Ich denke, es kommt auf die leute an. Rollenspiel ist eine Mischform. Es hat Wettkampfaspekte, aber diese sind nicht klar geregelt. Rollenspiel ist kein Fußball, es gibt keinen Schiedsrichter und das Regelwerk ist meist so komplex, das man es nicht mehr ohne weiteres überblicken kann. Dadurch gibt man dem Falschspiel viel Freiraum.
Relevant ist aber auch, das man im Rollenspiel diskutieren kann, wie eine regel ausgelegt wird. Das ist bei Spielen wie Schach oder Fußball fast unmöglich. Damit verschwimmt der Unterschied zwischen falschspiel und regelkonformen Spiel.
ich würde daher sagen, das Rollenspieler schon von der Natur des Spieles aus dazu neigen, falsch zu spielen, und das umso ausgeprägter, je undurchsichtiger und vager das regelwerk ist. Dabei muss bewegt sich das falschspielen immer in der Nähe des regelgerechten Spiels, beide gehen ineinander über. Beispiel: Der SL sagt, es wird auf "überreden" gewürfelt. Der Spieler meint aber, das "überzeugen" sinnvoller wäre. Das regelwerk gibt nur vage Antworten, es setzt sich der eloquentere oder der belesenere Part durch. Hier ist es fast umöglich zu sagen, ob es sich um falschspiel gehandelt hat oder nicht.
Insgesamt würde ich auch sagen, das falschspiel oft nötig ist, um die Sache am laufen zu halten, bei unterschiedlichsten interessen und gegebenheiten, und das rollenspiel aufgrund der komplexität der regeln und der sozialen natur des spiels auch gar nicht darauf ausgelegt ist, im Sinne eines reines Wettkampfes gespielt zu werden. Schauspielkunst, Glück, soziale interaktion all das spielt so viel mit in das Spiel hinein, das man gar nicht mehr konkret von falschspiel reden kann, weil das Spiel gar nicht die klare Struktur hat, in der falsch gespielt werden könnte. Die regeln sind so vage, das man nur bedingt gegen sie verstoßen kann. Rollenspiel hat viel kalvinball.