken, Rohmaterialien und auch Kundschaft, Rang und Namen haben.
Und / oder man reduziert die Rekrutierungsquoten. Und passt uU die Aufstiegschancen an die neuen Zahlen an.
Soviel für's erste. ^^
stebehil:
Wow. Da steckt eine Menge Gehirnschmalz drin, auch wenn ich mir das jetzt nicht im Detail angeschaut habe.
Ein paar Anmerkungen:
- in einem DMG der 3. Edition gab es Hinweise auf eine NSC-Verteilung nach Klassen und Stufen, aber ich nehme an, das war eher "handwave", so gemacht, dass es einigermaßen passt. Aber das wirst Du sicher gesehen haben.
- Heilmagie ist in der Tat leicht verfügbar. Das heißt aber nicht, dass jede/r Spellcaster lang genug lebt, um statistisch einer der 3 caster in dem 40-Seelen-Weiler zu sein. Gerade auf der 1. Stufe sind sie ja fragil genug, dass ein Unfall reicht, um ihnen buchstäblich das Genick zu brechen - und in dem Fall wird eine Wiederbelebung eher nicht in Betracht kommen, da das einfach zu teuer ist. Auch eine Krankheit oder gar Epidemie kann die Zahlen hier verändern. Und da die caster von vornherein eine Minderheit darstellen, fällt jeder Ausfall ins Gewicht.
- 3 auf 40 erscheint in der Tat zu viel. Aber in der typischen, hochmagischen Fantasywelt ist es das vielleicht gar nicht. Dann gibt es in dem 40-Seelen-Weiler eben einen Priester der 1. Stufe, einen Magier der 1. Stufe und noch einen anderen Caster. Wäre das so schlimm? Würde das den Suspense of Disbelief torpedieren? Es kann auch sein, dass es den Eindruck, dass die Welt von Magie durchdrungen ist, verstärkt und befördert.
Feuersänger:
- Ja, natürlich kenne ich die DMG-Tabelle. Ist mit ein Hauptgrund, warum ich das lieber mal selbst erarbeiten wollte -- denn diese Tabelle ist mMn ziemlich hanebüchen. ^^
In dem Zusammenhang noch kurz zu den Nichtmagischen Professionen, auch wenn die weniger kritisch sind:
- diese dürften ebenfalls allmählich ein wenig leveln, aber da kann ich mir vorstellen dass da für die Zivilisten viel früher Ende der Fahnenstange ist. Für einen "Level 20 Commoner", wie vom DMG postuliert, sehe ich absolut keinen Platz.
- Krieger, Ritter, Soldaten sind wieder was anderes -- witzigerweise sind die uU seltener als Zauberwirker, weil sie eben aufgrund der Mechanik breiter gefächerte Anforderungen haben, die bei 3d6-Generierung umso seltener erfüllt werden. Ein drolliger Quirk von MAD vs SAD.
- es könnte auch dazu beitragen, dass große Heere kaum vorkommen, und man militärisch lieber auf sehr kleine Elitetruppen setzt.
- Sterblichkeit: in der Roten Tabelle (Alterskohorten) habe ich mal pro Jahr 0,5% Sterblichkeit eingeplant. Das ist aber auch schon ziemlich saftig -- das heisst quasi, dass von 15 bis 65 fast jeder Vierte ins Gras beisst, schon bevor die Alterssterblichkeit einetzt. Da hast du dein Unfallrisiko. xD
- Ja, drei Level 1 Spellcaster - 1 Magier, 1 Priester und 1 Barde zum Beispiel - sind vielleicht eher für die Stimmung relevant als für tatsächliche Effekte. ;)
BTW ist das ganze Konzept hier für mich ein Paradigmenwechsel, da ich bisher für meine Settings gesagt habe, bis Level 3 steigt quasi jeder recht schnell auf und der Großteil der NSCs - ob weltlich oder magisch - wird sich im Bereich 3-6 aufhalten. Stufen 1-2 waren quasi nur für die ganz jungen Spunde vorgesehen, die noch feucht hinter den Ohren sind.
Dieses Mal wollte ich es insofern mal eher klassisch versuchen, dass der Großteil der Bevölkerung Stufe 1-2 ist, aber weiß noch nicht so recht ob ich dabei bleiben soll.
Jedenfalls, die einfachste Möglichkeit, die Zauberer auf Ortschaften zu verteilen, wäre einfach nach dem Anteil ihrer Stufe an der Bevölkerung zu gehen, und ganzzahlig abzurunden. Beispiel: Es gibt 5000 Stufe 5 Caster pro Million --> man findet einen davon in jedem 200-Seelen Dorf. Vermutlich zu 50% der Priester.
Für einen Stufe 9 Caster - der je nach Klasse zB Teleport oder Tote Erwecken kann - wird man bereits ab einem 1000 Einwohner Städtchen fündig.
Der ganze Überschuss -- die "Bruchteile" die unterhalb dieser Schwelle nicht berücksichtigt werden -- sammeln sich dann in den größten Städten.
Erstmal wirkt das alles sehr ungewohnt, aber eigentlich ist es doch sehr stimmig, wenn in einem hochmagischen Setting Magier brauchbarer Kompetenz auch tatsächlich ein relativ alltäglicher Anblick sind. ^^
Derjayger:
:d Ich mag es!
Kommt als nächstes ein Modell für Gold-Ökonomie? Wäre nice ;D
Antariuk:
Sehr geil, danke für deine Mühe! :d Ich verdaue den Link grade noch, aber mal eben vorweg:
--- Zitat von: Feuersänger am 27.10.2020 | 16:25 ---Wenn die Zauberer sich gleichmäßig übers Land verteilen, hätte im Schnitt jeder 40-Seelen-Weiler bereits 3 Zauberwirker zu bieten. Das kommt sicher nicht nur mir etwas viel vor, allerdings sind wie gesagt die meisten davon sehr niedrigstufig. Man kann dem begegnen, indem man postuliert, dass es die meisten Zauberer in die Städte zieht, wo sie besseren Zugang zu Bibliotheken, Rohmaterialien und auch Kundschaft, Rang und Namen haben.
Und / oder man reduziert die Rekrutierungsquoten. Und passt uU die Aufstiegschancen an die neuen Zahlen an.
--- Ende Zitat ---
Ich finde das gar nicht so viel, und auch passend zu relativ vielen Abenteuern, wie ich meine. Weil Autoren stopfen ihre Dörfer ja gerne bis in die letzte Scheune voll mit Named NSCs, die auch irgendwas können, und drei zauberwirkende Kandidaten sind da idR schnell gefunden - die Kräuterhexe, der arrogante Adelige als Freizeit-Kultist, der Dorfpriester, der magisch begabte Schmied, der Ex-Abenteurer als Tavernenbesitzer, usw. Insofern finde ich die Zahl auf den ersten Blick doppelt spannend, weil ich meine das kommt sehr gut hin.
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