Zur Ausgangsfrage: aus meiner Sicht gibt's da "natürlich" Grenzen. Denn zum einen spielen die Leute am Tisch ja selbst beim Horror-Rollenspiel letztendlich immer noch mit, um Spaß an der Sache zu haben, und wo der für jemanden ernsthaft aufhört, ist die rote Linie eben überschritten. Und zum anderen bin zumindest ich persönlich im realen Leben ja weder ausgebildeter Therapeut noch gewerbsmäßiger BDSM-Dienstleister noch in sonst einem eventuell relevanten Feld tätig; es käme mir also einigermaßen vermessen vor, als Freizeit-SL am Tisch mal eben so festlegen zu wollen, wieviel Leiden ein bestimmter Spieler einfach "braucht". (Wahrscheinlich täte es das nebenbei auch, wenn ich einen entsprechenden Beruf hätte.)
Auszumachen, wo diese Grenzen nun genau liegen, ist Sache der individuellen Gruppe und wahrscheinlich auch kein einmaliges Ereignis, das man im Vorfeld als lästige Pflichtübung hinter sich bringen und dann schnell wieder zur fröhlichen Rundum-Sorglos-Tagesordnung übergehen kann; man kann ja im Lauf des Spiels immer mal auf eine Mine treten, von deren Vorhandensein selbst der "Eigentümer" vorher nichts gewußt hat, und dann sollte das, wenn es schon absolut "gleich-jetzt-sofort" nicht paßt, doch wenigstens spätestens während der nächsten einrichtbaren Handlungspause besprochen werden, um Wiederholungen vorzubeugen. Gehört für mich einfach zur gegenseitigen Rücksichtnahme.
(Wobei ich gerne zugebe, daß ich ohnehin kein großer Fan von Horror einfach um des Horrors selbst willen bin. Spukerscheinungen will auf den Grund gegangen werden, Vampire sind im Zweifelsfall ganz klassisch zum Pfählen da, und der Lovecraft-Mythos interessiert mich als Spielgrundlage eigentlich auch hauptsächlich deshalb, weil er seinerseits mit der Idee spielt, daß das Universum seltsamer und unheimlicher ist, als wir es uns gemeinhin vorstellen, und man daraus doch immer noch mal etwas Neues zaubern kann...ich denke, was ich hier ausdrücken will, ist, daß ich die Versatzstücke des Genres schon mag, aber nicht viel davon halte, den "Hooooorrrrrooooorrrr!" als eigenes Phänomen großartig erzwingen zu wollen.)