Pen & Paper - Spielsysteme > D&D4E
Wieso wurde D&D 4e eigentlich so schnell aufgegeben?
Talwyn:
--- Zitat von: Arldwulf am 20.05.2021 | 16:06 ---Es sind halt zwei verschiedene Ansätze die beide auf ein gemeinsames Problem zurück gehen. Ich würde es "Spieler empfinden Kämpfe häufig als etwas das das Rollenspiel unterbricht, und indem sie ihren Charakter kaum ausspielen können" nennen. Verursacht wird dies durch fehlende Individualisierung der Aktionen - wenn viele Charaktere praktisch das gleiche tun ist es halt schwer dies individuell zu beschreiben ohne das es konkrete Spielauswirkungen hat.
Doch Lösungen dafür gibt es mehr als nur eine. Man kann dieses Problem z.B. lösen indem man entweder Kämpfe möglichst verkürzt und vereinfacht. Das verstärkt zwar die Auswirkungen, lässt sie aber nur zu einem geringem Teil ins Spiel einfließen. Oder eben indem man versucht größere Individualisierung in den Aktionen zu schaffen und das Problem bei der Ursache anzugehen.
--- Ende Zitat ---
Das ist nicht der Grund warum ich Kämpfe als Unterbrechung des Rollenspiels empfinde. Mein Problem ist, dass das Spiel im Kampf fundamental anders funktioniert, denn an die Stelle freier, offener Konversation zwischen SL und Spielern tritt plötzlich ein stark verregeltes Spiel, das einem Brettspiel nicht unähnlich ist. Aufgelöst haben diesen Bruch IMO hauptsächlich narrative Spiele, speziell alles aus der PbtA-Ecke.
Arldwulf:
--- Zitat von: Talwyn am 16.06.2021 | 16:20 ---Das ist nicht der Grund warum ich Kämpfe als Unterbrechung des Rollenspiels empfinde. Mein Problem ist, dass das Spiel im Kampf fundamental anders funktioniert, denn an die Stelle freier, offener Konversation zwischen SL und Spielern tritt plötzlich ein stark verregeltes Spiel, das einem Brettspiel nicht unähnlich ist. Aufgelöst haben diesen Bruch IMO hauptsächlich narrative Spiele, speziell alles aus der PbtA-Ecke.
--- Ende Zitat ---
Ehrlich gesagt empfand ich dies gerade in der PbtA Ecke schade. Ich hab z.B. Dungeon World echt geliebt und auch einiges daraus in die 4E übernommen. Aber die einzelnen Aktionen in den Kämpfen und all die schöne Beschreibung darin hat sehr wenig Relevanz auf das konkrete Ergebnis. Das macht die 4E deutlich besser - dort hat man Aktionenen welche sowohl im Fluff zum Charakter passen als auch mechanisch unterschiedliche Auswirkungen haben.
Und gerade diese Relevanz der Beschreibung halte ich inzwischen für etwas sehr wichtiges wenn es darum geht Kämpfe als echten Teil des Rollenspiels darzustellen. Ganz grob gesagt: Die Charaktere - sowohl die der Spieler als auch Gegner - sollten unterschiedliche, zu ihren tatsächlichen Charaktereigenschaften passende Dinge tun und diese sollten unterschiedliche Auswirkungen haben.
Tudor the Traveller:
--- Zitat von: Crimson King am 20.05.2021 | 15:11 ---Die Anzahl an Powers steigt auch nach Level 10 durch Paragon Path und Epic Destiny. Die Powers werden tenenziell komplexer durch mehr Effekte. Dakommen dann noch Item-Effekte hinzu. Die größere Zahl an Feats erhöht ebenfalls die Komplexität, und zu guter Letzt werden auch die Auswirkungen gegnerischer Aktionen tendenziell komplexer. Da passiert auf hohen Stufen schon eine Menge.
--- Ende Zitat ---
Imo trägt auch die Auffächerung von 20 auf 30 Level enorm dazu bei, da ja auf jedem Level etwas mit dem Char passiert. Das ist so ein Punkt, wo ich sagen muss, dass es mir zu komplex war.
Space Pirate Hondo:
--- Zitat von: Talwyn am 16.06.2021 | 16:20 ---Das ist nicht der Grund warum ich Kämpfe als Unterbrechung des Rollenspiels empfinde.
--- Ende Zitat ---
Die Frage ist eigentlich, wie betreibt man eigentlich Rollenspiel im Kampf?
Man darf nicht vergessen, dass die Rollenspielaspekte von D&D ursprünglich als Zusatzregeln für ein Wargame geschaffen wurden. Dass dann der klassische Dungeoncrawl mit Erkundung und Kämpfen ebenfalls eine recht brettspielige Angelegenheit und kein "Rollenspiel"(TM) ist, hängt einfach mit seiner Entstehung zusammen. Daher sollte man nicht meckern, wenn man in D&D keines oder weniges soziales Rollenspiel betrieben werden kann.
Vielleicht sollte das Rollenspiel der Kampfkunst im Mittelpunkt stehen und die 4E hat eigentlich auch schon schönen Fluff bei der Powers, den man ins Narrativ des Kampfrollenspiels einbauen sollte. Ich hatte damals einen Zwerg gespielt, der mal in eine Falle gelaufen, wodurch er von der Decke hing (regeltechnisch war das ein Falle, die einen das komplette Movement nimmt, solange man drin steckt). Im Kampf habe ich dann alle Aktionen entsprechend beschrieben, dass er das Seil an der er hing miteinsetzte. Besonders die Daily mit dem Rundumschlag passte am Ende ganz gut, weil er während des Kampfes das Seil so sehr verdreht hatte, dass er zu dem Rundumschlag ausholen konnte, als es sich in die andere Richtung drehte.
Arldwulf:
--- Zitat von: Space Pirate Hondo am 16.06.2021 | 17:17 ---Die Frage ist eigentlich, wie betreibt man eigentlich Rollenspiel im Kampf?
--- Ende Zitat ---
Letztlich: So wie immer. Indem die Aktionen welche man tut zu der Beschreibung des Charakters passen. Das kann der noble Paladin sein der sein Schild vor die Unschuldigen hält, genauso wie der hinterlistige Schurke der mit Finten und schmutzigen Tricks agiert.
Je besser ein System ist solche Aktionen tatsächlich im Spiel umzusetzen umso eher verschwimmt die Trennung zwischen "Kampfcharakter" und "Nichtkampfcharakter" und beide werden stärker zu einem einzigen Rollenspielcharakter.
Gibt jetzt natürlich noch ein paar andere Aspekte in denen die 4e dies fördert. Sei es mittels improvisierten Aktionen, Aktionen modifizierenden Individualisierungsmöglichkeiten oder den Möglichkeiten außerhalb von Kämpfen auf diese Einfluss zu nehmen.
Aber um zum Thema zurück zu kommen: Gute Regeln zu haben um Rollenspiel zu fördern reicht allein noch nicht aus. Es fehlte an einem Marketing welches diese und andere sinnvolle Regeländerungen bewarb und erklärte was man sich dabei gedacht hat.
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