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Freude, schöner Götterfunken (Icarus System, Donnerhaus Studio)
Torsten (Donnerhaus):
Das zweite Produkt aus dem Donnerhaus Studio in Berlin ist fertig und kann ab sofort regulär bestellt werden: die Abenteuerbox Freude, schöner Götterfunken…
Bestellbar in verschiedenen Konfigurationen, mit und ohne Merchandise.
In diesem Abenteuerszenario beschäftigen wir uns mit einem eher unberührten Schauplatz: der österreichisch-ungarischen Ostfront im Ersten Weltkrieg. Vor diesem unverbrauchten Hintergrund erlebt ihr aus der Perspektive einiger (un)freiwilliger Helden – Männer und Frauen – eine Geschichte rund um Menschlichkeit, Opferbereitschaft und alte Mythen aus grauer Vorzeit.
Die Abenteuerbox wurde finanziert durch eine Vorbestellaktion die wir mit einem Livestream begleitet haben, wo wir eine Beta-Version spielten.
Was ist Freude, schöner Götterfunken…?
Freude, schöner Götterfunken… ist ein Rollenspiel-Abenteuerszenario rund um einen mysteriösen, zaristischen Außenposten bei einer alten, mittelalterlichen Kirche. Das Geschehen der Kampagne findet seinen Platz im Grenzland von Rumänien und der heutigen Ukraine – jenseits der Karpaten an der österreichisch-ungarischen Ostfront.
In der Stand-Alone Abenteuerbox findet sich alles, was man so braucht, um zu spielen:
Landkarten und Bodenpläne für alle wichtigen Schauplätze in A3. Viele davon in mehreren Varianten und natürlich in unserer gewohnt hohen Qualität.
Bebilderte Spielkarten für Ausrüstung, Spezialfähigkeiten und Initiative. Das sorgt für Übersichtlichkeit und leichte Zugänglichkeit der Regeln.
Vier handliche Bücher im Format B5 mit dem Abenteuer, den Regeln, Hintergrundinformationen und Ratschlägen für das Gestalten des Spiels.
5 eigens gestaltete zehnseitige Würfel und eine Vielzahl praktischer Tokens, die das Benutzen des Icarus-Regelsystems noch einfacher machen.
Übrigens: Das Abenteuer richtet sich natürlich an Frauen und Männer! Und mehr. Wir haben darauf geachtet, dass dieses spannende und ungewöhnliche Setting von fast allen Gruppen gespielt werden kann – ohne dabei die Einzigartigkeit der Geschichte aufzugeben. Die angebotenen Figuren bieten eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten und fügen sich nahtlos in den Hintergrund. Damit sich hier nichts beißt, haben wir eigens das Gespräch mit einer Historikerin gesucht, die uns viele spannende Hinweise gab, wo wir Inspiration für Charaktere finden können. Bei den Spielfiguren sind wir in intensiven Dialog mit der Community getreten. Viele der Protagonisten sind optisch besonderen Fans und Unterstützern nachempfunden.
Außerdem kommt hier erstmals unser eigenes Icarus Adventure System zum Einsatz. Das Icarus-System ist einsteigerfreundlich und schnell zu verstehen. Egal ob du eher taktisch spielen möchtest und Freude an kniffeligen Regeltricksereien hast, oder dich lieber nur auf die Story konzentrierst: Icarus erlaubt beides. Man kann das System nicht kaputt-spielen und genauso wenig bricht es einer guten Erzählung einfach so die Beine. Man kann damit taktieren, aber genauso gut auch einfach so in den Augenblick hinein spielen.
Um was dreht sich die Geschichte von Freude, schöner Götterfunken…?
Kurz nach der Februarrevolution in Russland hoffen die Mittelmächte auf einen siegreichen Frieden im Osten. Doch als ein Heeresfalke der Abteilung 3B eine russische Brieftaube mit einer seltsame Nachricht abfängt, geraten die Offiziere in Unruhe. Ein unbekannter Professor spricht in diesem Brief von einem wissenschaftlichen Durchbruch, der den Sieg für Russland und den abgesetzten Zaren bringen soll. Eilig lässt das Oberkommando einen Sturmtrupp zusammenstellen, der den russischen Posten bei einer unscheinbaren mittelalterlichen Kirche überrennen soll. Bald darauf haben die tapferen Soldaten den Posten überrannt und melden mit einer Leuchtkugel den Sieg.
Nun ist die Stunde der (un)freiwilligen Helden unserer Geschichte gekommen. Der Auftrag für die Männer und Frauen der zweiten Garde? Gulasch, Munition und Verbandsmaterial zur gerade eroberten St.Georgen-Kapelle schaffen. Das sollte auch des Kaisers Zweite Wahl ohne große Schwierigkeiten hinkriegen, oder?
Stellt eure Gruppe zusammen aus einer bunten Auswahl: Eselsführer, Feldkoch, Krankenschwester, Meldegänger, Eisenbahngeologin, Grünschnabel, Sanitäter, Militärgeistlicher und vieles mehr. Keine Gruppe ist wie die andere und allen Gruppen ist gemein, dass sie ein ganz eigenes Spielgefühl mit sich bringen und die verschiedenen Wege zum Ziel voll Ausreizen.
Weitere Informationen findest du in unserer aktuellen Pressemitteilung und natürlich auf der Projektseite.Mehr Informationen folgen in Kürze.
Torsten (Donnerhaus):
Teilzeithelden hat ein umfangreiches Interview mit uns zum Projekt geführt. 8)
Toht:
Gibt es die Möglichkeit mehr über das Icarussystem zu erfahren?
Das Serting interessiert mich nicht so, aber wenn das Regelsystem stimmig und interessant ist wäre der Kauf vielleicht doch noch eine Überlegung wert, aber ins blaue hinein würde ich nicht kaufen.
Ich hab das Interview gelesen. Wo und ab etwa wann wären denn die genannten Regelerklärvideos verfügbar?
Torsten (Donnerhaus):
Die Regel-Erklärvideos sind auf der mittelfristigen To-Do Liste. Das machen wir im Verlauf des Streams oder danach.
Zum Icarus System selbst werden wir noch einige Dinge sagen und schreiben. Außerdem sieht man natürlich das System in Aktion, wenn man den Stream guckt.
Einen kurzen Einblick will ich trotzdem geben.
Das Icarus ist ein Schichtkuchen aus ausgefeilten Mechanismen, die sehr eng ineinander greifen.
Zugrunde liegt ein Herausforderungssystem mit Schwierigkeitsstufen und Erfolgsgraden. Um eine Aufgabe zu bewältigen baut eine Spielerin einen Pool aus den Eigenschaften, die sie verwenden möchte. Welche das sind hängt von der Aufgabe ab und davon, auf welche Art und Weise sie an die Situation herangeht. Man kann eine Tür mit Stärke aufbrechen, aber auch mit Geschickt oder Verstand. Werkzeuge und Spezialfähigkeiten geben bei Herausforderungen Boni. Ein gutes Gewehr hilft beispielsweise ungemein, wenn man auf etwas schießen will.
Am Ende wird ein Würfel geworfen, alles addiert und mit der Schwierigkeit verglichen. Dann hat man das Erfolgsergebnis in sechs Ja/Nein, Und/Aber Schritten.
Wenn absehbar ist, dass eine Aufgabe so nicht zu schaffen ist, können Spieler auch Risiko eingehen, indem sie zusätzliche Würfel kaufen. Ein w10 kostet 5 Poolpunkte. Rein statistisch ein guter Deal, denn ein w10 würfelt im Schnitt ja 5,5.
Außerdem können sie ganz am Ende der Herausforderung auch Opfer bringen. Sie können Gesundheit opfern, Ausdauer, Moral oder Ausrüstung. Je mehr Risiko man übrigens eingegangen ist, desto mehr kann man auch opfern.
Um alltägliches zu schaffen ist eine Probe selten nötig und wenn, dann sehr absehbar in ihrem Ausgang.
Um aber übermenschliches zu schaffen, muss man sich der Frage stellen, was man zu opfern bereit ist und wie viel Risiko man eingehen will.
Die Spieler können dabei in den allermeisten Fällen selbst bestimmen OB sie Erfolg haben und wieviel Erfolg sie haben. Sie können Erfolge regelrecht herbeizwingen. Nur sollten sie es damit nicht übertreiben, denn sonst geht ihnen nach und nach die Puste aus und ihre Reserven schrumpfen gefährlich zusammen. Taktisches Haushalten mit den eigenen Reserven ist daher sehr nützlich und eine Niederlage zu akzeptieren, wenn man sie verkraften kann, ist manchmal klüger als sie in einen Erfolg zu drehen.
Die Regeln erfassen dabei nur das, was im Rahmen einer konkreten Geschichte bedeutsam ist und sie bemessen auch WIE bedeutsam es ist. Eine Tafel Schokolade ist im Ersten Weltkrieg viel wert, 2021 in Berlin aber nur dann von herausragender Begehrlichkeit, wenn man Kiffer ist und gerade alle Spätis zugemacht haben. Ausrüstung hat nur dann Werte und wird nur dann verwaltet, wenn sie in irgendeiner Weise etwas relevantes ist. Daher kann es durchaus sein, dass ein Charakter eine Ausrüstungskarte für seine Streithölzer hat, während er nichts dergleichen für seine Hosen, Hemd oder Mütze bräuchte. Indiana Jones hätte eine Karte für seinen Hut, seine Peitsche und seinen Revolver, aber nicht für seine Socken, Schuhe oder Ausweispapiere. Außer die Geschichte dreht sich um gefälschte Papiere, Botschaften und Grenzübertritte...
Ein Unterschied zu vielen Systemen ist, dass die Charakter-Reserven (Gesundheit, Ausdauer, Moral) keine Lebenspunkte oder Hitpoints sind. Wenn sie erschöpft sind ist die Geschichte nicht vorbei. Sie nimmt nur eine Wendung und man begibt sich in eine Abwärtsspirale. Die lässt sich oft aber stoppen und in konstruktive Bahnen lenken. Wenn Indiana Jones im ersten Drittel des Films von einem Nazi KO geschlagen wird, wacht er vermutlich gefesselt auf einem Stuhl auf. Nur wenn ihm das im Finale passiert, ist womöglich mit seinem Tod zu rechnen. Um diese Dinge zu regeln haben wir ein spezielles System entwickelt, dass sich Katharsis nennt. Dabei wirkt sich eine Moral-Katharsis erwartungsgemäß anders aus, als eine Ausdauer-Katharsis oder eine Gesundheits-Katharsis.
NSCs haben dabei nicht so viel Glück, denn die meisten von ihnen sind keine Protagonisten. Niemanden interessiert ob Boris der russische Infanterist nach 2 Stunden benommen wieder zu sich kommt, nun schwer verwundet ist und sich zu einer Laratettstation schleppt. Außer eben Boris ist mehr als nur irgendein Statist...
Übrigens spielen wir den Stream der Beta ja mit dem Team von DoktorFroid und die Jungs sind in Punkto Rollenspiel absolute Anfänger. Die haben teilweise mal 1-2 Sitzungen irgendwas gespielt. Nadine hat noch nie gespielt und Der Olli nur 2-3 One-Shots bei mir. Für die waren die Icarus Regeln völlig neu und mit einer sehr kurzen Session Zero hatten wir alle auf Zack. Bereits in der ersten Prolog-Runge, die wir privat jetzt mit ihnen offline spielten, hatten sie die grundsätzlichen Mechanismen verinnerlicht und schon in der zweiten Runde haben sie alle relevanten Systemkomponenten selbstständig und taktisch geschickt für sich genutzt. Das ging sehr zügig. Für ein One-Shot mit nur einer einzigen Sitzung kann man es zudem stark vereinfachen und einfach die meisten Sekundärmechanismen weglassen, die bei einer Einzelsitzung eh nicht aufkommen werden.
Zusätzlich bieten wir zahlreiche Lernhilfen an, beispielsweise in Form der praktischen Ausrüstungskarten, aber auch in Form von Spickzetteln, die die wichtigsten Regeln einfach zusammenfassen. Überhaupt sind die Regeln nicht all zu dick. Das Regelheft wird in B5 gerdruckt, was ungefähr das halbe Textvolumen von A4 bei gleicher Seitenzahl ist.
Toht:
Ich bin sehr gespannt. Werde ich mir definitiv mal ansehen. Klingt sehr nach dem was ich mag bei RP-Regeln, aber wie es immer so ist, wie es klingt und wie es dann wirklich ist muss man sich schonmal ansehen.
Leider interessiert mich das Setting wie gesagt nicht wirklich. Ist denn geplant in Zukunft weitere solcher Boxen mit dem gleichen oder leicht angepassten Regelkern zu veröffentlichen?
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