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[AD&D 2.5E] Von Feuer und Düsternis – Erzählungen aus Euborea
Jenseher:
Es war das werdende Heiligtum von Irrling, der Tempel des Jensehers, von dem uns unsere Göttin hinfort geführt hatte. Tief in die nordwestlichen Lande, die sich dort hinter auftaten. Es war die Festung eines Riesen, die unser Ziel sein sollte. So fanden wir das, was wir suchten. Wir drangen ein in die Gewölbe und der Kampf war lang. Doch wir erschlugen jeden einzelnen dieser plumpen Rasse. Bis auf das Gezücht, ihre Sprösslinge, die wir schonten. Doch gleichwohl zeichneten wir sie - die Abkömmlinge der blinden Rasse - mit Zir’an’vaar, der heiligen Rune von Hingabe und Opferung. Denn die höchste Göttin, die von Flamme und Düsternis, war mit mir und mit meinen Jüngern: Bargh, dem Drachentöter und Zussa, der Hand der Flamme.
Es war in dieser namenlosen Festung, wo das Banner von Jiarlirae offenbart werden sollte. Es war an diesem Ort, wo die Werdung IHRER Prophezeiung einen Klang fand. Es war hier, wo sich die Seelen versammelt hatten, um IHR zu huldigen. Die Seelen waren schwach und unrein, doch es waren Seelen. Die Seelen waren hasserfüllt und opferwillig, sie dürsteten nach Fleisch, Blut und Leben. Es waren die Seelen einer sklavischen Rasse, die versucht hatte, sich zu erheben und doch schwach waren, im Antlitz ihrer einstigen Meister. Es waren ihrer 100 an der Zahl. Doch einer trotzte dem Flüstern in Feuer und Dunkelheit. Einer war bereit sich aufzulehnen und seine Seele in die Waagschale zu werfen.
Eine gespenstige Stille war eingekehrt und der Augenblick war heilig. Das Feuer der Schale knisterte und die Schatten waren lang. Ich, Neire von Nebelheim, Kind der Flamme und Prophet Jiarliraes, trat hervor, in der Flammen Schimmer. Ein Raunen von Bewunderung vernahm ich und einzelne Rufe nach unserer Herrscherin. Doch ich mahnte Stille. Dann bat ich ihn, meinen neuen Diener, Odzor, die Fesseln von Gruk zu lösen. Der Anführer der Orks tat wie befohlen und Erstaunen war in den Gesichtern seiner Gefolgsleute zu erkennen. Ich sprach zu ihnen, in ihrer niederen Zunge. „Sehet, Krieger. Vor euch erhebt sich Gruk, der sich aufgelehnt hat, wider unsere Göttin. Soll er sterben? Ist es euer Wille?“ Die Menge jubelte und rief mir zu: „Ja, tötet ihn. Er soll sterben! Tötet ihn für Jiarlirae.“ Doch erneut hob ich die Hand und es folgte die Stille. „Aber ich sage euch, es liegt nicht an uns über seine Seele zu richten. Die höchste Göttin, sie von Flamme und Düsternis sagt – und lauschet – er solle selber wählen. Den Weg gegen ihre Weisheit oder den Weg der Opferung – offen und freimütig seine Seele zu geben.“ Sie jubelten erneut, denn sie sahen, dass Bargh ihm eine Axt gab. Sie hofften auf den göttlichen Zweikampf, von Gruk und Bargh, dem heiligen Krieger, dem Drachentöter. Doch in all dem Getöse trat Gruk zu mir heran. Er ließ die Klinge der Axt sinken und flüsterte mir zu, so dass nur ich es hören konnte. „Ist es wahr, oh großer Neire? Bereit bin ich meine Seele zu geben. Doch wird SIE, wird Jiarlirae sie akzeptieren?“ Ich rief sie erneut zur Stille, ein drittes Mal. Ich sprach zu ihm, die heiligen Worte, die alle hören konnten. „Sprecht mir nach“, sagte ich. „Dreimal.“ Er nickte und ich begann die Verse zu zitieren. „Bei IHR, Flamme und Düsternis, schwöre ich, Gruk. Ich gebe sie EUCH oh Jiarlirae, ältester und höchster Göttin, Schwertherrscherin, Königin von Feuer und Dunkelheit, Dame des abyssalen Chaos, Herrin der Acht Schlüssel der brennenden Düsternis. Ich reiche EUCH meine Seele. Durch die brennende Düsternis und bis in das Licht der schwarzen Sonne. Ich bin EUER im Jetzt und für alle Ewigkeit.“ Mit einem kleinen Schnitt in seine ausgestreckte Hand, floss sein Blut in den Krug hinab. Ich hob sein Kinn, blickte ihm in seine Augen und sprach. „Einst haben euch die Riesen versklavt. Doch nun sollt ihr keine Meister mehr haben. Ihr dient Jiarlirae; Feuer und Düsternis werden euch leiten.“
Ich winkte Zussa heran, denn ihre Stunde war gekommen. Sie schritt in den Schein der Flammen und die Schatten folgten, wie lauernde Wölfe. Ich nickte ihr zu. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Sie lächelte und ich wusste, dass sie bereit war. Ich hob ihre Hand und wies sie der Menge. „Sehet, die Hand der Flame. Sehet, Zussa. Sie trägt die Male unserer Göttin und sie soll IHRE Zeichen wie eine zweite Haut tragen.“ Die Kreaturen jubelten ihr zu. Sie sahen die verbrannten Finger von Zussa, sahen sie als eine der ihren. Dann zog Bargh den Auserwählten des Gezüchtes der Riesen heran. Kaum größer als Zussa, war die Kreatur, nicht einmal einen Winter alt. Zussa nahm den Dolch von Bargh. Sie zitterte, als sie den ersten Schnitt machte. Doch sie gewann an Zuversicht, als rotes Blut über das Gesicht des Balgs rann. Helle Schreie erfüllten die Halle und ein Johlen der Menge setzte ein. Zussa schnitt und hebelte. Die Haut des Geschöpfes war ledrig und zäh. Doch dann hielt sie das Gesicht der Kreatur in ihren Händen. Die Maske aus Haut war rot verschmiert, doch sie legte sie auf ihr Gesicht. Es sollte ihre heilige Maske werden. Die Tore werden für Zussa geöffnet sein, wenn sie sich einst in die rauschenden Feste von Nebelheim stürzen wird.
Ich bat sie hervor. Den Drachentöter und die Hand der Flamme. Beide wendeten sich an die Menge. Bargh schritt wortlos in das tosende Feuer der Schale. Er kniete sich nieder inmitten der Glut. Erschreckende Schreie waren zu hören. Dann breitete er seine rabenschwarzen Schwingen aus und sie brannten in einem schwarzen Licht. Er sprang hervor, ergriff sich den Schädel des namenlosen Anführers der Riesen und war ihn ins Feuer. Sein Schrei für Jiarlirae erfüllte donnernd die Halle. Zussa hingegen richtete ihre Worte an die Kreaturen. Sie sprang geschickt von Kopf zu Kopf und ihr Lachen war das von Flammen. Sie sprach von Offenbarung, von Geheimnissen in Flamme und Düsternis. Sie sprach davon, wer wert war, die Geheimnisse zu erfahren. Sie sprach davon, wer vergehen würde im Feuer der Sterne und der Dunkelheit des großen Unteren. Dann richtete ich meine Worte an sie. Ich fragte die Kreaturen, ob sie die Göttin in sich aufnähmen, in all ihrer Gänze, in ihrer Absolutheit von Flamme und Düsternis. Und sie schrien und sie tobten. Sie huldigten Jiarlirae. Und ich fragte sie, ob sie der Menschenschlange frohlockten, der Vernichtung und dem Chaos, die sie einst über diese Welt bringen sollte. Und sie jubelten und sie bejahten. Sie huldigten Jiarlirae. Und ich fragte sie, ob sie den Krieg annähmen, den die kommende Herrschaft der Schwertherrscherin erforderte. Und sie feierten und sie tanzten. Sie huldigten Jiarlirae, sie schrien ihren Namen in Chören und feierten ihr Zeichen. Es war die Offenbarung der Dualität der erweiterten Rune Firhu. Wir malten sie mit dem Blut an die Wand über dem Thron. Es war die Gabe des Feuers und der Schatten. Es waren die acht Arme des Chaos, die sich zu zwei Wegen verästelten. Und da war die schwarze Sonne im Mittelpunkt. Der Ursprung der Dualität und der Schlüssel zu allen Geheimnissen.
Zussa hatte Neire bei seiner Rede beobachtet. Der Jüngling hatte seinen Mantel und seinen Rucksack abgelegt und seine gold-blonden Locken schimmerten rötlich im Schein des Feuers. Im Augenblick eingefroren wirkte Neire wie das Kind, das er war. Doch die Rede, seine Mimik und seine Bewegungen zeigten seine Erfahrung. Nur unterbewusst nahm Zussa die überhebliche Selbstverliebtheit wahr, die Neire ausstrahlte. Für sie war es die Stimme von Jiarlirae, die durch Neire sprach. Er hatte sie schließlich aus dem Kerker gerettet und ihr Dinge gezeigt, von denen sie vorher nicht einmal geträumt hatte. Während sie die Gesichtshaut des Riesenbalgs abgerissen hatte, hatte Neire ihr zugeflüstert: „Je schlimmer die Schmerzen, desto schöner die Erinnerung.“ Sie musste grinsen, als sie zurückdachte, wie sie die Haut abgeschnitten hatte und was für eine leere blutige Hülle von der armseligen Kreatur übriggeblieben war. Sie erinnerte sich zurück, an das, was nach der Rede von Neire passiert war. Sie hatten die drei Größten der Abkömmlinge der Riesen gepackt und einen nach dem anderen auf die Knie gezwungen. Neire hatte jedem der Drei das linke Ohr abgeschnitten und es in die Menge der Orks geworfen. Dann hatte Bargh ein glühendes Langschwert aus dem Feuer gezogen und es gegen das verstümmelte Ohr gehalten. Neire hatte schließlich die Kreaturen in die Menge entlassen, in dem er folgende Worte schrie: „Sehet, sie haben das Mal Halbohrs und sie werden Halbohr, dem kommenden Führer dienen. Quält sie gut, so dass sie auf ihre Aufgabe vorbereitet werden.“ Die Glieder der armseligen Kreaturen waren noch wie eingeschlafen, als sie sich furchterfüllt umblickten und versuchten dem Mob zu entfliehen. Doch sie wurden von den Orks empfangen. Ein Hagel von Tritten und Schlägen ging über die drei Zöglinge nieder, als sie durch die Halle gejagt wurden. Einige Orks benutzen Messer und fügten ihnen oberflächliche Schnitte zu. Schließlich hatte sich die Szene beruhigt und die drei jungen Hügelriesen hatten sich weinend in eine Ecke zurückgezogen. Zussa beobachtete jetzt die Szenerie der Orks. Sie hatte die Kreaturen vielleicht unterschätzt. Ihre Laune hatte sich zunehmend verbessert, nachdem sie bemerkt hatte, dass die Kreaturen Jiarlirae besonders zugetan waren. Jetzt war die Stimmung jedoch angespannt und Zussa konnte erkennen, dass die ausgemergelten Kreaturen nach Fleisch lechzten. Zussa bemerkte, dass sie beobachtet wurde. Im Toben und Schreien der versammelten Orks drehte sich Neire um und nickte Bargh und ihr zu. Sie wusste, was zu tun war. Sie hatten vorher darüber gesprochen. Sie trat mit Bargh und mit Odzor an die Feuerschale heran, in deren riesenhafter Breite ein großes Feuer brannte. Bargh hatte die metallenen Bratspieße der Riesen hervorgeholt, auf dem zuvor die Rinder über dem Feuer gedreht wurden. Die eisernen Lanzen waren bestimmt vier Schritt lang und mit einer scharfen Spitze versehen. Bargh packte den ersten gefesselten Zögling der Hügelriesen und führte ihn heran. Zussa begann mit Neire die Körperbegebenheiten der Kreatur zu studieren. Sie erinnerte sich zurück an die Bücher der Anatomie, die sie zuletzt in der Irrlingsspitze gelesen hatte. Es musste jetzt alles schnell gehen. Odzor drückte die schreiende Kreatur zu Boden und sie begannen ihr blutiges Werk. Als sie die Lanze von hinten einführten, begann das Balg in einen Schreikrampf zu verfallen. Wie eine Sau, die zur Schlachtbank geführt wurde. Zussa kannte die Geräusche von Schlachtungen aus ihrem Dorf. Sie hatten die Lanze jedoch falsch vorangetrieben und zu viel Blut strömte zwischen den Beinen der Kreatur hinab. Alsbald begann das Schreien zu ersterben. Auch bei der zweiten und der dritten Gestalt wurde es nicht besser. Doch mit jedem weiteren Abkömmling des Gezüchts, verbesserten sie ihre Technik. Die Pfählung der verbleibenden fünf Kreaturen führte nur zu minimalen Blutungen und so sah Zussa erleichtert, dass die Gestalten noch lebten, als die Bratlanzen über die Dreibeine der Feuerschale gehoben wurden. Was dann kam, erfüllte sie mit ekstatischen Glücksgefühlen. Sie begaffte die Zöglinge, wie sie von den Flammen verzehrt wurden. Sie tanzte um sie herum und genoss den Anblick. Wie die Haare anfingen zu brennen, die Augen platzten. Odzor und ein weiter Ork drehten die Spieße, als die Schreie zu einer grausamen Kakophonie von irdischer Qual anwuchsen. Zussa lächelte und äffte ihre Schreie nach. Sie dachte an die Welt dort draußen, an Städte und Dörfer. Sie stellte sich vor, wie die Welt brennen würde. Wie sie selbst sie anzünden würde. Sie nahm nicht mehr Notiz von dem was dann geschah. Kaum hörte sie Neires helle, zischelnde Stimme, wie er das Fest eröffnet. Kaum bemerkte sie die anstürmenden Orks, die sich rohe Stücke von Fleisch von den noch lebenden Kreaturen abschnitten, die über dem Feuer brannten. Der Anblick hätte sie erfreut, doch sie stierte in die Flammen und dachte an ihre Vergangenheit. Dann zog sie das blutige Stück Haut hervor, das sie selbst nach den Formen ihres Gesichtes geschnitten hatte. Immer wieder stülpte sie sich die Maske über. Sie blickte in die Flammen und dachte an das, was sie mit Neire und Bargh noch erleben würde.
Neire hatte die Worte gerufen. Das Fest war eröffnet und der Mob brach sich seine Bahn. Lodernde Gier und verzehrende Lust rafften die ausgemergelten Kreaturen hin, die wieder und wieder den Namen der wahren Göttin grunzten. Bargh, Neire und Zussa hatten sich auf ihren Fellen niedergelassen, tranken den Wein und schauten dem Spektakel zu. Sie hatten alle von den gebratenen Riesenkindern gekostet, sich dann aber doch entschieden von den Rindern zu essen. Neire hatte schließlich seinen alten Nebelheimer Degen hervorgeholt und allen vom Grausud eine Fingerkuppe angeboten. In dem Geheimfach am Griff der Schlangenklinge war noch eine große Menge der Substanz vorhanden gewesen. Jetzt, im einsetzenden Alkoholrausch und unter dem Einfluss des Grausuds, begannen die Farben zu leuchten und lange feurige Fäden zu ziehen. Sie scherzten einige Zeit, als sie immer wieder einzelne Orks betrachteten, die seltsame Handlungen vollzogen. Gerade schrie Zussa auf: „Bargh, Neire, schaut! Schaut was Gruk dort macht.“ Sie folgten Zussas Finger und sahen Gruk, der sich ein großes Stück gebratenes Fleisch von den Zöglingen abgeschnitten hatte. Doch er hatte es nicht für sich selbst bestimmt. Gruk ging zu den noch lebenden Bälgern mit dem verstümmelten Ohr, begann sie zu schlagen und ihnen das Fleisch ihrer Geschwister zu füttern. Sie alle lachten, als sie das Schauspiel sahen. Neire blickte Zussa und Bargh voller Bewunderung an. „Natürlich hat es nicht den Glanz von Nebelheim. Natürlich ist es kein Fest im inneren Auge. Doch es hat seine eigenen Geschehnisse und Wunder. Ich bin so froh, dass ich das mit euch erleben kann. Auch wenn ich aus Nebelheim fliehen musste und meiner wahren Bestimmung den Rücken gekehrt habe.“ Bargh und Zussa hatten zugestimmt, doch der Drachentöter hatte schneller und schneller getrunken. Schließlich war Bargh aufgestanden und hatte angefangen einige der Köpfe der Riesen ins Feuer zu werfen. Dabei hatte er Beleidigungen an seinen alten Orden gelallt. Als Zussa ihn schließlich beruhigen wollte, war er erstarrt und hatte sie angestiert. „Zussa… wann wollt ihr endlich erwachsen werden. Längst seid ihr kein Kind mehr. Ihr wisst doch… was ich meine… wie es geht.“ Bargh hatte einige vulgäre Hüftbewegungen vollzogen und Zussa hatte ihm aus Wut gegen das Schienbein getreten. Doch Bargh hatte keine Reaktion gezeigt. Schwankend hatte er weiter gelallt. „Ihr müsst euch einmal einen Mann nehmen… ähhh… wisst nicht wie? Dann… Neire, zeigt es ihr. Befehlt diesen verdammten Orks, sie sollten die Frau des Nomrus begatten.“ Neire hatte den Kopf geschüttelt und wollte etwas sagen, doch Zussa hatte angefangen zu schreien. Dann war sie hinfort gelaufen in eines der anderen Gemächer. Neire hatte noch etwas zu Bargh sagen wollen, doch der Drachentöter war der Länge nach zusammengebrochen. Neire hatte sich zu ihm gesetzt. Immer wieder hatten ihm Orks gehuldigt, waren vor ihm auf die Knie gefallen. Doch nach und nach war auch die Letzte der Kreaturen im Suff umgefallen. So hatte Neire ins Feuer gestarrt und nach Runen gesucht. Und er hatte sie gefunden. Firhu war zu sehen gewesen, doch die Rune hatte sich geändert. Es war jetzt sein Symbol das er sah. Es war seine Stunde, denn Flamme und Düsternis waren über Euborea gekommen. Neire schwelgte in Gedanken. Er war bei Jiarlirae und sponn die Zukunft. Sie würden Feuer und Dunkelheit bringen. Und sie würden sie überkommen. Sie waren Treu im Glauben an die Schwertherrscherin. Und wer war mehr als das…
Sein Kopf schmerzte. Er schwitzte kalten Schweiß. Obwohl die Luft kühl und klar war. Äste streiften sein Gesicht und einige Mücken schwirrten um ihn herum, doch er nahm davon keine Notiz. Das letzte, an was er sich erinnern konnte, war, dass Neire Zussa und ihm Grausud gegeben hatte. Danach setzte seine Erinnerung aus. Irgendetwas musste er gemacht haben. Irgendetwas war passiert. Zussa beachtete ihn kaum und wahrte einen gewissen Abstand. Auch Neire war nicht gerade gesprächig. Bargh erinnerte sich nur schemenhaft, dass Neire vor ihrem Abschied lange mit dem Anführer der Orks gesprochen hatte. Dann waren sie aufgebrochen. Bargh konnte die Stille nicht mehr ertragen. So zog er seine Armbrust und sagte: „Lasst uns auf die Jagd gehen. Wer weiß, was wir hier finden.“ Nachdem die Antwort verhalten war, fügte er hinzu. „Was ist eigentlich noch passiert gestern? Bin ich eingeschlafen? Irgendwie kann ich mich nicht mehr erinnern.“ Als Zussa ihre Augen verdrehte und auch Neire nicht reagierte, hatte Bargh genug. „Ach, was solls. Damals in Fürstenbad habe ich mir noch Gedanken gemacht um solche Dinge. Irgendwann bin ich mit blutigen und geschwollenen Händen aufgewacht. Ja, ich war trinken gewesen, in einer Schenke. Im Galgenbogen, soweit ich mich erinnere. Damals habe ich mich geschämt. Meine Oberen haben mich büßen lassen. Doch ich habe nur meine Ehre verteidigt. Habe den Bastard niedergeschlagen. Was konnte ich dafür, dass er tot war? Heute ist es mir egal. Keiner sagt mir, was ich tun soll, was gut oder schlecht ist. Heute gibt es nur noch Bargh und Jiarlirae und natürlich Neire, ihren Propheten.“ Neire und Zussa folgten Bargh schweigsam. Die Worte des Kriegers drangen durch den Wald. Doch nach einiger Zeit wurden auch seine Silben karger, verebbten schließlich gänzlich. So schritten sie dem Abendlicht entgegen und dachten an das, was einst war.
Jenseher:
Die Sonne war schon im Westen verschwunden und das Licht dämmerte langsam. Sie waren den Tag über gewandert. Ihr Weg hatte sie an der Ostflanke der Kristallnebelberge entlanggeführt. Die majestätische Landschaft von weißen Gipfeln war immer dann zu sehen gewesen, wenn der wolkige Himmel aufbrach. Einige Gebirgsflüsse hatten sie überquert, die einen relativ niedrigen Wasserstand gehabt hatten. Jetzt waren sie müde und ihre Füße taten weh, von der Wanderung. Als sie die Lichtung im spärlichen Gebirgswald überquerten, zeigte Bargh auf eine Stelle nahe des Waldsaums. Unweit von einem kleinen Bach schien es, als wären zwei Felsen auseinandergebrochen. „Seht ihr den Überhang? Er wird uns einen Unterschlupf für die kommende Nacht geben“, sagte Bargh und wendete sich zu Neire und Zussa. Schweiß glänzte auf dem haarlosen, vernarbten Kopf des Kriegers und er verlangsamte seine Schritte. „Dann soll es so sein“, antwortete Neire. Sie schritten näher zu den Felsen und begannen ihr Lager auszubreiten. Neire und Zussa säuberten ihr Schuhwerk und ihre Kleidung von Morast. Dann schritten sie beide zu dem kleinen Bächlein und begannen sich zu waschen. Sie blickten hinab über die karge Bergwiese. Die östliche Hügellandschaft war in den Niederungen von Nebeln verhangen und ein kühler Bergwind frischte auf. Neire fröstelte in der Kälte des Bächleins, hatte er doch seine Schuhe und Kleidung abgelegt. Zussa kam immer besser mit der Kälte klar. Sie hatte jedoch aus Scham ihre Unterkleider angelassen und wälzte sich so im Wasser. „Was macht Bargh eigentlich, Neire? Er sollte es uns nachtun und den Gestank dieses Abschaumes abwaschen. Seit wir die Feste verlassen haben, haftet uns dieser Geruch an.“ Neire lächelte Zussa zu und trat in Pfütze, in der sie saß. Zussa bekam das Wasser ins Gesicht und schaute ihn vorwurfsvoll an. Doch Neire bemerkte, dass das Mädchen seinen linken Arm betrachtete. Die schwärzlich verbrannte Haut schimmerte rötlich an seiner Schulter. Dort, wo die drei Herzsteine mit seiner Haut verwachsen waren. Bevor Zussa etwas sagen konnte, wendete Neire seinen Kopf und warf seine nassen, gold-blonden Locken zurück. „Riecht ihr nicht den Rauch. Bargh macht ein Feuer. Vielleicht brät er uns etwas von dem Fleisch.“ Zussa schluckte bei dem Gedanken an die Rindshälfte, die sie aus der Feste des Nomrus mitgenommen hatten. So gingen sie zurück zum Feuer und trockneten ihre Kleidung. Bargh hatte tatsächlich etwas von dem Fleisch gebraten. Doch der große Krieger Jiarliraes hatte bereits gegessen und war in einen tiefen Schlaf gesunken. Über seiner Winterdecke hielt er Glimringshert, das schwarze Schatten blutende Schwert. Für einen Augenblick hatte Neire neckische Gedanken, als er Bargh so wehrlos dort liegen sah. Der Hunger und die Müdigkeit waren aber größer. So aß er mit Zussa von dem Fleisch. Sie tranken das klare Gebirgswasser und unterhielten sich leise über Nebelheim. Neire lehrte Zussa die heiligen Worte der Sprache der Yeer’Yuen’Ti. Doch Zussa konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren. Immer wieder fielen dem Mädchen mit den roten Locken und den Sommersprossen die Augen zu. Schließlich wandte sich Neire an Zussa. „Ich werde die erste Nachtwache halten, Zussa. Wir werden ein andermal weitermachen, mit der heiligen Sprache der Yeer’Yuen’Ti.“ Er zischelte die Worte und Zussa schlug nochmals die Augen auf. Dann kuschelte sie sich in ihre Winterdecke und schlief ein. Nachdem er gegessen hatte, stand Neire auf, schritt über die Wiese und versuchte die Müdigkeit zu verdrängen. Er blickte in Richtung der entfernten Berge, die wie weiß gepuderte Riesen in den Nachthimmel aufragten. Er dachte an ihre Aufgabe und an ihre Reise. Er dachte an Nebelheim und an den Schrein des Jensehers, an Halbohr. Und er genoss den Anblick der Oberwelt, ihre grenzenlose Freiheit.
„Neire, schnell, wacht auch.“ Zussas Stimme war warnend und eindringlich. Neire schreckte augenblicklich auf und blickte sich um. Es noch nicht lange hell. Graue bleierne Wolken bedeckten den Himmel. Die Glut des Feuers loderte noch. Zussa grinste ihn mit großen, grünlich funkelnden Augen an. „Was Zussa? Wieso müsst ihr mich jetzt wecken…“ Mürrisch runzelte Neire die Stirn. Das Zwitschern von Vögeln war zu hören und Zussa zeigte in Richtung des Bächleins. „Dort Neire, schaut.“ Neire richtete sich langsam auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte in die Richtung, in die Zussa zeigte. Dort wusch sich Bargh. Er hatte seine Rüstung abgelegt, war nackt und offenbarte seinen, von Brandwunden und Schwertnarben bedeckten Körper. Nachdem Bargh den Schicksalskartenfächer gespielt hatte, war seine Statur auf die Größe eines Ogers angewachsen. Bargh hatte zudem abgenommen. Muskelstränge waren an seinem gesamten Körper zu sehen. Zussa hielt sich die Hand vor den Mund, als sie kichernd auf den nackten Bargh zeigte. Neire atmete zischelnd ein und aus und stieß einen Fluch der Yeer’Yuen’Ti aus, den Zussa noch nicht kannte. „Habt ihr noch nie einen nackten Mann gesehen, Zussa?“ Er sah, dass Zussa errötete und verlegen zu Boden schaute. „Naja, eigentlich nicht. Nur Kinder und Jungen.“ Neire nickte und erinnerte sich an die Feste in Nebelheim zurück. Wie sich die Yeer’Yuen’Ti in der von Alkohol und Drogen geschwängerten Luft ungezügelter Lust hingegeben hatte. Er verdrängte die Gedanken an die Orgie der Massen und zog das Zauberbuch hervor, das einst Ortnor besessen hatte. Sie wollten bestimmt bald aufbrechen und er musste sich der schwarzen Kunst widmen.
Sie waren bereits zwei Tage gewandert und der bleierne Himmel hatte sie begleitet. Es hatte nicht geregnet. Die weißen Gipfel waren jedoch hinter der Wolkendecke versteckt gewesen. Immer höher und höher hatte sie das Tal geführt. Die letzten Bäume hatten sie schon am ersten Tag hinter sich gelassen. Sie waren in eine Wüste aus grauem Fels und Gestein gelangt. Ein reißender Strom grünlich schimmernden Wassers hatte ein Hochtal durchflossen; hatte sich in Schlangenlinien seine Bahn durch die Geröllmoränen gesucht. Bargh hatte nach Spuren gesucht, bevor sie sich niedergelassen hatten. Und er war fündig geworden. Große Abdrücke von Monstrositäten, mit drei Zehen, hatte er entdeckt. Die Abdrücke waren noch nicht alt gewesen und so hatten sie die erste Nacht umso wachsamer verbracht. Irgendwann waren sie von Bargh geweckt worden. Ein eisiger Wind war durch das karge Tal gezogen. Wolken hatten jedes Sternenlicht verschluckt. Sie hatten die Dunkelheit durchblicken können und die Kreaturen gesehen, die sich dort anpirscht hatten. Die Gestalten waren von einer primitiven Intelligenz gewesen, doch sie hatten sich instinktiv geschickt bewegt. Sie waren abgemagert gewesen, von gräulich-grünlicher Haut und dünnen Armen und Beinen. Die Gesichter der drei Schritt großen Kreaturen hatten wie entstellte Fratzen von Menschen gewirkt - lange Fangzähne und Mäuler aus denen Geifer rann. Neire hatte den Vorteil genutzt und das Feuer Jiarliraes hervorgerufen, das die Kreaturen einhüllt hatte. Doch sie waren herangestürmt, vier Stück an der Zahl. Der Kampf war kurz gewesen, doch tödlich. Glimringshert hatte durch die Leiber geschnitten und Bargh hatte einen Troll nach dem anderen niedergemacht. Sie hatten die Leichen entzündet, so gut wie es ging. Den Rest der Nacht hatten sie dann in unruhigem Schlaf verbracht. Am nächsten Morgen war die Reise von ihnen fortgeführt worden. Sie hatten nur die Karte mit der Markierung der Riesen gehabt und waren ins Ungewisse gewandert. In unweiter Entfernung ihres Nachtlagers hatte Bargh dann die Spuren der Trolle entdeckt. Sie waren den Spuren gefolgt und in eine kleine verlasse Höhle gelangt, die sie abgesucht hatten. Nachdem sie die Schätze der Trolle in Ortnors extraplanares Labor geschafft hatten, waren sie weitermarschiert. Höher und höher hatte sie das Tal geführt, welches sich schon bald verzweigt hatte. Die Klamm war enger und steiler geworden und schließlich wurden sie gezwungen zu klettern. Weiter aufwärts hatten sie einen Grat gesehen, an dem das Tal endete, doch im schwindenden Lichte des Abends war es ihnen nicht möglich gewesen den Grat zu erreichen. So hatten sie sich zu einer weiteren Rast niedergelassen. Bargh musste wohl kurz eingenickt sein. Er hatte noch das Bild des Traumes im Kopf. Wie er die Pforte in das Heiligtum von Fürstenbad öffnete. Er hatte gedrückt. Stärker und stärker. Doch das Tor wollte sich nicht bewegen. Dann hatte er das Bersten von Holz vernommen und den Schmerz gespürt. Als er nun aufschreckte, merkte er, dass der Schmerz echt war. Felsbrocken stürzten neben ihm hinab und der große Stein hatte sie nur um Haaresbreite verfehlt. Er fühlte nach den kleinen Steinsplittern, die sich in seine Haut gebohrt hatten. Instinktiv blickte er sich um, schaute hinauf durch das felsige Tal. Im Mondlicht bemerkte er sie. Dort oben sah er die Regung. Eine Gestalt, kaum zu unterscheiden vom glitzernden Schnee, der dort erstmalig auftrat. Die Gestalt war riesenhaft. Das konnte Bargh bereits aus dieser Entfernung erkennen. Muskulös war der Krieger, der bereits einen weiteren Felskoloss hob. Hell-bläulich leuchteten seine Haare im Licht des Mondes und seine Haut schimmerte wie das Eis eines Gletschers. Die Kreatur trug ein Kettenhemd sowie Fälle und ein langer Bart reichte bis auf ihre Brust. Bargh musste reagieren bevor es zu spät war. Er schrie in den heulenden Wind: „Neire, Zussa, wacht auf. Versteckt euch, hinten den Felsen.“ Hastig sprangen die drei auf und begannen nach Deckung zu suchen. Keinen Augenblick zu spät, denn ein weiterer Felsbrocken, diesmal tödlich nahe, brach über ihre Deckung hinweg. Sie lugten aus ihrem Versteck hervor. Sie sahen, dass die Gestalt mit großen Schritten näherkam und nach einem weiteren Felsbrocken griff. Neire murmelte bereits Worte arkaner Macht und richtete sich auf. Durch seinen Schattenmantel war er fast völlig unsichtbar. Die Kugel, die wie eine glühende Träne in Richtung des Riesens schoss, war klein und schwach. Doch nur einen kurzen Augenblick später zuckte Magmafeuer in einer Explosion auf, das die gesamte Gestalt umhüllte. Nach dem verzögerten Donnerhall, hörten sie das Brüllen der Kreatur und das Zischen des nächsten Geschosses. Der dritte Felsbrocken krachte in ihre Deckung und brach fast den gesamten Felsvorsprung ab, hinter den sie sich duckten. Sie drohten mit dem Felsen in die Tiefe zu stürzen. Dann zog Zussa ihren Rubinstab und Neire beschwor seine Kunst. Der Riese, der bereits sein Schwert gezogen hatte, wurde von kleinen, schattenhaften Magmageschossen durchbohrt. Sie sahen, wie er noch einige Schritte weiterging und dann der Länge nach zusammenbrach. Sie wussten nun, dass sie an diesem Ort nicht mehr verweilen konnten. Hastig begannen sie sich aufbruchsbereit zu machen und stiegen weiter in die Höhe. Vorbei an dem Leib der fast sieben Schritt großen Kreatur und entgegen der Schneegrenze.
Höher und höher waren sie gestiegen. Der Morgen graute und der Wind, der sich an dem felsigen Schacht brach, der das Ende des Tals darstellte, war stärker geworden. Sie hatten sich in einer kleinen, geschützten Felsnische niedergelassen, als sie einen größeren Abstand zwischen die Gestalt und ihr Nachtlager gebracht hatten. Zussa und Bargh hatten sich Steigeisen unter ihre Stiefel geschnallt, während Neire in seinen magischen Stiefeln vorangeschritten war. Nach ihrem Frühstück und einer kleinen Rast brachen sie jetzt wieder auf. Entgegen dem Kamm aus Schnee. Der Wind wirbelte dort Flocken hervor. Auf dem harten Firneis kamen sie besser voran, doch die Luft war kalt und dünn. Bargh musste ab und an innehalten und keuchte mit jedem Schritt, den er in seiner Panzerrüstung machte. Schließlich kamen sie über den Grat und blickten und blickten auf die andere Seite. Es ging ein wenig hinab, über spiegelglatte, glitzernde Firnfelder. Im Reigen von tanzenden Eiskristallen, blickten sie auf ein ewiges Reich des Winters. Die hart gefrorenen Schneefelder unter ihnen gingen in einen Gletscher über, der so weit ihre Augen sehen konnten reichte. An einigen Stellen durchbohrten schroffe dunkle Felsen das Eis, das von tiefen Gletscherspalten durchzogen wurde. Weiter entfernt sahen sie Berggipfel aufragen, die in dem Nebel der Wolken über ihnen verschwanden. Neire zeigte auf einen Bereich, der von einer riesigen Gletscherspalte durchzogen wurde. Er schrie gegen den Wind. „Dort! Seht, die Spalte. Ich bin mir nicht sicher, aber das muss der Punkt, die Markierung sein.“ Bargh hatte sich gebückt und richtete sich jetzt wieder auf. „Die Spuren des Riesen führen dort hin. Doch es sind noch weitere Spuren zu sehen. Der Angreifer war nicht allein.“
Die Spuren hatten sie zu Stufen im Eis geführt. Zuvor hatten sie langsam und beharrlich die Eiswüste navigiert. Trotz des nahenden Winters war nicht viel Neuschnee gefallen und die Spalten waren sichtbar gewesen. Auch waren die Spuren der Riesen einem ausgeklügelten Pfad gefolgt, der größere Gletscherspalten umrundete. Sie waren schnell vorangekommen und blickten jetzt in die Tiefe. Die Stufen waren in das Randeis der riesigen Spalte geschlagen. Sie teilten sich in einen linken und einen rechten Weg auf. Sie schritten tiefer und folgten dem linken Weg. Das Heulen des Windes verbarg einen jeden ihrer Schritte. Sie hatten ihre Waffen gezogen, da Bargh sie auf die Spuren hingewiesen hatte, die hier hinab führten. Tiefer in der Spalte wagten sie einen Blick in den Abgrund, der sich zu ihrer Rechten auftat. Der Gletscher schimmerte in seltsamen Blautönen und tief unten sahen sie einen eisigen Boden. Schließlich kamen sie an einen Tunnel, der zur Linken ins Eis führte und sich dort verzweigte. Aus dem Inneren hörten sie sonore Stimmen einer fremden Sprache. Die kuppelförmigen Eisgänge waren von riesenhaften Ausmaßen, so dass sie sich wie kleine Fliegen vorkamen, die in diese kalte, fremde Behausung eindrangen. Hinter einer Biegung sahen sie die Kreaturen auf Eisbrocken sitzen. Eine Eishöhle, die mit Fellen ausgelegt war, tat sich vor ihnen auf. Alle vier Riesen waren mit Äxten bewaffnet und in Kettenhemden gehüllt. Sie hatten lange weißliche Haare und Bärte, die fettig und in Strähnen von ihren Köpfen fielen. Neire hatte sich vorgeschlichen und eröffnete den Angriff aus dem Hinterhalt. Die Höhle wurde von einer Explosion von Magma erfüllt, die die Riesen einhüllte und Teile des Eises schmelzen ließ. Im sich neu gebildeten Nebel stürmte Bargh voran und griff unbarmherzig an. Zussa beschwor die Kraft von Jiarlirae und gemeinsam töteten sie einen nach dem anderen. Doch aus einem der Tunnel hörten sie Schreie und Gebrüll. Drei weitere Kreaturen stürmten heran, die von Neires und Zussas elektrischen Flammen invertierten Lichtes empfangen wurden. Bargh hob unbarmherzig sein Schwert und machte die letzte Kreatur nieder, die ihm ihren Rücken zugedreht hatte und ihr Heil in der Flucht suchte. Keuchend blickten sie sich hektisch um. Der durch das Feuer hervorgerufene Nebel war überall, doch keiner war verletzt. Waren sie bemerkt worden?
Jenseher:
Zussa, Bargh und Neire traten näher zusammen. Sie konnten sich kaum sehen, so stark war der durch die Explosion hervorgerufene Nebel und Wasserdampf. Langsam legten sich die Schwaden zu Boden und gefroren dort. Das Eis unter ihnen wurde dadurch milchig weiß und schimmerte in anderen Farbtönen. Sie alle betrachteten die teils haushohen Gänge aus Eis, die aus der Kammer hinfort führten. Sie lauschten dem fernen Kreischen des Windes, der durch die Spalte fegte. Sie blickten in das schummrige Zwielicht, das die grün-bläulich glitzernden Wände hervorbrachte. Als der Nebel sich langsam gelegt hatte, konnten sie die reglosen Körper von verbranntem Fleisch und aufgehackten Bäuchen erkennen. Hier und dort hatten sich große Blutlachen gebildet und Dampf stieg von Innereien auf. Sie hatten Kreaturen zu Fall gebracht, die die Länge von Baumstämmen hatten. Zussa kam näher zu Neire und Bargh. Ihre kleinen Schritte waren staksig, so dürr wirkte die Gestalt der Feuerhexe, die mit ihren Steigeisen über das Eis schritt. Ihr rotes Haar stand in Locken vom Kopf ab und Eiskristalle glitzerten dort. Das gespenstische Licht der Gletscherwände spiegelte sich in ihren grünen Augen. Sie blickte fast etwas mitleidig, doch ehrfurchtsvoll zu Neire, der nach der Entfesselung seiner schwarzen Kunst getaumelt hatte und nun noch immer zitterte. Ein gekünsteltes Lächeln war in ihrem Gesicht zu sehen, als sie sprach. „Das Feuer unserer Herrin hat ihnen nicht bekommen, was meint ihr?“ Neire zog jetzt seine Kapuze zurück und offenbarte sein gelocktes, gold-blondes Haar. Er warf die langen Strähnen über die Schultern und antwortete: „Sie leben hier, an diesem gottverlassenen Ort. Sie streben nicht nach den Geheimnissen. Doch wie überleben sie hier? Von was ernähren sie sich? Von Eis und Schnee?“ Bargh, der auf einem Bein niedergekniet war und interessiert gelauscht hatte, erhob sich jetzt. Er spukte aus, als er mit zischelnder Stimme antwortete. „Wen interessiert das schon. Sie sind tot. Und falls es weitere gibt, werden sie auch sterben.“ Zussa jedoch hatte bei Neires Worten vehement den Kopf geschüttelt. „Ich glaube nicht Neire – Schnee und Eis. Sie fressen die kleineren Riesen. Vielleicht die aus der widerlichen Halle aus Holz.“ Neire musste jetzt lachen und sein Zittern verschwand. „Und die kleineren Riesen? Wen fressen sie? Und wo endet das alles?“ „Naja, die kleineren fressen vielleicht die Orks und die Orks wiederum… hmmm… Vielleicht fressen die Orks die Ortnors.“ Als Zussa das Gesicht verzog, als sie Ortnors Namen aussprach, mussten Neire und Bargh lachen. Aber Bargh hatte sich bereits umgedreht und begann die Riesen zu durchsuchen. Auch Zussa tat es ihm nach. Nur Neire blickte immer wieder ängstlich in die Tunnel. Er schien nach weiteren Kreaturen zu lauschen.
Sie waren ohne eine weitere Rast aufgebrochen. Den Tunnel, in den sich der Riese hatte flüchten wollen, hatten sie nicht weiter untersucht. Andere Tunnel hatten sie in Sackgassen und in die Wachhöhle der zur Hilfe geeilten Riesen geführt. Sie hatten in dieser Eishalle, neben Säcken mit Münzen, einige Vorräte gefunden. Neire hatte dort auf die gewaltigen, gefrorenen Laibe aus Brot gezeigt und Zussas Theorie spöttisch angezweifelt. Danach waren sie über den Eissteig an der Gletscherspalte weitergegangen. Der Wind war frostklirrend gewesen und der Blick hinab hatte eine düstere, bedrückende Tiefe offenbart, die kaum abschätzbar gewesen war. Bald hatte sie der Steig wieder in einen Eistunnel geführt. In eine Höhle, deren Decke große Risse gezeigt hatte. Hier hatten sie im Kreischen des Windes ein deutliches Hecheln gehört. Zussa hatte sie darauf hingewiesen, keine lauten Geräusche zu machen. Sie war besorgt um die Stabilität der Risse im Eis gewesen. So hatten sie behutsam und so leise, wie es ging, ihren Weg fortgesetzt. Die Höhle hatte sich verzweigt und sie waren dem Hecheln nachgegangen. Jetzt sahen sie vor sich die bläulich glitzernde Gletscherhalle, die von Knochen und Schädeln bedeckt war. Inmitten der Knochen lagen zwei riesige Kreaturen. Noble Wölfe, welche die Größe von ausgewachsenen Gäulen hatten. Ihr Fell hatte einen strahlend weißen Schimmer, von beeindruckender Schönheit. Um sie herum tollten drei Welpen. Das Fell der Kleintiere – die bereits so groß waren, wie mittlere Jagdhunde – war gräulich-weiß und weit von der Schönheit des Fells ihrer Eltern entfernt. Die kleinen Tiere tobten spielerisch in der Kälte. Ein Knäuel von Fell und Kulleraugen war zu sehen. Nur ab und an verbiss sich eines der Wesen und wurde mit einem scharfen, intelligenten Blick seiner Eltern zurechtgewiesen. Die Welpen fügten sich sofort und änderten geschickt die Taktik ihres Spiels. Es war fast, als ob man kleinen menschlichen Kindern zusehen konnte, die eine Sprache von Jaulen, Fauchen und Hecheln benutzen. Bargh zögerte bei diesem Anblick nicht und stürmte voran. Der Krieger hob sein Schild und Glimringshert, das schwarze, schattenblutende Schwert. Doch die Winterwölfe wirkten nicht überrascht. Sie sprangen augenblicklich auf und begaben sich in eine Angriffshaltung, in der sie ihre Köpfe senkten und die Sehnen und Muskeln ihrer Läufe spannten. Noch bevor Bargh sie erreichen konnte, spie der rechte Wolf seinen todbringen Atem. Scharfe Eiskristalle und Frostluft griffen nach dem dunklen Krieger, der wiederum sein Schild aus Ne’ilurum hob. Dann schnellte Glimringshert nach vorne und antwortete in der Zunge Jiarliraes. Die Sprache, die das heilige Schwert raunte, war die von Flamme und Düsternis und sie brachte den edlen Kreaturen den Tod. Dem ersten Wolf zerteilte Bargh den Kiefer und den Schädel. Einen weiteren Hieb in Richtung der zweiten Kreatur stach er durch das Maul und durch den Kopf. Beide Leiber brachen hernieder und das dumpfe Fauchen der elterlichen Kreaturen, wich dem panischen Hecheln und Winseln der Welpen. Sie waren in die Ecken der Höhle geflüchtet und sie blickten nach dem dunklen Krieger. Sie betrachteten in Furcht den glühenden Rubin in Barghs rechten Auge.
Das Feuer aus Knochen brannte lichterloh auf dem Eis. Doch die Flammen vereinten sich mit der dunklen Aura von Bargh. So wurde die Höhle in ein Zwielicht gehüllt, das der Höhe der Flammen nicht gerecht wurde. Neire spürte die Macht des Jensehers in seinem Kopf nachhallen. Da war das rötliche Glühen der Linsen, das die Welt in ein seltsames Licht tauchte. Er war in die Geister der Welpen eingedrungen und hatte sie ihm hörig gemacht. Dann hatte er mit ihnen gespielt – eine Zeit. Als Zussa ihn unverständnisvoll angeblickt hatte, hatte Neire sie gefragt. Ob sie nicht auch mit ihnen spielen wolle. Doch Zussa hatte verneint. Sie hatte bestärkt, dass die Kreaturen des Frostes und des Eises waren. Sie hatte gesagt, dass Jiarlirae ein Opfer verlange und dass sie brennen sollten. So hatten sie das Feuer entfacht und die Welpen gefesselt. Zussa, Bargh und Neire beteten. Die alten Verse aus Nebelheim. Vom aufsteigenden Chaos des Abgrundes und der Menschenschlange des reinen Blutes. Bargh reichte Zussa seinen Dolch und sie hielten die erste Kreatur über das Feuer. Das Wesen schaute Neire mit seinen Kulleraugen an, als wollte es ihn als seinen Freund, vielleicht als seinen Vater, innig bitten, sein Leben zu schonen. Doch Neire kannte nur Verachtung. Einen Moment hatte er sich hinreißen lassen zu dem Spiel. Das Kind in ihm war stärker und der Prophet Jiarliraes war schwach gewesen. Nachdem Zussa ihn zurechtgewiesen hatte, war ihm das nicht mehr passiert. Er betrachtete Zussa. Sie lächelte diabolisch, als sie den Dolch an die Kehle setzte. Einige heftige Schnitte und die kleine Kreatur fing an zu zucken. Die treuen Blicke gingen über in eine Art Ungläubigkeit und dann in Hass. Doch das Jaulen kam zu spät. Das Blut tropfte zischend in die Flammen und verbreitete den Geruch. Erinnerungen an Nebelheim, Erinnerungen an archaische Opferrituale – Erinnerungen an brennendes Blut. Neire spürte die geistige Verbundenheit mit Zussa und Bargh. Der Geruch von verbranntem Lebenssaft brachte das Gefühl von Glück. Er vergaß die Kälte und die Gefahren. Er zischelte die alten Gebete in der Sprache von Nebelheim. Und er streckte seine Hand aus und sammelte das Blut. Seine Rune malte er Zussa auf die Stirn. Sie lachten und frohlocken. Dann opferte Zussa das zweite und das dritte Wesen. Mit dem Lebensblut der Kreaturen malten sie sich die Runen auf die Stirn. Zussa die für Bargh und Bargh die Rune für ihn. Das Ritual war heilig und würde die Göttin erfreuen. Sie hatten Flamme und Düsternis an diesen verlassenen Ort gebracht.
Weiter und weiter – einige eisige Tunnel hatten sie nun erforscht. Die meisten waren in Sackgassen geendet. Doch in einer kleinen Höhle hatte sie eingefrorene Leichen entdeckt, die teils tödliche Wunden trugen. Vorsichtig hatten sie die Gegenstände der Leichname herausgemeißelt, die sie größtenteils in Ortnors extradimensionalen Labor verstaut hatten. Als sie alle Tunnel durchsucht hatten, waren sie zurückgekehrt in den ersten Wachraum, in dem die Leichen der Riesen jetzt zu Eis erstarrt waren. Sie hatten den Tunnel genommen, der sie zu einer Vorratskammer geführt hatte. Dort hatten sie merkwürde Schleifspuren neben einem Fass entdeckt. Unter dem Fass hatten sie dann einen Goldschatz geborgen. Auf ihrem weiteren Weg hatte Bargh dann an einer Verzweigungsstelle nach Spuren gesucht. Im Eis war hier und dort Fels zu sehen gewesen, der sich deutlich von den Wänden abzeichnete. Bargh hatte Spuren der Riesen entdeckt, die hauptsächlich in zwei Tunneln zu sehen gewesen waren. In einem Tunnel hatte er aber die Spuren von Ogern entdeckt, die er aus der Feste des Nomrus wiedererkannt hatte. Sie waren daraufhin diesem Tunnel gefolgt, der sie in eine riesige Höhle geführt hatte. Die Formation war teils aus Eis, teils aus dunklem Felsgestein gewesen und sie hatten ein Schnarchen sowie gedämpfte Stimmen gehört. Neire hatte seinen Mitstreitern zu erkennen gegeben, dass er vorschleichen würde, um sich ein Bild zu machen.
Durch seinen Tarnmantel geschützt, schlich das Kind der Flamme vorwärts. Die Angst brachte das Blut in seinen Ohren zum pulsieren. Doch Neire hatte bereits zu viel mitgemacht, als dass die Angst ihn lähmen könnte. Am Ende der Höhle sah er mehrere Tunnel im Felsen, die, bereits aus der Entfernung sichtbar, nach kurzer Distanz in eine weitere Höhle führten. Dort hatten sich Kreaturen mit Haufen von Fällen bedeckt. Ein tiefes Schnarchen war neben dumpfen, gutturalen Stimmen zu hören. Er schlich weiter voran und wählte einen leeren Tunnel. Der Gestank von vergorenem Schweiß kam ihm entgegen. In der Dunkelheit konnten seine geübten Nebelheimer Augen die gelbhäutigen Kreaturen sehen, die dort standen und wild gestikulierten. Sie waren fast doppelt so groß wie er selbst, hatten lange Arme und affenähnliche Schädel. In der Höhle hatten sie ihr Hab und Gut aufgebahrt. Gefrorene Rinds- und Schweinshälften, wie Kisten und Fässer. Felle und Lederhäute offenbarten weitere Schlaflager. Neire dachte nach. Er sah keinen Ausgang. Er musste das Feuer beschwören, musste die Kreaturen opfern. Sollten sie den Flammen widerstehen, sollten sie fliehen, würde sie Bargh empfangen und ihnen weiteres Feuer bringen. So schlich sich Neire zurück und begann seine Formeln zu rezitieren. Seine Gedanken waren bei seiner Göttin, obwohl die schwarze Kunst diese Verbindung nicht benötigte. Dann entfachte er die Flammen aus Magma. Wie aus dem Nichts schossen sie hervor und erfüllten die Höhle in ein infernalisches Glühen. Neire hörte aufschreckende Schreie und dumpfe Ausrufe, erfüllt von einem ohnmächtigen Hass. Decken begannen zu brennen, doch die Gestalten konnten sich nicht freiwinden. Eine Kreatur wollte aus dem Inferno herausbrechen, doch auf den letzten Schritten begann sie sich ihres Fellumhanges zu entledigen. Dabei schälte sie sich die brennende Haut vom eigenen Leib. In den glühenden Flammen erstarben die Schreie und Neire betrachte den Wasserdampf. Er genoss den Geruch von verbranntem Haar und Fleisch. Er genoss den Brodel, gebracht durch die heißen Flammen. Doch die Flammen und das Eis brachten die Gedanken und Nebelheim. Die Gedanken kamen und sie blieben. Sie erinnerten ihn an die alte Zeit; an das was einst war. So dreht er, Neire, das Kind der Flamme, sich um. Als kleiner Schatten war er zu sehen für Zussa und Bargh. Sie sahen die Tränen, die Neire vergoss. Sie sahen sein Gesicht, das in Schmerz verzerrt war. Er dachte an Nebelheim und so nah es war, war es doch nicht hier. Neire brach auf die Knie und ließ die Flammen erlöschen. Da war kein Feuer mehr. Keine Flamme. Er spürte Nebelheim nicht. Doch da waren die Schatten und der Schmerz. Sie waren hier, mit ihm, an diesem Ort. Und er war IHR Prophet. Und er wusste, was zu tun war.
Jenseher:
Das letzte Glühen der Feuer verschwand mit den ersterbenden Flammen. Die Hitze, die Neires Wand aus loderndem Magma entfacht hatte, verflüchtigte sich und der Nebel begann auf den Boden zu sinken. Mit dem Schwinden der Wärme kam die Frostluft. Durch die Frostluft wirkte das grün-bläuliche Schimmern des Gletschers so gespenstig, wie es sie hatte erschaudern lassen, als sie die Spalte hinabgestiegen waren. Bargh und Zussa schritten langsam zu Neire, der dort auf die Knie gesunken war. Das Kind der Flamme hatte den Tarnmantel zurückgezogen und ließ den Kopf sinken. Sie hörten beide ein leises Schluchzen. Der Jüngling, dessen Hände zu Fäusten verkrampft zitterten, schaute auf und Tränen standen in seinen nachtblauen Augen. Die Dampfschwaden hatten sich auf seine langen, gold-blonden Locken gelegt. Eiskristalle glitzerten in seinen Haaren. Für Zussa war die Reaktion von Neire nicht verständlich. Sie hatte innerlich gejauchzt, als sie die Kreaturen im Feuer brennen sah. Sie hatte die verrückten Schreie genossen, als die Leiber in ihren Felllagern verbrannten. Sie hatte triumphiert, denn sie hatte gesehen, dass der letzte Oger zusammenbrach, bevor er das Ende der Feuerwand erreichte. Sie blickte erst Neire, dann Bargh fragend an. „Was ist mit euch Neire, wieso weint ihr?“ Der Jüngling erhob zitternd seine zischelnde Stimme. „Der Nebel und das Feuer. Die Erinnerungen. Ich dachte, ich wäre der Stadt nah, doch ich spürte nichts. Nebelheim ist nicht hier.“ Für Zussa war kein Sinn in den Worten zu erkennen. Bargh baute sich über dem Kind der Flamme auf und in seinen Worten war ungeduldige Bestimmtheit. „Auch, wenn es hier nicht ist, Neire, wir werden es finden. Ihr solltet euch aber das Weinen abgewöhnen, Junge.“
Sie hatten danach die Höhle abgesucht und in einigen Truhen und Säcken einen Schatz gefunden. Der Schatz hatte hauptsächlich aus Gold und Geschmeiden bestanden. Doch sie hatten auch ein Paar Armschienen entdeckt. Der wertvolle Gegenstand war aus Gold und Elfenbein gewesen und ein großer Bernstein war in der Form eines brüllenden Bären kunstvoll eingelassen worden. Neire hatte den Gegenstand als eine Art Wappen erkannt, doch er hatte eine genaue Herkunft nicht deuten können. So waren sie schließlich weitergeschritten und ihr Weg hatte sie in einen von Eis versperrten Bereich geführt. Nachdem sie die Barriere durchbrochen hatten, waren sie in die Gletscherhöhlen dahinter vorgedrungen. Sie hatten in einer von Knochenresten bedeckten Eishalle eine faustgroße, glühende Edelsteinstatue in Form einer Kröte gefunden. Doch bevor sie hatten reagieren konnten, waren sie von mannsgroßen Eiskröten angegriffen worden, die sie mit ihrer frostigen Aura umhüllt hatten. Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf, hatten sie die Kröten getötet, den Edelstein an sich genommen und waren in den letzten unerforschten Eistunnel gelangt. Je weiter sie in den Tunnel vordrangen, desto deutlicher konnten sie tiefe, sonore Stimmen einer fremden Sprache hören. Im bläulich glitzernden Eis mehrte sich das Auftreten von dunklem Gestein. Augenblicklich eröffnete sich eine Höhle vor ihnen, deren mittlerer Bereich von einer Felsnadel durchbrochen wurde. Neben einem Feuer befanden sich vier Riesen. Die fast hausgroßen Gestalten waren von gelblichem Haar, blasser Haut, langen Bärten und muskulöser Statur. Sie trugen Kettenwesten, Fälle und übergroße doppelbärtige Äxte. Sie unterhielten sich angeregt und bedienten sich dabei wilder Gesten. Neire eröffnete den Angriff und beschwor die Feuer Jiarliraes. Als die Luft um die Kreaturen explodierte, schwoll der Gesang an, den Bargh und Zussa angestimmt hatten. Ein dumpfes Schreien hallte durch die Höhle, als die Riesen nach ihren Äxten griffen. Doch aus einem seitlichen Tunnel eilten ihnen drei weitere Riesen entgegen. Schnell wendeten sich jetzt auch die vier verbrannten Kreaturen dem Kampf zu und stürmten heran. Doch Bargh trat hervor und eine Aura von Düsternis umgab den Krieger. Er stellte sich den gewaltigen Bergen aus Fleisch und Muskeln. Präzise und tödlich führte er seine Angriffe und er erschlug Riese um Riese. Den Großteil der Angriffe konnte er mit seinem Schild abwehren, doch vier der Kreaturen hatten ihn fast umringt und hieben unbarmherzig mit ihren Äxten nach ihm. Neire und Zussa hörten ein Aufächzen von Bargh. Ihn traf ihn hier und dort der Streich einer Axt. Die Platten der Ne’ilurumrüstung wurden eingedrückt und bald lief rotes Blut an Barghs Panzer hinab. Gleichwohl loderte der Hass in Barghs linkem Auge und der Edelstein glühte in seinem Singsang. Glimringshert verrichtete sein Werk aus Feuer und Schatten und gemeinsam fällten sie die letzte der Kreaturen. Als Bargh nach dem Kampf auf die Knie brach eilten Zussa und Neire heran und stützten ihn. Sie begannen sich um seine Wunden zu kümmern, seine Blutungen zu stillen. Bargh blickte derweil auf die Klinge Glimringshert. Der unheilige Krieger legte seinen Panzerhandschuh auf seine Brust. Alsbald begannen sich seine Wunden zu schließen. Die schwarzen Schatten des Schwertes flossen wie gespenstiges Blut in seinen Körper. Sie alle beobachteten die dunkle Macht des Antipaladins. Sie spürten die Gewalt von Jiarlirae. Sie hatten in ihrem Namen den Tod gebracht. Sie lauschten dem disharmonischen Singsang von Bargh. Er murmelte die Gebete. Fürbitten an den Henker der letzten Einöde.
Neire schlich sich weiter durch den Tunnel. Von vorn roch er den Geruch von Feuer. Er spürte den Hauch von warmer Luft an seinem Gesicht vorbeiziehen. Für einen Moment fühlte er sich durch die Augen des Jenseher getäuscht. Der Gang vor ihm glitzerte rötlich, wie durch den Schein eines Feuers erhellt. Doch es war bereits einige Zeit her, dass er die Macht der Augen des Jensehers entfaltet hatte. Sie hatten nach dem Kampf die Höhle der Riesen durchsucht und die Schätze eingesammelt. Bei den Riesen hatten sie mehrere Armbänder gefunden, die ähnlich denen der Höhle der Oger waren. Dann waren sie dem verbleibenden Felstunnel gefolgt, der aus der Höhle hinfort führte. Nach einiger Zeit waren sie an eine Gabelung gestoßen, an der der Gang nach links ein wenig abfallend in die Dunkelheit führte. Aus dem rechten Gang hatten sie einen kalten Luftzug gespürt und sich entschieden, diesem zu folgen. Nach einiger Zeit waren sie dann auf den Riesen gestoßen, der, auf seine Axt gestützt, hier Wache hielt. Der Riese hatte nicht sofort angegriffen, aber seine Axt erhoben. So hatte Neire ihm die Armschiene gezeigt und die Augen des Jensehers benutzt. Er hatte ihre Macht gespürt – die Welt um ihn herum hatte sich verfärbt. Der Geist des Riesen hatte Neire nicht widerstanden und er hatte seine Axt gesenkt. So hatte ihm Neire einige Befehle gegeben. Doch seine Antworten hatten sie nicht verstehen können. Schließlich hatten sie die Höhle durchschritten. Zwei schlafende Riesen und einen zweiten Wächter am anderen Ausgang hatten sie gefunden. Neire hatte beim zweiten Wächter die Linsen des Jensehers benutzt und auch hier war seine Macht stärker gewesen. Auch diese Kreatur hatte ihre Axt sinken lassen; hatte Neire als vertrauten Freund gesehen und war seinen Befehlen gefolgt. Sie hatten dann die schlafenden Riesen erschlagen, bevor sie ihren Weg durch den Tunnel fortgesetzt hatten. An einer weiteren Gabelung waren sie rechts geschritten und hatten schon bald die Stimmen und den Hauch von Wärme durch den Tunnel gespürt. Neire zog den elfischen Tarnmantel enger und lugte in die Höhle hinein. Dorthin wo der Feuerschein herkam. In dieser felsigen Halle schimmerten die Wände dunkel und nass. Es war kein Eis zu sehen. In der Mitte war eine hölzerne Tafel zu sehen, auf der sich Essenschalen und Krüge befanden. In einer Ecke war ein Kohlebecken zu sehen, in dem ein Feuer brannte. Neben dem Kohlebecken konnte Neire drei große Lager entdecken, die aus aufgehäuften Fellen bestanden. Neben einer gewaltigen Kreatur an der Tafel, befanden sich zwei weitere Riesen auf den Lagern und dösten. Neire betrachtete die Riesen genau. Sie sahen anders aus als die Bewohner des Gletschers. Ihre Gesichter waren kantig, ihre Haut dunkel wie Asche. Gekleidet waren sie mit Brustharnischen, die einen Überwurf in Form einer Stola hatten. Rötliche Farben mischten sich mit dunklen Tönen. Neire konnte bei diesen Riesen, die mit etwa sechs Schritten Größe nicht ganz so groß wie die zuvor erschlagenen Wächter des Gletschers waren, eine gewisse Ähnlichkeit mit den beiden Schmieden der Esse in der Halle des Nomrus erkennen. Für einen kurzen Augenblick kam eine Unruhe in die Bewegungen der am Tisch sitzenden Gestalt. Der Riese ließ den Fleischbrocken, den er mit einem schwertgroßen Dolch aufgespießt hatte sinken, dreht sich um und sprach etwas zu seinen ruhenden Gefährten. Adrenalin schoss durch Neires Körper. Er hatte nicht die Gedanken, um sich zu fragen, ob er ein Geräusch gemacht hatte. Er schritt langsam zurück in den Tunnel und hoffte, dass die Kreaturen ihm nicht folgen würden. Je weiter er sich in die Dunkelheit zurückzog, je sicher war er sich, dass ihm niemand folgte. Er musste Zussa und Bargh warnen.
Zussa sah die Höhle vor sich und die wärmere Luft strömte ihr entgegen. Doch obwohl die Luft etwas angenehmer war, war es sehr kalt hier. Neire war zu ihnen zurückgekehrt und hatte ihnen von der riesigen unterirdischen Halle berichtet. Sie konnte die Decke kaum erkennen, die, in fast einem Dutzend Schritt verborgen, in der Dunkelheit lag. Zussa wartete auf Neires Angriff. So hatten sie es abgesprochen. Sie hielt sich hinter Bargh und dachte voll von Furcht an die Situation zurück, in der sie in Nomrus Halle angegriffen worden war. Es wäre bestimmt ihr sicherer Tod gewesen, hätte Bargh sie nicht beschützt. Jetzt hörte sie den Donnerschlag. Sie sah den Strahl von Blitzen, der augenblicklich die Höhle durchfuhr. Bargh stürmte nach vorne. Er hatte Glimringshert und sein Schild aus Ne’ilurum gezogen. Die Wunden des Kriegers hatten sich wie auf wundersame Weise geschlossen, je weiter sie in die Höhlen vorgedrungen waren. Zussa musste handeln. Ihre Furcht löste sich in diesem Augenblick in einen Überschwang des Handelns. Es war die Schwelle der Furcht, die sie in jedem Kampf überwinden musste. Doch seit ihrer Flucht aus dem Dorf, hatte sie nichts anderes als Gewalt kennengelernt. Sie liebte das Gefühl, wenn sie die Schwelle überwand. Angst, Anspannung und ein Zaudern gegenüber Handlungen, lösten sich dann in Chaos auf. Das musste die Essenz der Göttin sein, dachte sie sich. Sie zog ihren Stecken und beschwor die Geschosse. Alle ihre Angriffe richteten sich auf den wachehaltenden Riesen. Durch die Magie und die Angriffe von Bargh wurde der Riese übel zugerichtet und stürzte zu Boden. Die beiden lagernden Riesen griffen jedoch sehr schnell nach ihren Waffen und stürzten sich in den Kampf. Ein Hass und eine gewisse Ungläubigkeit waren in ihren Augen zu sehen. Ihre langen roten Haare wallten glitzernd im Feuerschein und sie hatten schwarze, breite Schwerter. Sie schlugen nach Bargh, doch vergeblich. Diesmal hatte der dunkle Krieger die Gunst der Göttin auf seiner Seite. Zussa konzentrierte sich. Gemeinsam mit Neire beschwor sie todbringende Magie. Mit einem Lächeln bemerkte sie, dass Bargh mittlerweile seine Angriffe perfektioniert hatte. Er benutzte die Klinge Glimringshert, um die Unterleiber der Reisen - Seite zu Seite - aufzuschneiden. Sie genoss den Anblick ihrer Überlegenheit, wenn die Gedärme sich zu Boden ergossen und die Kreaturen verzweifelt schrien. Doch der Gestank von verbrannten Fäkalien ekelte sie an. Sie fragte sich, wie Neire und Bargh mit diesem Geruch klarkamen. Sie schritt zu den drei Leichen und hielt sich die Nase zu. Sie bemerkte, dass Bargh und Neire sie angrinsten und auch sie musste Lachen. So standen sie um die Schale von brennenden Kohlen und Holz und wunderten sich, warum sie Jiarlirae an diesen Ort geführt hatte. Diese Kreaturen waren keine Anhänger ihrer Göttin, doch es musste einen anderen Grund geben.
Jenseher:
Ihre kurze Rast war bereits eine Zeitlang her. Nachdem Neire doch Bedenken geäußert hatte, hinsichtlich der Loyalität, der von ihm bezauberten Riesen, waren sie vor ihrer Rast in die Wachthöhle geschritten. Sie hatten die Riesen hinterrücks angegriffen und ermordet. Einen nach dem anderen. Dann waren sie in die Höhle mit der Feuerschale zurückgekehrt und hatten ihre Rast begonnen. Neire hatte sich der schwarzen Kunst hingegeben und Bargh hatte meditiert. Zussa war die Aufgabe der Wache zugefallen und sie hatte sich, abseits des Gestanks der toten Leiber, im kalten Tunnel auf einem Fell niedergelassen. Nach ihrer Rast waren sie aufgebrochen und dem unerforschten Tunnel gefolgt, der sie aus dem Felsen der Kristallnebelberge wieder in das Eis geführt hatte. Nachdem sie wieder in den Außenbereich der Spalte gelangt waren, hatte Bargh Spuren im Eis entdeckt. Verschiedengroße Stiefelabdrücke hatte er gefunden. Einige waren kleiner gewesen und hatten den Riesen der Halle des Nomrus geähnelt. Doch sie hatten in ihre Richtung geführt. Sie waren durch den heulenden Wind der Spalte geschritten und hatten zwei Tunnel untersucht. Der erste Tunnel hatte in die Höhle der Hügelriesen geführt, die jetzt verlassen war. Im zweiten Tunnel hatten sie Stimmen gehört. Neire war vorgeschlichen und hatte die Lage erkundet. Jetzt war er zurück und wendete seine Stimme an Zussa und Bargh. „Es sind Riesen in der Höhle. Doch sie sind von grauer Haut und völlig haarlos. Ähnlich wie die, die wir in der hölzernen Feste getötet hatten. Lasst mich vorschleichen und den ersten Angriff machen. Wartet hier am Eingang des Tunnels.“ Bargh und Zussa nickten und machten sich kampfbereit. Neire schlich sich in der Düsternis davon und war schon bald nicht mehr zu sehen. Nach kurzer Zeit hörten Bargh und Zussa die Explosion. Sie sahen, dass der Tunnel in Magma-ähnliches Licht gehüllt wurde. Dann hörten sie das Brüllen. Dumpfe schwere Schritte kamen näher. Aus ihrer Deckung konnten sie die ersten beiden Kreaturen sehen. Sie waren, wie Neire sie beschrieben hatten. Von steingrauer Haut und völlig haarlos. Ihre Körper waren muskulös, doch drahtig. Brandwunden bedeckten ihre Körper. Sie trugen Felsbrocken der Größe kleinerer Pferde. Wie aus dem Nichts zuckte bläulich der Blitz nach vorn, den Neire mit dem Stecken beschwor. Das Schreien der Kreaturen wurde lauter und brach sich im Wind. Sie wankten, teils schwer verwundet, doch der Hass trieb sie an. Neire nutzte seinen Tarnmantel und huschte in die Dunkelheit des zweiten Tunnels. Nur einen Augenblick später brach der geworfenen Steinbrocken auf das Eis. Große Teile des Stiegs aus Eis brachen in die Tiefe der Gletscherspalte. Zwei weitere Steinbrocken folgten. Dann stürmten die Kreaturen heran. Bargh stellte sich ihnen und er führte Glrimringshert mit bedrohlicher Geschwindigkeit. Mit jedem Schlag fällte er einen der Riesen. Die Wutschreie verstummten, als schließlich die letzte der fünf Gestalten auf das Eis brach. Sie begannen die Kreaturen zu durchsuchen. Zussa jedoch hielt sich die Ohren zu und schritt in die Höhle der getöteten Riesen. Das Kreischen des Windes schien ihr zuzusetzen.
Neire spürte das Blut in seinen Ohren klopfen. Er nahm davon keine Kenntnis. Er zog den Tarnmantel enger und schlich durch den Tunnel. Dorthin, wo er die Stimmen vernommen hatte. Sie waren, nachdem sie die Höhle der Steinriesen abgesucht hatten, weiter den unerforschten Gängen gefolgt. In einem Bereich hatten sie eine Warnrune in einer Wand entdeckt. Dahinter war eine Höhle zu sehen gewesen, die mit der braunen Flechte bedeckt war. Neire hatte von ihren Erfahrungen berichtet und Zussa hatte sich nach einigem Nachfragen zufriedengegeben. Sie hatten den Bereich gemieden und waren gegangen. Schließlich waren sie ein zweites Mal auf einen Stieg aus Eis gelangt, der sie entlang der Spalte geführt hatte. In einem Eistunnel, hatten sie die tiefen Geräusche einer fremden Sprache gehört. Als Neire nun hinter der Ecke des Ganges hervorlugte, sah er eine Halle im Eis und Felsen. Der Schein eines Kochfeuers war zu sehen und mehrere der Gletscherriesen saßen an einem Tisch. Im Vergleich zu den wachenden Riesen, hatten diese Krieger einige Annehmlichkeiten. Neire konnte neben dem Kessel mit einer eingekochten Fleischsuppe, Krüge und Humpen erkennen sowie eine Wasserquelle am Rande der Höhle. Neben drei Riesen, die sich am Tisch unterhielten, schliefen andere in ihren Felllagern. Er zählte in diesem Raum zehn Kreaturen. Auf seinem Rückweg konnte Neire in zwei Seitenhöhlen jeweils vier weitere schlafende Riesen zählen. Seine Anspannung war groß, als er mit zitternder Stimme Bargh und Zussa von seinen Erfahrungen berichtete. „Es sind ihrer Anzahl viele. Doch sie schlafen größtenteils. Das Moment ist auf unserer Seite. Jiarlirae wird uns den Sieg schenken; ich habe es bereits gesehen. Doch wir müssen um ihren Beistand flehen. Die höchsten Gebete sollen uns mit Flamme und Düsternis leiten.“ Zussa und Bargh nickten und begannen ihre Choräle anzustimmen. Bargh sang die Gebete, während Zussa obskure Reime und Verse rezitierte. Dann drangen sie ein in den Tunnel. Ein weiteres Mal beschwor Neire die Kugel aus Flammen. Die Eishöhle wurde in eine Explosion aus Magmafeuer gehüllt, das fünf Riesen verbrannte. Neire schrie zu Bargh und Zussa. „Die Öffnung im Felsen. Dort!“ Sie begannen sich hinter Bargh zu positionieren. Der Krieger Jiarliraes hatte Schwert und Schild gezogen. Neire wusste, dass der Tunnel hinter ihnen in eine Vorratskammer führte. Sie hatten keinen Moment zu spät gehandelt. Schon stürzten die ersten Riesen heran. Ihre Augen funkelten hasserfüllt, wie kaltes Gletschereis. Ihre langen blonden Haare waren teils verbrannt. Sie waren nicht fettleibig, wie die Riesen in der Halle des Nomrus. Sie waren größer, muskulöser und sie steigerten sich in einen Berserker-artigen Wutrausch. Sie trugen Kettenhemden, Fellkleidung und doppelbärtige Äxte, in der Größe von Bargh. Neire beschwor ein weiteres Mal die Flammen. Die zweite Explosion war heftiger als die vorherige und erreichte mehrere der Riesen. Bei einigen platzte die Haut auf, Haare standen in Flammen. Doch ihr Wutgebrüll wurde noch lauter und sie warfen sich in das Kampfgetümmel. Als der Blitzstrahl aus Zussas Stecken sie durchfuhr stürzten zwei Gestalten zu Boden. Jetzt erreichten sie Bargh und die Schlacht begann. Im Tunnel behinderten sich die Riesen. Jeder versuchte andere zur Seite zu drängen und die verhassten Widersacher zu töten. Wieder war Bargh schneller und tötete zwei verletzte Kreaturen mit gezielten Hieben. Die Riesen hörten den Gesang der Göttin. Sie sahen die Dunkelheit um den Krieger Jiarliraes. Es trieb sie an in ihrer Wut. Das Schlagen und das Stechen war grauenvoll. Fast so grausam, wie die Magie, die Neire und Zussa entfesselten. Bargh wurde von drei Axthieben getroffen und blutete aus tiefen Wunden. Je länger der Kampf dauerte, umso mehr wendete sich das Blatt in ihre Richtung. Schließlich machten sie auch die letzte der Kreaturen nieder. Bargh ließ einen Freudenschrei von sich, als er die aufgetürmten Leiber von Fleisch im Tunnel sah. Das Bild war grotesk, doch Bargh kannte kein Mitleid. Die Frostriesen waren sicherlich edle Krieger gewesen. Nur wir tragen Flamme und Düsternis. Nur Flamme und Düsternis, wer oder was ist mehr als das? Wer ist mehr als SIE, die da mehr ist als die Summe aller Teile? Dachte sich Bargh und setzte sich auf einen Kopf einer Gestalt. Er blickte hinab und es war ihm, als ob die Kreatur ihn in ihrem Tode weiter hasserfüllt anstarrte. Er musste lachen, als er dem toten Riesen die Botschaft Jiarliraes ins Ohr flüsterte.
Die Kreatur stürmte mit großen Schritten heran. Sie war von der Größe eines ausgewachsenen Ogers und ihr Körper war von einem schnee-weißlich glänzenden Fell bedeckt. Der Schädel der Kreatur erinnerte entfernt an den eines Menschen. Doch die Konturen glichen auch den von Affen. Die Nase war platt und die Stirn fliehend. Dicke wulstige Lippen offenbarten stumpfe große Hauer, als das Monster mit einem tiefen Grunzen seinen Kampfschrei ausstieß. Die Gestalt trug ein Langschwert, das aus einem weißen Stahl war. Eine Schicht von Raureif hatte sich über das Schwert gelegt und hier und dort hatten Eiskristalle Runenmuster gebildet. Neire sah, wie die Kreatur auf Zussa zulief, doch Bargh begann ihr den Weg abzuschneiden. Der dunkle Krieger Jiarliraes stellte die Gestalt und erhob sein Schwert. Neire erinnerte sich zurück an die kurze Rast in der Höhle der Riesen. Sie hatten über den Sinn der Gruppe der Riesen nachgedacht und waren zuerst von einer Jagdgemeinschaft ausgegangen. Als Bargh dann die Vielzahl weiterer Waffen entdeckt hatte, die von den Riesen in einer Höhle aufgebahrt war, waren sie eher von einem Trupp Krieger ausgegangen. Ihre Rast war aber nur von kurzer Dauer gewesen. Vier fellige große Kreaturen, die der heranstürmenden sehr ähnlich sahen, waren in den Höhlenkomplex eingedrungen und hatten grunzend die toten Riesen begutachtet. Bargh, Zussa und Neire hatten sie angegriffen. Bargh hatte die Kreaturen mit präzisen Hieben getötet. Sie beschlossen nicht länger in der Höhle zu verweilen und den Kreaturen nachzugehen. So waren sie den Spuren gefolgt und in eine höher liegende Höhle gelangt. Hier hatten sie zwei weitere dieser Kreaturen im Kampf gestellt. Doch ihr alarmierendes Grunzbrüllen hatte die Kreatur mit dem Schwert hervorgebracht. Neire und Zussa stießen ihre Klingen in die Leiber. Sie brachten die erste Kreatur zu Fall. Hinter sich sahen sie das Feuer von Barghs Klinge. Er zerteilte den Schwertträger mit zwei kraftvollen Hieben. Dann wandte er sich der letzten Gestalt zu. Glimringshert biss gnadenlos in das kalte Fleisch ihres Widersachers und der letzte Höhlenbewohner sank blutig auf das glitzernde Eis. Sie atmeten ächzend auf und blickten sich um. Nur das Kreischen des Windes war zu hören, der sich an der Spalte brach. Sie begannen die Höhle abzusuchen. Sie wussten, dass die Tunnel sie um die Spalte herumgeführt hatten und sie an die Eisstufen des Eingangs zurückgekehrt waren. Sie wussten, dass sie umkehren mussten. Die Tunnel führten tiefer in das Felsgestein und wer konnte schon wissen, was sich dort verbergen würde.
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