Irgendwie Ironie. Shadowrun Anarchy, dass eigentlich eine FATE like Alternative sein soll wird von vielen als regelleichtes Shadowrun empfunden deren einziges Manko es ist Karma anstatt von Nuyen als einzige Währung zu verwenden weshalb die meisten lieber es sein lassen als sich die Arbeit antun alles in Nuyen umzurechnen.
Ich spiele unter anderem sehr aktiv Savage Worlds, auch abseits unserer seit Jahren laufenden SR4A-Runde, Savage Worlds in der Sechsten Welt. Habe daher Erfahrung in Vereinfachungen, wie sie SR:A versucht.
Leider ist das einzige Manko bei "Shadowrun: Anarchy" jetzt nicht die Bezahlung in Karma. Das kann man leicht abstrahieren und wie immer regeln. Oder auch sagen: Okay, ihr werdet ausreichend und angemessen für den Job bezahlt, ihr habt das Gefühld er Johnson zahlt euch für eure Abreit zu wenig etc. ...
Die Probleme fangen eher damit an, dass Shadowrun es irgendwie ähnlich machen will wie FATE, versucht Erzählmechaniken auszuformulieren, nur dann an vielen Stellen sich wieder verliert und en detail gar nicht umsetzt, was es verspricht. Damit bleibt es ein biliger Versuch, sich an Fate zu orientieren, der irgendwie das Problem hatte, immer noch zu nah an den Shadowrunregeln kleben zu müssen. Kann man ausführlich im Pegasus-Forum nachlesen. Und ergibt sich für mich auch recht schnell nach den ersten Runden.
Und wenn ich die regelärmere Version schon zu beginn wieder verhausregeln muss, um sie überhaupt irgendwie spielbar zu machen, somit wieder mehr Arbeit in Regeln investiere, dann ist das für mich kein gutes Erzählregelkonzept mehr.
Allgemein zu Shadowrun 6:
Ja, ich habe das Gefühl, der Zug ist so langsam abgefahren. Während andere Rollenspiele sich langsam auch dem Zeitgeist anpassen, verharren zumindest die SR-Regeln noch immer in einem Zustand der 2000er Jahre und wälzen settingtechnisch zum Teil dieselben alten Klischees und männlich-weißen Vorstellungen einer Welt. Dass die Amis jetzt gerade Nordamerika wieder auseinandernehmen, um irgendwelche Machtfantasien umzusetzen (C.R.S. anyone?) passt da eigentlich ganz gut ins Bild.
Ich rechne damit, dass wir in ein paar Jahren wieder Native American Reservate (statt Nationen) und geschlossene Südstaaten, die sich gegen den zersplitterten Norden erwehren, haben werden; oder Ähnliches... Vielleicht auch nur einen bejubelten Trump an der Spitze einer militärisch expandierenden neuen weißen USA.
Mit Blick auf Feenhöfe, Dimensionsreisen und Superbugs denke ich, Shadowrun wird weiter zerfasern, das habt ihr hier ja sehr gut dargelegt.
Und regelseits... Naja, sie können es ja jetzt nur noch mit Regelbänden ausbauen, bis es wieder halbwegs an den Vorgänger erinnert. War doch bis jetzt immer die Taktik.
Und Pegasus kann da nur für die ADL irgendwie mitziehen und hoffen, dass nur leicht assoziierte Hobbyautoren dann mal brauchbare Hausregeln schreiben, die man zwar nicht offen als Verlag verbreiten kann, die aber zumindest vielleicht, womöglich SR 6 noch weiter spielbar machen...
Ich glaube aber nicht, da mir persönlich auch ein wenig das Recycling auf den Keks geht. Jedes Mal dieselben neuen Totems für die ADL, jedes Mal dieselben Addons (weil dieselben Sachen einfach fehlen). Und letztendlich kann und dsrf Pegasus die ADL auich nicht soweit umkrempeln, damit wir wieder beim Chrome und dystopischen Gefühl von Shadowrun ankommen. Weswegen auch die Fantastik schiene natürlich weiter bedient wird.
Anfangs fand ich Regional-PDFs für die ADL toll. Inzwischen mutet das ein wenig DSA-ig an (Friesische "Piratennation", Nebelherr als Suggar Daddy einer Österreichischen Habsburgerprinzessin... Drachentöter-"Ritterorden" bei den Neonazis, cthuluide Nordseekultisten...)
Und mein Lieblings-Amiplot: Cthulhu is back! (Siehe Sr5 "Herz der Finsternis")