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V5 Anarch ... Überzeugt mich das es kein schlechter Ergänzungsband ist

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Czechbot:
Ich habe jetzt nur die englischsprachige Version vorliegen. Meine klare Meinung kann ich euch aber gerne geben.

Der Aufbau wirkt recht klassisch auf mich. Die Form ist insgesamt nicht besonders avantgardistisch. Zwar kein Stream of Consciousness, eher ein Heart-Primer und somit eine Etablierung der Anarchiebewegung als globaler Akteur in einer beeindruckenden Diversität. Frei nach dem Motto, durch Literatur eine Kultur kennen lernen (der rote Faden des Bandes). Die geneigten Leser*innen sind in diesem Band quasi Sofareisende in der World of Darkness. Gefällt mir sehr gut, aber die (moralischen) Rechtmäßigkeiten von Revolutionen werden werden einem zumeist mittels Gewalt erklärt. Schade!

Zurück zum Aufbau- zunächst ein über mehrere Kapitel währender Abriss der Geschichte einiger Revolutionen bis zum heutigen Tag. Schlüssige Struktur erkennbar. Haken dahinter.
Danach Anekdoten und Vignetten diverser Lebenskultur. Gefällt mir sehr. Ist der Night Circus eine Rückkehr der Midnight Circus? Und warum sollte ich mich einem Aufstand anschließen? Ist die Revolution agnostisch oder atheistisch. Cainitisch oder theistisch? Wer weiß, aber suche dir deine Wahrheit da draußen selbst!

Die Beiträge sind zumeist Sachberichte, Editorials von Revolutionär*innen. Zeitzeug*innenaussagen zu Ereignissen im Metaplot. Auch hier wieder zu erkennen-der rote Faden. Licks sind im Gespräch miteinander. Leser*innen beobachten. Klassisches Stilmittel. Warum nicht? Am Ende des thematischen Abrisses, dann Ideen zum Umgang mit der Camarilla. Kann man machen.

Danach Clans. Crowleyhafte handvoll Tremere. Habe ich in einer Chronik eingeführt. Meine Spieler hassen sie. Zurecht. Ein gutes viertes Haus.
Ministry. Hätte mehr sein können. Cults of the Blood Gods liefert das nach.

Response Algorithm. Ok. Warum? Keine Ahnung! Einziges Kapitel im Buch, das ich nicht mag.

Loresheets - wie immer der Zuckerguss. Alleinstellungsmerkmal der V5 und wird bei uns richtig gut angenommen.

Schulnoten und Punkte gebe ich nicht. Das ist nicht punk!
Aber nützlich ist das Buch sehr, wenn einen interessiert, wie großartig und kraftvoll diese Anarchen sind. Was für ein großer Gegenentwurf zur Camarilla.

Teylen:
Das mit Venture war ein Vertipper. Ich gebe meinem Handy die Schuld.

Hinsichtlich des Systems kenne ich das Problem halt nicht, und habe es auch in der Wildnis nicht beobachten können.
Für den "Bosskampf"-Effekt fehlt mir einerseits die entsprechend große Hürde und so etwas wie eine Belohnung. Wobei man letzteres dann auch im Camarilla Buch erhält. Bei den Anarchen gibt es halt bei den SC, egal was sie machen, nur aufs Maul.

In Bezug auf die Strukturen.
Wird Markus Vitel im Buch noch erwähnt?
Bisher sieht es nicht so aus, als würde er in die Geschichte von "unbedeutende Gruppen die Versagen" passen.

Ansonsten fehlt mir gerade eine Strukturierung.
Der sovetische Tankie Brujah philosophiert zwar über das Vampir Utopia und wie Vampire gekillt werden, aber man erfährt nicht wie der Vampir Apparatschik funktioniert oder wie er mit dem sterblichen Apparatschik interagiert.
Garcia, als wortwörtlicher Anarchist gegen Franco, erzählt welche Anarchen Bewegungen er alles Scheisse findet, aber wie sich so Anarch Syndikalisten aufstellen erfährt man nicht.
Man erfährt auch nicht wie das Selbstverständnis von Anarchen ist die eine Republik anstreben anstelle der französischen Monarchie.
Man kriegt Hinweise zu Anarchen in den 80ern bis 90ern in LA, erfährt aber kein Stück davon. Dafür wie sich die Erzählerin durch die Stadt quasi-blut-hurt. Wobei man selbst bei der Edgequeenorgie nicht erfährt für was sie sich das Blut erkauft oder wie sie vermeidet einen Sack voll Blutsbänder zu haben.
Garcia wird mit Che verglichen, aber Hinweise wie sich eine kubanische inspirierte Anarchenzelle definiert und funktioniert, nichts. Das Buch ist so oberflächlich, dass es bei Chris Sex Appeal bleibt - betont durch ein entsprechendes "Sexy Garcia und Mac"-Fanart.

Bei Karthago weiss ich, nach der Beschreibung auch nicht, wie es funktionierte - es werden ein halbes Dutzend Theorien aufs Papier geklatscht- noch weshalb jetzt mein Anarch wo deutlich nach Karthago umherwuselt das jetzt so toll finden sollte, dass Wunschvorstellungen drauf projiziert werden.

Von jetzt feineren politischen Unterschiede komplett abgesehen. So Frankfurter Schule, Max Steiner Anarchen, Maoisten, AnCaps etc. etc. pp.
In Bezug auf Religion wäre auch interessant wie Anarchen die finden "Religion ist Opium für's Volk" mit ihrem leicht unnatürlichen Zustand umgehen, versus welche die vielleicht ähnlich wie Orwell finden das Religion ein Menschenrecht ist, und der Entzug von Religion ein Mittel fachistischer Unterdrückung ist.

Urias:
Ich glaube iwie dass dein Unmut primär darauf basiert, dass du die Anarchen zu sehr mit realen revolutionären Bewegungen oder auch nur Interessensgruppen vergleichst. Klar, der Name gibt das her aber nicht jedeR bei den Anarchen hat die Idee sich zu organisieren. Wie gesagt, jeder der nicht Sabbat oder Camarilla ist fällt da rein. Das heißt der Großteil ist wohl die "lasst mich in Ruhe" Fraktion. Ich hatte auch nie den Eindruck, dass Anarchen notwendig politisch sind. Kurz: ich glaub du willst eine Struktur für was was per Definition keine einheitliche hat

Was heißt es gibt nur aufs Maul? Das stimmt halt so nicht. Gengis, Maldavis usw kriegen weder permanent aufs Maul noch tun sie das aktiv. Anarchen sind in diversen Städten durchaus Player auch wenn man das nicht gerne zugibt

Den Kommentar um Vitel versteh ich nicht. Im Chicagobuch wird der ja als "Emperor of Washington" beschrieben, der seine Finger wrsl tiefer als jeder andere Vampir in der Sexond Inquisition hat  und noch dazu mit Talley einen der wohl stärksten Kettenhunde, die man loslassen kann.

Davon ab: das Buch ist nicht gut, keine Frage

Teylen:
Mein Unmut basiert darauf, dass mir das Buch bisher keine Ansätze bietet, wie sich Vampir-Anarchen jenseits der Camarilla organisieren.

Hier bietet das Buch Anarchen Gruppen, die alle bei s auf die französischen Revultionaäre sehr links sind, aber keine Information wie die sich organisieren.
In einem Spiel wo es einerseits Anarchen gibt die vampirisch älter als 5 Jahre sind, sollte sich da was gebildet haben. Andererseits hilft es mir für das Spiel nichts, wenn ich nur Autarkis spiele, die sich den Mondschein jenseits der Camarilla auf den Bauch scheinen lassen. Was auch innerhalb des Settings was anderes ist.
Letztlich gibt es in dem Setting aktuell eine handfeste Revolte, die bspw. über Berlin geschwappt ist (Mit Max Stirner Anarchen, und zwei drei anderen Linken Schulen/Philosophien. Weshalb ich die These das der Großteil nichts macht, nicht als stimmig empfinde und darüber hinaus bezogen auf ein dramatisches Konflikt-Spiel schlecht designt.


--- Zitat ---Was heißt es gibt nur aufs Maul?
--- Ende Zitat ---
Wenn man das System am Ende des Buchs einsetzt.
Wobei Gengis in allen Actual Plays als HedgeFond Baby und Vollniete dargestellt wurde.


--- Zitat ---Den Kommentar um Vitel versteh ich nicht. Im Chicagobuch wird ...
--- Ende Zitat ---
Ich lese gerade das Buch Anarch? ^^;

Das die Enlightenment in Blood Anarchen cool waren hilft dem Buch Anarch ja offenbar auch nicht ^^;

Urias:

--- Zitat von: Teylen am 23.04.2021 | 14:07 ---Mein Unmut basiert darauf, dass mir das Buch bisher keine Ansätze bietet, wie sich Vampir-Anarchen jenseits der Camarilla organisieren.

Hier bietet das Buch Anarchen Gruppen, die alle bei s auf die französischen Revultionaäre sehr links sind, aber keine Information wie die sich organisieren.
In einem Spiel wo es einerseits Anarchen gibt die vampirisch älter als 5 Jahre sind, sollte sich da was gebildet haben. Andererseits hilft es mir für das Spiel nichts, wenn ich nur Autarkis spiele, die sich den Mondschein jenseits der Camarilla auf den Bauch scheinen lassen. Was auch innerhalb des Settings was anderes ist.

--- Ende Zitat ---

Bei Autarkis denk ich zuallererst an jene Vampire, die so alt sind, dass sie fast schon außerhalb der Gesamtstruktur stehen. Und auch wenn man das nicht so sieht denke ich, dass mit dem Richtungswechsel der Camarilla von "Alle Vampire außer Sabbat gehören zu uns" hin zu nem Eliteverein sich die Grenzen da aufgeweicht haben.
Und ich würd hier mal sagen, das sehr links sein ist, gerade wenn man die Textsorte betrachtet, halt irgendwo Selbstdarstellung. Mein Bild der Anarchen ist da näher an dem was ich viel in meinem Studium erleben durfte: Man versteht sich selbst als total links und so, geht auch gerne mal auf Demos oder irgendwelche Szeneevents und bauchpinselt sich da aber die wenigsten dieser Leute davon haben Bock sich genuin politisch zu organiseren und die Systemkritik hört da auf, wos einen selbst betreffen würde oder man sich irgendwie in Gefahr begäbe. Man findet sich halt in seinem pseudo-Linkssein selber geil aber so richtig ans Eingemachte gehen die wenigsten, gerade wenn sie nicht direkt betroffen sind. Dementsprechend seh ich auch viele Anarchen in Camarillastädten in so einer Position gemischt mit der Existenz als "controlled opposition". Natürlich nicht alle aber die Mehrheit, gerade nach dem Shift der Camarilla im Selbstverständnis. Und ich finde genau das zeigen die Spotlights im Anarchenbuch gut: Dass die zwar im Selbstverständnis alle iwie links sind aber es denen nicht notwendigerweise um revolutionäres Gepolter geht sondern darum ihr Ding möglichst ungestört zu machen.

Und ja klar gibt es ältere, aber die sind fix nicht die relevante Masse. Und wieviele davon existieren überhaupt noch? MacNeil ist weg, Tyler ist weg, Smiling Jack weiß ich grad nicht was mit dem ist... Nines gibts noch aber der ist halt mit seinem vampirischen Linksradikalismus ("Ich kann nicht der Anführer der Anarchen sein, das würde die Idee verwässern") näher am Lehnstuhlkommunisten als am Revolutionsführer. Bei Garcia weiß ich auch nicht viel, außer dass er neidisch auf Theo Bells neuen Fame ist. Und auch letzterer scheint mir jetzt nicht der neue große Anarchenführer zu sein, geschweige denn überzeugter Anarch a la MacNeil/Tyler. Dessen ganze Aktion seh ich primär als einen großen Mittelfinger zum Abschied aber nicht als revolutionären Akt.

Wenn man Anarchen-Revolution spielen will, dann kann man sich sicher mehr Strukturen überlegen bzw. kann das Organisieren der defacto apolitischen Anarchen ein Plotpoint sein. Und wenn ich da Organisationsformen will dann les ich halt kurz woanders nach wie sich K-Gruppen oder andere revolutionäre Zellen organisieren.



--- Zitat von: Teylen am 23.04.2021 | 14:07 ---Ich lese gerade das Buch Anarch? ^^;
--- Ende Zitat ---

Ja eh aber ich check nicht wie du auf Vitel kommst. Wird der darin erwähnt? Wenn ja hab ich das vergessen.

Nachtrag: Ich glaube auch, dass die Darstellung der Anarchen als Links iwie PR war nach dem Grundregelwerk-Nummern-Skandal. Es scheint mir einfach nicht sinnig hier nur solche Vampire zu verorten die vorher schon "links" waren. Die Anarchen sind auch eine mögliche Anlaufstelle für rechte Systemverweigerer von Preppern über Staatsverweigerer hin zu Neonazis.  Haus Ippissimus ist zB für mich mit seiner Struktur und seiner Anlehnung an Crowley und ähnliches auch für Leute aus der braunen Esoterik ansprechend. Oder halt auch hardcore Libertäre (ohne die jetzt mit den vorher genannten zu sehr vermengen zu wollen)

Nachtrag 2 ad Haus Carna (weil vorher überlesen): Ich mein mich zu erinnern, dass im Tremere-Abschnitt im GRW ja Goratrix/Tremere, Max Schreckt und Carna nen magischen Videocall haben und Carna sowas wie "Ich erinnere daran, dass Haus Carna noch immer Camarilla ist" sagt. Deswegen auch mein kleiner RadLib-Seitenhieb... Haus Carna will halt iwie die Falten bügeln in nem System das per se Unterdrückend ist. Ich glaub auch, dass es Haus Carna garnicht so sehr um die Camarilla geht als um die Tremere-Pyramide. Es geht darum, dass sie ihren Leuten halt auch ein Stück vom Unterdrücker-Kuchen sichern will, was in der klassischen Pyramidenstruktur so nicht ginge.

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