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Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer

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Weltengeist:

--- Zitat von: Aedin Madasohn am  1.11.2021 | 16:41 ---hier vielleicht mal die Frage:

- wollt ihr Wochentags/Monatsnamen?
   ich habe viele Romane gelesen, wo der Autor das komplett ignoriert hatte und die Story hat trotzdem funktioniert.
   Waren halt Jahreszeiten und Feste bei Ploterfordernis genannt und ansonsten war gut. 

- andere Namen für Sonne und den Mond?

- andere Namen für Gewichtseinheiten? Münzen? Entfernungen
  der Schritt als 3/4 Meter und der Doppelschritt als 1,5. Davon Tausend (mille) 1,5 km. Elle, Finger/Zoll...
  ...500g Pfund, 50 kg Zentner - klingt doch schon exotisch genug  ;D

--- Ende Zitat ---

Ich mag sowas grundsätzlich. Allerdings sollte man sich als Autor darüber im Klaren sein, dass der Leser sich nicht daran erinnern wird, dass Chthul der blaue, Vadriu der rote und Alamath der gelbe Mond ist, nur weil das irgendwo mal erwähnt wurde. Speziell wenn das irgendeine Bedeutung für die Handlung hat (oder man gerne hätte, dass der Leser das richtige Bild vor Augen hat), muss man das mehrmals wiederholen, bis es beim Leser irgendwann einsickert.

Bei den Einheiten mag ich tatsächlich den DSA-Ansatz, bei dem man spontan ein Bild vor Augen hat (Fingerbreit statt Zentimeter, Schritt statt Meter usw.). Speziell in der Fantasy hilft es vermutlich auch, sich daran zu erinnern, dass normierte Maßeinheiten den Spezialisten vorbehalten waren (Geometer, Kaufleute etc.) und dass "Otto Normalbürger" eher mit Veranschaulichungen ("zwei Mann hoch", "einen Steinwurf entfernt", "so schwer wie drei Pferde", "ein Faß voll", "zwei Tagreisen entfernt") hantierte.

Bink:
Tja, Worldbuilding und Karten Zeichnen macht halt Spaß. Wieviel man von den Informationen später tatsächlich in die Geischte einfließen lässt, ist die Kunst. Zu viel, und es erschlägt die Leser, zu wenig, und es kommt leider oftmals das (für High-Fantasy) typische Mittelaltersetting heraus, in der Stadt A genau so aussieht wie Stadt B und die gesamte Stadtbevölkerung allem Anschein nach nur Schankwirten, Dirnen, Söldnern, Kaufleuten und ein paar (leicht zu übertölpelnden) Stadtwachen besteht.   


Details können – wenn sie glaubwürdig und anschaulich dargestellt werden, durchaus zur Immersion beitragen. Dem Herrn der Ringe merkt man an, dass Tolkien nur einen Bruchteil von Mittelerde mitgegeben hat, aber gerade darum wirkt er so authentisch. Das Gleiche gilt übrigens für Rowling und Patrick Rothfuss und Autoren wie Jack Vance.

Ob man unbedingt eigene Bezeichnungen für eigentlich bereits bekannte Sachen einführen muss? Wenn sie eine Rolle spielen, würde ich sagen. Ansonsten bevorzuge ich auch lieber  anschauliche Begriffe, wie 2 Fuß lang, eine Elle, eine Wagenladung usw. Ich muss das Rad nicht neu erfinden. Eigene Begriffe für Wochentage würde ich mir z.B. schenken.

Es stimmt allerdings, dass gerade im SF-Bereich oftmals Leser durch allzuviel Tech-Kauderwelsch verschreckt werden:
"Rok-Ti-Pyon, Kommandant des schweren Subraumkreuzers Patjomkin ziselierte sorgfältig den Zirbelgrutzler am Nullraum-Tiefenradar-Howitzer, der sogleich A-Partikelgranaten in die Schwarzschild-Diskontinuitäts-Plasma-Schirme des Tiefenraumers der Otzikotzer entsandte."

Aber: Manchen Leuten gefällt das. Mir nicht. Ich denke, man sollte sein Worldbuilding schon sorgfältig betreiben, aber nur dann etwas davon in die Welt entlassen, wenn es eine Geschichte glaubwürdiger macht und nötig ist.

Aedin Madasohn:

--- Zitat von: Alex am  1.11.2021 | 16:46 ---Völlig unironisch gefragt: Warum willst du das tun?

--- Ende Zitat ---

ich frage hier nur nach euren Geschmäckern, um mir da ein Bild der Vorlieben zu machen. Nicht mehr.

Weltengeist hat es da gut auf den Punkt gebracht: eher hemdsärmlige Vergleiche aus der Sicht des Protagonisten als "genaue" Beschreibung.

Da aber Geschmäcker verschieden, sind halt mal mein Nachfragen.

Persönlich halte ich es da auch eher sparsam mit solchen Eigennamen für "Standards".
Sonne ist Sonne, auch wenn der Sonnengott Sol Invictus heißt.
Ein Schwert ist ein Schwert.
Golddukaten, Silbertaler - selbsterklärend. Denare, Schilling - aus der Geschichte geklaut. Aber eigentlich reichen auch "ließ eine silberene Münze springen und fragte: und du hast wirklich nichts gesehen?" aus, um die Geschichte zügig (info-balastfrei) voranzubringen.

Außer der Plot liegt in Kaiser Neros Münzverschlechterung begraben  ;D
aber das dürfte selten sein...

   

schneeland:
Ich tendiere auch zu nein - wiedererkennbare Elemente aus der Geschichte bzw. bekannte Versatzstücke (wie bspw. Credits in SciFi-Universen) sind für Romane deutlich angenehmer, wenn es um Maßeinheiten, Währungen und andere orientierungsrelevante Dinge geht. Und speziell die Aussage
--- Zitat von: Aedin Madasohn am  2.11.2021 | 18:34 ---eigentlich reichen auch "ließ eine silberene Münze springen und fragte: und du hast wirklich nichts gesehen?" aus, um die Geschichte zügig (info-balastfrei) voranzubringen.
--- Ende Zitat ---
würde ich eindeutig unterschreiben.
Selbst in Rollenspielregelwerken ist es so, dass z.B. der Zehntag in den Vergessenen Reichen bis heute nervt :)

Etwas unschärfer wird es für mich, wenn es um Gegenstandsbezeichnungen und Speisen und Getränke geht. Auch hier bin ich zwar der Meinung, dass man sich besser an geschichtlich etablierten Dingen orientiert, aber m.E. können da punktuell durchaus Akzente gesetzt werden - es muss halt im Rahmen bleiben und erfordert Fingerspitzengefühl dabei, die notwendigen Erklärungen in den Text einfließen zu lassen, ohne dass es wie ein banaler Infodump rüberkommt - in einer antik angehauchten Welt dürfte also ein Legionär durchaus sein Pilum schleudern, oder sich etwas Garum über seine Speisen kippen, aber bitte keine eigenen Worte für Sandalen, Rüstung, etc.

Im Prinzip gilt ähnliches für Ortsnamen, wobei m.E. erneut auch die Feststellung zu Maßeinheiten zutrifft: vielleicht muss gar nicht so genau wissen, wie der dritte der fünfzehn Berge heißt, von deren Wipfeln sich dräuend Gewitterwolken ins Tal schieben.

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