Behauptung: "Themen, deren Inhalt dem guten Geschmack widersprechen, sollten auch im Horror RPG nicht bespielt werden!"
Das ist korrekt.
Wobei "der gute Geschmack" kein allgemein feststellbares Objekt ist, dass übergreifend existiert, sondern von der Gruppe abhängt.
Dahingehend benötigt es dann entweder vor dem Spiel ein Gespräch um festzustellen was für die Gruppe jenseits des guten Geschmack liegt, oder Mittel um es im Spiel möglichst einfach kommunizieren zu können.
Vielleicht ist es dem einen oder anderen SL schon einmal passiert, dass sich ein:e oder mehrere Spieler:innen am Inhalt eines Szenarios gestossen haben und getriggert wurden.
Es ist mir durchaus schon passiert.
Wobei es nichts mit Sex, Kindern oder Foltern zu tun hatte, sondern mit anschaulichen Beschreibungen der Konsequenz von Gewalt. Heißt, ich beschreibe als Spielleitung in etwa so, wie ich mir die Kamera vorstelle, und bei System im Bereich von Horror liegt meine Inspiration mitunter bei der Serie Hannibal. Hierbei kann es geschehen, dass es zu anschaulich wird. Wenn Spieler:innen das addressieren, breche ich die Beschreibung direkt an, und skizziere die Situation nur recht vage.
Insofern kommt es auch bei "Mord und Totschlag" und selbst bei "nicht tödlichen (Kampf) Verletzungen" auf das "wie" an.
Wann ist Hardcore too hard?
Wenn es Einspruch seitens der Spielerschaft gibt.
Ein Beispiel, während ich Hannibal ungeschnitten geschaut wurde, wurde mir bei einer Szene wo ein Charakter sein Gesicht isst doch etwas schlecht.
Wenn es in einem Spiel aufkommen würde, wäre ich geneigt, dort anzumerken das es für mich jenseits des guten Geschmack gibt.
Ein anderes Beispiel wäre, die Szene in Visitor Q, die damit endete das die Leiche mit mit einer Kettensäge zerlegt wurde (das war der wenigst eklige Teil), wo mir noch deutlich schlechter wurde, als bei Hannibal.
Anmerkungen:
Die Beschreibungen können natürlich nicht nur vom SL stammen, sondern auch von den Spielenden kommen.
Wo man es dann auch entweder davor, oder während dessen, ansprechen sollte.
Als Ergänzung, es scheint dabei davon ausgegangen zu werden, das die "Hardcore" Aspekte nur in Szenarien vorkommen, wo direkt problematische Themen (Sex, Kinder, Folter) angesprochen werden. Als ein Beispiel für eine Szene, bei der ich mir vorstellen kann, dass sie sowohl in Cthulhu als auch in Vampire öfter vorkommen kann:
Ein Charakter schießt auf einen anderen Charakter, der wiederum daraufhin stirbt.
Man kann das relativ oberflächlich beschreiben, wie so in den meisten Action Serien.
Man kann das sehr graphisch beschreiben, in dem man beschreibt wo der andere Charakter getroffen wird, wie die Wunde aussieht, wie die Person zu Boden geht.
Man kann das sehr emotional beschreiben, in dem man auf den Lebenswillen, das soziale Umfeld des nunmehr toten Charakter hinweist.
Man kann den Druck erhöhen, in dem man enthüllt das der Charakter vielleicht gar kein "böser" Kultist war, sondern eine unschuldige Person. Das der schießende vielleicht aus Wahnsinn gehandelt hat oder dadurch ein Stück seines Verstands bzw. Selbstkontrolle verliert.
So ein recht "normales" Action-Versatzstück (Schießerei mit Toten), kann je nach Szenario und Beschreibung sehr unterschiedlich wirken.
Gerade wenn man das Spiel (Call of Cthulhu, Vampire) mit der Gruppe bewusst unter dem Aspekt des Horrors spielt.
Nun, und nur weil wer ein anderes Genre-Verständnis hat, ist die Person weder ein "geheimes" (gar real live) Monster noch jemand der gar nix verträgt.
Ein Verlag kann dahingehend erwarten, dass die Spielleiter:innen auf einer Convention vernünftig rangehen.
Heißt, vielleicht keine Szenen darbieten, die bei Hannibal geschnitten wurden (die Sache mit den "Engeln"), oder zumindest ordentliche Tools (XCard etc.) anbieten bzw. mit den Spielern vorher drüber sprechen.