Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2022
Niniane:
#17 Sarah Kuttner - Mängelexemplar
Ich mochte Sarah Kuttner als Moderatorin ganz gerne, ihre Bücher kannte ich bis dato nicht. Da ich aber seit kurzem einen neuen Kindle mein Eigen nennen darf und mir zu selbigem noch Kindle Unlimited drei Monate gratis geboten wurden, habe ich die Chance ergriffen und eines ihrer Bücher, die ich mir leihen konnte, ausgeliehen.
"Mängelexemplar" handelt von Karo, einer jungen Frau Mitte 20, die gerade ihren Job in der Medienbranche verloren hat und plötzlich merkt, dass die Leere und die Angst, die sie spürt, nicht typische Zukunftssorgen sind, sondern Depressionen. Ein bisschen frotzelig, aber nie respektlos, erzählt Karo die Geschichte ihrer Genesung - oder zumindest einen Teil davon. Auch wenn das Buch sich schnell weglesen lässt und launig geschrieben ist, wird es der Thematik trotzdem gerecht, ich hatte einige Momente, wo ich nur wissend nickend auf der Couch saß. Es gibt auch kein richtiges Happy-End, sondern ein "positives Ende". Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob die weiteren Bücher von Frau Kuttner auch gut lesbar sind.
5 von 5 Leihbüchern
#18 Jim Butcher - Blendwerk (Dresden Files 15)
Die Story ist wieder sehr doppelbödig und nichts ist, wie es scheint, aber in diesem Band war mir manches einfach zuviel. Zum Beispiel wird Harry von einem Monster angegriffen, weil er es mit einem anderen Vertreter seiner Art vergleicht und ich hatte den Eindruck, dass diese Szene nur dazu diente, dass jemand einen Grund hat, Harry zu vermöbeln - nicht, dass nicht sowieso der Großteil des Casts eines typischen DF-Romans das hat. Dafür merkt man aber der Hauptfigur eine deutliche Charakterentwicklung an, die mir sehr gut gefällt, und einige der Wendungen waren dann auch so spannend, dass ich weiterlesen will. Das schafft Butcher bis jetzt bei jedem Buch, Cliffhanger kann der Mann.
4 von 5 Zauberstäben
#19 Devin Madson - We ride the Storm (The Reborn Empire, Pt. 1)
Über Facebook wurde ich auf das Buch aufmerksam, habe es bei Amazon angeklickt und dachte mir "Autorin - Check. Günstiges E-Book - Check. Gekauft - Check". Gleich reingelesen und da war meine Euphorie schon wieder etwas gedämpft, da ich zuerst den Eindruck hatte, dass es sich um rein asiatische Fantasy handelt, die ich a) nicht so spannend finde und b) es auch seltsam gefunden hätte, wenn sie von einer Australierin und nicht einer Asiatin, respektive einer Japanerin, geschrieben worden wäre.
Zum Glück ist Miko, die kaiserliche Prinzessin von Kisia, nicht die einzige PoV-Figur, und es geht auch nicht nur um das Reich Kisia (das zu 85% Japan ist und zu 15% China), sondern auch um Chiltae, eine italienisch angehauchte Renaissance-Theokratie. Chiltae wird als PoV-Figur durch Cassandra repräsentiert, eine Sexarbeiterin und Assassinin, die außerdem eine geheimnisvolle Stimme im Kopf hat, die ihr ständig in die Arbeit reinredet. Und wer jetzt denkt, ok, das ist aber schon eine seltsame Kombi - zu den beiden weiblichen Figuren gesellt sich Rah e'Torin, ein Hauptmann der Levanti, einem Reitervolk im Sarmaten/Awaren-Stil mit Berber-Anleihen, der auf der Suche nach einer neuen Heimat in das Gebiet der Chiltaer gelangt ist.
Ich hätte das Buch beinahe zur Seite gelegt, weil es zu Anfang überhaupt nicht in die Gänge kommt. Ein Kapitel aus Mikos Sicht ist so geschrieben, dass ich dachte, das wäre das gleiche Kapitel wie ein paar Seiten vorher, und besonders zu Cassandra konnte ich überhaupt keinen Draht finden. Dafür reißt es Rah raus, der allerdings manchmal so agiert, dass man ihn schütteln möchte - aber das macht halt die Geschichte auch so spannend.
Ab einem gewissen Punkt macht es allerdings "Klick", und die Sache läuft - und wie sie läuft. Für mich ist "We ride the storm" das um Längen bessere "Game of Thrones" (das könnte auch daran liegen, dass die Autorin sich a) nicht in unnötigen Gewaltdarstellungen ergeht und b) die agierenden Personen übersichtlich sind). Ich bin inzwischen bei Band 2 der Reihe und bin gespannt, was da noch kommt.
Wer coole Fantasy einer eher unbekannten Autorin (die Vorgänger-Trilogie und die erste Ausgabe von The Reborn Empire sind noch im Selbstverlag erschienen) lesen möchte, dem sei diese Reihe wärmstens empfohlen. Und im Gegensatz zu A song of Ice and Fire ist sie auch abgeschlossen :P
5 von 5 Reiterbögen
aingeasil:
#6 Matthias Oden - Junktown
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Abstinenz ist Hochverrat! Diese Zukunft ist ein Schlaraffenland: Konsum ist Pflicht, Rauschmittel werden vom Staat verabreicht, und Beamte achten darauf, dass ja keine Langeweile aufkommt. Die Wirklichkeit in »Junktown«, wie die Hauptstadt nur noch genannt wird, sieht anders aus. Eine eiserne Diktatur hält die Menschen im kollektiven Drogenwahn, dem sich niemand entziehen darf, und Biotech-Maschinen beherrschen den Alltag. Als Solomon Cain, Inspektor der Geheimen Maschinenpolizei, zum Tatort eines Mordes gerufen wird, ahnt er noch nicht, dass dieser Fall ihn in die Abgründe von Junktown und an die Grenzen seines Gewissens führen wird.
Eine Revolition hat es geschafft: Alle Macht den Drogen. Aber innerhalb einer Generation haben es die Revolutionäre auch geschafft, dass man von der versprochenen Freiheit trotzdem weit entfernt ist, denn niemand darf mehr ohne Drogen - und das wird staatlich überwacht. Die Reproduktion ist maschinelle Selektion und die Arbeit wurde von Maschinen übernommen.
Solomon Cain kommt zum Einsatz, wenn ein Verbrechen gegenüber Maschinen verübt wird, hier einer Brutmutter. Der desillusionierte Held der Revolution gerät immer tiefer in die Abgründe aus Politik, Hedonismus und Konsumpflicht.
Insgesamt hat das Buch sehr interessante Ansätze. Man findet Themen aus Bladerunner, Punktown oder A Brave New World, mit Andeutungen aus Cyberpunk und anderen Dystopien. Es ist insgesamt sehr flüssig geschrieben. Aber manchmal ist es mir mit der Logik hinter dem staatsverordneten Drogenkonsum einfach zu viel geworden.
Der Plot ist im Prinzip eine klassische Noir-Cop Geschichte ohne große Überraschungen und ohne dass der Leser groß seinen Grips bemühen muss. Der Fokus liegt wirklich mehr auf der Darstellung der Welt (aus Sicht von jemandem, der damit schon lange abgeschlossen hat).
Insgesamt 3,5 von 5 Amphetamincocktails
Swafnir:
#14. Dee Brown - Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses
Das Buch ist eine Chronik der sogenannten "Indianerkriege" bei deren Ende von den 1.000.000 nordamerikanischen Ureinwohnern am Ende gerade noch 300.000 übrig waren.
2001 wurde das Buch von den Lesern der New York Times zu einem der vier einflussreichsten Büchern des 20.Jhd gewählt. Ein Lesevergnügen ist es nicht. Man muss sich schon durchquälen und es wird von Seite zu Seite erschütternder. Trotzdem halte ich es für wichtig gerade auch solche Sachen zu lesen.
Niniane:
Krank sein und Netflix doof finden, hat auch Vorteile: Man kann einiges weglesen.
#20 Devin Madson - We lie with Death (The Reborn Empire, pt. 2)
Band 2 macht genau da weiter, wo Band 1 aufgehört hat: Am Ende der entscheidenden Schlacht zwischen Kisia auf der einen Seite und Chiltae und den Levanti auf der anderen Seite. Zusätzlich zu den bisherigen drei PoV-Charakteren erleben wir die Geschichte jetzt auch noch aus Sicht von Dishiva, einer jungen Hauptfrau der Levanti. Zum Inhalt kann ich gar nicht soviel sagen, weil das doch erheblich spoilern würde, aber ich würde wie bei Band 1 sagen, einfach selbst lesen, weil die Story einfach gut ist :D (und gegen Ende von Band 2 wird dann auch endlich aufgelöst, was genau Cassandras Aufgabe ist, nachdem ich zwischendurch echt überlegt hatte, die Kapitel zu skippen).
5 von 5 Reiterbögen
#21 Frank Goosen - Liegen lernen
Ich hab das schonmal erwähnt, ab und zu brauche ich dann mal was Leichtes für Zwischendurch, ein Buch, das sich an einem Nachmittag/Abend durchlesen lässt. So ein Buch ist "Liegen lernen", und so gerne ich Frank Goosen als Autor mag ("Sommerfest" ist eins meiner Lieblingsbücher, und ich weiß nicht, wie oft ich schon "Und von der schönsten Stadt der Christenheit trennt uns noch Wattenscheid" zitiert habe), sein Erstling ist leider sehr leicht. Erzählt wird die Geschichte von Helmut, der sich Mitte der 80er in seine Klassenkameradin Britta verliebt und alle Frauen, mit denen er danach zusammen ist, mit ihr vergleicht. Unbewusst sabotiert er auch jede seiner Beziehungen, sodass er am Ende immer der Verlassene ist. Das ist zwar schön geschrieben und gerade im zeitgeschichtlichen Zusammenhang interessant, aber leider bleibt Helmut trotz des Erzählens aus der Ich-Perspektive blass und unsympathisch, und seine Änderung auf den gefühlt letzten zehn Seiten nehme ich ihm nicht ab bzw. ist auch zu kurz.
Da ich außer Husten und auf der Couch rumliegen heute eh nichts zu tun hatte, hab ich das Buch dann fertig gelesen, zahlen musste ich dank Kindle Unlimited auch nicht, also nicht ganz vertane Zeit und Mühe.
3 von 5 Fördertürmen
Swafnir:
Gute Besserung!
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