Pen & Paper - Spielsysteme > HeXXen 1733

[Erzählt mir von] HeXXen 1733 - System vs. Spielwelt

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JohnnyPeace:
Ich bin auch grade angefixt vom System und dem Setting und hab auch schon ein paar Bücher zu hause. Dass es keine normalen W6 sind sondern Spezialwürfel stört mich schon etwas. Aber am Ende investiere ich sowieso so viel in allen möglichen Rollenspieleschiet, da machen ein paar mehr Spezialwürfel den Kohl auch nicht fett.

Was mich beschäftigt ist, was ich eigentlich so fastzinierend an der barocken Welt finde und was sich da gut fürs Spiel ausschlachten lässt. Klar ist Hexxen nicht nur Barok, aber der Teil des Settings spricht mich eben auch an. (Wollte da schon einen eigenen Thread aufmachen)

Ich find die Texte gut zu lesen, die Bücher sind aufwendig aufgemacht. Schwarz auf Dunkelgrün empfind ich jetzt auch nicht als die großartigste Design-Innovation. Die Texte zu den Waffen hab ich grade kürzlich gelesen. Fand ich stimmig, ich will ja damit spielen. Nach dem, was ich mir unter 70er-Jahre-Buch vorstelle erschien mir das jetzt nicht.

Althalus:

--- Zitat --- Nach dem, was ich mir unter 70er-Jahre-Buch vorstelle erschien mir das jetzt nicht.
--- Ende Zitat ---
Gemeint habe ich damit, dass die Infos dem Wissensstand der 70er entsprechen. Als hätte es z.B. 30 Jahre HEMA nie gegeben. Klar, dem Spiel an sich tut das keinen Abbruch - aber dann hätte man den Quark auch gleich weg lassen können.
Geschichtswissenschaft ist eben nicht statisch. Und wenn man dann schon angeblich "echte" Fakten reinschreibt, dann sollten die dann eben auch dem Stand der Wissenschaft entsprechen und nicht dem DSA1 GRW.

Das ist mein Anspruch an ein pseudo-historisches Setting: Alles, was tatsächlich historisch ist, sollte auch ordentlich recherchiert sein.

Tele:
Zitat GRW Hexxen:

Fechtwaffen sind typische Duellwaffen, die bei Massenkämpfen eher hinderlich sind. Das liegt an ihrer langen Klinge und der Dauer, die es benötigt, sie aus dem Leib toter Gegner zu ziehen. Ist ein Jäger beispielsweise an 3 Gegner gebunden, erleidet er gegen alle Angriffe einen Parieren-Malus -2.


So in die Richtung?

Oberkampf:
Was Waffen und so Sachen angeht, die gerade im Spiel auch mechanische Bedeutung haben, muss man natürlich immer abwägen zwischen Spielbarkeit, historischer Genauigkeit und Genretreue. Dazu habe ich ja schon gesagt, dass mir die Ordenskriegerklasse (Eiferer & Beschützer) etwas zu "mittelalterlich" rüberkommt für ein barockes Spiel. Das beißt sich bei mir weniger mit historischem Wissen um Kriegsführung im 18. Jahrhundert (das bei mir nicht sonderlich ausgeprägt ist), sondern eher mit meinem Verständnis vom Mantel & Degen-Genre. Die drei Musketiere mit Bihändern oder Schilden? Für mich eher nicht.

Andere Dinge sind Zugeständnisse an die Spielbarkeit. In D&D z.B. gibt es Finesse-Waffen, wozu auch das Rapier gehört, die komplett (Angriffswurf & Schaden) über Geschicklichkeit abgehandelt werden. Genauso Bögen, selbst Langbögen, als würde zum Spannen keine Stärke gebraucht. Da weiß sogar ich, dass sowas nicht zutreffend ist. Aber es ist ein Zugeständnis an die Spielbarkeit.

In dem Bereich hat HeXXen ein paar Umbenennungen vorgenommen und behandelt Fechtwaffen über Athletik, Schusswaffen über Sinnesschärfe (Bögen sind nicht im GRW) und Stangenwaffen, Schwerter usw. über Körperkraft. Athletik ist da so ein Zwischending zwischen Gewandtheit und Muskelschnelle und Körperkraft deckt wohl auch vieles ab, was anderswo unter Konstitution läuft. Das ist natürlich auch nicht Forschungsstand der modernen Sportmedizin (SCNR  ;) ), aber es trägt zur Spielbarkeit bei. 



Althalus:

--- Zitat von: Tele am 15.01.2021 | 16:49 ---Zitat GRW Hexxen:

Fechtwaffen sind typische Duellwaffen, die bei Massenkämpfen eher hinderlich sind. Das liegt an ihrer langen Klinge und der Dauer, die es benötigt, sie aus dem Leib toter Gegner zu ziehen. Ist ein Jäger beispielsweise an 3 Gegner gebunden, erleidet er gegen alle Angriffe einen Parieren-Malus -2.

So in die Richtung?

--- Ende Zitat ---
Sowas, ja. Ist nämlich schlicht Dummfug. "Duellwaffen" wäre als Begriff deutlich besser als "Fechtwaffen" gewesen, die Argumentation ist aber wieder Nonsens. Es gab immer die Zivilvariante und die militärische. Beim Rapier eben die extrem langen Klingen für das Duell und die kürzeren und breiteren (oft museal als Haudegen bezeichnete) militärischen Rapiere (Pappenheimer, z.B.). Beim späteren Degen haben wir auch den (lustigerweise kürzeren) Hofdegen und den militärischen Felddegen.
Das alles hat aber nix mit "Herausziehen" zu tun, sondern schlicht damit, dass im Gefecht das Stoßen extrem schwer ist, und automatisch gehauen wird (und Kavallerieklingen sind wiederum deutlich länger - die müssen ja zum Infantristen runter reichen).


--- Zitat ---Schwerter usw. über Körperkraft.
--- Ende Zitat ---
Womit wir wieder den uralten (und längst überholten) Mythos vom schweren Schwert haben. Fun Fact: Rapiere sind durchschnittlich schwerer als die meisten Schwerter.  >;D

Die systemtechnische Umsetzung ist mir ja schnurz, nur wenn man schon meint, das argumentieren zu müssen, sollte das Argument auch korrekt sein.

--- Zitat ---etwas zu "mittelalterlich" rüberkommt für ein barockes Spiel.
--- Ende Zitat ---
Noch ein Fun Fact: Das Lange Schwert wurde als Sportwaffe bis ins 18. Jhdt hinein verwendet. Es ist also waffenhistorisch wahrscheinlicher, dass ein Deutscher ein Langes Schwert führt, als einen Säbel (der findet sich zu der Zeit vor allem in Polen und Ungarn).

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