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Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens

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Weltengeist:

--- Zitat von: Alex am 22.08.2021 | 19:36 ---Ich will jetzt den Weltengeist nicht nerven, wenn wir in diese Richtung abdriften, daher schlage ich einen anderen threat vor, das auszudiskutieren.  :) Wäre sicher interessant, wenn jeder da seine Erfahrungen reinhaut ...

--- Ende Zitat ---

Das würde ich auch vorschlagen. Es freut mich ja immer, wenn aus einem Thread eine lebhafte Diskussion entsteht, aber mit der Startfragestellung hat die hier zunehmend weniger zu tun.

Mir ging es ja um eine ganz bestimmte Art von Fantastik - nämlich die mit eigenen Welten - und die Frage, warum es immer schwerer zu sein scheint, solche Welten in Romanen einzuführen, ohne den Leser damit zu überfordern. Liegt es am Leser? An den Autoren? Haben sich die Gesetze des Genres (bzw. des Marktes dafür) verändert?

Einige Beispiele: Früher hatte ich beim Herr der Ringe, bei Conan, bei Fafhrd und dem Grauen Mausling oder sogar bei Elric von Melniboné keine Probleme, in die Welt hineinzufinden, obwohl das sehr unterschiedliche Arten von Fantasy sind und die Welten dahinter ausnahmslos komplex genug waren, um in verschiedenen Rollenspielen verwurstet zu werden. Diese Romane sind aber ausnahmslos älter als ich selbst. In letzter Zeit bin ich dagegen beispielsweise an Stephen Hunts "Königreich der Lüfte", an Arkady Martines "A Memory Called Empire" und an Neal Stevensons Baroque-Zyklus komplett gescheitert, habe mit Jim Butchers "The Aeronaut's Windlass" hart gekämpft und überlege derzeit, S. A Chakrabortys "The City of Brass" abzubrechen. Immer aus dem gleichen Grund - dass ich bereits nach 100-200 Seiten komplett den Überblick verloren habe.

In Verlängerung dieser Selbstzweifel treibt mich übrigens noch ein anderer Gedanke um. Ich mag wie gesagt Welten, die anders sind - das ist genau der Grund, warum ich Fantasy lese und bespiele. Aber wenn ich es schon beim Lesen von Romanen nicht hinbekomme, den Überblick über die Welt zu behalten, wie gut stehen dann die Chancen, dass Spieler in einer Spielrunde, die sich nicht in ihrer Freizeit mit Quellenbüchern beschäftigen wollen, jemals einen Zugang zu einer Nicht-Klischee-Fantasywelt bekommen? Wie muss man es - als Autor oder als Spielleiter - anstellen, dass die Leser / Spieler in die Welt hineinfinden, ohne überfordert zu sein?

1of3:

--- Zitat von: Tele am 22.08.2021 | 19:39 ---Unterm Strich: Kauft deutsche Fantasy auch von kleinen Verlagen. Danke!

--- Ende Zitat ---

Mach gerne ein Thema auf, wenn du solche empfehlen möchtest.

Crimson King:
@Weltengeist: wie sieht es denn mit dem zeitlichen Investment und dem Fokus aus? Lesepausen? Ich stelle bei mir fest, dass ich aktuell bedingt durch die Rahmenbedingungen nicht in der Lage bin, einen einigermaßen langen Roman einigermaßen am Stück zu lesen. Wenn ich das Lesen unterbreche, komme ich aber bei komplexeren Sachen wieder raus und muss im Grunde genommen von vorne anfangen. Ich brauche da einfach eine gewisse Ruhe für und die habe ich zur Zeit nicht aufgrund der Kombination aus beruflichen und familiären Verpflichtungen, der nervigen Pandemie und dem Konflikt mit den anderen Interessen, die ich noch so habe.

Issi:
@
Weltengeist

- Denke, je komplexer die Welt, desto mehr müssen beide Seiten leisten.
Autoren müssen sich die Mühe machen, das  komplexe Wissen unterhaltsam und nebenbei zu vermitteln, sodass es die Leser nicht merken. Und die Leser müssen dennoch in Kauf nehmen, dass sie (um die Welt verstehen zu können) mit Informationen überhäuft werden.
 
Denke es traut sich vielleicht keiner mehr einfache, beschauliche Geschichten zu schreiben.
Stattdessen werden möglichst neue, komplexe, ungewöhnliche Fantasywelten geschaffen, um sich von anderen Autoren/Geschichten abzuheben, abzugrenzen.

(Ich persönlich finde ja, dass eine Romanwelt häufig nicht für Rollenspiel taugt.
Denn eine Romanwelt dient normalerweise der Geschichte ( einer bestimmten Geschichte), nicht umgekehrt.

Eine Rollenspiel Welt dagegen - sollte mMn. Platz für sehr viele, und auch unterschiedliche Geschichten, und Ideen bieten.
Das können Romanwelten selten.
Ein Grund warum " Mers" für mich z.B. nicht funktioniert- Es ist Tolkiens Welt.
Sie bietet zu wenig Platz für Eigenes, Neues.)

Greifenklaue:
Ich hatte auch eine Krise, mich haben die Appendix N-Empfehlungen rausgeholt.

Howards Conan, Leibers Lankhmar, Vances Cugel/Dying Earth, Burroughts Venus-Zyklus ...

Die Bücher sind recht kurz, trotzdem voll spannender Ideen (bei Howard auf die nichtaufgeblähte deutsche Neuübersetzung achten, die Aufblähungen seiner Bearbeiter zerstören oft seine kurze, knappe, präzisse Beschreibung) und "trauen" sich noch was. Ich erinnere mich noch an ein kurzes Buch von Herbert, wo er einen Außerirdischen als Tanne oder Fichte beschrieb ...

Vielleicht hilft`s ;)

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