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Savage Fading Suns

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Um die Siedlung herum hat der Wüstenstaub sich etwas gelichtet, und die Abenddämmerung zieht hinauf. Die ängstlichen Funksprüche der Banditen-Vorhut, die sich in die Ruine hinein gewagt hatte, scheint die Bikes dazu gebracht zu haben, schnell wieder auf Abstand zu gehen.

Meine Crew hat ordentlich was abgekriegt diesmal, Eccoro und Ezandrah haben je ein Wundlevel, Connoron Hawkwood ist sogar kampfunfähig geworden. Und alles für ein paar Metallteile, aber immerhin ein neues Stück arkaner Technologie habe ich abstauben können. Diesmal muss das Gerät nur leicht repariert werden, das schafft Hiervo mit seinem Repair-Wurf um Handumdrehen (oder eigentlich sollte man sagen, Fangarm-Umdrehen). Ich brauche unbedingt flächendeckende Waffen, um mit den Schwarm-Gegnern wie Gnat Swarms und Crawler Swarms künftig klar zu kommen. Also wähle ich Burst als Power für mein neuentdecktes Gerät: Laut Hiervo handelt es sich um einen Cryo-Projektor, der einen breiten Gefrierstrahl erzeugen kann. Wahrscheinlich wurde er früher von der Imperialen Legion für Arbeiten im Gelände genutzt, aber sicherlich ist er auch als Waffe gegen die Symbioten-Kreaturen nützlich!


Vielleicht wird es so aussehen, wenn das Gerät zum Einsatz kommt!

Dann will ich meine angeschlagenen Heroen mal wieder hinkriegen: Hiervo ist der einzige, der ungeschoren davon gekommen ist, und Supportet daher mit Science Ezandrah, die vorerst ihre eigene Wunde verarzten muss, um dann den anderen zu helfen. Die Nonne ist die einzige mit dem Healing-Skill. Nachdem sie die vielen Stiche und kleinen Schnitte an ihren Beinen, Füßen, und Handgelenken eingesalbt und verbunden hat, geht es ihr schon besser, und sie hat kein Wundlevel mehr. Auf dieselbe Weise versorgen die beiden zuerst Connoron, und bringen ihn durch ein Healing-Raise wieder auf ein einzelnes Wundlevel, und Eccoro Édos, der dadurch ebenfalls wieder ohne Wunden ist.



Zeit zum Basteln
Hinterher nimmt sich Hiervo dem in Doom Mountain geborgenen Psi-Scanner aus der Zweiten Republik an. Indem er die vorhin aufgelesenen Metall-Ersatzteile verbaut, bekommt er das Handgerät wieder zum laufen! Blinkend und summend springt das Gerät an, und das Display leuchtet auf wie eine Zauberlaterne. Ezandrah erschrickt vor dem blasphemischen Werkzeug aus altvorderer Zeit, aber Hiervo kalibriert etwas daran herum, und scannt sich, die Weggefährten, und deren Habe: "Kein Sporenbefall, trotz der vielen Bisse. Wir sind nicht von der Verderbnis des Symbiotenschwarmes besudelt. Ein Glück."
Als die Nonne begreift, was das alte Gerät zu tun imstande ist, wird sie zuerst hellhörig, und als der Maschinist ihr erklärt, wie es funktioniert, vergisst sie ihre Scheu vor dem alten Fundstück. Hiervo vergrößert die Skalierung der Holo-Projektionen des Displays so weit es geht und stellt die Helligkeit auf Maximum ein, so dass selbst die fast blinde Ezandrah die Anzeigen lesen kann.
"Ich erbitte dieses Gerät von Euch", sagt sie leise, "wenn wir es haben, brauchen wir keine Angst mehr davor zu haben, fluchbeladen zu werden, irgendwo in dieser gottlosen Einöde!"
"Es sei Dein!", schmunzelt Plodóxus, und fügt zu sich selbst hinzu, "da sieht man mal, selbst die Frommsten der Frommen sind bereit, zu den Errungenschaften der Technologie zu greifen, wenn nur der Anreiz für sie da ist! Ja ja, wie gut, dass ich existiere!"
Und wo der Herr Maschinist gerade so schön dabei ist (und immer noch ergatterte Chips übrig hat für einen Reroll), macht er sich daran, mit den Ersatzteilen aus dem Buggy auch Eccoros neues Rundschild mit dem Umwelt-Generator auszustatten, und auch dies gelingt.

Preiset den Allschöpfer! Als es Nacht wird, haben meine SCs eine windgeschützte Stelle zwischen den Felsen für ihr Nachtlager gefunden, und sind neu ausgerüstet für ihre kommenden Abenteuer. Den Weg nach Northyn kennen sie jetzt auch.

Advances
Und schließlich haben sie sich durch die zurückliegenden Erlebnisse einen weiteren Advance verdient. Ich suche ihnen folgendes aus:
Connoron: Vigor ➜ W8
Eccoro: Frenzy-Vorteil
Ezandrah: Quick-Vorteil
Hiervo: Athletics ➜ W8 & Notice ➜ W6.

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Ich ziehe erneut zwei Karten auf meiner Tabelle für Traveling Encounter, wie oben beschrieben. Erneut sind beides keine Hofkarten, also gibt es keine Zufallsbegegnungen.
Sand und Felsen, überall nur Sand und Felsen ...!



Außerdem mache ich einen GM Move, und erhalte: Advance a Threat.
Die Bande des Orriono kann's offensichtlich einfach nicht lassen! Erste Wüstenbikes brackern in der Distanz umher, und an den grellen Reflexionen von Ferngläsern in der Sonne kann man ausmachen, dass sie meinen SCs nachspionieren. Das bedeutet für die Geschichte, dass sie immer noch nicht aufgeben werden, früher oder später holen sie gezielt wieder auf.

Auf der Straße nach Northyn
Schließlich erreichen die vier erschöpften Wanderer die Straße nach Northyn, ein kaum befestigter Straßenlauf durch die Felswüste, das Kopfsteinpflaster von dereinst ist nur noch stellenweise erhalten, und wurde seit Jahrzehnten nicht erneuert. Die gesamte Gegend erscheint in staubigen Gelbtönen. Erste Bauern begegnen den vier auf der Straße, und werfen ihnen misstrauische Blicke zu. Ihre Kleidung und schmutzigen, verschlossenen Gesichter folgen derselben Farbpalette wie die Umgebung.
"Wollt Ihr Euch nicht mit Eurem Familienwappen zu erkennen geben, Sir Hawkwood?", fragt Eccoro, "Jene Gemeinen, die hier noch versprengt sind, müssen doch hauptsächlich Nachkommen des Gefolges Eurer Familie sein, aus Zeiten vor deren Weggang!"
Connoron nickt bedächtig, und sagt, "Gewiss, aber nur in Teilen. Die Ullivan-Hawkwood haben den Großteil ihrer Untertanen mit sich genommen, als sie damals gingen. In den vergangenen Jahrzehnten wird diese Landbevölkerung sich ziemlich durchmischt haben. Wahrscheinlich haben sie keine Herren mehr gekannt als das Empire selbst."
Der Theurge nickt, und sieht einem der vorbeigezogenen Fuhrwagen nach: "Da mögt Ihr Recht haben. Womöglich hat sich lange Jahre kein Adeliger hierher verirrt."
Connoron fügt hinzu, "Es spricht für die Zähigkeit und die Glaubensstärke dieser Siedler, dass sie überhaupt so lange hier draußen ausgeharrt haben. Die Anbindung an die Zivilisation ist nur sporadisch, Handel gibt es wahrscheinlich nur zwischen den paar Dörflein die in diesem nördlichen Landstrich verstreut sind, und der Schutz durch die Legion ist alles andere als garantiert! Und nach dem Fall von Dawn Mountain I in näherer Zukunft umso mehr denn je. Große Güte, Sir Édos, womöglich haben die gesetzlosen Mannen des Orriono hier bisweilen eine größere militärische Präsenz als das Empire."

Schließlich erscheint Northyn selbst in der Distanz, es ist ein nur mittelgroßes Dorf von etwa mittelalterlichem Entwicklungsniveau, aber schwer befestigt mit einem Palisadenzaun aus aufgetürmten Felsbrocken, Weltraumschrott, und Sandsäcken. Umher erstrecken sich weite Roggen- und Weizenfelder mit künstlichen Bewässerungsanlagen, und größtenteils unter flatternden Filter-Plastikplanen, aber so weit hier draußen scheint ein zugänglicheres Mittel gegen Symbiotensporen schlichtweg das Gebet zu sein. Fast alle Felder sind mit kleinen, handgemachten Sprungtorsymbolen versehen, wie Sir Édos Ezandrah beschreibt, während sie weiter auf das Dorf zu wandern. Ezandrah nimmt dies aufmerksam zur Kenntnis, und nickt.
"Gewisslich seht Ihr auch eine Kirche dort vorn?", fragt sie Eccoro hoffnungsvoll.

Na, die  wackeren Siedler werden sich doch wohl kaum in der Abgeschiedenheit hier draußen vom Allschöpfer abgewandt haben. Aber wer weiß, das habe ich im Vorfeld nicht festgelegt, also frage ich mal die Orakelwürfel danach. Ich bekomme ein "Ja, und außerdem": Dies ist die glaubensstärkste urd-orthodoxe Gemeinschaft hier draußen in diesem Ödland. Ihre Kirche ist ein uraltes Steingemäuer und hat dem konstanten Schmirgeln des Wüstensandes mühelos standgehalten, sie ist eins der zentralen Bauwerke der Siedlung, und gleicht in ihrer massiven Bauweise beinahe einem Bollwerk.



Meine Crew tritt vor das große Eingangstor aus Schrottteilen, und Sir Connoron hebt den Wanderstab zum Gruße.
"Heda! Wir erbitten Eure Gastfreundschaft, Ihr guten Leute von Northyn!"
Die in Leder gehüllten Wachleute über dem Tor spähen grimmig auf die vier herab. Beide haben ihre Pranken locker auf den Griffen ihrer Armbrüste liegen. Ein Dritter kommt über den Wehrgang näher, wiegt eine Wurfaxt aus Metallschrott in der Hand.
"Seid Ihr Schafe des Allschöpfers, und ohne den Fluch der Symbioten? Wir kennen Eure Gesichter nicht!", ruft die eine Wachhabende herab. Ihre Stimme ist rau und durchaus bedrohlich.
"Gläubige des Herrn sind wir fürwahr, gute Leute", antwortet Connoron, "wohl haben wir so manch einem Symbioten-Scheusal den Garaus gemacht auf unserem Weg hierher, aber wir sind frei von ihren Sporen. So auch alles, was wir zum Tauschhandel mit uns bringen. Ihr habt mein Wort darauf."
"Ihr ... sprecht wie ein Hoher! Wer seid Ihr?"
"Ich bin ein fahrender Ritter des Imperiums! Dies sind meine Getreuen."
Die Wächter sehen sich an und beginnen überrascht zu raunen.
"Führt Ihr ein Siegel mit Euch, Herr?", fragt eine der Stimmen.
Connoron nickt und befestigt das glänzende, handtellergroße Abzeichen der Phönixritter an seinem schmutzigen Überwurf.
Umgehend öffnet sich das schwere Tor mit Quietschen und Rumpeln.
Eccoro sieht den Hawkwood von der Seite an: "Ihr seid tatsächlich einer von Alexius' Questenrittern! Ich habe es mir gedacht."
Connoron schaut ihn verschmitzt an: "Wie am Raumhafen schon gesagt, mein Lieber, dieser Titel öffnet einem mancherorts Tür und Tor auf den Sprungstraßen!"

Als die metallenen Pforten der Siedlung gänzlich offen stehen, versammelt sich auf der anderen Seite bereits eine kleine Menschentraube aus Neugierigen. Sie klappen die Münder auf und scheinen nicht zu wissen, über welchen der kurios aussehenden Neuankömmlinge sie am meisten erstaunt sein sollten.

Weltengeist:

--- Zitat von: Waldviech am  4.06.2021 | 14:38 ---Ich traue mich ja fast nicht, dazwischenzugrätschen - aber ich muss es mal loswerden: Das hier liest sich alles großartig und ich beginne, Bock auf ein FS-Miniaturen-Game zu bekommen.  :d Weiter so!  :d :d :d

--- Ende Zitat ---

Mir geht das genauso. Ich mag auch nicht groß dazwischenquatschen, finde den Thread aber eine großartige Inspiration (zumal ich ja auch Fading Suns mag und im Zweifel alles mit Savage Worlds bespiele). Vor allem bin ich immer wieder begeistert davon, wie gut du darin bist, inspirierende Bilder aufzutreiben. Man bekommt sofort Bock, die FS-Bücher mal wieder auszupacken und irgendwas damit zu machen - sei es für die eigene Tischrunde oder sei es als Solo-Spiel wie bei dir. Thank you for sharing! :d

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--- Zitat von: Weltengeist am 23.07.2022 | 17:25 ---Mir geht das genauso. Ich mag auch nicht groß dazwischenquatschen, finde den Thread aber eine großartige Inspiration (zumal ich ja auch Fading Suns mag und im Zweifel alles mit Savage Worlds bespiele). Vor allem bin ich immer wieder begeistert davon, wie gut du darin bist, inspirierende Bilder aufzutreiben. Man bekommt sofort Bock, die FS-Bücher mal wieder auszupacken und irgendwas damit zu machen - sei es für die eigene Tischrunde oder sei es als Solo-Spiel wie bei dir. Thank you for sharing! :d

--- Ende Zitat ---

Dazwischenquatschen ist natürlich gern erlaubt, das ist ja hier ein Forum, kein Roman!  :D Freut mich sehr, wenn jemand was hiervon in irgendeiner Weise nützlich findet. Das ist ja das Tolle am Tanelorn, wenn man sich gegenseitig Ideen bringen kann. Danke fürs Lesen!

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Auf dem zentralen Marktplatz von Northyn schart die Menge sich weiter zusammen, und eilig tritt aus ihrer Mitte ihr Vorsteher, der schnauzbärtige Bürgermeister Lothgar.

Was ist denn das für einer? Ich ziehe eine Karte auf One Page's Character Goal-Tabelle, und bekomme eine Karo 4: Harm. Die Kartenfarbe Karo bedeutet laut dem Solo Engine meistens "Technical", aber ich interpretiere sie hier (unter maximaler Aufbringung meines Verständnisses von Kartenlegen) als "fundamental", und entscheide, dass der Ortsvorsteher ein grundsolider Mann ist, der aber immerzu all dem den Garaus machen will, was andersartig oder häretisch erscheint.



"Ihr hohen Weitgereisten! Haltet ein, ersuche ich Euch untertänigst, und schildert uns armen Würmern Euer Begehr!", ruft er in seiner tiefen kratzigen Stimme. Sein Misstrauen ist ihm jedoch trotz des unterwürfigen Tons klar anzuhören.
Connoron sieht seine Mitstreiter an und nickt ihnen zu. Dann wendet er sich Lothgar zu, und grüßt mit der freien Hand: "Dem Allschöpfer zum Gruße, guter Mann! Ich bin Eques Connoron Hawkwood, und Questenritter des Imperiums. Unser Weg führt uns durch Eure Lande. Ich stelle mein Schwert und meinen Stab in den Dienst Eures wackeren Fleckchens unverderbter Erde! Ich biete Euch Schutz und Schirm, so Ihr ihn benötigt."

Ich würfle Persuasion für den Hawkwood-Ritter, um zu sehen, was für einen Eindruck er bei den Ortsansässigen erzielt, und dank seinem Gratis-Reroll durch Charismatic komme ich auf einen dicken Erfolg, fast ein Raise.

Bei der Nennung des Namens des Adelshauses treten die meisten Siedler unwillkürlich einen Schritt zurück, manche fallen sogar auf die Knie und senken ergeben die Häupter.
"Ein Hawkwood! Dann seid uns willkommen, Sire! Wisset, dass die meisten von uns sich vor geraumer Zeit rühmen durften, im treuen Dienst Eures Hauses zu stehen!", lässt sich ein großer Mann mit schwarzem Schnurrbart vernehmen.
Connoron nickt ihm zu: "Ich habe auf meiner Heimatwelt Delphi die Geschichten jener Ländereien studiert, zu denen bis vor gar nicht allzu langer Zeit auch Euer Dorf gehört hat. Diese Kunde hat mich hierher geführt."
Bürgermeister Lothgar hebt abwiegelnd die großen schwieligen Hände, und sagt laut: "Hört zu, Ihr Leut', hört mir zu! Sir Hawkwoods Mär ist nicht zum Hinausrufen auf einem Dorfplatz gedacht! Lasst ab von dem Wandersmann, damit er sich nicht heiser schreien muss! ... Folgt mir, Sire, Ihr könnt mir und den Ratsältesten alles in Ruhe in meinem Hause dort erklären."

Das Haus des Bürgermeisters ist eins der größeren im Dorf, ein mehrstöckiger Bau mit Zugang über eine steinerne Freitreppe. Meine SCs hören im Gehen, wie mehrere Stimmen sicher stellen wollen, dass alle Ratsältesten dazu kämen, "nicht nur die Damen Chaparax". Ein hörbare Schärfe liegt in diesen Stimmen.

Vor Betreten des Steinhauses entbieten schmutzig gekleidete Diener ungeschickt Behältnisse mit Seifenlauge, und andere knien nieder, um den Wanderern die Füße zu waschen. Eccoro ist derartiges Verhalten so gar nicht mehr gewohnt, und er schüttelt den Kopf: "Nur Sir Hawkwood ist von Adel. Ihr braucht nicht ..."
Bürgermeister Lothgar dreht sich zum Geharnischten um: "Oh doch, Sir! Dies ist keine blosse Geste! Ihr kommt geradewegs aus der Symbioten-Einöde, und Euer Schuhwerk könnte ihre Sporen hierher tragen!"
Zeitgleich erscheint eine alte Priesterin im Hauseingang, die das Sprungtorsymbol schützend über den Köpfen der Neuankömmlinge in die Luft zeichnet, und das kirchliche Reinigungsgebet intoniert. (Sie ist offensichtlich keine Theurgin: Keine psychokinetischen Lichter und kein Stigma sind zu sehen, aber ihre Stimme hat dennoch eine bewegende Inbrunst.) Ezandrah spricht gesenkten Hauptes leise mit. Die Priesterin hebt das Kinn der jungen Nonne an, als sie geendet hat, und sagt leise: "Lass' mich unter Deine Augenbinde sehen, Kind! Was fehlt Dir?"
Ezandrah stockt, lässt sie gewähren, und konzentriert sich mühevoll. Ich frage die Orakelwürfel, was der Fragestellerin wohl durch den Kopf geht (ich habe auch schon eine Idee dazu). Als die Frauen sich in die Augen sehen, und Ezandrah ohne ihre Augenbinde unscharf die Konturen des Gegenübers sieht, gelingt ihre Empathy-Kraft, und sie raunt: "Ihr braucht Euch nicht zu besorgen, Priesterin. Ich bin nicht wie jene Incarnates, die Ihr fürchtet. Ich bin vom rechten Glauben, und werde es immer sein!"
Da wirft sich allerdings die Frage auf, ob die orthodoxe Priesterin diese Äußerung tatsächlich beruhigend findet, immerhin ist sie als Zurschaustellung theurgischer Kräfte zu verstehen, und die sind (grade bei der Urd-Orthodoxie) nicht überall akzeptiert. Die Orakelwürfel sagen glücklicherweise, "Ja, und außerdem":
"Zwar magst Du mit Blindheit geschlagen sein, aber dennoch scheint der Allschöpfer seinen gütigen Blick auf Dich gerichtet zu haben, mein Kind! Du bringst uns keine schlechte Mär!", sagt die Klerikerin leise. Schwein gehabt, ich gebe Ezandrah einen Chip (schließlich hätte das auch anders ausgehen können, gerade mit ihrem Outsider-Nachteil!) und weiter geht's nach drinnen.


Der holzverkleidete Beratungsraum des ersten Stocks füllt sich rasch mit den Neueingetroffenen und den neun Ratsmitgliedern, die sie mit interessiertem Blick umringen. Die Söhne des Bürgermeisters bringen Krüge mit Wasser. Lothgar setzt an: "Sir Hawkwood! Also dann, willkommen auch von mir. Ihr müsst wissen, die Hawkwoods haben diese Siedlung dereinst gegründet! Wir zollen Eurer Familie bis zum heutigen Tag unsere Loyalität, obwohl wir streng genommen Freie sind. Natürlich gelten hier draußen in dieser Wüstenei heuer kaum die Regeln des Adels, oder überhaupt eines braven Menschen. Aber wo es Leute aus Northyn gibt, da gibt es keine Häresie, oder ich will verdammt sein, und auch ganz gewiss keine Außerirdischen!"
Sir Connoron nickt dem Bürgermeister zu, und lächelt: "Habt Dank, guter Lothgar. Dies sind meine unerschrockenen Weggefährten, Sir Eccoro Édos, wandernder Ritter im Dienste des Allschöpfers, Schwester Ezandrah, unsere Stimme der Vernunft von der Urd-Orthodoxen Kirche, und Hiervo Plodóxus, helfende Hand und langer Arm des Hochordens der Maschinisten. Ich bin in recht guter Kenntnis über die Gründung dieser Siedlung. Ist Euch der Name Merlennon Ullivan-Hawkwood bekannt?"
Grimmig nickt Lothgar: "Der Zweig der Ullivan-Hawkwoods war jener, dem wir die Treue geschworen hatten, bis zu ihrer damaligen Abreise mit ihren Sternenschiffen. Von ihrem Herrschaftssitz in der Stadt Thorndyn ist heutzutage nichts mehr übrig, aber dort hat dereinst Marchisus Merlennon Hof gehalten."
"Was führt nun Euch hierher, Sire?", fragt eine schmale Grauhaarige, scheinbar eine der erwähnten Damen Chaparax.
"Meine guten Damen und Herren des Rats, ich bin ebenfalls ein Ullivan-Hawkwood. Meine Familie hat sich zum heimischen Planeten Delphi zurückgezogen während der Imperatorkriege. Ich habe es auf mich genommen, jene einstigen Ländereien um Thorndyn der Wüstenei wieder zu entreißen – das einstmalige Velarno."
Die Ratsmitglieder öffnen laut den Orakelwürfeln erstaunt Augen und Münder.
"Diese Suche für Haus und Imperator bringt mich und meine Gefolgschaft hierher. Wir werden die Ödnis absuchen müssen, um überhaupt die einstigen Landmarken Velarnos wiederfinden zu können! Während wir bei Euch weilen, erbitten wir Eure Gastfreundschaft, und in jedem Fall sichern wir Euch unseren Schutz gegen die vielen Widersacher des öden Landes zu! Mein Schwert dient Euch, freie Bauern von Northyn!", sagt Connoron laut, gürtet sein Langschwert ab, und legt es feierlich auf einen der Tische vor sich.
Die Geste wirkt natürlich etwas auswendig gelernt, ist sie auch, der alte Gelehrte hat derlei praktische Rittertaten in der Jugend ja nie getan, er kennt das alles vom Studium seiner Bücher. Dennoch erzielt er (obwohl er etwas hölzern erscheint) fast ein Raise bei Persuasion.
"Die Türen der Höfe der Sippe Chaparax stehen Euch selbstverständlich offen, Eques! Wir mögen schon lange Freie sein, aber wir haben unsere Ergebenheit gegenüber den Ullivan-Hawkwood nie vergessen!", lächelt leise und bestimmt die schmale grauhaarige Frau. (Sie mag ja eine Bäurin sein, aber zumindest jetzt gerade hat ihr Ton die strenge Eleganz einer Hofdame.)
"Wir sollten vor unserem hohen Besuch nicht vorschnell sprechen!", erhebt ein Breitschultriger mit Walross-Schnauzbart die Stimme, "Das einstige Brauchtum ist auch uns noch bekannt, und wir waren es, die dereinst für die Bewachung der Ullivan zuständig waren, die Sippe Uldenborg! Ihr seid willkommen in unseren Höfen, Sire, und deren Mauern sind dicker!"
Anspannung liegt plötzlich in der Luft.

Ich habe eben auf meiner Tabelle für Settlement Trouble aus dem Ironsworn-Buch gewürfelt, und bekommen: Families in Conflict. Ein von meinen SCs durchaus unerwartetes Problem beschäftigt in dieser Siedlung: Die beiden großen Bauernsippen der Chaparax und der Uldenborg liegen in erbittertem Wettstreit miteinander.

Vielleicht gleich eine Möglichkeit für Sir Connoron, um zu schlichten. Oder Greift Bürgermeister Lothgar ein? Die Orakelwürfel sagen "Ja, und außerdem":
Die laute, tiefe Stimme Lothgars wird sehr deutlich, und er verlangt Ruhe in seinem Hause, und betreten gehorchen die verfeindeten Ratsmitglieder.
Sir Connoron deutet eine Verbeugung an, und sagt: "Ich dank' Euch allen gleichermaßen für Eure Hilfsbereitschaft! Die Queste nach Velarno wird keine Leichte sein. Binnen der nächsten Wochen werde ich mich an die Familie Chaparax ebenso wenden müssen wie an die Familie Uldenborg!"

Damit habe ich weniger die Suche nach Velarno vorangetrieben (bin ja der Information, wo genau es liegt noch nicht näher gekommen) als Connorons persönlicher Queste nach Rehabilitation seines Familienzweigs. Vielleicht ist diese Kontaktaufnahme ein erster Schritt gewesen? Ich würfle 1W20 auf der Clue-Tabelle, und bekomme eine 18: Ein Ja! Das ist sein erster von epischen 12 benötigen Hinweisen!

Connoron dreht es so, dass Eccoro auf einem der Bauernhöfe der Uldenborgs einquartiert wird, er selbst auf einem der Höfe der Chaparax. Ezandrah schläft sowieso im Schwesternhaus der großen Kirche, wo diverse Zimmer frei sind. Nur Hiervo ist den guten, einfachen Leuten hier durchaus suspekt, er muss mit einem Kämmerlein auf dem Dachboden der primitiven Maschinenwerkstatt Vorlieb nehmen, wo es ihm an Komfort mangelt, aber die Ruhe wiederum ihm durchaus genehm ist.


Die Siedlung Northyn
Diese Siedlung von Überlebenden wird noch längere Zeit eine Rolle spielen, und Sir Connoron meint es ernst, wenn er sagt, er fühle sich zu ihrem Schutz verpflichtet. Also baue ich den Ort auf nach den Regeln im Apocalypse Campaign Guide, um zu wissen, wie genau es da aussieht und wie leicht sie zu verteidigen ist.

Northyn ist eine Medium Community mit etwa 100 Einwohnern, und erhält Combat W8,  Expertise W6, Morale W10, und Social W8. Für seine 20 Punkte kaufe ich ihm den Vorteil Dedicated Citizens, und dann von den verbleibenden 18 Punkten diese Modifications:
Defenses 3: Makeshift Wall (Northyn ist umgeben von einer mächtigen Palisade mittelalterlicher Bauweise aus Holzbohlen und Metallschrott, mit Wachtürmen und Wehrgängen.)
Food Ressources 2: Adequate (Die Felder umher werfen so viel ab, dass die Bürger sich stets damit versorgen können, und mit dem Überschuss sogar etwas Handel treiben können mit den wenigen fahrenden Händlern aus anderen Siedlungen der Umgebung.)
Manufacturing 1: Basic (Die Northyner stellen all ihre Gebrauchsgegenstände selber her, aber nur auf mittelalterlichem Niveau.)
Mechanical Ressources 1: Basic Garage (Die Bauern können das bisschen an fortschrittlicherem Gerät, das sie verwenden, zum Beispiel zur künstlichen Bewässerung, in ihrer Garage reparieren.)
Medicinal Ressources 1: Clinic (Das zentrale Bollwerk der urd-orthodoxen Kirche beinhaltet auch eine große Krankenstation mit Amaltheaner-Klerikern. Sie haben weder fortschrittliche Medizintechnik noch Theurgie, aber viel mittelalterliche Ressourcen und viel Platz.)
Military Forces 3: Dedicated Military (Unter Lothgars Kommando ist die Hälfte der Bauern ausgebildet als Teil der Militz, und alle können mithelfen, Northyn gegen Plünderer und Symbioten zu verteidigen. Die Bewaffnung ist weitgehend mittelalterlich und selbstgeschmiedet, Piken, Helebarden, und Spieße.)
Shelter Quality 3: Single-family basic dwellings (Northyn besteht aus einer großen Ansammlung von einzelnen Bauernhäusern und Gutshöfen.)
Supply Reserves 0: Poor (Northyn besitzt beinahe nichts mehr, was off-planet oder industriell hergestellt wurde. Sie haben eine mächtige Skepsis vor Technologie, weil die Kirche diese als sündig ansieht.)
Armory 4 (Hier draußen leben die Menschen in ständiger Angst vor dem Symbiotenschwarm, und wissen, dass sie sich weder auf die Hawkwoods noch das Empire verlassen können. Sie haben daher große Mengen an Waffen zusammengetragen.)

Für eine Siedlung von Northyns Größe müssen zweimal im Monat Versorgungsmissionen unternommen werden, und ihr Missionswürfel ist dabei ein W8.

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