Pen & Paper - Spielsysteme > D&D - Dungeons & Dragons
Zauber machen es schwer, konsistente Welten zu bespielen - ein DnD-Problem?
Tudor the Traveller:
Ich finde es ein wenig schwer, jetzt zwischen den ganzen Themen hin und her zu springen...
Zum Thema Ortung:
Du bringt ja immer wieder den Herrn der Ringe als Positiv-Beispiel. Jetzt ist es aber doch so, dass die Ringgeister just in dem Moment, wo der Ring sein Zu Hause verlässt*, in einem Kaff wie Bree aufschlagen. Woher wussten sie denn, dass sie dort hin müssen, wenn nicht über eine magische Ortung? Afaik heißt es, dass sie den Ring spüren können... das IST doch Ortungsmagie.
*war der Ring eigentlich bis dahin magisch durch Gandalf in Bilbos Haus verborgen? Erklärt Tolkien irgendwo, warum das Erscheinen der Ringgeister in der Gegend mit dem Wechsel des Rings zu Frodo zeitlich recht exakt zusammenfällt?
Zum mächtigen Antagonisten und seiner Überlegenheit: Die Ringgeister "starten" in der epischen Erzählung mit Pferden und bekommen später Flugwesen. Das ist ein ziemliches Upgrade. Ich denke, hätten sie die Viecher am Anfang gehabt, wäre Frodo gar nicht erst weit gekommen. Ich denke auch, wenn du den Weg von Zero to Hero gehen willst und der Antagonist von Anfang an auch schon mit mischt und in der obersten Liga spielt, musst du zwingend irgendwelche Beschränkungen einbauen, damit der Antagonist nicht zu Anfangs mit den jungen Helden den Boden aufwischt. Eine "konsistente" Spielwelt, wie du es nennst, steht meines Erachtens einer epischen Helden-Geschichte tendenziell im Weg, weil es eben eigentlich nicht sonderlich plausibel ist, dass der Bauernjunge das Potenzial zum Superhelden hat.
nobody@home:
--- Zitat von: Tudor the Traveller am 16.12.2020 | 21:10 ---*war der Ring eigentlich bis dahin magisch durch Gandalf in Bilbos Haus verborgen? Erklärt Tolkien irgendwo, warum das Erscheinen der Ringgeister in der Gegend mit dem Wechsel des Rings zu Frodo zeitlich recht exakt zusammenfällt?
--- Ende Zitat ---
Wenn ich mich recht entsinne, erklärt er das mit der zeitlich grob passenden Gefangennahme Gollums durch die Diener Mordors und die Tatsache, daß sie so auf den Namen "Beutlin" gestoßen sind. Wenn die Ringgeister den Einen Ring direkt wahrnehmen können, dann höchstens über eine bestimmte Entfernung...und selbst das scheinbar nicht besonders gut, denn sonst hätte er sie ja in Bree direkt zu Frodo geführt und ihr Attentatsversuch wäre nicht sang- und klanglos an leeren Betten gescheitert.
Zed:
...und eine nahe Entfernung hilft den Ringgeistern auch nicht, wie diese Szene deutlich machte:
Wenn ich mich richtig erinnere, "wirkte" (im Sinne von "strahlte") der Ring, wenn er genutzt wurde, ein wenig. Zumindest zum Schluss spürt Sauron den Ring plötzlich, als er am Vulkan eingesetzt wird, wo er ist und was der Plan seiner Feinde ist. Sauron kriegt eine Panikattacke, ich meine, er befiehlt noch alles was geht zum Vulkan, aber die Zeit reicht nicht annähernd, um den Ring zu retten: Blub und krach.
Wenn einer es genau weiß, dann Lichtschwerttänzer: Übernehmen Sie! :)
Zed:
--- Zitat von: Tudor the Traveller am 16.12.2020 | 21:10 ---Zum mächtigen Antagonisten und seiner Überlegenheit: Die Ringgeister "starten" in der epischen Erzählung mit Pferden und bekommen später Flugwesen. Das ist ein ziemliches Upgrade. Ich denke, hätten sie die Viecher am Anfang gehabt, wäre Frodo gar nicht erst weit gekommen. Ich denke auch, wenn du den Weg von Zero to Hero gehen willst und der Antagonist von Anfang an auch schon mit mischt und in der obersten Liga spielt, musst du zwingend irgendwelche Beschränkungen einbauen, damit der Antagonist nicht zu Anfangs mit den jungen Helden den Boden aufwischt. Eine "konsistente" Spielwelt, wie du es nennst, steht meines Erachtens einer epischen Helden-Geschichte tendenziell im Weg, weil es eben eigentlich nicht sonderlich plausibel ist, dass der Bauernjunge das Potenzial zum Superhelden hat.
--- Ende Zitat ---
Ich habe bislang nur zwei Kampagnen mit je einer Gruppe geleitet, die erste etwa 10 Jahre auf Greyhawk, die zweite in einem Homebrew-Setting seit Ende der 90er bis heute. Letztere ist die, die wir mit Erscheinen der 3.5e auf das System umgestellt haben.
In beiden haben ich den Ansatz verfolgt, dass die Figuren gleich Kontakt zu den großen Mächten der Welt hatten, zu Helfermächten wie der Göttin der Heilung und zukünftigen Erzfeinden. Sie lernten kennen, dass auch diese Mächte Grenzen haben, und dass es in unseren Abenteuern nie nur darum gehen wird, ein Wirtshaus von Ratten zu befreien.
Was für mein Konsistenzgefühl bei der ersten Gruppe noch nicht funktioniert hat, habe ich bei der zweiten Kampagne besser gemacht. Wenn Du sie fragen würdest, wie sie den finsteren Mächten so früh begegnen konnten und es doch bis Level 17 geschafft haben, müsste die Antwort meiner Gruppe sein: "Erst wussten wir und die späteren Gegner voneinander nicht, welche Beutung wir zueinander haben oder welche Bedeutung wir zueinander bekommen werden. Dann hatten wir häufig mit Stellvertretern zu tun, und nicht selten hat keiner von ihnen die Begegnung mit uns überlebt - dadurch wurden wir nicht identifiziert. Mit Diplomatie haben wir manch Drachen davon überzeugt, dass wir nichts gegen Drachen haben. Zardos hat noch nicht verstanden, dass wir kürzlich nicht zufällig aneinander angeeckt sind. Die Arans denken, dass die Königshäuser ihren Eroberungsplänen im Weg stehen. In Syradon werden wir zwar steckbrieflich gesucht, die ehemalige Großmacht aber ist heutzutage isoliert, ihr Arm reicht nicht weit, und wir sind immer auf Achse. Und wenn wir mal wieder in Syradon sind, dann verkleidet und nur kurz."
In den Mannschaften des einen oder anderen Gegenspielers gibt es auch manchen Zweifler, den die Gruppe trifft. Manchmal "drehen sie ihn um". Das gibt ihnen nicht selten taktische und strategische Vorteile.
Isegrim:
Ist alles Vermutung, da Tolkien sich zu solchen Fragen eben nicht eindeutig äußert. Wenn überhaupt kann Sauron bzw die Ringgeister den Ring wahrnehmen, wenn er benutzt wird. Aber da Bilbo das Ding zu seiner Zeit recht ausgiebig nutzte (auch als er wieder im Auenland war) kann das nicht besonders gut klappen, sonst wären die Nazgul Jahrzehnte früher in Hobbingen aufgetaucht. Eine Rolle scheint zu spielen, ob bzw inwieweit sich Sauron auf diese Suche "konzentriert". Daneben kann man vermuten, dass bei seiner Reaktion auf Frodos Inanspruchnahme am Schicksalberg die Entfernung eine Rolle spielt (das Ding ist eben nebenan, von Barad-Dur aus betrachtet), evtl auch der besondere Ort, und dass Frodo das Ding nicht einfach nur benutzt, sondern ganz konkret als sein Eigentum beansprucht. Auf der anderen Seite hat Frodo ein paar Minuten vorher die Kraft des Ringes genutzt, um Gollum zu verfluchen (ihn dabei aber nicht aufgesetzt), und das hat scheinbar keinerlei Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Konkret ausgeschickt werden die Nazgul am Anfang des HdR tatsächlich, weil Gollum die beiden Dinge verriet, die er über den "Dieb" wusste: Beutlin, Auenland. Wohlgemerkt, Sauron wusste bis dahin (lt Gandalf) weder etwas von der Existenz von Hobbits, noch wo dieses Auenland eigentlich liegt. Daher fragen sich diese Ausgeburten des Bösen auch wie Hobby-Ermittler durch... (vgl ihr Auftauchen bei Bauer Maggot).
Wer's noch nicht kennt: Der Sache mit dem Ring, aufbereitet für Rollenspieler ua Nerds... ;)
https://www.youtube.com/watch?v=WKU0qDpu3AM
EDIT: BTW, auch bei Tolkien gibt es den Punkt, wo man (bzw sehr, sehr, sehr viele) sich fragt, wozu die ganze Anstrengung mit dem Durchschwimmen von Flüssen und Bezwingen von Bergen, wenn Magie und ähnliches es so viel einfacher machen würde; ich sag nur "Adler". Es ist also nicht so, dass die Problematik nur bei D&D auftaucht. Die hat man spätestens dann, wenn man einmal den deus ex machina bemüht; und damit die unwillkürliche Frage aufwirft, warum nur jetzt und nicht jedesmal, wenns pläsiert. Je eindeutiger die "Regeln" der Welt respektive der Magie definiert sind, desto schwieriger wird es, sich da rauszuwinden.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln