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Savage Mutant Ninja Turtles
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Tatsus neue Befehle
Zwischenzeitlich ruft Stockman beim Aufkreuzen der SCs seine zwielichtigen Verbündeten an, um hektisch zu fragen, was er machen soll angesichts muskelstarrender Teenager-Ninjas, die scheinbar auf der Seite von Recht und Gesetz stehen?! Er ist klug, aber dennoch kein Experte für taktische Strassenkämpfe. Dabei bekommt er neue Befehle von seinen Handelspartnern, und zwar direkt von keinem Geringeren als Tatsu. Tatsu weiß nur eine Sache über seine verhassten neuen Feinde: Sie müssen aus der Mirage-Kanalisation kommen. Auf seinen Wunsch werden also die verbleibenden Mouser aus dem Firmengebäude von Stockman Robotics in die Mirage-Tunnels losgeschickt.
Stockman erteilt den Befehl per Tastatur an seine Roboter, und vermittelt daraufhin seinen neuen Widersachern, dass sie nun die Wahl hätten, ihn zu schnappen, oder nach hause zu rennen und die Armee von Mousern aufzuhalten, welche nun die Mirage-Tunnels durchkämmen würden. Früher oder später würden diese Schädlingsbekämpfungs-Roboter schon das Geheimversteck der Gegner entdecken! Da Stockmans Systeme außerdem aufzeichnen, was die Kameras der Mouser sehen, wird die Lage des Turtle-Verstecks auch bei Baxter und seinen schattenhaften Handelspartnern auffliegen, wenn die Mouser es finden sollten!
Wenn die SCs den Clash mit Baxter Stockman überdauern, ohne genau von ihm gesehen zu werden, erhalten sie +1 Turtle Power.
Verfolgung in der Kanalisation: Die Turtles müssen nun die Jäger zu Gejagten machen, und die Mouser-Armee in den Mirage-Tunnels aufhalten. Es resultiert also eine Chase-Sequenz für die Jagd durch die Kanalisation, mit 12 Karten-Segmenten (die Mouser starten auf der vierten Karte, oder sogar auf der achten, wenn die SCs die Konfrontation mit Stockman nicht sofort nach dessen Drohung beendet haben).
Der alte Meister ist in größerer Gefahr als er annimmt
Rattenjagd
Meister Splinter hat in der Zwischenzeit das Mahlen der Mouser-Kiefer mit seinen superfeinen Rattensinnen wahrgenommen, und die enervierenden Geräusche kommen dem Turtle-Versteck binnen kürzester Zeit gefährlich nahe. Die Roboter-Armee sucht mit großer Systematik, und schafft sich neue Wege, wo immer ihnen Wände im Weg sind. Meister Splinter ist also losgeschlichen, um sie von seinem Zuhause weg zu dirigieren, und hat sie schließlich zur Pumpstation gelockt. Die Mouser finden also nicht das Turtle-Versteck, aber umzingeln Splinter endgültig bei der Pumpstation. Zufällig ist Splinter zur Hälfte genau die Art von Nagetier, zu dessen Ausrottung die Mouser ursprünglich konstruiert wurden! Dies könnte das letzte Gefecht des alten Meisters werden, wie auch ihm selbst klar wird angesichts der Übermacht. Unzählige Roboter kann er zu Elektroschrott verarbeiten, aber dann beginnen allmählich seine Bewegungen müde und unpräzise zu werden ... Wenn die SCs die oben beschriebene Chase-Sequenz gewonnen haben, hat Splinter eine Wunde wenn sie eintreffen und noch zwei Punkte Turtle Power. Wenn sie die Chase jedoch verloren haben, hat er bei ihrem späten Erscheinen bereits drei Wunden und nur noch einen letzten Punkt Turtle Power.
Wenn die SCs ihren Sensei retten, bevor er kampfunfähig wird, erhalten sie +1 Punkt Conviction.
Abenteuer-Ausgang
Für Baxter Stockman gibt es im Grunde nur einen Ausgang aus dieser Story. Egal, ob die SCs ihn kampfunfähig gemacht und der Polizei übergeben haben (April wird es nicht schwer fallen, seine Verbrechen zu beweisen), oder er entkommen ist: In jedem Fall wird er hinterher von Karai entführt, entweder mit Hilfe korrupter Polizeibeamter, die ihn an sie übergeben, oder durch einen Ninja-Überfall! Durch sein Scheitern ist Baxter bei Meister Tatsu in Ungnade gefallen, und die Foot Gang ist alles andere als vergebungsvoll. Trotz allem jedoch braucht der Foot jemanden, der seine Feindschaft mit den Turtles teilt, und für sie die von TGRI gestohlene bzw. gekaufte Supertechnologie einzusetzen weiß. Stockman versucht ihnen zwar klar zu machen, dass er Robotertechniker ist, nicht Gentechniker, aber mit solchen Details befassen sich seine neuen Herren gar nicht erst, es bleibt Baxter nichts anderes übrig, als sich in die Thematik einzuarbeiten ...
Wenn die SCs herausfinden wollen, was aus Baxter geworden ist, können sie von seiner Entführung mit einem Research-Wurf etwas mitbekommen.
Baxter's Hinterlassenschaften: Nachdem Baxter Stockman jedenfalls künftig seine Garage nicht mehr benötigen wird, können die SCs darauf kommen, sich das Equipment aus seinem Labor unter den Nagel zu reißen, inclusive des gepanzerten Müllautos. (Donatellos Bastelleidenschaft dürfte von dem ganzen High-Tech-Plunder geweckt worden sein.) Mouser lagern hier keine mehr, aber Elektronikteile und Computer im Wert von tausenden von Dollar. Das vielleicht Beste von allem aus Sicht der vier Teenager ist womöglich jedoch der fahrbare Untersatz. Den Laster in ein Fahrzeug zur nächtlichen Verbrechensbekämpfung umzuwandeln, eine Art "Turtle-Mobil", dürfte ein paar Wochen dauern, aber ist sicherlich ein lohnendes Unterfangen!
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Spielbericht: Die große Pizzabestellungs-Ergatterungs-Mission
In der Zwischenzeit habe ich mein erstes Szenario mal ein wenig durchgewürfelt, und dabei monstermäßig Dialoge ins Tablet getippt, da kann man ja mal einen Spielbericht draus machen. Cowabunga!, dann brauche ich nicht mal einen Zufalls-Plot auszuwürfeln wie sonst bei meinen Solo-Play-Projekten!
So soll's funktionieren:
--- Zitat von: Schalter am 26.03.2022 | 16:37 ---Zum Einsatz kommen diesmal neben dem SWADE-Grundregelwerk die folgenden beiden system-neutralen Spielleiterlos-Engines:
Der One Page Solo Engine, erstaunlich nützlich und vielseitig trotz des kleinen Umfangs, und noch dazu für lau.
https://www.drivethrurpg.com/product/337254/One-Page-Solo-Engine
Das FlexTale Solo Adventuring Toolkit, genau das Gegenteil, weil es eine Fülle von Tabellen für alle möglichen Situationen hat.
https://www.drivethrurpg.com/product/375239/FlexTale-Solo-Adventuring-Toolkit-multisystem-Pathfinder-P2E-5E-OSR-DCC?src=hottest
Was FlexTale richtig gut macht, ist die Idee mit Quests und Clues. Jeder SC kann solche Quests bekommen, bei Charaktererschaffung und natürlich auch im Spielverlauf. Das funktioniert wie bei Skyrim oder anderen Computerspielen, der einzige Unterschied zu den Aufgaben im Tischrollenspiel mit einer Gruppe ist im Grunde nur, dass man das aufschreiben muss und der Sache ein Clue Target gibt. Ab dann kann man im Spiel nach Hinweisen suchen, bis man genügend zusammen hat um das Clue Target zu erreichen und die Queste aufzulösen. Logischerweise kann man mehrere kleine und große Questen zur selben Zeit haben. Eigentlich ja keine sonderlich bahnbrechende Idee, das so zu machen, aber gerade für spielleiterlose Geschichten meiner Ansicht nach echt clever, weil die SCs anfänglich noch mehr Substanz bekommen, und außerdem von vornherein was für sie zu tun ist, auch parallel zum Hauptplot.
--- Ende Zitat ---
Das durchgespielte Abenteuer ist dieses hier, quasi der Beginn der frischmutierten Unterwelt-Saga: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120105.msg135011960.html#msg135011960
Da gibt's noch gar nicht so viel Handlung, ist eher zum Reinkommen in die Charaktere gedacht. Vor allem sitzen die Ninja Turtles zuhause rum und machen Alltags-Kram, und quasseln munter vor sich hin. Jeder fängt klein an.
"Ey, ich hab' einen Song geschrieben!", sagt Michelangelo in die relative Scheiß-Stille im halbdunklen Turtle-Versteck.
"Ich will ins Schwimmbad. Wie in diesem einen TV-Spot", murrt Raphael, ohne auf das Song-Thema auch nur einzugehen.
"Ist das ein Joke?!", Leonardo wirft ihm einen sehr kritischen Blick zu.
"Nee, echt mal. Ohne Joke."
"Bist Du malle?", fragt Leo, und setzt sein tadelndes Gesicht auf.
"Nee, aber dem Hitzetod echt nahe. Das bin ich. Will ins Schwimmbad, wie das in diesem einen TV-Spot."
"Wie stellst Du Dir das denn vor? Du weißt doch, was der Meister über sowas gesagt hat!"
"Hab' ja nicht gesagt, dass ich da beim Hellen rein will!", mault Raph.
"Darfste auch gar nicht, Keule. Hat der Meister doch gesagt. Wie kommste da überhaupt drauf!"
"... Will beim Dunklen da rein! Wenn keine Tokaijin drin sind. Herrlich kühl, mit original tropischen Plastikpalmen, und blau wie Sau."
"Darfste aber auch nicht", ermahnt Leo, "Du spinnerst nur rum. Und überhaupt, die Tokaijin haben Videoaugen überall. Sag's ihm, Donatello!"
Donatello wendet sich über seiner Lötarbeit zu den sich herumfläzenden Brüdern um, und sagt: "Leo hat Recht, Raph. Die Tokaijin haben nun mal Videoaugen überall hin installiert. Alles ist porentief rein überwacht, auch beim Dunklen."
"Was is'n jetzt mit meinem Song, ich hab' einen Tophit-Chartbreaker-Song geschrieben ...", nölt Mikey.
Raph zuckt die Schultern und streckt sich: "Ich geh' jedenfalls gleich los. An der Ecke ist ein Hallenbad mit Urlaubs-Azurblau-Tropenwellen, wisst Ihr ganz genau! Und wir haben letztes Jahr schon vermutet, man schafft es, sich aus den Tunnels da rein zu verlinken, wenn man nur ein bisschen werkelt! Ich geh' gleich los, wenn oben gleich das Helle zuende ist und die Tokaijin von da in ihre Mieträume zurück gehen."
"Du hast 'nen Schaden. Ich sag's dem Meister", sagt Leo kopfschüttelnd.
Donnie fügt abgelenkt hinzu: "Außerdem ist das mit einem bisschen Werkeln nicht getan. Das Gitter, durch das Du Dich durch verlinken müsstest, ist ein Fendork-Markenprodukt, TM. Haben wir doch genau gesehen letztes Jahr, als wir da waren. Du müsstest da flexen. Und meine neue Flex leih' ich Dir nicht aus."
Raph tönt herum: "Nee, nix, Brüder. Es ist Hochsommer und das Straßenpflaster schmilzt unter der Schoka-Cola-TV-Spot-Sommersonne. Und wir sitzen hier im Dunkeln im Schmuddel? Nee, nix, man muss dem Gilb das Handwerk legen!"
Raph steht schwungvoll auf. Leo steht ebenso schwungvoll auf und stellt sich vor ihn: "Muss man Dich erst mega battlen, bevor Du wieder klar kommst auf Deinem Bazar? Ich hab' gesagt, ich sag' das! Sobald der Meister zurück ist, mega sag' ich das!"
Raph zuckt die breiten Schultern und lacht fies: "Ich verarsch' Euch nur, Jungs! Mega hat auch geklappt, Du solltest Dich hören, Leo. 'Ich sag' das, ich sag' das!' Voll verarscht, als würde ich mich heimlich in das Hallenbad von den Tokaijin verlinken wollen."
Leo erwidert säuerlich, beinahe hilflos: "Ich muss auf Euch andern drei aufpassen, während der Meister weg ist!"
"Du hättest mich fast mega gebattlet!", grinst Raph.
"Wir hätten Dich alle mega gebattlet, Du Sphagnum Squarrosum!", fügt Donnie hinzu, ohne überhaupt vom Löten aufzuschauen.
Mikey quäkt aus dem Hintergrund, "Uh, der feine Herr hat wieder alleine den Wissenschafts-Kanal geguckt!"
Raph dreht sich nach dem lötenden Donnie um und knurrt: "Wie hast Du mich gebrandet? Hast Du mich als Spacken gebrandet, oder was?"
"Als Torfmoos natürlich, Du Torfmoos! Und im Tokaijin-Hallenbad gehst Du auch nicht plantschen, Leo hat's gesagt."
"Wollte ich auch gar nicht, war nur Verarschung, hab' ich doch gesagt!"
"... Sonst mega battlen wir Dich", murmelt Donnie abgelenkt.
"Siehste, Du wirst mega gebattlet", sagt Leo trotzig, "und ich bonus-sag's hinterher dem Meister, wenn der wiederkommt, als Bonus obendrauf!"
"Das ist dann aber nicht Bonus, sondern Malus. Du musst dann sagen, Du malus-sagst es dem Meister", quasselt Donnie, "ansonsten mega sprichst Du falsches Amerikanisch", aber keiner hört ihm zu.
Raph sagt zu Leo: "Petze. Ich wollte gar nicht hin. War nur krasse Verarschung. Hat sahne-sahnig geklappt."
"Wollt Ihr jetzt mal meinen Song hören, Ihr beißt Euch sonst nur gegenseitig in den Kopf", sagt Mikey.
"Nee Du, mach' lieber mal diese eine Maxi-CD von den Fat Boys nochmal an!", sagt Don.
"Voll fies, hab' mir so Mühe gegeben!", sagt Mike quengelig.
"Lass' ihn mal seinen Tophit-Song bringen, bevor ich Raphi noch in den Kopf beiße", sagt Leo, und fläzt sich wieder hin.
"Geilo", sagt Mike und springt auf, "also der geht so, quasi wie ein Titellied. Die Tokaijin im Fernsehen haben immer ein Titellied, warum sollten dann wir im echten Leben nicht auch eins haben! ... 'Sie sind echt ein ultra-starkes Team / Wenn sie gegen Angst und Schrecken zieh'n! / Und wird's auch manchmal knapp / Die Turtle-Jungs machen niemals schlapp! Teenage Mutant Ninja Turtles, Teenage Mutant Ninja Turtles, Teenage Mutant Ninja Turtles, Helden mit 'nem Panzer, Kröten-Kraft!'"
"Wir haben aber überhaupt keinen Panzer im Turtle-Versteck", gähnt Raph.
"Klar haben wir Panzer; Du, Raphael, störst Dich nur an der Disambiguation. Er meint doch keinen Panzerwagen!", belehrt Donatello.
"Wie der in diesem einen Film!", sagt Raph, sinnlos.
"Kröten-Kraft?", fragt Leo skeptisch.
"Kröten-Kraft!", ruft Mike glücklich, "gut, was? Jetzt neu, greifen Sie zu, Dauerbrenner!"
Raph mosert: "Komm' doch nicht schon wieder mit Gang-Namen an. Immer dasselbe. Wir brauchen keinen ollen Gang-Namen."
Leo bestätigt: "Letzte Woche wolltest Du, dass wir uns die rächenden Brecher nennen, das war auch schon nicht so krass gut. Und die Woche davor, dass wir die Atomic Rock 'n' Roll Overkröten sind. Obwohl das eher wie ein Bandname klang, wie auf MTV. Und die Woche davor wolltest Du, dass wir der Groovy-Mystery-Geheimbund sind."
Donnie gibt abgelenkt zu bedenken: "Wenn das unser Titellied wäre, könnten wir das sowieso nur fünf Jahre lang singen. Dann müsste man es upgraden."
"Wieso, wenn wir in fünf Jahren keine Ninjas mehr wären, könnte man es upgraden in 'Teenage Mutant Hero Turtles'", und Mikey will direkt weitersingen, "Teenage Mutant Hero Turtles ..."
"Wir folgen Meister Splinters Codex der Ninjas non-stop-lebenslang", sagt Leo mit großer Bestimmtheit, "der läuft, und läuft, und läuft!"
"Quatsch' keinen Megaschrott ", entgegnet Donnie zu Mike, "dann sind wir per Definition keine Teenager mehr, dann müsstest Du es upgraden in 'Twen Mutant Ninja Turtles'."
Leo mosert: "Bräuchten wir nicht zu ändern. Muss ja keiner wissen, dass wir noch Teenager sind. Dann hätte eh keiner Chef-Respekt vor uns, wenn man das wüsste. Wenn wir Tokaijin wären, müssten wir uns irgendwie so hochladen in der Stadt, dass man Chef-Respekt vor uns hätte. Wenn das Titellied an der Oberfläche gesungen würde, könnte man das 'Teenage' ja von vornherein weglassen. Logisch!"
Mikey mosert zurück: "Aber das Reim-Schemata-ta! Wie würde das denn klingen, Hmm-hmm Mutant Ninja Turtles, Hmm-hmm Mutant Ninja Turtles, Hmm-hmm Mutant ..."
Raph sagt ungnädig: "Der Meister hat sowieso gesagt, die Oberflächen-Bewohner haben Angst vor Mutanten. Das kann man also auch weglassen. Chef-Respekt hin oder her. Chef-Massenpanik hätten die dann. Möglicherweise sogar Puller-Alarm."
Donnie nuschelt über seine Lötarbeit gebeugt: "Ich bin gerne ein Mutant. Mutation ist der Schlüssel zur Evolution, das ist der Pro-Tipp. Das sollte man nicht einfach weglassen in dem Titellied."
"Dann stimmt auch weiter mein Tophit-Reimschemata-ta!", freut sich Mikey.
Leo knurrt, plötzlich irgendwie angetan: "Wir nennen den Tophit-Chartsong Savage Mutant Ninja Turtles, dann können wir das in fünf Jahren immer noch singen!"
"Außer, Ihr drei Torfmoose habt in fünf Jahren endlich Manieren-Anstand gelernt, dann passt es nicht mehr, dann mega seid ihr nämlich anständig und nicht mehr 'Savage'!", spöttelt Don halblaut.
Raph macht eine wegwerfende Bewegung mit der dreifingerigen Hand: "Ach Megaschrott, 'Savage' werden wir non-stop-lebenslang sein, Brüder!"
Leo nickt.
Dann sitzen sie eine Weile auf ihren Sofakissen und Sitzsäcken und Wellpappe-Stapeln und schweigen ratlos, total un-savage. Raph stemmt alle zwei Minuten seine eine Hantel, Leo knipst sich die Fußnägel.
"Manno, ist das scheiß-langweilig ", sagt Mikey in die Stille.
"Soll ich Euch das Essen warm machen, Jungs?", fragt Leo aufmunternd, "es gibt noch was von der Wok-Pfanne, die der Sensei vorgestern gemacht hat."
Mikey tut pantomimisch außerordentlich lebensecht so, als müsse er einen breiten Strahl kotzen.
"Denkt dran, was der Meister gesagt hat, Euer Energieverbrauch ist dreimal so hoch wie der eines Tokaijin-Teenagers in seinem natürlichen Lebensraum! Wir müssen uns ordentlich was reinpanzern, wir sind im Training!"
"Was haben wir denn noch?", fragt Raph knatschig.
"Tütensuppen ohne Ende! Alle zappelfrisch, gerade erst abgelaufen! Donnie und ich sind da auf eine Special-Edition-Tütensuppen-Ladung gestoßen, als wir neulich Containern waren! Ich kann Euch einen Hektoliter davon machen, und sogar noch saure Gurken und Bananen mit rein schnippeln, wenn Ihr wollt!"
"... Und gibt's auch noch was anderes?"
"Krabbenchips, tütenweise Krabbenchips ...", sagt Leo mit einem Blick in Richtung der Küche.
"Mag ich nicht so ...", grummelt Raph.
"Der Meister schwört auf die Marke! Die in der roten Packung! Das kann ja dann nicht schlecht für uns sein!", proklamiert Leo, "Proteine, Salz, ... ähh ...?", und er will an seinen sechs Fingern die Nahrungsmittelangaben aufzählen.
"Mag ich nicht so. Geh' weg mit Deinen Krabbenchips und lutsch' an einem tropfenden Rohr", mäkelt Raph.
"Das ist Deine reptiloide Natur", murmelt Donnie, "der Meister ist ein Allesfresser, den sprechen Krabbenchips an. Wegen der Funktions-Form seiner Eingeweide."
"Alleskönner, meiste wohl", verbessert Mikey.
"Nein, Allesfresser, das ist seine rattoide Natur. Der Sensei ist eben evolutionär anders getuned als wir. Deine reptiloiden Eingeweide begehren Salat und Seetang", belehrt Donatello unkonzentriert, "auch Du, mein Bruderherz, kannst Oberwelt-Essen reinfuttern und verdauen, als wärst Du ein Tokaijin, aber ein atavistischer Sinn wird Dich immer an Salat und Seetang binden. Weißt Du noch, wie Du vorletztes Jahr nach der Packung mit Fischfutter süchtig geworden warst. Ist ein Instinkt, kannste nicht gegen an, Special Edition. Bäm."
"Manchmal weiß ich nicht, ob Donnie so gebildet daher quatscht, weil er heimlich ohne uns Wissenschaft-TV guckt, oder ob er sich diese ganzen Begriffe nur pseudo-ausdenkt!", sagt Mike halblaut zu Leo, aber natürlich laut genug, damit Don ihn hören kann.
"Das werdet Ihr niemals erfahren, Ihr syntholeptischen Spironäer, wenn Ihr nicht endlich anfangt, auch mal Wissenschaft-TV zu gucken!", trumpft Don auf.
Raph zuckt ratlos die Schultern und sagt, "ich weiß nicht recht, Jungs. Ich hab' den Salat-Jieper nicht mehr so wie früher. Irgendwas ist überhaupt anders als früher. Verdammt, ich hab' mich irgendwie geändert."
"Ja Du Nase, von einer kleinen Plastikflasche Schoka-Cola Light zu einem Kanister Karamell-Schoka-Cola mit künstlichen Süßstoffen", hänselt Donnie.
"Ja, kann ja sein", knurrt Raph, "und was von beidem ist nun besser?"
Maitre Chez Mikey tritt geradezu feierlich vor den Herd, die übergroße Kochmütze auf dem Kopf, den Burgerwender in der Hand, wie in dieser einen Koch-Show auf Kanal Drei, und die Schürze um, die sein herzallerliebster Bruder Raphi ihm kürzlich geschenkt hat ("Scheiß auf den Koch" steht drauf). Alle schauen ihm neugierig zu, wie er sein gerade erlerntes Geheimrezept bereitet: "Wissen Sie, das Geheimnis besteht darin, mega das Hackfleisch nur ganz kurz anzubraten. Etwa zwanzig Sekunden! Lassen Sie es extrem kurz brutzeln! Das mega reicht völlig!", und er brät an, wie ihm von Kanal Drei geheißen, und klatscht das Gehackte auf die Teller mit den ausgerollten Teigfladen.
"Dann eine Winzigkeit Grünkohl darauf, so, einen Spritzer Zitrone, sodala, und schon fertig!"
In atemberaubender Geschwindigkeit rollt Chez Mikey die vier Fladen zu Wickeln, und fährt fort: "Und dann, sofort essen, schnell, so lange das Hack noch angewärmt ist!"
Alle vier Schildkröten beißen, als Gruppe den Herd umstehend, erwartungsfroh in ihre Wickel. Beim Kauen wirken sie schon weniger enthusiastisch, die Kaubewegungen verlangsamen sich zusehends.
"Esch isch wirklisch nur'n Maul voll fascht rohem Hack und Teisch", schmatzt Leo nachdenklich.
"Mit Tschitrone!", stellt Chez Mikey richtig, der hartgeprüfte Maitre.
"Hm! Irgendwie tschiemlisch unerwartet", schmatzt Donnie nachdenklich.
"... Mögt Ihr'sch?", erkundigt sich Mikey.
"Ich hasche es zutiefscht", stellt Raph fest.
Alle nicken, und spucken den Bissen zurück auf ihre Teller, einer nach dem anderen, in rapider Abfolge. Melancholisch schauen sie auf das halb durchgekaute Trauerspiel hinab.
"Und dafür sind auch lila Muh-Kühe abgemurkst worden, ja? Muss man sich mal vor Augen führen", jammert Mikey.
Leo ermahnt: "Wir können das jetzt nicht einfach verschmähen. Was die Tokaijin springen lassen, müssen wir achten und wertschätzen! Denkt an die Worte des Meisters!"
Alle nicken.
"Dann brätst Du uns das eben auf, Leo, gleich morgen", schlägt Don vor.
"Das kann doch dann auch wieder Maitre Chez Mikey machen!", offeriert dieser hilfsbereit.
"Das ist ein extremer Vorschlag!", sagt Don ernsthaft.
"... Aber was schieben wir uns jetzt in die Freßluken?", fragt Raph ratlos, "mittlerweile hab' ich voll den Kohldampf!"
Nachdem das von Leonardo aufgezählte Angebot (und das von Chez Mikey verbrochene Angebot) niemanden so richtig vom Hocker haut, werden die Jungs wohl erneut zur Fatso-Market-Containerhalle aufbrechen müssen. In dieser weitläufigen Halle schmeißen die Tokaijin, die im gewaltigen Fatso Market-Gebäude arbeiten, abends jede Menge abgelaufenen Mampf weg. Meister Splinter hat seinen Schülern vor langer Zeit schon beigebracht, dort ungesehen zu containern.
Natürlich hat keiner von ihnen Bock, den Laufburschen zu spielen. Immerhin ist das einer der wenigen Tage, an denen sie sturmfrei haben, und tun und lassen können was ihnen passt. Leo entscheidet, ein Wettkampf solle durchgeführt werden: In einem der Räume des Kanalisationsverstecks befindet sich ein Schwebebalken. Dort gilt es nun hinaufzusteigen und sein Gegenüber zu Fall zu bringen — während man mit Strickzeug an einem Topflappen strickt, wie der Meister es gelehrt hat!
"Eine saublöde Aufgabe!", stänkert Raph.
"Hast Du eine bessere Idee?", fordert Leo ihn heraus.
"Nee", sagt er unwirsch, und lässt sich von Mikey seine Stricknadeln und sein Wollknäuel in die Hand drücken.
Also wird der Kampf der Topflappen häkelnden Giganten durchgeführt. Die niedrigsten Ergebnisse bei einem Athletics-Vergleich haben Leonardo, und (trotz seinem Athletics-Reroll durch seinen Acrobat-Vorteil) Michelangelo. Diese beiden müssen also losgehen, um in der Containerhalle etwas Neues zum Spachteln zu finden.
Eigentlich hab' ich ja mein Abenteuer-Script zum Durchspielen, aber ein Spielleiter würde selbiges noch mit spontanen Einfällen anreichern, und dafür hab' ich hier die Solo-Play-Regelwerke. Mach' ich also mal einen GM Move wie im One Page Solo Engine beschrieben: Ich bekomme Add a Random Event: Mystically Transform the appearance of the PCs. Uh, das ist ziemlich speziell. Machen wir es so:
Leo trägt für diesen Ausflug seinen asiatischen Reisbauernhut, aus Plastik-Strohalmen und Draht selbst gefertigt, und Mike trägt seine gefundene Pudelmütze aus Plüsch mit Leopardenfell-Druck. Während sich Raph und Don mit knurrenden Mägen auf dem ollen Sofa dem NES widmen, schlurchen die beiden los in die Kanalisationsgänge.
"Vielleicht finden wir ja noch ein paar Packungen von den Marshmellow-Schoko-Cookie-Frühstücksflocken von neulich, die waren lecker", sinniert Mikey.
"Alles ist besser als die Geheimrezepte von Kanal Drei", bemerkt Leo.
"Chez Mikey wird extrem beleidigt, von seinen drei Banausen-Brüdern!", protestiert der Meisterkoch.
Missmutig platschen die zweizehigen Füße der Ninja-Kröten durch den tiefen Schlick.
"Mach' mal schneller, Leo", nölt Michelangelo.
"Ich mach', so schnell ich kann! Ich hab' das Gefühl, irgendwas zieht mich runter ..."
"Das ist nur Raphi mit seiner großen Schnauze und unwitzigem Sinn für Humor! Darfst Dich davon nicht immer so provozieren lassen, Alter! Er wäre schon nicht wirklich losgestiefelt, um sich in das Hallenbad hochzuladen."
"Nee, Alter, mich zieht echt irgendwas runter, Alter!"
"Dann ist das, weil der Sensei nicht da ist, und weil er nicht mal Dir verraten hat, wo er hin wollte! Und Du kannst nicht petzen gehen, wenn wer Scheiße baut!"
"Alter, mich zieht was runter! An den Füßen! Merkst Du das nicht?"
Sie gucken auf ihre Füße im Schlick, und die dichten, knallgrünen Algen, durch die sie gewatet sind, kleben ihnen tatsächlich auf der Schuppenhaut und reichen ihnen bis an die Waden hinauf. Sie beginnen bereits, ihre Form und Struktur zu verändern.
"Lass' mal hier raus jumpen", sagt Mikey befremdet, und sie klettern eilig an die Decke des Tunnels, wo eiserne Rohrbündel verlaufen, hangeln sich an denen entlang. Ihre Waden sind immer noch voller knallgrüner Algen, die nach und nach mit leisem Puffen aufplatzen und wie Popcorn auszusehen beginnen.
Nach halber Strecke ist ihr Erscheinungsbild völlig verwandelt, die total mutierten Popcorn-Algen sind an ihnen empor gewachsen und haben sie komplett bedeckt, man erkennt Leo nur noch an seinem albernen Reisbauernhut, und Mikey an seiner bescheuerten Pudelmütze, deren Bommel jetzt aber aus Popcorn besteht. Ansonsten sehen sie aus wie zwei kleine, breitschultrige Männer in Ponchos aus Popcorn, mit Rauschebärten aus Popcorn. Die Popcorn-Algenblüte hat ihren Höchststand erreicht.
"Wir gehen nie wieder durch einen Deiner verblödeten Abkürzungs-Tunnels zum Fatso Market", murrt Leo.
"Beim letzten mal ist das nicht passiert!", sagt Mike, "Donnie wird seine Heckenschere benutzen müssen um die von uns runter zu kriegen! Und danach seine Super-Sonderangebot-Drahtbürste."
"Oh Mann. Von Popcorn-Algen war ich seit zwei Jahren nicht mehr bedeckt. Schlimmer kann's heute nicht mehr werden", seufzt Leo.
In dem Moment halten sie beide inne.
"Riechst Du das?", fragt Michelangelo verwirrt.
"Ja. Seltsam, oder?"
Sie stehen in dem gemauerten Gang rum und schnuppern.
"Wünschte, ich wüsste, wo das herkommt ", sagt Mikey wie in Trance.
"... Wie etwas, das ich von früher kenne ... beinahe vertraut! Aber auch merkwürdig ... Wie etwas, das aus meinen tiefsten Tiefen empor steigt ... wie aus einem vergessenen Traum ...", lässt Leo sich vernehmen.
"Hmm, mjam. Lecki", murmelt Mike.
Leo fährt zusammen: "Mikey ...! Das sind bestimmt diese Algen! Die sind Psycho-Tropen-Gewächse! Möglicherweise wollen die uns plemm-plemm machen, um uns in die Irre zu führen!"
"Mjam, mjam ..."
"Begreifst Du nicht, Mann? Wach' auf, Alter!", ruft Leo verzweifelt, und verpasst Mikey eine schallende Watschen, und Popcorn fliegt, "wach' auf!", und er will seinem Bruder erneut eine verpassen, aber dieser zieht den Kopf in den Panzer ein, und nur noch ein Popcorn-Berg und die blöde Pudelmütze sind da, wo eben noch sein Kopf war.
"Das kommt aber nicht von den Pflanzen", sagt Mike, als er den Kopf wieder ausreckt, "das kommt ... von da oben!"
Beide Brüder heben ihre Köpfe, und sehen ein Regenabfluss-Gitter über sich. Von dort ertönen die gedämpften Geräusche des abendlichen Treibens der Tokaijin, die reden und stapfen und fahren umher und lärmen. Von dort kommt tatsächlich auch der merkwürdige Geruch ...
Hinter dem Regenabfluss-Gitter erscheinen zwei fragende Gesichter, hinter den rostigen Eisenstäben, quasi Gefangene in der Diät-Zelle.
"Was, wenn jemand uns sieht?"
"Entspann' Dich mal, Leo-Boy. Wir sind getarnt, null Problemo. Sollte jetzt jemand hier rein gucken, sähe er unter dem Bürgersteig ja nur zwei Tokaijin-Herren mit Popcorn-Bärten! Nix daran wäre irgendwie auffällig!"
"Ich weiß nicht so genau, ob das so unauffällig wär' ..."
"Schnupper' mal! Kommt von da hinten!"
Die beiden lauschen in den Lärm der Stadt, und hören "Pizzaaa! Eins-A New Yorker Matschpizzaaa! Ein Dollar das Viertel!", und sie begreifen.
"Das will ich futtern!", raunt Michelangelo.
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Während Donnie mit seinen Geräten die letzten Reste des abstrusen Algenbewuchses von den Panzern der beiden zurückgekommenen Brüder runter schmirgelt, berichten die beiden aufgeregt. Der Boden des Gemeinschaftsraums liegt nunmehr voll Popcorn, welches übrigens gänzlich ohne Geschmack oder Nährwert zu sein scheint, es riecht nur leicht nach Schlick.
"Diese Pizza, Jungs, diese Pizza müssen wir unbedingt haben!", sagt Mike beseelt, "es war ein Irrtum, dass wir bisher dachten, es gebe sie nur in Tiefkühlform! Auf den Straßen wird sie frisch verkauft! Die verkaufen sie da tütenweise! Was sag' ich, staudenweise!"
"Glaub' ich nicht", zweifelt Raph, "was hätten die Tokaijin denn davon? Bis sie in ihren Mieträumen sind damit, ist die doch dann kalt!"
"Vielleicht wollen die das genau so, die Tokaijin sind extrem! Jungs!! Die Straße scheint gar nicht nur Rumlauf-Fläche zu sein, wie wir immer dachten! Sie ist gleichzeitig eine Küche!"
"Wie kann denn was gleichzeitig das eine und außerdem das andere sein? Das checkt doch nicht aus!", sagt Raph.
"Doch, doch, theoretisch, aber nur mit einem transdimensionalen Paradoxon ... ähh ... ich hab' das gelesen, hier in einem der Bücher irgendwo ... Quantenphysik ...", versucht Don, aber keiner achtet drauf.
"Wir gehen heimlich auf die Straße, jetzt wo das Dunkle dort oben begonnen hat, und krass kaufen uns eine Tüte frisch gebackene Pizza!", verkündet Mikey lautstark, mit geballten Fäusten, der irre Prophet.
Leo schreitet ein: "Mir mega reicht das jetzt langsam mal! Ständig wollen heute Abend welche von Euch gegen den Codex der Ninjas verstoßen!"
Raph protestiert: "Das war aber nur ein Joke vorhin mit dem Hallenbad!"
"Und Mikey meint das doch auch nur joke-mäßig mit dem Sich-Uploaden auf die Straße da oben?", forscht Don.
"Ich hammer mein' das ernst!", quasselt Mikey, "wenn Ihr wüsstet wie das Zeug riecht! Alter-Alter-Alter! Wir verstoßen ja nicht gleich gegen den Codex, wir bleiben versteckt im Schatten, jetzt wo das Dunkle da oben begonnen hat, null Problemo, wir ..."
Raph schüttelt den Kopf: "Du bist ja malle. Als wärst Du der Champ darin, zu wissen, wann der Codex gecheckmarkt ist und wann nicht! Leo sagt das am Ende noch dem Meister!"
Don bekräftigt: "... und ich befürchte, hinzufügen zu müssen, dass Du mega gebattlet werden könntest wenn Du hier weiterhin so megakrass transgressionierst!"
Mikey glubscht die anderen groß an: "Ich will aber Pizza!"
Raph winkt ab: "Jetzt schalt' aber mal ab. Leo sagt das."
Leo sagt zögerlich: "Nein, ich sag' das nicht."
Alle drei anderen drehen sich zu ihm um und sehen ihn verdutzt an. Es ist ein irgendwie voll stranger Moment.
Leo kratzt sich ratlos am Hinterkopf, und fügt hinzu: "Ich glaube, Mike hat recht. Der Codex der Ninjas ist gecheckmarkt, wenn uns wirklich keiner sieht im Dunklen. ... Und ehrlich gesagt ... ich hab' die Pizza auch gerochen ...! Jungs! Wir müssen die probieren!"
"Wenn wir es wirklich durchziehen wollen, müssen wir eine Telefonie mit einem Pizza-Bestellungs-Service durchführen!", verkündet Don dramatisch.
Alle nicken, ebenfalls dramatisch.
"Um eine Telefonie an einen Service-Laden an der Oberfläche upzuloaden, müssen wir den Telefonapparillo nutzen, den ich letztes Jahr klar gemacht habe!"
"Denselben, mit dem wir sonst unsere Klingelstreiche uploaden!", ergänzt Mikey verschmitzt.
"Bingo. Diesmal aber, mein Bruder Michelangelo, ist das kein Streich, sondern das ist krasser Ernst! Wir werden uns mit einem Telefonie-Service-Freund verlinken, zu dem wir den Anruf uploaden! Der Freund an der Oberwelt muss glauben, dass wir extrem normale Tokaijin sind, Menschen wie er! Wenn das nicht klappt, dann fliegen wir auf, und alles ist desaströs!"
"Wir verlassen uns auf Dich, Donnie!", haucht Michelangelo andächtig.
Donnie guckt überrumpelt: "Ich?! Oh nein, ich spreche nicht mit den Tokaijin. Ich stottere sogar bei Telefonstreichen."
Raph nickt: "Stimmt. Er stottert ja sogar, wenn was in der Glotze läuft, wo allzu viele Tokaijin gleichzeitig auf der Mattscheibe zu sehen sind."
"Mikey: Du machst das!", stellt Donatello nickend fest, die Hände hinter dem Panzerrücken verschränkt wie ein Drill Sergeant im TV.
"Ich?!", quieckt Michelangelo wie ein abgestochenes Ferkel.
Raph bestätigt: "Klar, das checkt aus, Du bist der Lustige von uns vieren. Und überhaupt war es Deine Idee!"
Mikey deutet aufgeregt mit dem anklagenden Finger auf Raph: "Hah! Warum sagst Du das so schnell? Du willst nur von Dir selber ablenken! Warum machst Du das denn nicht?"
"Weil Du der Lustige bist, hab' ich doch gesagt", sagt Raph selbstsicher.
"Aber Du bist der Selbstsichere von uns!", jammert Mikey.
"Wir kämpfen darum, wer die Telefonie machen muss!", lässt sich Leo vernehmen.
Mikey deutet aufgeregt nun mit dem anklagenden Finger auf Leo: "Schon wieder hah! Warum sagst Du das so schnell? Du willst doch auch nur von Dir selber ablenken! Du bist der Älteste, und der Meister hat Dir die Verantwortung upgeloadet!"
"Ich hab' gesagt, wir kämpfen darum! Versus-Battle-Style. Dann haben alle eine faire Chance!"
Alle vier versammeln sich andachtsvoll um den großen, schwarzen Festnetz-Telefonapparillo. Raph und Mikey sind so nervös, dass sie ihre widerlichen Wickel vom verkannten Maitre nebenher essen, ohne auf den Geschmack zu achten.
"Wie könnt Ihr die futtern, Ihr verderbt Euch nicht nur die Mägen, sondern, und das ist noch schlimmer, auch noch den Appetit für nachher!", raunt Don den Kauenden zu.
"Dauert doch noch ewig, bis es was Richtiges gibt, und ich hammer hab' Kohldampf!", rafft Mamphael.
"Und ich brauch' Nervennahrung, hab' mega die Hibbeligkeit!", mickelt Nick-Angelo, "das was wir hier machen, ist größer als Abendessen ... viel größer! Wir brauchen alle Reserven dafür die wir loaden können!"
Leo ist als erster dran beim Wettkampf, Don stoppt dabei die Zeit (mit seiner fast vollständig reparierten Multifunktions-Armbanduhr). Er versucht, betont lässig dabei rüber zu kommen, aber sieht dadurch umso mehr aus, als hätte er einen Tennisschläger verschluckt.
Don schärft ihm ein: "Konzentrier' Dich, Leo! Du musst eine zufällige Nummer reintüdeln, und dann mit dem Telefonie-Freund, der sich meldet, wer auch immer das ist, über ein top-aktuelles Thema labern! Je länger er mit Dir labert als wäre das normal, desto länger bonus-läuft Deine Zeit! Wenn der Freund aber den Hörer aufknallt, hast Du verkackt!"
Mikey kichert: "Wisst Ihr noch, die eine Telefonie-Freundin, die wir mal getelefon-streicht haben, der wir erzählt haben, wir wollen sie als Star für den neuen Godzilla-Streifen uploaden? Heftig in der Chef-Rolle von Godzilla?", und er packt sich weg vor Lachen.
Don rügt: "Das ist diesmal aber kein Joke! Das soll hier nicht joke-mäßig abgehen, sondern extrem glaubwürdig. Leo muss was finden, über das die Tokaijin gerne reden, als wäre er Tokaijin! Das muss die absolute Special Edition sein!"
"Worüber reden denn Tokaijin miteinander?", fragt Leo ratlos.
"Na kennst Du doch aus'm TV! Über Mampf!", sagt Mikey.
"Oder über sich gegenseitig die Fresse versohlen!", sagt Raph.
"Oder über Computer, Holo, und Tele-Netz", sagt Donnie, und dann zögert er, und schiebt hinterher, "... und natürlich ist immer eine Option, über Paarung und Fortpflanzung zu sprechen, wie's aussieht."
Alle schweigen peinlich berührt.
"Das vielleicht lieber nicht", sagt Leo, und tut schnell wieder so als wäre er total lässig, was er zwischendurch vergessen hatte, und sagt "ich weiß auch schon was. Ich loade jetzt also die Telefonie up mit dem ollen Apparillo. Echt easy", und er zieht den Knoten seiner blauen Augenbinde fester, als würde er sich bereit machen für den Nahkampf, total easy, und überhaupt nicht nervös.
Meine Jungs müssen jeweils Common Knowledge würfeln, um sich Themen einfallen zu lassen, die zu einem spontanen Anruf passen, und sich erfolgreich am Telefon zu verstellen. Da sie komisch reden und die Menschenwelt ausschließlich aus der Glotze kennen, zählt auf diesen Wurf ihr Abzug von ihrem Outsider-Nachteil. Sie schaffen jeweils einzelne Gesprächs-Minuten zu überstehen in Höhe ihres Wurfresultates.
Leo hat Common Knowledge immerhin auf W6, er gibt sich gemeinhin echt Mühe, die Großen zu verstehen. Sein Wurfresultat ist nach Abzügen eine eins (er versucht, über das Wetter zu reden, und sagt, dass es ja schon auch beängstigend wäre als Großstädter, wenn immer wieder diese grünen, flimmernden Flächen über die Stadt hinweg ziehen würden, nicht wahr, und die großen roten Pfeile. Er kennt "Wetter" schließlich primär vom Wetterbericht, da sieht das so aus).
Donnie hat eine acht nach Abzügen — ein Raise! (Er redet mit dem zufällig angerufenen Tokaijin über die Qualität der Leitungen, und gibt sich als Telefontechniker aus. Das Gespräch dauert acht Minuten, und er kann dabei sogar dem Angerufenen tatsächlich mit einem technischen Problem an dessen neuem Tele-Netz-Modem helfen. Das Stottern stört überhaupt nicht, nur gelegentlich die kuriose Wortwahl.)
Raph hat eine drei nach Abzügen (er flunkert, er mache eine Meinungsumfrage zu Präsident Bossleys derzeitiger Präsidenten-Arbeit, aber spickt das Ganze so mit seinen komischen Werbefernseh-Vokabeln, dass der Angerufene bald einhängt).
Mike hat eine zwei nach Abzügen (er fragt eingangs ganz einfühlsam, wie's denn so geht, er würde öfters mal einfach fremde Leute anrufen um zu fragen, wie es ihnen ginge, gibt er vor, und ein eigentlich ganz schönes, empathisches Gespräch entsteht eine Weile, aber endet abprupt, als Mikey sagt, "ich mega verstehe Sie, wir sind doch beide Tokaijin", aber daraufhin nicht hinkriegt, dem verdutzten Angerufenen den komischen Begriff 'Tokaijin' zu erklären, und am Ende die Nerven verliert und beteuert, "ich bin jedenfalls keine Schildkröte, Mann, okay?!").
Donnie hat den Wettkampf gewonnen, und grinst triumphierend, bis er verklickert kriegt, dass das ja bedeutet, dass er jetzt den eigentlichen Anruf beim Pizza-Service machen muss.
"Eigentlich voll unfair, nach Minuten hat Leo verloren, er muss demnach ran!", mault Don.
"Äh-äh, Du hast mit Abstand das größte Talent gezeigt, Brüderchen!", feixt Leo.
"Ja ... ja ... ja, aber Du den größten Bedarf danach, noch mehr zu üben!", versucht Don sich zu retten.
"Nix", tönt Raph rum, "Du mega hast uns weggebattlet, jetzt musst Du auch die Telefonie rocken!"
"Wir haben nicht gesagt, dass der Sieger die Arschkarte kriegt! ... Obwohl es hierbei natürlich auscheckt, ehrlich gesagt, von wegen der gewählten Art des Versus-Battle."
Raph nickt bekräftigend: "Es mega checkt aus. Du bist der Telefon-Joker."
Alle sind still und glubschen Donnie an, als er die Nummer gewählt hat, Don glubscht hochkonzentriert ins Leere.
"Freizeichen!", zischt er, als es tutet.
"Freizeichen!", wiederholt Leo aufgeregt, und sieht seine Brüder an, "Freizeichen!"
"Was is' wenn sie nicht drangehen?", tuschelt Mike.
Don guckt ihn an, als wäre das gerade sein sehnlichster Wunsch, egal, wie dringend er Pizza will.
Es klickt, Don fährt zusammen.
"Roy's Pizza, fast immer fresh. Was darf's sein?", quäkt eine gelangweilte Stimme durch den Hörer.
"Bin ich verbunden mit Roy's Pizza?", fragt Don mit überschnappender Stimme.
"Hallo, Roy's Pizza hier", quäkt der Hörer.
"Ich wollte nämlich mit Roy's Pizza sprechen! Hab' ich da richtig eingetüdelt?"
"Ja-haa. Roy's Pizza hier", seufzt die Stimme.
"Oh, na gut. Null Problemo. Hallo, Roy! Wir möchten uns eine große Tüte Pizza reinpanzern!"
"Tüte?!"
"Ja ... äh ... ja, bitte. Eine Ordentliche."
"Welche Größe?"
"Ach so ... ich bin 1,68."
"Ist das'n verfackter Witz-Anruf?", knurrt der Telefonist.
"Nein, nein, nicht auflegen!! Ich sage Dir alles, was Du wissen willst, Roy! Ich pack' aus. Aber nicht auflegen."
"Wir haben Mini, Normal, Maxi, Maxi Spezial, und Party. Was soll's sein, Keule?"
"Äh ... eine Ordentliche."
"Die sind alle ordentlich. Also die Größte?"
"Ja ...", haucht Donnie beseelt.
"Also Party. Welche Sorte?"
"Die Größte."
"Wir haben Salami, Vegetale, Quattro Stagioni, Diavola, Tonno, Quattro Stagioni, Pupsgesicht, Calzone, und Roy's Special."
"Äh. Was war das nach Quattro Sanktioni?"
"Diavola!"
"Dann ... dann ... dann nehmen wir Roy's Special, glaube ich, Roy!"
"Okay ...", kommt es leidenschaftslos aus dem Telefonhörer.
Don sperrt Mund und Glubscherchen auf, und guckt begeistert seine Brüder an, und die gucken entsprechend zurück.
"Es hat geklappt ...", japst Mikey atemlos.
"Lieferadresse."
"Jahaha!", lacht Don glücklich, "danke, Roy!"
"Lieferadresse!"
"Was? Was, Roy? Was sagst Du?", fragt Donnie unkonzentriert, ganz duselig vor Endorphinen.
"Wohin sollen wir denn liefern, Keule!"
Donnie guckt seine Brüder an, und seine Gesichtszüge entgleisen. Daran haben sie nicht gedacht!
"B-b-b-b-b ...", bringt Don nur hervor, unter größter Anspannung.
"Hallo ...?"
"B-b-b-b-b ... b-b-b ..."
"Gleich explodiert er!", sagt Raph besorgt, "B-b-b-bäm!"
"Mission abbrechen!", zischt Leo verzweifelt.
"Hallo ...?", klingt es blechern aus dem Apparat.
Leo steht auf und versucht Don den Telefonhörer abzunehmen, um Schlimmeres zu vermeiden.
"B-b-b ... Bringen Sie sie zur 31st Street und 33rd Street auf der 7th Avenue! Wir nehmen sie dort entgegen! Wir krass bezahlen bar!", platzt es lautstark aus Don heraus.
"Ja, ja. 19 Dollar 97. Kommt in gut 15 Minuten. Danke für Ihre Bestellung bei Roy's Pizza."
"DANKE, ROY!", kreischt Donatello in die Sprechmuschel, und knallt den Hörer auf die Gabel. Frenetischer Jubel bricht aus.
"Das war eine Art Geistesblitz, eine spontane Inspirations-Dröhnung!", schreit Don glücklich. Mikey fällt ihm um den Hals. Dann raufen sie vor Überdrehung alle vier ein bisschen.
"Kleingeld zusammenschmeißen, Jungs!", ruft Leo schließlich, "wir müssen los!"
Aufgeregt raunen alle vier durcheinander, als sie durch die Windungen der Tunnels höher steigen. Sie laufen geduckt und bewegen sich lautlos, und sie haben ihre Waffen der Wahl an ihren Gürteln und Schultergurten befestigt. Nur für den Fall, dass irgendein Megaschrott passiert. Sie sind alle vier nervös wie ein Jutesack voller koffeinisierter Katzen.
Schalter:
"Das ist er, Brüder: Der Ausgang der Mirage-Tunnels — der Ort, wo ... das Oben beginnt!", raunt Leo ehrfürchtig.
"Das, was 'Madison Square Garden' genannt wird ...", ergänzt Don in belegtem Ton.
Sie stehen im Karree unter einer eisernen Sprossenleiter, die zu einem Kanalisationsdeckel hinauf führt, und schauen ehrfürchtig dazu auf. Gelegentlich huschen Lichtpünktchen über winzige Löcher in der Eisenumfassung des Deckels, vermutlich, wenn Autoscheinwerfer sich darüber hinweg bewegen.
"Wow, stark", raunt Mike.
"Warum stehen wir so dumm rum? Macht doch mal fast forward! Habt Ihr Schiss, Ihr Heulsusen?", neckt Raph.
"Mach' Du doch als Erster! Traust Dich ja doch nicht, als Erster zu gehen!", raunt Mike.
"Mach' ich auch! Klaro trau' ich mich, greifen Sie zu, Dauerbrenner!", sagt Raph.
"Ja, mach'! Aber lass' Dich nicht von den Großen sehen, wenn Du Dich aus dem Gulli nach oben verlinkst!", tuschelt Mike.
"Ich mach' das jetzt!", wiederholt Raph.
"Nee, ich mach'", sagt Leo, "ich geh' vor. Ich muss auf Euch aufpassen. Der Sensei hat mir die Verantwortung upgeloadet ..."
"Dann mach' doch, Du Ober-Heulsuse! Aber flenn' nicht los, wenn Dir ein Tokaijin über die Rübe bügelt mit seinem Sporto-Mobil!", frötzelt Raph.
Leo macht schmale Lippen, und beginnt, die Eisenleiter hoch zu klettern. Die anderen drei klettern ihm sofort hinterher.
Leo betastet das rostige Metall, und schickt sich an, den Gullideckel aufzuschieben. Kurz muss er an Meister Splinter denken, und ihm wird mulmig, er zögert.
"Leo, warte mal, Leo! Psst!", macht Donnie aufgeregt unter ihm auf der Leiter.
"Was is'? Sollen wir's lieber lassen? Seid Ihr zu hyper-hyper? Wollt Ihr umkehren?", fragt Leo aufgeregt.
"Quatsch, Mann, wir machen das natürlich! Aber wenn Du den Deckel aufgewieselt hast und Dich uploadest, musst Du unbedingt sagen: 'Dies ist ein kleiner Schritt für eine Schildkröte, aber ein Riesen-Schritt für die Krötenheit!'"
"Au Mann, Donnie ist vor lauter Hyper-Hyper-Sein nicht mehr ganz fresh ...", klagt Mike leise.
"Contraire, ich hammer bin fresh! Ich vergleiche unser Unterfangen mit Neil Armstrong's Mondlandung im TV! Du musst den Satz sagen, Leo, der gehört dazu, für die Epik-Dramatik!"
"Oah, komm' mal klar da! Ich sag' doch nicht nur aus reiner Epik-Dramatik irgendwelche Sprüchlein auf!", beschwert sich Leo.
"Doch, Du krass musst das sagen, Leo! Wenn schon nicht wegen der Epik-Dramatik, dann wegen des Stylismus!", protestiert Don leise.
Leo rüttelt am Deckel: "Den kann man ja gar nicht so einfach aufwieseln! Ist verklemmt!"
"Los, streng' Dich an, Leo!", knurrt Raph, "wir helfen Dir! Sollen wir von hinten schieben?"
"Hnnggg!", macht Leo hinter gefletschten Zähnen.
"Los doch, nimm' all Deine Kröten-Kraft zusammen! ... Turtle Power!", raunt Mikey.
"Yeah, eins, zwei, drei ... Turtle Power!", wiederholen die drei unten verschwörerisch, und Leo japst etwas versetzt, "Turtle Power!", und stemmt sein ganzes Gewicht gegen den Stahl, und in dem Moment springt der Gullideckel auf, Neonlicht und der Geruch der sommerlichen Straße kommen schlagartig herein!
(Ich gebe daraufhin meinen Jungs allen einen Punkt Turtle Power. Haben sie sich da grade verdient, würde ich sagen.)
In den Schatten der grellbunt beleuchteten Straße beziehen die vier Position, lautlos wie sie sich auch in ihren heimischen Tunnels bewegen, aber hier oben taumelig vor all den ungewohnten Gerüchen, von den allgegenwärtigen Geräuschen, die (ohne jedes natürliche Echo) einfach in die rauschende Unendlichkeit der Nacht hinweg getragen zu werden scheinen, und von der immerzu merkwürdig bewegten Luft.
"Jetzt müssen wir nur noch dem Service-Freund auflauern! Er muss das rote Super-Sonderangebots-Logo von Roy's Pizza irgendwo auf sich drauf getan haben! Daran erkennen wir den Service-Freund!", flüstert Leo, "Sinne geschärft, Jungs, tiefe Atemzüge! Kristallklare Wahrnehmung! Lasst Euch durch nichts ablenken, ganz wie es der Meister uns gelehrt hat!"
"Das hier krass ist ernst!", raunt Raph bestätigend.
"Wooow, guckt mal Jungs, Tokaijin! 3D-Echtzeit, ganz nah!", staunt Mike und deutet auf die Straße, wo gerade eine Gruppe gut gelaunter Nachtschwärmer vorbei kommt. Sie haben bunt gefärbte Haare und einer trägt einen riesigen Ghettoblaster auf der Schulter.
"Was hab' ich grade gesagt, Michelangelo!", zischt Leo aufgeregt.
"Keine Ahnung! War abgelenkt! Habt Ihr andern ihm auch nicht zugehört?"
"Sendepause! Konzentration! Tief atmen! Gleich muss der Service-Lieferungs-Freund sich hierhin verlinken ... und wir müssen zuschnappen und den Preishammer-Kauf machen ..."
"Ganz genau! 19,97 gesammelte Kleingelder gegen die Preishammer-Frischware, wie es unter den Tokaijin Brauch ist!", nickt Don.
"Und zwar, ohne dass der Service-Freund uns auch nur einen Moment lang sieht!", schärft Leo den anderen ein, "sonst krass bringen wir Gesichtsverlust-Schande über uns und den Meister und den Codex der Ninjas!"
Alle nicken, angespannt wie Flitzebögen.
Der große, dicke Pizzalieferant Marvin Ciapolla trifft kurz darauf auf seiner surrenden Elektro-Vespa ein. Er trägt eine rotglänzende Jacke mit dem Logo von Roy's Pizza-Service, einen kugelrunden weißen Helm mit Rallye-Streifen, und eine kleine Brille. Er ist von vornherein nervös — zwar war er vorhin nicht der Telefonist, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit Donatello zu telefonieren, aber die ungewöhnliche Lieferadresse an dieser offenen Straßenecke, zu der er kommen soll, macht ihn paranoid. Dies könnte ja auch ein Hinterhalt von Kriminellen sein, in den er gelockt wird. Er ist bereit, die Beine in die Hand zu nehmen und zu seiner Vespa zurück zu spurten, sobald ihm auch nur das kleinste Detail suspekt vorkommt!
Unschlüssig holt Marv den Pizzakarton aus der Transportbox auf seinem E-Roller hervor, und nähert sich.
"Megaschrott, das ist überhaupt keine Tüte! Ist irgendwas schief gelaufen?", flüstert Mike.
"Wir wurden möglicherweise verarscht!", zischt Raphael, "könnte das eine Falle sein?"
Don kneift spähend die Augen zusammen, und vermutet: "Wartet mal, Jungs. Von den Dimensionen der Schachtel her könnte das sogar auschecken. Das würde bedeuten, die krass liefern die Pizza im Stück!"
"Red' keinen Megaschrott, Pizzas sind rund, soviel wissen wir! Der Karton da ist eckig! Wir super wurden verarscht!", knurrt Raph.
"Vielleicht ist eine runde Pizza in dem eckigen Karton ...", grübelt Don.
"So'n Quatsch, so verrückt sind die Tokaijin nicht!", zweifelt Raph.
"Egal, was es ist und wie es in Verpackung gewieselt wurde, wir holen es uns jetzt!! Seid Ihr bereit?", wispert Leo.
"Bereit!", wispern die anderen drei angespannt zurück.
Alle vier machen sich sprungbereit und fletschen nervös ihre großen weißen Zähne.
(Die folgende Sequenz in der Szenariobeschreibung hatte ich vor allem dafür gedacht, Neulingen das Kampfsystem von Savage Worlds nahe zu bringen, ohne dass viel auf dem Spiel steht. Also darf ich (als Mega-Neuling vom Dienst) jetzt auch endlich mal erstmalig Aktionskarten zur Hand nehmen. Ui, wie aufregend! Dann will ich mal versuchen, meine Truppe dem dicken Marvin die Pizza abjagen zu lassen!)
In der ersten Kampfrunde bekommt Marv Ciapolla eine drei als Aktionskarte, alle meine Schildkröten sind vor ihm am Zug. Mein Schlachtplan: Die Jungs nähern sich aus vier Richtungen im Dunkeln, Michelangelo soll sich an einer Fassade kletternd nähern, um Marv den Karton wegzuschnappen. Leo hat das Geld. Die SWADE-Regeln sagen, dass am Ende jedes Zuges, in dem ein Schleicher sich bewegt hat, als free action jeweils Stealth gewürfelt werden muss, um ungesehen zu bleiben.
"Hallo, Kumpel! Geh' bitte nochmal drei Schritt rückwärts, Kumpel!", versucht Leo freundlich den Pizzaboten in Richtung von Mikes Greifreichweite zu dirigieren. Mit Outsider-Abzug kommt er gerade so auf einen Misserfolg. Raph springt ihm bei: "Und zwar zackig, sonst hammer werden wir explosiv!" Er würfelt Intimidation, worauf der Outsider-Nachteil nicht zählt, und erzielt ein Raise, Marvin schlottert, und stolpert rückwärts, auf Michelangelos ausgeteckte, flinke Finger zu. Der ist damit auch an der Reihe, und macht seinen Thievery-Wurf mit -1, um die Pizza zu grabschen. Er hat ja nur einen W4 dafür, kommt aber auf eine 5! Schwupp, ist der Karton weg, und Mikey muss sich kletternd entfernen, und sein freier Stealth-Wurf am Ende seiner Aktion wird eine 27, er bewegt sich lautlos wie ein lauer Luftzug. Don hält sich bedeckt, und raunt Leo zu: "Jetzt Du, sobald er sich umdreht, in 3 ... 2 ... 1 ...", und Supportet seinen Bruder mit Notice.
Marvin glotzt zitternd die Fassade hoch und versucht mit einem Notice-Wurf Mikey auszumachen, aber keine Chance.
"Ist das ein Überfall?", jammert er.
Nach der zweiten Runde wird Marv flüchten. Er hat in dieser Runde allerdings eine zwei als Karte, noch lahmarschiger als in der ersten Runde. Alle Schildkröten sind vor ihm dran! Jetzt hängt alles an Leo, denn der hat das Geld. Seine Aktionskarte ist allerdings auch nur eine drei. Nervös setzen sich die drei Brüder (mit ihren Damen und Königen) auf Hold, um eingreifen zu können wenn was schief läuft, sie halten sich sprungbereit. Dann ist die drei an der Reihe — Leonardo zischt los, zu dem perplexen Marv, der sich ja eben nach Mike umgedreht hat, und würfelt eine 9 bei Agility, dank Don's Support-Wurf eben, er schiebt unbemerkt durch das Raise das Kleingeld im Wert von $19,97 in die Jackentasche des Tokaijin, ohne dass es auch nur klimpert. Dann macht auch er seinen freien Stealth-Wurf um seine Bewegung zu beenden, in die Gasse zurück, aus der er eben hinaus gehuscht ist, und erzielt eine elf. Sieg!
Marv Ciapolla rennt gehetzt zu seinem Roller zurück, bemerkt dabei das Klimpergeld in seiner Tasche, das vorher definitiv nicht da war. Schaut über die halbdunkle Straße, mit weit offenem Mund.
Erst in der Sicherheit des Turtle-Verstecks wagen die vier atemlos keuchenden Schildkröten, die ergatterte Schachtel aufzumachen. Ehrfürchtig stehen sie aneinander gedrängt, als Mike langsam den Deckel hebt.
"Don hatte Recht ...!", keucht Mike, "sie liefern sie tatsächlich im Stück! Wer hätte das gedacht?"
"Keine Verarschung, Mann! Echt jetzt, Alter!", raunt Raph fasziniert.
"Aber ich checke keine Einschnitte, für die Portionierung! Wie isst man das denn dann?", fragt Don.
"Klare Sache, Keule: Wir knien uns um den Tisch rum, und futtern jeweils von einer Kante aus los!", sagt Mike.
"Ich hab' eine andere Idee, Jungs! Tretet mal zurück", sagt Leo, und zieht seine Ninjato-Schwerter.
Über Geschmack kann man ja streiten, aber über eins sind sich im Nachhinein alle einig: Das war das megastärkste, was sie je zu futtern bekommen haben.
Schalter:
Nur der Vollständigkeit halber poste ich vielleicht mal die restlichen Ideen, die ich damals hatte. Die haben lange genug in der Schublade gelegen! Ein paar witzige Sachen sind da noch dabei:
Szenario: Der Frittenmann
Die Foot Gang bedient sich in ihrer Gier nach der Kontrolle über New York einer ganzen Reihe von verwerflichen Machenschaften, unter anderem dem feigen Erpressen von Schutzgeldern. In manchen Stadtteilen zahlen beinahe alle örtlichen Geschäfte unter der Hand solcherlei Abgaben an die Schergen der Foot Gang, damit diese dafür sorgt, dass die anderen Machtgruppen des organisierten Verbrechens nicht derartige Läden plündert, oder gleich ganz abfackelt. Die Foot Gang beschützt damit die Inhaber gegen die Missetaten ihrer vielen Rivalen im Gangkrieg — und allen voran sieht sie dadurch höflich davon ab, derartige Missetaten selber zu begehen!
Polizeichef Walter "Whitey" Whiteslate hat feierlich schon mehrere Sonderkommissionen eingerichtet, um die Schutzgeld-Erpresser endlich zu schnappen, aber die Cops vor Ort haben gemeinhin zu viel Angst vor den Foot-Ninjas, um allzu genau hinzugucken, weswegen diese Sonderkommissionen bisher alle ruhmlos gescheitert sind.
Polizeichef Walter "Whitey" Whiteslate, er ist quasi das Gesetz in New York
Eine bekannte Burgerbräterei in Manhattan ist vor Kurzem von der Foot Gang mit ihren immer weiter steigenden Schutzgeldforderungen gänzlich aus dem Geschäft gedrängt worden. Dies war das Diner mit dem illustren Namen "Mad Meat Manison", welches zwar verhältnismäßig klein und schmierig war, aber eine alteingesessene und überaus treue Stammkundschaft hatte. In den späten Achtzigern hatte das Mad Meat Manison sogar örtlichen Kultstatus erreicht. Einige der treuesten Stammkunden haben in den vergangenen Monaten wacker versucht, ihrerseits gegen die Schutzgeld-Erpresser der Foot Gang vorzugehen, zuerst mit Recherchen, dann mit Gewalt. Alle, die bei solchen Nachforschungen ein Stück weit gekommen sind, sind allerdings bei Nacht und Nebel schließlich verschwunden ...! Dies hat die eingeschworene Gemeinschaft schließlich gesprengt, und das war das endgültige Aus für das Mad Meat Manison.
Der Besitzer des Diners, Norm Friscinsky, will als Einziger jedoch immer noch nicht kleinbei geben. Er hat über Jahre einiges für seine Burgerbräterei durchgemacht (unter anderen ist ihm mal seine rechte Hand in brodelndes Frittenfett geraten, und seitdem ist diese Hand gefühllos und schmerzresistent). Nun sinnt Norm Friscinsky maximal auf Rache an der Foot Gang. Zuerst will er die Kontrolle der Ninjas über seine Nachbarschaft schwächen, und zwar mit aller Gewalt! Ehrlich gesagt hat der tödliche Zwist mit den Schutzgelderpressern und die Schließung seines Diners ihn komplett überschnappen lassen. Friscinsky entschließt sich, seine bürgerliche Identität aufzugeben und sich unerkannt ausschließlich seiner Vendetta zu widmen; er fritiert sich selbst, wodurch er vollständig schmerzresistent wird, und geht als superhässlicher Kämpfer auf die vom Foot kontrollierten Restaurants los.
In den letzten Wochen hat man bereits Schauergeschichten davon gehört. Er ist der Frittenmann, und sein Hass — und die Fritierung — geben ihm die Kraft und Entschlossenheit einer Ein-Mann-Armee, um gegen die Foot Gang in New York vorzugehen. Verblendet wie er ist, wandelt der Frittenmann dabei allerdings auf einem schmalen, fettigen Grat zwischen gut und böse.
Rote Pampe wird in den Straßen seines Viertels fließen — und hoffentlich wird das nur Tomatenketchup sein!
Ein voll verhagelter Abend bei Ninja Nino's
Dabei kommt dieser "frischgebackene" Kämpfer gegen die Korruption New Yorks den SCs in die Quere, den Turtles. Die sitzen gerade als die Handlung dieser Story beginnt in einer ihrer Lieblingspizzerien, die zufällig auch noch den bescheuerten Namen "Ninja Nino's Pizza" trägt, einer großen düsteren Bude, wo sich selbst Freaks wie sie eine dunkle Ecke suchen und ihre Hüte und Trenchcoats bei Tisch aufbehalten können. Die Fenster des Ladens sind mit Seifenlauge-Streifen so verschmiert, dass man bestenfalls Schemen durch sie sehen kann. Meister Splinter ist immer noch nicht so ganz glücklich über solcherlei Maskerade, aber er denkt, dass seine Jungs reif genug dafür sind, gelegentlich unter Menschen an die Oberfläche zu gehen, wenn sie geschickt dabei vorgehen.
Sie haben gerade ihre Bestellung aufgegeben und reden womöglich ausgelassen über irgendwelchen Blödsinn, als plötzlich ein riesiger Fremder breitbeinig in den Laden tritt ... und megakrassen Streit sucht!
Der Frittenmann will feisten Fun mit seiner Pump Gun, und hat außerdem einen spezialangefertigten Boxhandschuh und extrem scharfe, nahkampftaugliche Saucen dabei. Er beginnt mit seinem Vorhaben, alle zu verkloppen, die zum Personal von Ninja Nino's Pizza-Fressladen gehören. Und um natürlich am Schluss Kerosinfeuer am Tresen zu legen, der gefüllte Kanister baumelt unübersehbar an einem Bandolier bereits griffbereit an seiner Seite! Er tönt herum von wegen, er "würde den Gangs der Stadt eigenhändig den Garaus machen", und dass alle Anwesenden hier "den Fuß küssen" würden, Belegschaft wie Kunden, und er fährt auch noch während dem Kampf mit solchen Äußerungen fort.
Ein Common Knowledge-Erfolg bei dieser Begegnung (oder im Nachhinein) zeigt einem SC, dass es sich um den Frittenmann handelt, der gerüchteweise in Manhattan umzugehen begonnen hat, und hier scheinbar dasselbe plant wie in mehreren Schnellrestaurants vorher: Erst allen Angestellten sein berüchtigtes Friteusen-Mal verpassen, und dann die Fressbude mit Kerosin niederbrennen. Der Frittenmann hat auch heute genau das vor.
Das Mal des Frittenmanns: Der Frittenmann hat sein per Batterie-Pack beheiztes Friteusengitter an seinen Karatehandschuhen angebracht, wodurch seine Schläge für immer einen lustigen, gemusterten Eindruck hinterlassen. Ansonsten hat er Plastikflaschen mit seiner speziellen ultra-scharfen Frittensauce dabei (im Lederbandolier vor seiner schusssicheren Weste), die er als Free Action ziehen kann und Gegnern voll ins Gesicht portionieren (dies funktioniert im Kampf als Athletics-Test gegen die Agility des Ziels).
🍕Fries Dude (Wild Card)
Attributes: Agility d6, Smarts d4, Spirit d8, Strength d10, Vigor d12
Skills: Athletics d6, Common Knowledge d6, Fighting d8, Intimidation d10, Notice d6, Persuasion d6(-2), Shooting d4, Stealth d6
Pace: 6, Parry: 6, Toughness: 17 (4)
Hindrances: Ugly (No skin, hair, lips, or eyelids, heavily burned skin), Ruthless (Major: Psycho fanatic), Vengeful (Major: Destroy Foot Clan for destroying his restaurant)
Edges: Brawny, Iron Jaw, No Mercy, Quick
Special:
Greasy: -2 to Grapple the Fries Dude or maintain a Grapple on him.
Hard-Boiled: The Fries Dude gets Toughness +5. He feels no pain and doesn't get any Wound penalties.
Hardy: A second Shaken result doesn't cause a Wound.
Immunity: The Fries Dude reduces all damage based on Acid, Heat or Fire by 4, including damage from powers based on these Trappings.
Gear: Karate glove with electric deep-fryer metal parts (Str+d4+1), pump gun, SmartCom phone, bandolier with 5 ultra hot sauce plastic bottles, kevlar west (Armor 4), trenchcoat, basecap.
Die SCs müssen natürlich incognito bleiben und daher in ihren Trenchcoats kämpfen, und dürfen dabei auch ihre Schlapphüte nicht verlieren. Ab der vierten Kampfrunde haben jedoch alle Menschen den Laden fluchtartig verlassen, so dass die SCs sich ab dann eigentlich keine Sorgen mehr vor Entdeckung ihrer wahren Turtle-Natur machen müssen (außer durch ihren Gegner den Frittenmann selber, und der scheint ja selbst kein Mensch zu sein, und außerdem völlig plemm-plemm zu sein). Die Fensterscheiben von Ninja Nino's sind ja so verschmiert, dass man von draußen fast nichts sehen kann, also sind die SCs weitgehend sicher vor Gaffern.
Ninja-Ehre: Wenn die SCs es schaffen, während der ganzen Szene höchstens vom Frittenmann als Mutanten gesehen zu werden, erhalten sie alle dadurch nach dem Kampf +1 Turtle Power.
Wenn man ihm mehr als eine Wunde zufügt, oder aber seinen Kerosinkanister wegnimmt, so dass er nicht mehr zündeln kann, tritt der Frittenmann zähneknirschend den Rückzug an. Er glaubt natürlich, die SCs seien kriminelle Häscher der Foot Gang, welche hier einfach nur ihre schurkische Einkunftsquelle gegen "seine spezielle Marke von Gerechtigkeit" verteidigen wollten. Draußen wartet sein startbereites Fluchtfahrzeug, so dass er etwaige Verfolger wahrscheinlich locker abhängen kann (inklusive natürlich auch des NYPD, die mal wieder zu spät eintreffen werden, sollten sie denn überhaupt eintreffen).
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