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Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer

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Issi:
OK, jetzt wo der Strang tatsächlich zuerst bei "Sehen" gelandet ist  ~;D, bleibt nur noch zu sagen:
"Schreiben ist doch wie einen (Kopfkino) Film zu drehen."
Sowie Du im Kino vergessen willst, dass du einen Film siehst, willst Du beim Lesen vergessen, dass du ein Buch liest."

Darum sollte ein Buch mMn. Keine Langweile oder Verdruss aufkommen lassen.

Auch nicht durch überflüssige oder schlecht verpackte Informationen.
Woran erkennt man die?

1. Sie bringen den Lesenden nix.
( Oder zumindest keine Erkenntnisse, die für die Geschichte von Bedeutung sind)
2. Sie schmälern die Unterhaltung einer bestimmten Szene.
(Sie fügen sich z.B. nicht organisch in ein Gespräch ein, sondern werden den Lesenden mehr oder weniger durch einen unnatürlich wirkenden "Vortrag" oder Monolog auferlegt.)

Edit folgt.
Von "Gärtnern" und "Architekten".
Denke, es kommt selbst für Gärtner der Punkt, an dem sie irgendwann Architekt sein müssen, damit das alles am Ende Sinn ergibt.
Wichtig ist mMn: Nicht alles was ausgearbeitet wurde, um die Welt zu erklären, ist für die Lesenden interessant.

Und gerade wenn es viele verschiedene Fraktionen und Personen gibt, muss man Prioritäten setzen. Und die, die in der Geschichte ne Bedeutung haben sollen, sollten durch ( Erscheinung, Auftreten, Persönlichkeit etc.) einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Fragen die ich stellen würde:
Was ist an dieser Figur einzigartig?
Was macht sie anders als andere?
Was macht sie aus?
Wodurch fällt sie auf?
Wie und wodurch kann sie bei den Lesenden möglichst schnell einen bleibenden Eindruck ihrer Persönlichkeit hinterlassen?

KhornedBeef:
Wie steht ihr denn zu inneren Monologen zur Vermittlung von Wissen?
Ich frage, weil das bei Abercrombies First Law - Trilogie, die ich gerade abschließe, ein häufiges Stilmittel ist. Das sind teils die unterhaltsamsten Passagen des Buchs. Ich denke, das liegt mit daran, dass die Perspektiven der Protagonisten in ihnen so deutlich, und unterschiedlich sind. Die Welt beschrieben, durch die Brille eines fühlenden Wesens, eben.

Aedin Madasohn:

--- Zitat von: Alex am 24.08.2021 | 14:56 ---Auch stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Fantasy-Welt vollständig ausarbeiten sollte und sie nicht organisch mit der Erzählung (und den daraus entstehenden Bedürfnissen) wachsen lassen sollte.

--- Ende Zitat ---

es gibt ja das Sprichwort: die zweiten Gedanken (Ideen) sind die besseren

daher würde ich jedem Autor empfehlen, nicht zu viel zu früh "festgelegt" zu haben. Nachher braucht man es nicht (Sackgassen) oder halbgares Anfangs-Halbsatz-Zeug, dass dort keinen Mehrwert brachte als Bleiwüste zu generieren, verstellt den Weg zu einer guten Idee nach 100 Seiten.

Immer nur das setzen, was gerade auch "handelt" oder gebraucht wird. Wieviele exotische Völker soll es geben oder ausdrücklich nicht geben, wenn der/die Protagonist/in als

Mensch in einem Menschdorf

die erste Seite füllt? Genau. Erstmal gar keine Aussage zu.

Bei Bedarf kann der erste Elf/Zentaur/Querks ja noch immer eingeführt werden, wenn er in der Herberge beim Humpen Bier sitzt oder
Großvater erzählt odoeroder

Soll hingegen das Menschendorf unter der brutalen Fronherrschaft der blutrünstigen (alle howard´schen Klischeeknöpfe drücken) *Orks* stehen, dann...

- kann ich auf LOTR/D&D/DSA/Warhammer Vorbildung  >;D setzen

...und mich auf Seite 1 etwas anderem widmen, als den 7 Jährigen Orkkrieg zu rekapitulieren, wo König Sc`ripto´pfer von Ratgeber Ver`Rät`er in den Hinterhalt von Ol`ruk Bluthammer gelockt wurde.
Ausbeutung = Armut, Hunger und Elend
Brutal = Angst und Einschüchterung
lässt sich als Stimmungsbild einflechten, ohne es zu spröde als "soziologisch korrekte Studie" Fakt um Fakt runterzuratten.

Soll hingegen der/die Protagonist/in gleich auf Seite 1 den Wegruf ins Abenteuer erhalten, weil mystischer Bote Einhorn/Simurgh/Elf/Cherub/Orakel/Baumgeist mit der Tür ins Haus fällt, so ja nur darum, weil der Autor auf schnellen Einstieg setzt und nicht vom Ei der Leda aus die Story entwickeln will.

Wäre jetzt natürlich eine ziemliche Bremse, erst die letzten 10 Zeitalter dieser Kinder der Morgenröte aus dem off nachzuerzählen, bevor dann das Mensch=Kind-des-Herbstes zur Quest aufbrechen darf um auch mal die Welt retten zu dürfen.


schneeland:
Meine Tendenz diesbezüglich ist, dass idealerweise erstmal ein roter Faden eingezogen werden sollte (für zentrale Orte, Personen/Fraktionen, Ereignisse), man dann erstmal eine erste Version soweit wie möglich runterschreibt und anschließend mit dem Polieren beginnt. Das Risiko, sich ansonsten mit Details zu verzetteln, die ohnehin niemanden interessieren bzw. die, wie wir im anderen Faden ja schon diskutiert haben, die Leseerfahrung eher verschlechtern, ist m.E. relativ groß. Nachteil ist natürlich, dass es schon ziemlich schmerzhaft ist, etwas Geschriebenes (oder Gezeichnetes, etc.) nochmal wegzuwerfen und neu anzusetzen - für das Tolkien-Level braucht man dann schon eine ziemlich dicke Haut  :D

Edit:
Aedin hat das ja auch nochmal etwas mehr ausgeführt.

Alex:
Generell bin ich voll bei dir Issi, aber es gibt einen großen Markt (oder Bedarf) an sehr ausschweifenden Büchern, auch außerhalb der E-Literatur.

Ein Beispiel dafür ist Hakan Nesser, der in manchen Krimis mörderisch viele Rückblenden hat um den Charakteren mehr Tiefe zu geben. Mich nervt das höllisch, weil ich eben will dass die Geschichte weitergeht, aber vielen anderen Leuten gefällt das und unzweifelhaft ist Nesser damit sehr erfolgreich.

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