Pen & Paper - Spielsysteme > D&D4E
Wieso wurde D&D 4e eigentlich so schnell aufgegeben?
Samael:
Ich glaube dass die D&D Wurzeln des „alten Spielstiles“ einfach komplett abgehackt wurden, während sie bei der 3e implizit (und in der 5e erklärterweise) noch immer vorhanden sind.
Mich haben zusätzlich die Videospiel-Lingo und -Konzepte abgeschreckt.
Rhylthar:
Mal was zu den Forgotten Realms:
Wenn ich es heute betrachte, waren viele (bei weitem nicht alle!) Dinge in den Forgotten Realms 4E nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Da gab es viel frischen Wind in sonst angestaubten Dingen.
Allerdings waren ein paar zu harte Brüche drin und einige regeltechnische Dinge der 4E wurden dann als Fluff verkauft, was mir persönlich nicht geschmeckt hat (konkret: Das Zaubersystem).
Ich könnte so einige Dinge nennen, die ich aus der 4E sofort in die jetzigen REalms einbauen würde. Gut, manches "geht nicht mehr", weil man ja viel ge-retconned hat...aber die 5E Realms sind ja ansonsten eh noch sehr...generisch.
Sashael:
Die Kommunikation war beschissen, auch wenn man das gar nicht so explizit wahrgenommen hat.
Die fluffige Erläuterung der Powers war z.B. bescheiden. Besonders bei den mundanen Klassen hat sich WotC keine Mühe gegeben, das Ganze mit einem irgendwie sinnvollen Unterbau zu versehen. Wie das funktioniert, kann man bei Earthdawn sehen. Einfach nur zu sagen, dass der Rogue nur einmal am Tag einen sehr effektiven Angriff machen kann, ruiniert bei den meisten Leuten die SoD. Earthdawn hat einfach festgelegt, dass alle SC auf die reiche Magie der Welt zugreifen können und manche das nutzen, um sich körperlich zu verbessern. Das muss auch nicht jedem schmecken, aber es ist verdaulicher als die offizielle Ansage.
Und so zog sich das besonders durch die drei GRWs.
Die Items z.B. hätte man von vornherein so designen sollen, dass diese nur noch Bonuseffekte geben, aber keine numerischen Boni mehr. Diese hätten dann wie in Dark Sun über die automatische Progression kommen müssen. Damit hätte man sich diesen Wunschlistenkram dann nämlich auch schenken können.
Auch für Solos gab es später ein paar nette Fanideen, die die Kämpe dynamischer gemacht haben (Stichwort Phasen).
Allerdings wird natürlich auch das niemals komplett das Gefühl von (perfekt durchdesigntem) Computerspielkampf rausnehmen.
Nach mehreren Jahren D&D3 hatte ich damit allerdings keine Probleme, denn unser SL hat schon da zu 100% auf Battlemap mit allem und scharf gesetzt. Und an der Stelle war D&D4 dann doch merklich überlegen.
Boba Fett:
--- Zitat von: Crimson King am 5.05.2021 | 23:21 ---Das führt dann dazu, dass man mit DnD 4 nur Pöppelschubsen kann?
--- Ende Zitat ---
Nein, ich würde eher sagen: "Das wirkt dann so, als würde man mit D&D4 nur Miniaturen-Battlemap Spiel betreiben können."
Und die Spielregeln im Buch haben natürlich auch diesen Fokus, und strukturieren das Spiel auch sehr (Settembrini nannte das mal zu Recht "Encounterisierung des Rollenspiels". Ich würde das anders taufen, aber da ist etwas sehr wahres dran), in dem es das Rollenspiel in klare Inhalte (Exploration, Interaktion, Konflik) aufteilte und die Klassen in Rollen mit klaren Konfliktaufgaben (Striker, Tank, ...) unterteilte.
Dass Rollenspiel schon immer mehr als die (Konflikt-)Regeln im Buch war und Interaktion eben kaum Regeln (ausser denen der sozialen) braucht und man Exploration schon seit 25 Jahren trainiert bekommen hat (und man diese auch gut in Abenteuern über den Inhalt erläutern kann), lassen wir mal beiseite.
In Deutschland war das natürlich Wasser auf die Mühlen der ganzen Storyteller-Fraktion, die D&D ja schon immer in dieser Ecke wahrgenommen haben. Da ist D&D ja so gefloppt, dass Wizard dem Feder & Schwert Verlag nach kurzer Zeit die Lizenz entzogen hat, so dass nur das PHB1 das DMG und das MM übersetzt wurde...
Und im Internationalen Markt waren ganz viele leicht angefressen, dass die Wohnung komplett mit d20 Material vollgestellt war, das jetzt einfach nur noch inkompatibel wurde. Die anderen Verlage konnten nichts mehr für d20 machen und die 4e Material Option war deutlich weniger wahrgenommen (Ultramodern 4e fällt mir ein, aber sonst auch nicht viel).
Und dann versprach Paizo auch noch, dass es mit Pathfinder so wie bisher (inklusive Materialschwemme) weitergeht.
In meinen Augen hatte D&D an vielen Fronten gleichzeitig Probleme und war deswegen nicht so erfolgreich wie Pathfinder (oder D&D 3.x).
Und ein Amerikanisches Unternehmen ist immer auf Gewinnsteiegerung orientiert.
Mentor:
--- Zitat von: Boba Fett am 6.05.2021 | 08:22 ---Die anderen Verlage konnten nichts mehr für d20 machen
--- Ende Zitat ---
Da gabs ja glaub ich diese Klausel in der 4E "OGL", dass 3rd Party-Verlage, die 4E Material herausbringen woll(t)en, kein 3E/d20 mehr unterstützen dürfen (oder so ähnlich). Was natürlich viele 3rd Party Publisher bewogen hat, erst mal gar nichts für die 4E zu veröffentlichen, weil das Geschäft mit 3E Material gut lief.
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