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Troja

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Gast:
So, ich habe mir Troja jetzt auch angesehen, und kann diesem Thread nicht mehr allzuviel hinzügen.

Der Film war anfürsich okay, aber nach der Literaturvorlage darf man dabei halt nicht gehen, wer einen authentischen Film will, für den ist's grausam.

Dennoch konnte Troja mich nicht wirklich fesseln, es war alles ein wenig kaltherzig - nur wenige bewegende Szenen, und z.T. etwas lieblos. Wirklich gute Dialoge sind spärlich gestreut, und das ganze wirkt z.T. unlogisch, was wohl an den künstlerischen Freiheiten des Regisseurs liegt.

Was mich wirklich nervt, sind die schnell geschnittenen Kampfszenen. Grausam fand ich die Musik, wann immer die Frauenstimme ihr Klagegeseier angestimmt hat. Spätestens beim Einfall der Griechen in Troja hatte ich davon den Kanal gestrichen voll! >:(
Zudem waren einige der Schnulzszenen eindeutig zu lang und zuviel - da mich das Schicksal der Personen nicht wirklich berührt hat, empfand ich diese zumeist als störend.

Was Brad Pitt angeht, fand ich ihn nicht wirklich schlecht besetzt, aber vielleicht hätte man ihn auf weniger jung und makellos trimmen sollen. Obendrein, so lächerlich es klingen mag, seine Stupsnase nimmt ihm irgendwie die Härte, wann immer dieser Teil seines Gesichts in den Bildvordergrund rückt, verliert er irgendwie an kriegerischem Antlitz.

Alles in allem passables Popcornkino, und vermutlich ein Oscarkandidat, aber was bedeutet das in der Zeit des Effektkinos schon noch?

christian@aera:

--- Zitat von: Minneyar am 16.05.2004 | 09:53 ---Rootharige und Blonde griechen? Häh? Sorry, die sahen zum teil eher ein bisschen wie germanen aus ^^

--- Ende Zitat ---

Also laut Homer hatten die Jungs nunmal solche Haarfarben - gerade der blonde "Hübschling" Achill ;)

Abgesehen davon ist das meines Wissens nach auch historisch ok, da es sich dabei meines Wissens bei den Mykenern um Indogermanen handelt,  also nicht ganz so weit von den nordischen Völkern und ihren Ursprüngen entfernt - verwandtschaftlich gesehen.
Aber nagelt mich nicht fest... Mein Geschichtsunterricht ist in mythischen Nebeln der Vergangenheit versunken  ;D

Mit den heutigen Bewohnern Griechenlands haben diese Mykener ohnehin nicht das geringste zu tun... da liegen entschieden zu viele Jahre osmanischer Besatzung dazwischen...

Sidekick:
Meine ganz eigene Zusammenfassung:

Es wird geredet
Es wird gekämpft
...und jemand wird beerdigt
Es wird geredet
Es wird gekämpft
....und noch eine Beerdigunsszene
Es wird geredet
Es wird gekämpft
.... ihr wisst schon... Münzen auf die Augen und Feuer Frei


Diese dauernden Wiederholungen störten mich. Die Beerdigungen hatten nichts trauriges oder Dramatisches mehr, sie waren einfach nur... da. Genau wie die recht zähen Schlachtszenen schafften sie es nicht, zu fesseln oder die Illusion eines richtigen Epos aufzubauen. Nur der Kampf von Hektor gegen Archilles schaffte Spannung, aber sonst.... selbst der feurige Nachtüberfall war ein Höhepunkt ohne Zuschauer, die ihn bemerkten. Einzig interessante Schlachtszene war die Landung vor Troja, wurde aber auch schnell Einseitig. Und der Höhepunkt (wenn es ihn denn gab), die Eroberung und Zerstörung Trojas war so ein antiklimax... darüber kam ich einfach nicht hinaus.

Dass sie die Ilias komplett über den Haufen warfen, störte mich nicht allzusehr. Gut, wir witzelten ob noch Homer stirbt, aber das reihte sich ein in die unfreiwilligen Legolas-Witze welche mit jedem Dialog mit Paris entstanden. "Ich will mit dir weg, aufs Land, ich könnte Rehe jagen"..."einem Ringträger helfen" etc. Meinen Kumpel nervte das Total mit der Ilias, ich war da toleranter.






Aber letzendlich lag es nicht an der Auslegung. Es lag an der Umsetzung selbst, dass wir das Kino verließen in Gedanken an Filme, die uns mehr in Erinnerung blieben. Vielleicht gucken wir lieber mal mehr Autorenkino, "Die Blumen des Koran" soll ganz gut sein. Aber nach einer Reihe zerplatzter Highlight-Träume schraube ich meine Kino-Vorzüge herunter.

Eye Of Gruumsh:

--- Zitat von: Sidekick am 19.05.2004 | 17:27 ---Aber nach einer Reihe zerplatzter Highlight-Träume schraube ich meine Kino-Vorzüge herunter.
--- Ende Zitat ---
Ich kann dich ja verstehen, aber tu nichts, was du nachher bereuen könntest. Ich glaube, dass "The Day After Tomorrow" tatsächlich so gut werden könnte, wie der Trailer momentan erahnen lässt.

Meister Analion:
Ich fand den Film sehr gut. Eure Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Außer Agamemnon und Menelaos fand ich keinen der Charaktere schwarz-weiß. Gut, die Trojaner waren eher hellgrau und Achilles, Odysseus & Co eher dunkelgrau, aber ich wüßte nicht, daß das so gravierend von der Vorlage abweicht. Und Paris fand ich überhaupt nicht feige. Wenn jemand einem die Rübe runterhauen will, darf man sich schon mal ins Hemd machen. Das er sich überhaupt zum Kampf gestellt hat war mutig, auch daß er nochmal zurückrennt um das Schwert zu holen und er nicht bei der ersten Gelegenheit aus Troja flieht.

Was mich ein wenig gestört hat, wurde hier noch gar nicht genannt, liegt wohl daran, daß man über gewisse Logikfehler gelernt hat hinwegzusehen  ;D
Wie schaffen es zehntausende Trojaner ungesehen für einen Gegenangriff aus der Stadt zu kommen? Und wie haben die Griechen sich vorgestellt, die höchsten und dicksten Mauer der Welt zu überwinden so ganz ohne Belagerungsgeräte? Einen Berg Leichen davor aufhäufen bis man hochklettern kann?

Was noch etwas nervig war, war das ständige Gejaule und die Stimme von Helena.

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