Autor Thema: [The One Ring / Der Eine Ring] Schattenpunkte bei Missetaten gegen Orks?  (Gelesen 2989 mal)

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Offline Ausfern

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Hi Alle,

in unserer DER1e Runde ist nun eine (sehr philosophisch-ethische) Diskussion darüber entbrannt, ob man als Spieler bei Missetaten (z.B. Folter) gegen Orks Schattenpunkte kassieren soll.

Für alle die das Spiel nicht kennen:

Schattenpunkte symbolisieren die Verderbtheit eines Charakters. Je mehr Last, Trauer, Schrecken ein Charakter ausgesetzt ist, je mehr driftet er auf die "dunkle Seite der Macht" ab (quasi wie Boromir oder Frodo).
Schattenpunkte kriegt man aber nicht nur passiv, sondern auch aktiv durch die moralischen Verfehlungen die man begeht (z.B. Folter, Mord, Plünderung, Diebstahl etc.).
Sich in einem Kampf zu verteidigen und den Gegner dabei zu erschlagen, gilt dabei nicht als kritische Situation. Wenn es aber nicht unter "Notwehr" fällt, sieht es schon wieder anders aus.

Wie seht ihr das? Nehmen wir die Situation: Die Spielercharaktere fangen einen Ork und wollen wissen, wo deren Behausungen sind. Der Ork will nicht reden, also entschließen sich die SCs, ihrer Frage etwas mehr... Nachdruck zu verleihen. Ist diese Handlung unmoralisch? Verderben dadurch die SCs (und sei es auch nur wenig)?


 
Alea iaciamus.

Offline treslibras

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Ob die Handlung unmoralisch ist, halte ich für sekundär. Folter kann unter bestimmten Umständen moralisch gerechtfertigt werden. Aber der Schatten wirkt ja auf den Charakter/die Psyche.
Also selbst wenn in einer bestimmten Situation die Folter gerechtfertigt werden könnte, muss der Charakter ja dennoch Grausamkeit ausüben, und das hinterlässt immer Spuren ("traumatisiert").
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Offline nobody@home

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Ich würde sagen: ja. Genauso funktioniert die "dunkle Seite" doch, oder? Indem man der Versuchung nachgibt, ihre Methoden gegen sie einsetzen zu wollen, unterliegt man auch schon Stück für Stück selbst wieder ihrem Einfluß, egal, wie elegant man sich das vor sich selber schönlügt...

Online Isegrim

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Hat Aragorn Schattenpunkte bekommen, weil er Gollum fing und nicht besonders nett behandelte?

Zitat von: HdR, Der Rat von Elrond
"Er wird mich niemals lieben, fürchte ich; denn er biß mich, und ich war nicht sanft. (...) dieser Weg zurück, als ich ihn Tag und Nacht bewachte, ihn vor mir her gehen ließ mit einem Strick um den Hals und geknebelt, bis er zahm geworden war durch den Mangel an Essen und Trinken (...)"

Auch, wie Gandalf Gollum dann zum Reden brachte, könnte man sich fragen...
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Offline nobody@home

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Hat Aragorn Schattenpunkte bekommen, weil er Gollum fing und nicht besonders nett behandelte?

Möglich; ohne das System näher zu kennen, kann ich nicht sagen, ab wann das anfängt, wie schnell (wenn überhaupt) man Schattenpunkte wieder loswerden kann, und an welchem Punkt sich die ersten konkreten Auswirkungen bemerkbar machen. Ich vermute zwar stark, daß auch in Mittelerde nicht gerade "wenn du nicht gegenüber allen anderen brav den Fußabtreter spielst, bist du automatisch ein pöser Pursche" gilt, aber wo die Regeln da nun genau ihre Richtlinien ziehen...

Offline Cormac

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Hat Aragorn Schattenpunkte bekommen, weil er Gollum fing und nicht besonders nett behandelte?

Auch, wie Gandalf Gollum dann zum Reden brachte, könnte man sich fragen...

Wer sagt denn, das er keine bekommen hätte? Schattenpunkte sind zunächst eine temporäre Angelegenheit. Zumal es doch noch einen großen Unterscheid gibt zwischen "gefangen nehmen und nicht nett behandeln" und Folter.

Das Foltern sollte definitiv und unbedingt Schattenpunkte geben. Es mag ja sein, dass sowas in D&D oder im schlagmichtot RPG ok ist, aber in TOR sollte solche Handlung unbedingt negative Konsequenzen mit sich bringen. Das geht auch aus den Regeln ganz klar hervor. S. 224 Revised Corebook (torture = 5 shadowpoints) / 2. Edition S. 139: torture = 4 Shadow Points
Nirgendwo erwähnen die Regeln, dass dies nur für die Freien Völker gelten würde. Warum sollte es auch? Wenn ich mich wie eine Kreatur des Feindes benehme, bekomme ich halt Shadow Points und werde nach und nach tatsächlich zu einer Kreatur des Feindes.
« Letzte Änderung: 2.11.2021 | 19:22 von Cormac »

Offline caranfang

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Das sehe ich etwas anders. Wir wissen zum Beispiel, dass Elladan und Elrohir aktiv Orks gejagt haben. Aragorn hat selbst gesagt, dass er die Diener des Feindes überall jagt. Und selbst Gandalf war nicht sonderlich sanft zu Gollum, als er ihn verhörte. Für einige, wäre all dies Grund genug, den Charakteren Schattenpunkte zu geben. Ich denke aber, dass sie alle keinen einzigen erhalten haben, obwohl das Regelwerk es eigentlich verlangen würde. Das Regelwerk ist an dieser Stelle mit Absicht viel zu streng.

Das ganze wird zu einem philosophischen Problem, welches dann auch noch die Frage beinhaltet, ob Wesen wie Orks sich ändern können, oder ob sie alle von Geburt an so verdorben sind, dass es für sie keine Hoffnung gibt. In einer TOR-Kampagne habe ich kein Problem damit jeden Ork zu erschlagen, den ich sehe, weil ich genau weis, dass er entweder mich auf jeden Fall töten oder andere Diender des Feindes holen wird. Hier sind Orks eine ernste Gefahr für alle freien Völker. Es ist wirklich auffällig, dass Orks zwar Gefangene machen, um sie entweder zu verspeisen, zu foltern oder zu versklaven, aber Orks in keiner der Schlachten gefangen genommen wurden. Jene, die nicht entkommen konnten, wurden alle erschlagen.

Einzelne Orks sind aber ziemlich feige. Man braucht eigentlich keine Folter, um irgendwelche Informationen zu erhalten. Sie ist überflüssig. Daher sollte Folter von Orks doch mit Schattenpunkten bestraft werden. Das man ihn "freilässt", in dem man ihm den Kopf abschlägt, würde ich hingegen nicht bestrafen. Was soll man denn mit einem gefangenen Ork schon machen. Freilassen? Dann holt er seine Gefährten. Gefesselt liegen lassen? Auch keine Option, da er entweder elend zugrundegeht, wenn er sich nicht befreien kann (oder befreit wird), oder andere Diener des Feindes zur Hilfe holt, wenn er sich befreien kann. Mitnehmen? ...
« Letzte Änderung: 2.11.2021 | 21:13 von caranfang »

Offline adh

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Ich würde Schattenpunkte vergeben, denn auch wenn es nur ein Ork ist, der da gerade heult und schreit vor Schmerz, sowas macht was mit einem, denke ich.

Finde die Argumentation von carafang allerdings sehr schlüssig und würde als SL den Ork recht zügig reden lassen, so dass es gar nicht erst zu schlimmmen Foltermethoden kommen muss.

Gruß
adh

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Ich würde Schattenpunkte vergeben, denn auch wenn es nur ein Ork ist, der da gerade heult und schreit vor Schmerz, sowas macht was mit einem, denke ich.

Finde die Argumentation von carafang allerdings sehr schlüssig und würde als SL den Ork recht zügig reden lassen, so dass es gar nicht erst zu schlimmmen Foltermethoden kommen muss.

Gruß
adh

Wobei der Spezialfall "Folter" eh...na ja, etwas speziell ist. Dabei will ich gar nicht erst groß von moralischen Gesichtspunkten anfangen, sondern mich einfach nur an die banale Erkenntnis halten, daß die oft genug nicht einmal etwas bringt, weil der so Behandelte, wenn er denn noch reden kann, natürlich alles erzählen wird, wovon er denkt, daß es seine Folterer dazu bringen könnte, aufzuhören -- und in dem Moment wird es ihm vermutlich auch selbst herzlich scheißegal sein, ob es stimmt oder nicht!

Mag dabei sein, daß es tatsächlich so was wie ausgemachte Folterexperten gibt, die aus dem, was der Befragte unter diversen Qualen von sich gibt, dank langjähriger praktischer Übung doch so ein bißchen einen Unterschied zwischen Wahrheit und Erfindung heraushören können. Über deren Schattenpunktsammlung (oder halt Gesinnung in anderen Systemen...) braucht sich dann aber wirklich keiner mehr irgendwelche Illusionen zu machen, denke ich.

Offline Jiba

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Ich bin bei Cormac.

Bei der Lektüre des, ich sag mal, "erweiterten" Tolkien wird klar, dass viele Helden der alten Zeitalter auch keine netten Leute waren... und das fiel dann in der Regel auf die ein oder andere Weise auf sie zurück. Dass auch jemand wie Aragorn nicht vor dem Schatten gefeit ist und während der Geschehnisse in den Büchern auch Schattenpunkte gekriegt haben wird, ist geradezu Teil des Konfliktes: Er hat sich (im Gegensatz zu Boromir) davon eben nicht übermannen lassen. Aber dass er für seine Behandlung von Gollum Schattenpunkte gekriegt haben wird, halte ich für unzweifelhaft.

Für Gandalf gilt dasselbe, denn dass auch Istari dem Schatten erliegen können, ist ebenfalls gesetzt (Saruman, anyone?).

Folter würde in meinen Runden definitiv mit Schattenpunkten bedacht, egal gegen wen sie gerichtet ist.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline nobody@home

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Nebenbei...

Das sehe ich etwas anders. Wir wissen zum Beispiel, dass Elladan und Elrohir aktiv Orks gejagt haben. [...]

[...] Es ist wirklich auffällig, dass Orks zwar Gefangene machen, um sie entweder zu verspeisen, zu foltern oder zu versklaven, aber Orks in keiner der Schlachten gefangen genommen wurden. Jene, die nicht entkommen konnten, wurden alle erschlagen.

Daraus kann man eigentlich erst mal auch nur ablesen, daß Elben und Menschen im Setting den Genozid an Orks schon für das Normalste von der Welt halten. Ob wir als Leser das auch so sehen oder es als die konkrete Auswirkung eines weiteren Schattens (und sei es "nur" der immer noch wirkende Einfluß des verbannten Morgoth) auf Mittelerde betrachten sollen, wäre sicher überlegenswert, führt aber eventuell etwas weit weg vom Thema. :think:

Offline Crimson King

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Ich sehe die Orks von Mittelerde als grundsätzlich so weit verdorben an, dass man da mit den üblichen pädagogischen Mitteln nichts mehr machen kann. Insofern halte ich den Ansatz, bei Orks keine Gefangenen zu machen, für völlig ok. Was will man mit den Gefangenen auch machen? Sie in ein Umerziehungslager bringen?

Foltern ist als Handlung aber grundsätzlich auf einem anderen Level. Während ich den Einsatz von Folter in bestimmten Situationen nachvollziehen kann, kann ich sie noch lange nicht gutheißen und gehe davon aus, dass sie auch auf den Folternden wirkt. Insofern wären Schattenpunkte da obligatorisch.

Im Zusammenhang mit Orks sollte man sich auch darüber klar werden, dass Orkfrauen und -kinder bei Tolkien glaube ich in der Praxis nicht explizit vorkommen, genauso wenig wie Orks mit irgendeiner Individualität. Aragorn & Co. sind von daher nie in der Situation, über das Leben von Orkkindern entscheiden zu müssen. Fängt man da an zu differenzieren, kommt man da denke ich schnell an den Punkt, an dem Tolkiens Mittelerde nicht mehr funktioniert, weil Orks = böse, gesichtslose Masse da gesetzt ist. Von daher würde ich, wenn ich TOR spiele, an diesem Umstand nicht rütteln.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline caranfang

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Nebenbei...

Daraus kann man eigentlich erst mal auch nur ablesen, daß Elben und Menschen im Setting den Genozid an Orks schon für das Normalste von der Welt halten. Ob wir als Leser das auch so sehen oder es als die konkrete Auswirkung eines weiteren Schattens (und sei es "nur" der immer noch wirkende Einfluß des verbannten Morgoth) auf Mittelerde betrachten sollen, wäre sicher überlegenswert, führt aber eventuell etwas weit weg vom Thema. :think:
Es war aber nie ein Genozid.
Zum einen war das Töten von Kriegsgefangenen selbst noch im irdischen Spätmittelalter üblich. Wenn man für sie kein Lösegeld erwarten konnte, wurden sie halt getötet. Und lange zeit galt der Grundsatz, dass jeder, der sich irgendwie wehrt, vernichtet wird.
Zum anderen erholten die Orks sich immer sehr schnell von verheerenden Niederlagen. selbst nach dem die Zwerge sechs Jahre lang Orkfestungen im Nebelgebirge verwüstet hatten und ein großes Ork-Heer vor den Toren von Moria vernichtet hatten, waren die Orks des Nebelgebirges immer noch stark genug, um Rohan ab dem darauffolgenden Jahr 64 Jahre lang immer wieder zu überfallen. Und auch nach der Schlacht der Fünf Heere erholten sich so schnell, dass die Pässe über das nördliche Nebelgebirge von den Beorningern offen gehalten werden mussten. Dies kann man Gloins Worten in Bruchtal entnehmen. Und viele dieser Orks standen im Ringkrieg in Sarumans Diensten. Das einzige Orkvolk, welches mit Sicherheit vernichtet wurden, waren die Uruk-hai Sarumans. Aber hier waren es die Ents, die diese Tat vollbrachten. Die Orks und Trolle Mordors wurden vielleicht auch vollständig vernichtet, aber hier wird impliziert, dass sie nach der Vernichtung des Rings auf einander losgingen und sich gegenseitig erschlugen. Es war der Will Saurons, der die Orkvölker Mordors zusammenhielt.

Offline Raven Nash

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Grundsätzlich muss man hier mal damit anfangen, dass Orks (bei Tolkien) nicht zu den Freien Völkern zählen, sie in der Vorstellungeswelt dieser also nicht einmal den Status eines Tieres haben. Sie sind Geschöpfe des Bösen, geschaffen aus der Qual von Elben, die von Morgoth verändert wurden.
Das kann man nicht mit unserer Welt vergleichen - bzw. ist es für uns nicht vorstellbar. Eventuell könnten religiöse Fanatiker das nachempfinden, aber die dürften eher wenig TOR spielen...
Tatsächlich entspricht das Verständnis dem von Kreuzrittern gegenüber den "Ungläubigen" - diese haben keinerlei Rechte, die den "Rechtgläubigen" zustehen. Alle Taten an ihnen sind "automatisch" vergeben.
Bei den Orks kommt noch dazu, dass sie nichtmal menschlich aussehen - da dürfte das Gewissen noch weniger "anschlagen".

Das ist natürlich eine enorme Diskrepanz zwischen Spieler und Charakter. Aber im Prinzip hätte man die auch schon, wenn man z.B. Kreuzritter spielt oder Priester in entsprechenden Settings.
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Swafnir

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Orks jagen und töten geht für mich bei Herr der Ringe in Ordnung, ohne Schattenpunkte zu bekommen. Die sind per Defintion in Mittelerde böse und werden gejagt um andere - gute - Wesen vor ihnen zu beschützen. Folter oder besondere Grausamkeit wären bei mir Schattenpunkte wert, egal gegen wen sie gerichtet werden. Die Handlung an sich ist bösartig, da spielt das Opfer keine Rolle. Jemanden hart anpacken und nicht besonders gut behandeln würde ich da aber noch nicht drin sehen.

Online Isegrim

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Tatsächlich entspricht das Verständnis dem von Kreuzrittern gegenüber den "Ungläubigen" - diese haben keinerlei Rechte, die den "Rechtgläubigen" zustehen. Alle Taten an ihnen sind "automatisch" vergeben.

Ich habe ernstliche schwierigkeiten, mir einen orkischen saladin als idealbild des ritterlichen gegners vorzustellen...  :D

Okay, das "Mag gott die seinen erkennen!", passt, zugegeben.
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Mm. Also, wenn ich das Thema noch lange weiterverfolge, wird das hier nur wieder zu einem anderen Faden um den Sinn und Unsinn von "per Definition bösen" Völkern. Braucht kein Mops, und an meiner Position (daß ich das Konzept erstens sowieso für bedenklich-überflüssig halte und es zweitens entweder auch im Setting selbst grundsätzlich Humbug ist oder aber Gestalten, die dort wirklich schlicht nicht die Wahl haben, etwas anderes als "böse" zu sein, bei aller von ihnen möglicherweise ausgehenden Gefahr letztendlich tragische Figuren darstellen, die statt Haß eher Mitgefühl verdienen) würde sich auch durch X Seiten Diskussion wahrscheinlich nichts ändern. Außerdem kenne ich mich, wie gesagt, regelseitig bei TOR ohnehin nicht aus.

In einem hypothetischen eigenen Versuch, mit Hilfe meines jeweils gerade aktuellen Leib-und-Magen-Systems etwas in Mittelerde zu leiten, hätte ich jedenfalls absolut kein Problem damit, an die sogenannten "Guten" auch tatsächlich ein paar Ansprüche zu stellen -- wer sich selber wie ein Ork aufführt, bei dem kommt's halt schnell nicht mehr darauf an, ob er am Anfang auch tatsächlich als Ork geboren worden ist, die dunkle Seite kriegt ihn doch --, aber das bin halt ich.

Offline caranfang

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Ich habe ernstliche schwierigkeiten, mir einen orkischen saladin als idealbild des ritterlichen gegners vorzustellen...  :D
Wenn man Tolkiens Aussage zum ersten Weltkrieg kennt ("We were all orcs in the Great War.") wird klar, dass Orks eher etwas mit verohten Soldaten, die nichts anderes als Krieg kennen und vor keiner Schandtat zurückschrecken und deren Leben überhaupt nichts zählt, gemeinsam haben als mit dem idealen ritterlichen Gegner. Das Schlimme ist, dass selbst jene Orks, die Frieden haben wollen, nicht anders können ...
Okay, das "Mag gott die seinen erkennen!", passt, zugegeben.
Wenn man davon ausgeht, dass alle Orks, da sie alle von Elben abstammen, elbische Seelen haben ...

In einem hypothetischen eigenen Versuch, mit Hilfe meines jeweils gerade aktuellen Leib-und-Magen-Systems etwas in Mittelerde zu leiten, hätte ich jedenfalls absolut kein Problem damit, an die sogenannten "Guten" auch tatsächlich ein paar Ansprüche zu stellen -- wer sich selber wie ein Ork aufführt, bei dem kommt's halt schnell nicht mehr darauf an, ob er am Anfang auch tatsächlich als Ork geboren worden ist, die dunkle Seite kriegt ihn doch --, aber das bin halt ich.
Und so abwegig ist das nun auch wieder nicht. Dafür gibt es schließlich in TOR die gesamte Verderbnis-Mechanik. Die Frage ist nur, was Du als orkisches Verhalten ansiehst...

Offline Raven Nash

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Ich würde mal grundsätzlich davon absehen, ständig Tolkiens Kriegserfahrungen in sein literarisches Werk reinzuinterpretieren. Das hat er selbst mehrfach dementiert und auch wenn irgendein Filmemacher damit Geld verdient hat, macht es das nicht zur Wahrheit.
Natürlich hatten seine Eindrücke Einfluss auf seine Vorstellungswelt - aber wenn man sich den Schaffensprozess ansieht, die verschiedenen Versionen jedes Kapitels des HdR, dann hat er da eher raus- als reingeschrieben.

Die Orks sind Kreaturen des Bösen. Punkt. Genau wie die Nazgûl, der Werwolf, usw. sind sie vom Bösen selbst erschaffen. Sie besitzen keine Seele - gehen also nach ihrem Tod nicht in den Westen - und verfügen auch nicht über irgendwelche tieferen Emotionen als Wut, Hass und Angst. Sie vermehren sich schnell, weil sie auch nicht lange leben. Sie sind Kanonenfutter für die Armeen von Morgoth und Sauron, das ist ihr einziger Lebenszweck.

Sie sind, um einen modernen Begriff zu verwenden, genetisch geschaffene Soldaten. Durch Angst gefügig zu machen, ihr Hass kann einfach auf einen beliebigen Gegner gelenkt werden und wenn sie fallen, tja, kommen neue nach.

Ob man nun ihnen in TOR nun mehr zugestehen will, ist persönlicher Geschmack. "Quellengemäß" sind sie nicht mehr. Bei Trollen kann man da sogar noch eher streiten - denn die Darstellung im Hobbit ist da doch deutlich anders als im HdR.
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Offline caranfang

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Aus diesem Grund, habe ich ja geschrieben, dass dies ein philosphisches Problem ist, welches nur lösbar ist, wenn man sich in Mittelerde auskennt.

Offline Lichtschwerttänzer

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Hat Aragorn Schattenpunkte bekommen, weil er Gollum fing und nicht besonders nett behandelte?

Als Folter würde ich das nicht betrachten, sorry aber ihn zu fesseln und zu knebeln um ihn ruhigzuhalten...
Das sehe ich etwas anders. Wir wissen zum Beispiel, dass Elladan und Elrohir aktiv Orks gejagt haben.
ich wüsste nichtmal weshalb ich denen SP geben dürfte

Das Problem bei Orks ist, ob nun nur aus Elben verdorben oder ob das noch andere zugemixt wurden, sie haben Seelen aber keine Wahl, sie tragen ihre Sklaverei in sich.
Das schlimmste Verbrechen Morgoths in Illuvatars Augen

Was natürlich Thranduils Versprechen und den Kopf befreien Interessant werden lässt, gehen ihre Seelen in Mandos Hallen und werden ggf als Elben wiedergeboren?
Oder ist ihre Gabe der Tod und sie verlassen Arda?

und im übrigen was der Gottwal gesagt hat

“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline caranfang

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...
Was natürlich Thranduils Versprechen und den Kopf befreien Interessant werden lässt, gehen ihre Seelen in Mandos Hallen und werden ggf als Elben wiedergeboren?
Das ist auch meine Meinung.
Oder ist ihre Gabe der Tod und sie verlassen Arda?
Da sie aus Elben geschaffen wurden, wohl eher nicht, denn diese Gabe besitzen nur die Menschen.

Offline Cormac

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Das sehe ich etwas anders. Wir wissen zum Beispiel, dass Elladan und Elrohir aktiv Orks gejagt haben. Aragorn hat selbst gesagt, dass er die Diener des Feindes überall jagt. Und selbst Gandalf war nicht sonderlich sanft zu Gollum, als er ihn verhörte. Für einige, wäre all dies Grund genug, den Charakteren Schattenpunkte zu geben. Ich denke aber, dass sie alle keinen einzigen erhalten haben, obwohl das Regelwerk es eigentlich verlangen würde. Das Regelwerk ist an dieser Stelle mit Absicht viel zu streng.

Also es ist mir echt ein Rätsel warum hier so viele töten oder selbst „aktives jagen“ mit Folter auf eine Stufe stellen. Das töten oder selbst jagen von Orks hat grundsätzlich mit dem eigenen überleben oder dem Schutz anderer zu tun. Ich bitte zu bedenken, dass es kein zumindest mir bekanntes Beispiel aus Tolkiens Werk gibt, bei dem ein Mitglied der Freien Völker in Mordor eingedrungen wäre um Orks abzuschlachten. Falls jemand eines kennt, lasse ich mich gerne belehren. Orks werden getötet, wenn sie – regelmässig in aggressiver und kriegerischer Absicht – in die Länder der Freien Völker eindringen. Das mit Folter zu vergleichen, weil es gerade der opportune Weg ist irgendwelche Informationen zu erpressen finde ich fragwürdig.

Ebenso ist die beständige Behauptung etwa Aragorn oder Gandalf würden für ihr Verhalten keine Schattenpunkte bekommen hochspekulativ und nicht zu belegen, da es etwas wie Schattenpunkte in Tolkiens literarischem Werk nicht gibt, dort also keine Hinweise darauf zu erlangen sind. Im Rollenspiel würden sie RAW welche bekommen. Ich darf nochmal darauf hinweisen, dass es RAW eine glasklare Tabelle gibt, die besagt, dass Folter Schattenpunkte gibt. Da steht nicht „Folter von Mitgliedern der Freien Völker“, was der Autor – spätestens für die 2. Edition  – unproblematisch hätte schreiben können, aber nicht tat. Natürlich kann das – wie üblich – jede SL nach eigenem Wunsch handhaben, aber RAW gibt Folter Schattenpunkte.

Schliesslich sollte man sich nochmal vergegenwärtigen, dass Schattenpunkte kommen und gehen. Schattenpunkte zu bekommen hat zunächst mal keine permanenten Auswirkungen, tatsächlich lässt es sich praktisch unmöglich vermeiden welche zu erhalten. Auch daher kann man z.B. im Falle Aragorn nur weil es Aragorn ist nicht schlussfolgern, er hätte nie für irgendetwas Schattenpunkte bekommen. Es waren eben nur nicht so viele, dass es permanent wurde.

Ergänzend eine Passage aus der 2. Edition: „Player–heroes get shadow points whenever they commit an act that is essentially wrong or even nefarious in nature regardless of the objective they are trying to achieve“ Das Folter „essentially wrong“ ist, dürfte sich kaum bestreiten lassen. Und da ich Punkte bekomme „regardless of the objective they are trying to achieve“ ist die beliebte Ausrede von Spielern für allerlei Untaten „es dient dem grösseren Guten“ halt auch vom Tisch.
« Letzte Änderung: 4.11.2021 | 20:42 von Cormac »

Offline Lichtschwerttänzer

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.Da sie aus Elben geschaffen wurden, wohl eher nicht, denn diese Gabe besitzen nur die Menschen.
Ich bin mir da nicht so sicher, gerade wil die Orks keine Elben sind vgl Elrond und Arwen

Ich bitte zu bedenken, dass es kein zumindest mir bekanntes Beispiel aus Tolkiens Werk gibt, bei dem ein Mitglied der Freien Völker in Mordor eingedrungen wäre um Orks abzuschlachten.
Gil#falad , Elrond, Isildur, Aenarion, Elendil und ihr Gesocks als auch Aragorn, Eomer, Prinz Omrahil und Co

Zitat
Im Rollenspiel würden sie RAW welche bekommen.
weswegen?

“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline caranfang

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Ich bin mir da nicht so sicher, gerade wil die Orks keine Elben sind vgl Elrond und Arwen
Es wird überall explizit gesagt, dass nur die Menschen die Gabe der Sterblichkeit besitzen. Zu Zwergen, Hobbits und auch Orks und Trolle hat Tolkien leider keine entsprechenden Aussagen gemacht, obwohl angedeutet wird, dass Zwerge immer wiedergeboren werden.
Man könnte argumentieren, dass die Orks, die eigentlich genauso unsterblich sind wie die Elben, weil sie aus verdorbene Elben geschaffen wurden. (Wir wissen, dass Orks mindestens so lange leben können wie Zwerge, denn zwischen Azogs Tod und des Sohn Bolgs Tod liegen 142 Jahre.) Wegen ihrer Herkunft könnte man sagen, dass sie elbische Seelen haben. Oder haben sie etwa keine Seelen, weil sie Geschöpfe Morgoths sind? Das ist ein philosophisches Problem, welches leider doch nur Tolkien selbst lösen könnte...
Gil-Galad , Elrond, Isildur, Aenarion, Elendil und ihr Gesocks als auch Aragorn, Eomer, Prinz Imrahil und Co
Im ersten Fall war dies eine Reaktion auf Saurons Angriff auf Gondor und seine Eroberung von Minas Ithil, und daher hauptsächlich gegen Sauron gerichtet. Im zweiten Fall war dies ein Ablenkungsmanöver, bei dem Mordor aber nie betreten wurde.
Nach Saurons Niederlage am Ende des Zweiten Zeitalters wurden die Diener Saurons aus Mordor vertrieben und alle Zugänge abgeriegelt,
und Saurons Vernichtung am Ende des Dritten Zeitalters führte dazu, dass noch auf dem Schlachtfeld Orks, Trolle und alle anderen verdorbenen Geschöpfe sich gegenseitig umbrachten. Aber dies kann man beides nicht als Genozid bezeichnen.
weswegen?
Gute Frage, denn keine der Taten Aragorns oder Gandalfs kann man in der Liste der Missetaten finden.