Pen & Paper - Spielsysteme > D&D4E
Wieso wurde D&D 4e eigentlich so schnell aufgegeben?
Rhylthar:
--- Zitat von: Boba Fett am 9.04.2022 | 11:49 ---Ich gehe nicht davon aus, dass irgendein D&D4 Autor die Meinung hatte, man müsse es anders spielen.
Das Problem ist nur, dass jemand anfing herumzuschreien und den Untergang des Abendlandes durch D&D4 prophezeite.
Für mich fühlte sich das immer so etwas nach den "Du spielst ja gar kein richtiges Rollenspiel!" DSA Besserspielern aus den 90ern an,
weswegen ich von vornherein eine allergische Reaktion entwickelte und mich erstmal richtig für D&D4 interessierte.
(wenn die schreien, wie sch**ß* es ist, dann schauen wir es uns erst mal genau an)
Und natürlich, dass Menschen von sich aus träge und konservativ sind und lieber bei dem bleiben, was sie haben, anstatt sich auf neues Terrain zu wagen.
Deswegen ist Pathfinder so erfolgreich gewesen. Paizo hat letztendlich D&D 3.5 genommen, ein paar Unschönheiten optimiert und alten Wein in neuen Flaschen verkauft.
Und alle so: "Juhu! Ist ja so viel besser!" Was für ein Quatsch! Ehrlich wäre "Juhu! Ist ja so viel wenig anders!" gewesen.
(nebenbei: Nichts gegen Paizo und Pathfinder, mit den Abenteuerpfaden haben sie was geniales erfunden und das System ist ja deswegen nicht schlecht.)
Auch wenn wir D&D4 nicht gespielt haben, mir hat D&D4 aber sehr schön die Strukturen im Rollenspiel aufgezeigt und beim Spielleitern geholfen, in dem ich Abenteuer besser organisieren konnte.
Und eines noch:
D&D3 erschien im Jahr 2000 - das sind 3 Jahre, bis
D&D3.5 erschien im Jahr 2003 - das sind 5 Jahre, bis
D&D4 erschien im Jahr 2008 - das sind 6 Jahre, bis
D&D5 erschien im Jahr 2014
D&D4 lief also länger als D&D3 oder D&D 3.5 und auch nur 2 Jahre kürzer als beide Editionen zusammen.
Von "so schnell aufgeben" kann also eigentlich keine Rede sein...
Anmerkung:
Ich würde D&D3 und 3.5 in ihrer Lebensdauer nicht als eine Version zusammen nehmen, denn die Konsumenten kauften sich ja wirklich alles erneut, inklusive Splatbooks (oder selbst d20 Third Party content).
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---“Fourth edition Dungeons & Dragons is all about taking that things that work in D&D, keeping them in the game, and fixing everything else,” designer Mike Mearls wrote after the edition’s announcement in 2007.
“That’s the goal, and I think we’re heading there.”
--- Ende Zitat ---
"Fixing"...nach dem Motto: "All das was jetzt nicht mehr drin ist, war Schrott."
Dabei lieferten sie selbst "unfertigen Schrott".
--- Zitat --- “The things I would have wanted to change about fourth edition mostly center on the knowledge that the class design project wasn’t entirely finished upon release,” Heinsoo said. “I’d never wanted to use the exact same power structure for the wizard as every other class, for example, but we ran out of time, and had to use smaller variations to express class differences than I had originally expected.”
--- Ende Zitat ---
Natürlich kann man sagen, Paizo hätte nur alten Wein in neuen Schläuchen verkauft. Das ist die negative Auslegung der Sache. Oder sie machten genau das, was die Designer der 4E rückblickend selbst als einen Fehler ansahen:
--- Zitat ---The designers came to regret changing so much so fast. Fourth edition’s lead, Rob Heinsoo wrote, “Knowing what I know now, I might have worked for smaller changes in the world, since shifting both the world and the mechanics at the same time proved difficult for some of the D&D faithful to swallow.”
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---Steve Winter, a designer since D&D’s 2nd edition, wrote, “Fourth Edition was a glorious experiment that succeeded technically. Unfortunately, its breaks from the past were too severe for many fans, who didn’t pick up the new banner.”
--- Ende Zitat ---
Sie glaubten (und rieben es auch durchaus den Kritikern unter die Nase), ihr neues Produkt mit den radikalen Änderungen würde angenommen werden und wäre das "bessere" Produkt. Sie boteten Paizo aus (klingelt da was bei der Geschäftspolitik bei WotC?) und wollten ihr eigenes großes Ding machen. Das Gefühl der "Besserspiel"-Attitüde kann man gut auch auf WotC anwenden, wie sie die 4E verkauften.
D&D 3.0 und 3.5 kann man durchaus als eine Edition ansehen mMn. Das mit den Splatbooks ist nur so halb richtig, denn es war höchstens ein kleiner Teil, der aus den alten Werken übernommen wurde. "Complete Warrior" z. B. war kein "Sword & Fist 3.5", sondern durchaus anders/mehr. Die echten Reprints waren "nur" die Corebooks, zu allem anderen gab es Konvertierungshilfen.
Boba Fett:
--- Zitat von: Rhylthar am 9.04.2022 | 16:25 ---Natürlich kann man sagen, Paizo hätte nur alten Wein in neuen Schläuchen verkauft. Das ist die negative Auslegung der Sache.
--- Ende Zitat ---
Ich sehe und meine das nicht negativ.
Paizo hat eine Weiterentwicklung von D&D3.* verkauft, Wizards eine NeuEntwicklung.
Paizo war erfolgreicher.
Ich möchte die beiden Systeme nicht vergleichen.
Es gibt Gründe, warum jemand das eine System bevorzugt und andere Gründe, warum jemand anderes das nicht macht und das andere System lieber spielt.
Ein Gefühl der "Besserspiel"-Attitüde" werfe ich nie Verlagen vor. Die haben die Aufgabe, zu verkaufen und ihre Produkte zu bewerben.
In USA wird das sehr agressiv gemacht. Deswegen verweigere ich mich weitestgehend der Werbung.
"Besserspiel"-Attitüde" kreide ich immer Spielern an, die andere missionieren wollen oder ihnen absprechen, überhaupt (gutes) Rollenspiel zu betreiben.
Die fetteste Kritik an D&D4 kam in Deutschland im übrigen nicht von Pathfinder oder D&D3 Spielern. Die kam aus anderer Richtung und war zumeist auch wenig fundiert.
Rhylthar:
--- Zitat von: Boba Fett am 9.04.2022 | 16:43 ---Ich sehe und meine das nicht negativ.
Paizo hat eine Weiterentwicklung von D&D3.* verkauft, Wizards eine NeuEntwicklung.
Paizo war erfolgreicher.
Ich möchte die beiden Systeme nicht vergleichen.
Es gibt Gründe, warum jemand das eine System bevorzugt und andere Gründe, warum jemand anderes das nicht macht und das andere System lieber spielt.
--- Ende Zitat ---
Naja, Du sagst ja schon, dass viele aus "Bequemlichkeit" nicht gewechselt sind. Das ist per se nicht falsch, aber wirkt halt doch so, als hätten die SpielerInnen damals den "Geniestreich 4E" nur nicht erkannt. Er war es eben auch nicht.
Dass WotC nach der 4E selbst am liebsten den großen Mantel des Schweigens über sie decken will und viele inhaltliche Sachen revidiert (egal, ob sie sogar gut waren...) bzw. nie/kaum in Zusammenhang mit der 5E von "ist von der 4E inspiriert" spricht, stösst mir auch gerade beim inhaltlichen sauer auf, ist aber nicht das Thema dieses Threads.
Sashael:
Nach jahrelangem Leiten in D&D3 empfand ich die 4th Ed. schon als Geniestreich.
Dass sie die Realms auf den Kopf gestellt haben, ist mir dagegen überhaupt nicht aufgefallen, weil ich die Realms halt von allen möglichen D&D-Welten als die grottenlangweiligste empfand und sie spielerisch so weit wie möglich vermieden habe.
Aber anscheinend war die Über-NSC-Suppe bei dem Rest der D&D-Spieler deutlich beliebter und die nahmen die Änderungen sehr krumm.
Rhylthar:
Es waren nicht "nur" die Forgotten Realms.
Sie cancelten mehr oder weniger komplett Greyhawk, Dragonlance und Ravenloft (die beiden letzteren durften ja per Lizenz zu 3.X-Zeiten von 3PP herausgebracht werden). Eberron wurde, im Vergleich, eher stiefmütterlich behandelt (1 - 2 Bücher?). Sie änderten die Geschichte der Forgotten Realms so, damit ihre neuen Regeln dort passten (wörtlich; es wurde von neuer, "anders funktionierender Magie" gesprochen in Romanen). Sie machten 21 Forgotten Realms-Rollenspielbücher mehr oder weniger obsolet, die während der 3.X erschienen waren.
Ich zitiere nochmal:
--- Zitat --- They turned sacred cows into barbecue and delivered a game very different from any other edition.
--- Ende Zitat ---
War dann wohl mehr ein (Rinds-)Barbecue in Indien.
Auch hier, wie bei Boba:
Die Forgotten Realms auf die "Uber-NSC-Suppe" zu beschränken, wertet Forgotten Realms-Spieler ab und hat ein Geschmäckle von "Better than thou!". Dem einen oder anderen wird das genauso gefallen haben, anderen waren sie vollkommen egal, weil sie eben viel viel mehr ausmach(t)en.
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