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[AD&D 2.5E] Von Feuer und Düsternis – Erzählungen aus Euborea
Jenseher:
Kalt starrten die Augen des Tiefenzwerges in die Leere. Die dürre Gestalt war in graue, Lederflicken-verstärkte Leinengewänder gehüllt – eine Unterkleidung, wie man sie unter einer Rüstung trägt. Umbaris Augen nahmen wieder Blickkontakt zu Neire auf. Er lächelte und sein Ausdruck wandelte sich, wie von Neugier und forschem Interesse getrieben. Der Augenblick, in dem Neire die Welt in rötliches Licht getaucht sah, ging vorüber. Er spürte, dass ihm sein Gegenüber freundlich gesonnen war. Doch konnte er sich sicher sein? Neire drehte sich um und blickte durch das Gemach. Die Hitze, die auch hier von den Schlackewänden ausging, trieb ihnen allen den Schweiß in die Augen. Das ständige Vibrieren des Gesteins wurde begleitet von einem dumpfen Dröhnen. Zussa sprach zuerst, als sie zu Umbari und Neire trat. Das Licht drang ausschließlich aus der Kammer hervor, die Umbari so kürzlich verlassen hatte. Der Schimmer verlor sich in der Höhe des Gewölbes, was im Kontrast zu den Möbeln in Menschengröße stand. „Neire, habt ihr einen neuen Freund gefunden?“ Zussa zeigte mit ihrem Säbel auf Umbari, als sie verrückt grinste. „Habe ich das, Umbari? Habe ich einen Freund gefunden“, fragte Neire und legte seinen Kopf schief. Sie alle, Neire, Zussa und Bargh, mussten einen grauenvollen Eindruck hinterlassen. Ihre Haare, Haut und Kleidung waren von dunkler Asche besetzt. Sie waren durchnässt von Schweiß und besudelt von getrocknetem Blut. Umbari nickte Neire zu und lächelte. „So ist es. Ihr könnt mich als euren Freund zählen. Es kommt mir so vor, als kennte ich euch bereits längere Zeit.“ Neire nickte Umbari zu, doch Zussa fiel ihm ins Wort, bevor er antworten konnte. „Ich liebe Freunde, auch wenn es die von Neire sind. Freunde erzählen die schönsten Geschichten… Erzählt uns Umbari, erzählt uns alles, was ihr über diesen Ort wisst.“ Umbari schaute verunsichert Neire an, doch der junge Priester nickte. Dann begann Umbari zu sprechen. Er erzählte vom großen Krieg, den König Isenbuk bestritt. Die Vereinigung der verschiedenen Rassen der Riesen unter seiner Führung. Er erzählte ihnen vom Krieg gegen die Menschen und von den unermesslichen Reichtümern, die die Dunkelelfen ihnen bezahlten. Umbari war stolz auf seine Errungenschaften. Auf seine Baukunst der Hallen der Feuerriesen und auf die Kriegsführung, in der er Isenbuk beriet. Mit einem Nicken bestätigte er die militärischen Erfolge, die ohne ihn niemals möglich gewesen wären, weil er König Isenbuk für dumm und träge hielt. Doch Umbari schätze den König als großen Führer. Zussa und Neire stellten ihm viele weitere Fragen. Als es um das Haus Eilserv ging, dass anscheinend hinter allem steckte, trat selbst Triel aus den Schatten hervor und betrachtete Umbari und Neire erstaunt. Die Dunkelelfin hörte aufmerksam zu, als ihnen Umbari berichtete, dass es einen Tempel unter den Hallen von König Isenbuk gab. So rätselten sie über die Sphäre der Dunkelheit über Aschwind, für die auch Umbari keine Erklärung hatte. War es eine Ablenkung? Ein Lockruf für die Rasse der Dunkelelfen sich in einen Krieg zu begeben? Sie rätselten über den unteren Tempel und den Gott der dort angebetet wurde. Bis Zussa die Worte murmelte: „Es ist nicht der Gott des elementaren Bösen. Es ist der Gott der Schleime und Schlicke und er vereint bestimmte elementare Aspekte. Er dient dem tiefen Unteren, in dem er lauert. Sein Name ist Ghaunadaur.“
Zussa blickte erbost in Richtung Neire. Wollte er jetzt auch Umbari mit ihnen ziehen lassen? Sie fühlte eine starke Abneigung gegenüber dem alten Nachzwerg. Umbari hatte sich unter den Feuerriesen vom Sklaven zu einem persönlichen Gelehrten König Isenbuks hochgedient. Wir hätten ihn umbringen sollen, nachdem er uns seine Schätze übergeben hatte. Dachte sich Zussa und warf Triel einen bösen Blick zu. Was konnte er uns danach noch sagen. Zussa hatte fast Recht behalten mit ihren Annahmen, doch auf ihrem Rückweg in ihr geheimes Versteck hatte Neire Umbari die Leichen der großen Halle gezeigt. Der Tiefenzwerg war fassungslos zu seinem alten König gegangen und hatte gemurmelt: „Nein, das kann nicht sein. König Isenbuk… tot. Nur ein mächtiger Krieger, nein, eine ganze Armee, kann das gemacht haben.“ Neire hatte Umbari nach der Nachfolge von König Isenbuk befragt und der Tiefenzwerg hatte Königin Hulda genannt. In diesem Augenblick lächelte Neire Zussa an und sagte „Umbari, wollt nicht ihr König sein? Sehet, der Thron ist leer. Er ist wie gemacht für euch.“ Umbari schüttelte heftig den Kopf und antwortete: „Nein, mein Freund, ich spreche zwar ihre Sprache, aber sie würden mich nicht akzeptieren. Als Sklave, der ich einmal war. Ich bin zu klein, zu alt und zu schwach. Aber gebt mir bitte meine Waffe, meine Rüstung und meine Handschuhe. Bitte, mein Freund. Ich fürchte, wir müssen uns wappnen, gegen das, was dieses Unheil hier angerichtet hat.“ Zussa sah Neire nicken und der junge Priester zog Umbaris Kriegshammer hervor. Dann blickte Neire in ihre Richtung, doch Zussa wollte Umbaris Handschuhe nicht mehr ausziehen. Sie gaben ihr Kraft und sie fühlte sich unbesiegbar. Sie schüttelte den Kopf und hörte Neire antworten. „Nein Umbari, eure Handschuhe haben wir an Zussa verliehen.“ Zu ihrer Verwunderung sprach der Tiefenzwerg versöhnlich: „Ich verstehe mein Freund. Ohne meine Handschuhe kann ich meine Rüstung nicht mehr tragen. Das Alter hat mich schwach gemacht.“ Zussa verkniff sich das Lachen und schluckte ihre Beleidigung gegenüber Umbari hinunter. Sie hörte Neire weiter ausführen. „Ihr wollt wirklich nicht der König der Feuerriesen sein? Nicht einmal auf dem Thron sitzen? Nach allem, was ihr für sie getan habt?“ Umbari dachte nicht lange nach und nickte. „Wieso eigentlich nicht. Sie haben mir alles zu verdanken. Ihre Hallen und die Planung des Krieges. Wieso sollte ich nicht König sein, König für einen Augenblick.“ Zussa lachte laut auf und frohlockte. Sie ahnte das Spiel, das Neire vorhatte. Der Tiefenzwerg begann sich ungeschickt an dem großen Thron hinaufzuziehen. Das Schauspiel hatte bereits etwas grotesk Lächerliches. Zussa prustete und gackerte. Sie konnte sich nicht mehr halten und fühlte, wie sich ihre Bauchmuskeln verkrampften. Sie nahm die Umgebung, die Fleischberge von grausam verstümmelten, toten und verrottenden Leibern, kaum noch wahr. Sie stürmte Umbari hinterher und kletterte behände auf den Thron. Dort setzte sie sich auf eine Armlehne. Neire reichte Umbari den Kriegshammer, den der Tiefenzwerg nur feierlich neben sich aufstellte. Umbari blickte in die Ferne. In die Schatten der großen Säulen, die im Lichte der Gasfackeln flackerten. Zussa sah, dass Bargh auf die andere Seite des Thrones getreten war. Sie hörte die Stimme von Neire. „Sehet den neuen König, der den alten schwachen Göttern entsagt hat. Laduguer und Ghaunadaur kriechen im Staub vor seiner Herrschaft.“ Für einen Moment flackerten die Flammen der Fackeln stärker und die Schatten begannen sich zu bewegen. Zussa hörte Umbari flüstern. „Vorsicht mein Freund Neire. Man sollte die Götter nicht reizen, auch wenn ihnen unser Schicksal egal ist.“ Neire schien die Worte nicht zu hören und so lauschte Zussa dem Kind der Flamme, das seine dichterischen Verse vor dem Throne vortrug. „Nach alter Sitte wird ein König nicht geboren, sondern gemacht. Treu ergeben sind ihm seine Diener. Kupferne Krieger, Platinerne Priester und die Kinder der Flamme. Alle reihen sich ein in sein Opfer. Es ist die Werdung der Menschenschlange des reinen Blutes. Die Werdung und die Vereinigung mit der schwarzen Natter ist seine Bestimmung. Es ist die Essenz des inneren Auges, Jahrtausende alte Tradition von Nebelheim. Denn die schwarze Natter ist das Abbild unserer hohen Dame des abgrundtiefen Chaos.“ Neire pausierte für einen Moment und Zussa spürte die Traurigkeit in seinen Worten. Dann fuhr der Jüngling in seinem zischelnden Singsang fort. „Doch betrachtet, oh Yeer’Yuen’Ti, betrachtet. Die Menschenschlange ist des Blutes falsch, gar nicht mal Schlange sie ist.“ Neire wandte seinen Blick zu Bargh. „Oh, Meisterschnitter wartet nicht. Wisset ihr doch um die Werdung.“ Neire blickte jetzt sie an. „Oh, Kupferne Krieger schreitet voran. Mutig und allein sollet ihr euch ihnen in den Eishöhlen stellen.“ Für einen Augenblick dachte Zussa nach. Neires fordernder Blick verlangte etwas von ihr. Dann sah sie, dass Bargh die schattenblutende Klinge Glimringshert erhob. Sie ließ einen heulenden Schrei von sich. Jetzt wusste sie, was zu tun war. Sie mussten die Menschenschlange vorbereiten. Sie würden sehen, ob das Blute rein war, die Werdung zur Schlange erfolgreich. Neben ihr loderten die Flammen von Glimringshert auf und Funken stoben vom Stein der Armlehne. Bargh hatte seine Klinge herniedergerammt. Dorthin, wo Umbari seinen linken Arm auf die Lehne gelassen hatte. Der Tiefenzwerg ließ einen hellen Schrei von sich, als er seinen verstümmelten Arm hob. Blut spritzte aus dem Stumpen, der in der Hälfte des Unterarmes endete. Gierig zog Zussa ihren Säbel und begann auf Umbaris rechtes Bein zu hacken. Doch die Knochen waren zu dick. Sie spürte die Kraft der Handschuhe, aber es war nicht genug. „Neire, mein Freund, helft mir. Sie sind verrückt geworden. Helft mir Neire.“ Tränen rollten über die Wangen des Nachtzwerges, sein weißer langer Bart war bereits von feinen Bluttropfen bedeckt. Umbari klammerte sich an sein Schicksal, an seinen einzigen verbliebenen Freund. Er flehte Neire an. Genug Zeit für Zussa nach seinem Bein zu hacken. Noch ein, zwei Hiebe und sie hatte den Unterschenkel am Knie gelöst. Sie sah den Unterschenkel samt Stiefel in die Tiefe fallen. Umbaris Schreie erstarben langsam. Dann kam die dunkle Klinge von Bargh und fuhr durch den Schädel des Riesendieners. Barghs Schlag zermalmte den Oberkiefer und trennte Umbaris obere Schädelhälfte vom unteren Teil. Zussa ließ ihren Säbel fallen und griff nach Umbaris Schädelhälfte. Sie war schnell genug und bevor der Schädel zu Boden rollen konnte, drehte sie ihn um. Im Inneren schwappte rötliche Gehirnmasse. Zussa griff hinein und warf Gehirnstückchen in alle Richtungen. Als ob sie Anhänger segnen würde. Von unten hörte sie Neires Stimme. „Oh betrachtet, die Menschenschlange des falschen Blutes. Sie war keine Schlange, nicht würdig der Werdung.“ Zussa setzte sich jetzt neben Umbari und hielt den Schädel in die Höhe. Neben ihr sprühte Blut aus dem Stumpf, der Hälfte des einstigen Kopfes. Die Worte hatten Zussa angestachelt. Die Welt um sie herum versank in Blut. Sie wollte alles und jeden töten. Triel würde die nächste sein. Sie malte sich bereits aus, wie sie es tun würde, als sie schrie. „Schauet… jetzt bin ich die Königin. Umbari war falsch. Kriechet im Staub ihr Riesen. Kriechet zu euren schwachen Göttern.“
Bargh erinnerte sich zurück. Nachdem Zussa sich wieder beruhigt hatte, war das Mädchen hinabgeklettert und hatte Neire den Schädel von Umbari übergeben. Zussas Kopf und Oberkörper waren von einer frischen Schicht Blut überzogen, die ihr ein entfremdendes Aussehen verliehen hatten. Neire hatte beschlossen Runen aus Blut und Gehirn auf den Thron zu malen, die vor dem Verräter Umbari warnten. Im Wortlaut hatte es sich etwa wie - Dem Verräter an der Rasse der Feuerriesen, der für seinen Frevel bezahlen musste – gelesen. Dann hatten sie die Halle verlassen, hatten die noch immer verletzte Königin Hulda eingesammelt und waren in der verborgenen Schatzhalle des einstigen Königs verschwunden. Bargh hatte zuvor versucht, ihre Spuren vor den beiden Geheimtüren zu verwischen. Als sie Königin Hulda vom Tode Umbaris berichtet hatten, war ihre Verstimmung deutlich zu sehen gewesen. Die Königin hatte Umbari als ihren eigenen Sklaven, als wertvoll und klug bezeichnet. Nur als Neire Königin Hulda erzählt hatte, dass Umbari sie alle verraten hatte, hatte Hulda zustimmend genickt. Bargh hatte sich seinen Teil gedacht, bei der Reaktion Huldas. Wahrscheinlich hatten sie den Drahtzieher hinter dem militärischen Bestreben der verschiedenen Rassen der Riesen entdeckt. Zudem war Umbari wohl wirklich für die Konstruktion der Hallen von König Isenbuk verantwortlich gewesen. Nun, er hatte nicht dem richtigen Gott gedient, dachte sich Bargh. Er hielt den Tod Umbaris für eine natürliche und unabwendbare Folge dieser Gegebenheit. Wären sie nicht gekommen, um Umbari ein Ende zu bereiten, dann wäre es irgendwann ein anderer mächtiger Anhänger Jiarliraes gewesen. Bargh hatte während seiner Wache einige Zeit über diesen Gedanken gebrütet. Dann hatte er sich zur Ruhe begeben. Als er aufwachte, fühlte er sich ausgeruht und stark. Das Juwel aus dem schwarzen Handschuh, das er seit der Eroberung der Adlerfeste trug, beschleunigte die Heilung von Wunden auf wundersame Art und Weise. Er tastete, doch da war kein Schmerz. Die teils tiefen Schnitte hatten sich bereits geschlossen. Als Bargh gerade seine alten Verbände entfernt hatte, stand plötzlich Triel neben ihm und flüsterte leiste Worte. „Bargh, weckt die anderen. Ich habe tiefe Stimmen von oben gehört. Stimmen aus dem Thronraum.“ Bargh reagierte sofort. Er durfte nicht zögern. Er hatte bei Neires und Zussas Spiel mitgemacht, hatte sich treiben lassen. Ja, es hatte ihm Spaß bereitet, Umbari zu verstümmeln. Doch es war unvorsichtig und dumm gewesen. Der Nachtzwerg hatte aus voller Kehle seinen falschen Freund um Hilfe angefleht. Wer mochte das gehört haben? Bargh dachte an seine militärische Ausbildung zurück. Er hätte es nicht zu diesem Schauspiel kommen lassen sollen. Sie waren ja schließlich im Krieg hier. „Neire, Zussa, wacht auf. Stimmen von oben. Aus dem Thronraum.“ Zussa wurde langsam wach, doch Neire sprang bereits auf und hüllte sich in seinen Mantel. „Triel hat die Stimmen gehört“, fuhr Bargh fort und zeigte in Richtung der Dunkelelfin. Neire nickte und flüsterte ihm, sichtlich erregt, zu. „Wartet hier mit Zussa und macht euch bereit. Ich werde mit Triel nachschauen.“ Dann verschwand der junge Priester mit der Dunkelelfin in den Schatten der aufsteigenden Treppe. Lange musste Bargh nicht warten. Schon bald hörte er Neires flüsternde Stimme, wie aus dem Nichts neben sich. „Es sind fünf Riesen im Thronraum. Sie untersuchen den Leichnam von Umbari. Furcht und Grauen war in ihren Augen.“ Bargh spürte bereits die Anspannung und Kampfeslust, doch Neire wendete sich an Königin Hulda, die seit einiger Zeit erwacht war. „Kommt Königin Hulda. Folgt mir.“ Bargh, bemerkte, dass die Wunden von Hulda noch nicht verheilt waren. Der Königin ging es zwar etwas besser, doch sie zitterte noch. In der Dunkelheit konnte Hulda nichts sehen. „Bargh, wartet an der Ecke des oberen Tunnels mit Zussa. Hulda wird sie zu uns führen.“ Bargh nickte Neire zu, als der Jüngling mit der Königin über die Treppe verschwand. Langsam bewegte er sich hinauf, durchquerte den Gang und postierte sich an der geheimen Tür. Zussa folgte ihm, doch verlor keine Worte. Sie verharrten dort und eine Zeitlang lauschten sie dem beständigen dumpfen Vibrieren im Stein. Dann hörten sie hastige Stimmen und Gemurmel. Dann näherten sich Schritte. Plötzlich kam die riesenhafte Gestalt von Hulda um die Ecke. Bargh machte sich bereit. Als der erste Riese auftauchte griffen Bargh und Zussa ihn an. Die hintere Gestalt des zweiten Riesen wurde von Triel attackiert. Überrascht in der Dunkelheit, fielen die beiden Riesen schnell ihren Waffen zum Opfer. Aus der Ferne hörten sie ein hohes Summen, wie von Neires Magie. Bargh stürzte mit Zussa um die Ecke, wo sie drei weitere Riesen in den Tunnel eindringen sahen. Ein Kampf auf Leben und Tod entbrannte. Übermütig und von gackerndem Lachen stürmte Zussa an ihm vorbei. Sie brachten die erste Kreatur zu Fall, doch die zweite rammte ihr Schwert in Zussas Seite. Das kleine Mädchen wurde gegen die Wand gerammt als Knochen knackten. Zussa Lachen wandelte sich in ein Weinen, als sie sich humpelnd und nach Luft schnappend zurückzog. Die Wut trieb Bargh an und die Dunkelheit des Schwertes gab ihm Zuversicht. Neire wirkte seine Magie von der anderen Seite. Sie hatten die letzten beiden Riesen in die Zange genommen. Es gab keinen Ausweg für sie. Es wartete nur der Tod.
Jenseher:
Neire legte vorsichtig den Arm um Zussas Schulter. Nachdem sie nach dem Kampf die Leichen in den Thronraum gezogen hatten und die Spuren – so gut es ging – beseitigt hatten, waren sie wieder hinabgekehrt in die geheime Schatzkammer König Isenbuks. In der Dunkelheit des Gemachs hatte sich Zussa leise fluchend und schluchzend in eine Ecke begeben und sich um ihre Wunden gekümmert. Das war Neire aufgefallen und so hatte er sich zu dem Mädchen gesetzt. Neben dem Geruch von frischem Blut, ging mittlerweile ein starker Schweißgeruch von Zussa aus. Neire biss die Zähne zusammen und tat, als würde er den Geruch nicht wahrnehmen. Er flüsterte ihr zischelnd zu: „Ihr habt tapfer gekämpft Zussa. Betet zu Jiarlirae, beschwört ein Wunder hervor. Auf dass sich Blut zu Blut, Fleisch zu Fleisch und Bein zu Bein verbinden soll.“ Neire erinnerte sich an ein altes Lied von Zaubersprüchen, das ähnliche Worte enthielt. Zussa nickte und ihr wehleidiges Flüstern endete für einen Augenblick. „Hier unten hört uns keiner. Ob ihr weint oder nicht, es macht keinen Unterschied.“ Jetzt stieß Zussa seinen Arm weg und blickte vorwurfsvoll auf. „Neire! Ich weine nicht. Sehe ich etwa aus wie ein kleines Mädchen?“ Neire verdrängte den schalkhaften Ausspruch, den er auf den Lippen hatte. Trotz ihres Alters – Zussa war vielleicht einen Winter älter als er – waren sie beide ja noch halbe Kinder. Neire zog das schwarze Zauberbuch hervor, das in seltsames Leder, fast wie eine Art Haut, gebunden war. Er erinnerte sich an den Ursprung des Buchs. Er erinnerte sich, dass Zussa und Bargh es von diesem falschen Raxivort aus jener Höllenwelt geborgen hatten. Ja, Zussa hatte einiges gesehen auf ihrer Reise mit Bargh, Halbohr und ihm. Neire schlug das Buch auf und bemerkte Zussas Aufmerksamkeit. „Ihr habt gekämpft in der Dunkelheit und das Schwert hat euch mehr aus Zufall getroffen“, sagte Neire während er wieder einen Arm um Zussas Schultern legte. Sie schien sich wieder beruhigt zu haben und atmete schwer. „Ja, Neire, sie hatten Glück und ich hatte Pech. Doch ich hasse sie. Ich hasse sie alle.“ Neire nickte langsam, bevor er sprach. „Heute ist ein großer Tag, Zussa. Ich spüre die Kräfte von Jiarlirae. Sie spricht wieder zu mir.“ Jetzt wirkte Zussa aufgeweckt und freundlich. „Sie spricht zu euch, Neire? Was hat euch gesagt.“ „Nun, sie sagte, wir sollen die Königin mitnehmen. Wir sollen sie hinabnehmen in die Tiefe.“ Neire spürte, dass Zussa mit dieser Antwort nicht zufrieden war. „Hulda mitnehmen, diese stinkende, hässliche Hexe? Wenn sie das gesagt hat…“ „Sie muss einen Grund gehabt haben und wir werden es sehen.“ Antwortete Neire. Zussa knirschte jetzt mit den Zähnen. „Und ich hatte mich so darauf gefreut die Königin zu töten.“ Sie wirkte jetzt fast etwas traurig. Neire hingegen deutete in Richtung Triel und ließ Zussa seinem Blick folgen. Die Dunkelelfin kniete an der Treppe und blickte hinauf in die Dunkelheit. Neire machte eine Geste, als wolle er eine Kehle durchschneiden. Dann nickte er Zussa zu. „Was haltet ihr davon Zussa?“ Das dürre Mädchen gab schenkte ihm ein tiefes, inniges Lächeln. Ihre weißen Zähne und ihre grünen Augen blitzten auf in ihrem blutverschmierten Gesicht. „Ich warte sehnlich darauf Neire. Ich kann es nicht abwarten.“
Eine lange Zeit war verstrichen. Sie hatten gerastet und gegessen. Nur Neire hatte ununterbrochen in seinen Büchern gelesen und gebetet. Die Königin hatte sich zu Neire gesetzt und ihn verwundert angestarrt. Das war dann über Stunden so gegangen. Doch schließlich waren sie aufgebrochen und hatten den geheimen Bereich verlassen. Auf dem Weg zur Treppe in die Tiefe waren sie in der Küche und an einem weiteren, noch unerforschten Gemach vorbeigekommen. In der Küche hatte sich Hulda über die Vorräte gestürzt. Ihre kleinen, dunklen Rattenaugen hatten gefunkelt, als die fünf Schritt große Riesin ihren hässlichen Schädel in eines der Wasserfässer getaucht und gierig getrunken hatte. Prustend und rülpsend hatte sie danach ihre verfilzen Haare zurückgeworfen. Der noch unerforschte Raum war – bis auf hastig verlassene Lager und wertlose Wohneinrichtung - leer gewesen. So waren sie die großen Stufen in die Tiefe hinabgestiegen. Neire hatte sich immer wieder flüsternd mit Königin Hulda unterhalten und ihr Anweisungen gegeben. Je tiefer sie nun kamen, desto heißer schien die Luft zu werden. Plötzlich tauchte vor ihnen Triel aus den Schatten auf. „Ich höre Stimmen. Sie sind dort, am Ende des Tunnels. Hinter einer Ecke.“ Triel zeigte in Richtung des Tunnels, an dem die Treppe endete. „Ich werde mit Hulda vorgehen. Wartet ihr hier auf mein Zeichen.“ Bargh nickte und sah wie Neire mit Hulda in die Dunkelheit verschwand. Alsbald war für ihn der Jüngling nicht mehr zu sehen. Nur der große Leib der hässlichen Königin wandelte dort. Bargh schaute sich um. Er war mit Zussa alleine. Um sie herum war das Licht des von Gasfackeln erhellten Gangs. Ein Dröhnen, wie ein tief frequentes Vibrieren, war von überall zu hören. Zussa war sichtlich nervös und blickte sich hastig um. Bargh wollte ihr gerade etwas zuflüstern, da hörte er Huldas bellende Stimme irgendwo aus dem Tunnel. Er konnte die Königin weder sehen noch verstehen, doch ihr Ton hörte sich bestimmend an. Es folgten Antworten, die durch die Dunkelheit zu hören waren. Gemurmelt und unterwürfig. Dann wieder das Bellen der Königin. Dann folgten Schritte und das Klingen von Metall. Murren und Stöhnen waren zu vernehmen. Als Bargh das Krachen einer elektrischen Entladung und den Donnerschlag durch den Felsen dringen hörte, rief er Zussa zu. „Jetzt, Zussa. Folgt mir und kämpft. Für Jiarlirae.“ Bargh setzte sich augenblicklich in Bewegung und nahm sein Schild. Die Dunkelheit war mit ihm. Er stürmte durch den Tunnel und vernahm eine weitere Entladung und den Schlag des Donners. Dann war er im Kampf. Eine grauenvolle Szenerie offenbarte sich vor ihm. Hulda war zurückgewichen. Ein Haufen Riesen stand dort, versammelt in einer kleinen Gruppe im Gewölbegang. Sie alle hatten ihre Waffen – auf Huldas Befehl – auf einen Haufen geworfen. Jetzt herrschte Chaos. Ein Gedränge, ein Fassen sowie ein aggressives Schnappen. Einige der noblen Krieger trugen bereits grauenvolle Narben. Von elektrisch verbranntem Fleisch und zerrissenen Sehnen. Die Übermacht, die sich dort versammelt hatte, war gewaltig. Bargh zählte vier zweiköpfige Unholde. Ähnlich derer, die sie bereits in Isenbuks Thronkammer bekämpft hatten. Doch da waren noch acht weitere Riesen. Diese Riesen waren von aschgrauer Haut und trugen teils rötliches, teils rot-blondes Haar. Ein Krieger offenbarte seinen muskulösen Oberkörper. Ein besonders hässliches Exemplar griff nach seiner gewaltigen Axt, in der ein roter Edelstein glühte. Bargh warf sich in den Kampf. Bevor er sein Schwert erheben konnte, entluden sich ein drittes Mal elektrische Blitze. Das Licht der Magie war tief schwarz, von Schatten und Antimaterie. Es ließ Bargh fast erblinden. Als er Glimringshert erhob vernahm er die Schreie. Mehrere Riesen waren bereits unter dem invertierten Feuer verbrannt. Das Grauen war allgegenwärtig. Der Axtträger neben ihm war zu Boden gesunken. Der Aufprall auf den Stein war so heftig gewesen, dass seine Zähne gesplittert waren. Weiter hinten brüllte ein jüngerer Riese in Schmerzen. Die elektrische Energie hatte seine Knöchel und Sehnen brechen lassen. Jetzt humpelte er auf Knien dahin. Bargh kämpfte verbissen und tapfer. Es ging um Leben und Tod. Die Gesänge der Gebete trieben ihn an. Ein meterlanges Schwert rammte in seine Seite, nahm ihm die Luft zum Atmen. Doch er riss den Schild wieder hoch und fällte den nächsten Gegner. Glrimringshert sang das hohe Lied seiner Göttin. Wo die Klinge sich entzündete, hinterließ sie zerhacktes, kauterisiertes Fleisch. Er drängte voran. Er stieg über die Leichen hinweg und er tötete. Er tötete, bis der letzte Riese fiel.
Bargh lachte auf. Für einen Augenblick ließ sich Neire ablenken, doch dann wendete der Jüngling wieder seinen Blick auf Hulda. Er musste sich eingestehen: Er hatte den Jungen ein weiteres Mal unterschätzt. Der erste Hinterhalt, den Neire mit Hulda den Riesen gestellt hatte, war in einem vollständigen und überwältigenden Sieg für sie geendet. Er wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte Königin Hulda die Riesen nicht überredet ihre Waffen niederzulegen. Doch sie waren dumm und pflichtbewusst, diese Kreaturen. Sie hatten ihrer Königin gehorcht – ohne Wenn und Aber. Neire hatte ihm später erzählt, dass sie auf beiden Seiten des sich verzweigenden Tunnels gewartet hätten. In Kampfformationen und bewaffnet mit Steinbrocken. Nach ihrem Sieg war jedoch keine Zeit gewesen. Triel hatte Stimmen aus dem linken Tunnel gehört. So waren sie in Richtung der Stimmen geschritten. Die Königin hatte Neire vorangeführt. In einer fernen Wohnhöhle hatten sie das Stimmengemurmel und die Schreie von Kindern und Säuglingen gehört. Dort hatten sich ihnen ein letztes Aufgebot entgegengestellt. Zwei Riesen waren kleiner und von grobschlächtigen Gesichtern. Sie hatten Ähnlichkeiten zu den Riesen der Halle des Nomrus. Die verbleibenden fünf Verteidiger waren gerüstet und bewaffnet. Sie waren vom Volk König Isenbuks. Neire hatte Hulda weitere Worte zugeflüstert und die Königin hatte ihre Taktik wiederholt. Doch ohne Erfolg. So hatte Neire Worte der Magie beschworen und die Riesen verzaubert. Was folgte war ein Schauspiel, dass Bargh für sein Leben nicht vergessen würde. Die Riesen hatten sich angefallen und zerfleischt. Teils waren sie aber auch in eine unwirkliche Lethargie verfallen. Nur ihr Anführer hatte auf sie eingeschrien und sie zum Gehorsam ermahnt. Doch sie hatten nicht gehört und sich attackiert. Einer nach dem anderen. Der Anführer hatte schließlich begonnen selbst seine Untergebenen anzugreifen. Dann hatte ihn Bargh hinterrücks niedergemacht. Den letzten Riesen, der bereits geistlos in das Gemach gegangen war und dort mit seinem Speer einen Säugling aufgespießt hatte, hatte Bargh zuletzt getötet. Jetzt stand er neben Neire und Königin Hulda und atmete schwer. Neire flüsterte zischelnd Worte zu Hulda. Bargh blickte in die verängstigte Menge der Frauen und Kinder – eine Vielzahl von Augen im flackernden Zwielicht. Sie hatten ihre Köpfe gesenkt. Einige begannen sich niederzuknien, als ihre Königin zu ihnen sprach. Es waren Worte in der Riesensprache Huldas: „Ich bin gekommen euch zu befreien. Von den Verrätern. Die Verräter waren überall, aber jetzt sind sie tot. Sie haben dort oben alle erschlagen – die Krieger, Umbari und den König. Es ist eine Krankheit, Ratten und Ungeziefer, die zu uns gekommen sind. Doch wir haben diese Krankheit ausgemerzt. Jetzt fließt wieder unsere heilige Essenz durch diese Hallen. Der König ist tot, der Krieg vorbei. Doch ich bin gekommen, um über euch zu herrschen, um über euch zu richten. Flamme und Düsternis wandeln mit mir durch diese Hallen des Feuers. Ich bin Königin Hulda und ihr werdet mir folgen.“
Jenseher:
Ständiges Dröhnen und Vibrieren des vulkanischen Untergrundes verdichteten die stickige Atmosphäre, die in der unterirdischen Säulenhalle durch die Vielzahl von kolossalen Körpern verursacht wurde. Nach dem grauenvollen Bild der noblen Riesen, die sich gegenseitig niedergemetzelt hatten, war eine Angst-geschwängerte Stille eingekehrt. Die letzten Worte Königin Huldas waren verhallt. Misstrauische Paare großer Augen glotzten in das flackernde Licht der Gasfackeln. Die Schatten, die die schwarzen Pfeiler warfen, tanzten unruhig. Dann trat die erste Gestalt heran und legte ihr matronenhaftes Verhalten ab. Die Riesin, mit der schwarzen Lederschürze beugte unterwürfig das Knie und zollte der Königin ihre Ehrerkennung. Weitere Frauen der Riesen folgten. Auch die jugendliche Brut der Riesen, die bereits eine Größe von über drei Schritten erreicht hatten und bewaffnet waren. Zudem die kindlichen Riesen, die bereits größer als Neire waren und sich wankend und ungeschickt bewegten. Sie alle beugten ihre Köpfe vor der Königin, in treuer Ehrerbietung. Nur einige der Frauen blickten immer wieder auf den noch blutenden Leichnam des Säuglings, der Größe eines erwachsenen Menschen. Ein Grauen war in ihren Augen zu sehen. Neire nutzte die sich entfaltende Szenerie und bewegte sich neben Königin Hulda. Er zitterte am ganzen Körper. Die Hervorrufung dunkler Magie hatte an seinen Kräften gezehrt. Der Jüngling blickte sich um. Obwohl er Kinder und Jugendliche unter den Riesen sah, kam er sich klein und schwach vor. Doch er wusste Königin Hulda auf seiner Seite. Neire raffte seinen Tarnmantel zurück und blickte zu Hulda hinauf. Ihr langes rötlich-orangenes, verfilztes Haar hing dort von ihrem Kopfe hinab. Ihr knöcherner Schädel offenbarte ihre Hässlichkeit, in dem spitz zusammenlaufenden Gesicht rattenartiger Augen. Hinabhängende Brüste quollen auf Bauchhöhe unter ihrem Lederwams hervor und sie humpelte aufgrund ihrer Beinwunden. Dennoch strahlte die Königin eine Art Erhabenheit aus, die auch ihr Gestank nach Schweiß und Alter nicht nehmen konnte. „Was habt ihr ihnen gesagt Königin Hulda?“ Neire zischelte die Worte und Hulda beugte ihren deformierten Kopf zu ihm hinab. „Freund, habe ihnen erzählt. Verrat. Doch sie wissen nichts, wissen nicht was passiert. Wer verraten hat. Verrat von vielen, Verrat von kleinem Mann unter den Bergen. Sie nicht verstehen, aber sie mir glauben. Sie fürchten ihren König, jetzt sie fürchten ihre Königin.“ Neire lächelte der Königin zu, bevor er seine Stimme erhob. „Ihr seid schlau Königin Hulda und sie sind dumm. Natürlich verstehen sie nichts vom Verrat. Sie verstehen nicht, wie ihr versteht.“ Die Königin grinste und offenbarte ihre fauligen Hauer. „Ja, Königin immer schlau. König war dumm und Königin sagen König was zu tun.“ Neire nickte, jedoch verschwand das Lächeln jetzt aus seinem verdreckten Gesicht. „Fragt sie ob es alle sind. Gibt es weitere Krieger, weitere Verräter? Gibt es andere Frauen und Kinder?“ Die Königin nickte und sprach Worte ihrer tiefen, fremden Sprache. Eine der Frauen antwortete ehrfürchtig. Dann sprach Hulda wieder zu ihm. „Einige Krieger gibt es. Weiter unten. Doch Frauen und Kinder alle hier. Königin Hulda selbst hat Frauen und Kinder weggeschickt. Vor langer Zeit. An sicheren Ort. Weggeschickt vor dem Krieg.“ Neire verstand und nickte. Er zischelte Hulda weitere Worte zu. Jetzt war seine Stimme freundlich, aber bestimmend. „Königin Hulda, kümmert euch um sie. Ihr müsst hierbleiben und ihr dürft diesen Ort nicht verlassen. Nicht so lange weitere Verräter sich hier aufhalten.“ Königin Hulda nickte und bewegte sich zu ihren Untertanen. In ihrer Erhabenheit zeigte sie mütterliche Gefühle, half einigen der Frauen auf und inspizierte freundlich einige der Kinder. Neire drehte sich um zu seinen Gefährten. Sie mussten weiter. Sie würden Hulda hier zurücklassen mit ihren Untergebenen.
Zussa sah Triel vor sich an der Türe horchen. Sie fragte sich, ob die Dunkelelfin sie nur warten lassen wollte oder wirklich so unfähig war. In ihren Gedanken malte sich Zussa bereits aus, wie Triel gegen Eclavdra kämpfen würde. Nachdem sie die unterirdische Halle der Frauen und Kinder nach Schätzen abgesucht hatten, waren sie durch weitere leere Gemächer geschritten. Einige der riesenhaften Räume hatten zu den Wachen gehört, die sie zuvor umgebracht hatten. Nachdem sie alle Habseligkeiten eingesammelt hatten, hatten sie den Wohnbereich verlassen und waren zu einer doppelflügeligen Türe gelangt. Dort hatte Zussa Triel auf Eclavdra angesprochen und versucht sie aufzustacheln. Zuerst war Triel auf ihre Provokation eines Zweikampfes eingegangen, doch dann hatte die Dunkelelfin aus ihrer überlegenen Erfahrung geantwortet. Das hatte die Wut in Zussa noch mehr entfacht. Schließlich hatte sich Bargh eingeschaltet und Triel zur Stille ermahnt. Insgeheim hatte Zussa aber weiter gekocht vor Hass. Ihre Gedanken hatten sich um die Ermordung von Triel gedreht. Nachdem sie hinter den Türen ein dunkles Mausoleum mitsamt Särgen geplündert hatten, waren sie weiter den Gängen gefolgt. Schließlich waren sie zu einem Zellentrakt gelangt, den sie dann untersucht hatten. Die Zellen waren größtenteils leer gewesen oder beherbergten längst verstorbene und zu Skeletten verweste Kreaturen. Nachdem sie eine verlassene Folterkammer entdeckt und durchsucht hatten, war Triel vor einer weiteren Zelle aufgeschreckt. Sie hatte gehorcht und dort Geräusche gehört. Eine Untersuchung der Zelle hatte eine große, muskulöse Kreatur offenbart, deren Körper von grünlichem Moos bewachsen war. Aus dem Maul eines knöchernen Gesichtes, mit schiefer, krummer Nase, war weißer Geifer geronnen und schwarze Augen hatten bewegungslos in die Leere geblickt. Sie hatten sich entschieden die Kreatur, die Zussa als Troll erkannt hatte, in der Zelle zu lassen. Aus einer weiteren Zelle war ihnen der penetrante Gestank von Verwesung und Fäkalien entgegengekommen. Dort hatten sie einen muskulösen, aber fettleibigen Riesen gesehen, dessen Arme von Ketten gehalten wurden. Zussa war fast übel geworden, als sie ihren Blick vom dümmlichen Schädel der Kreatur über seinen Körper hatte gleiten lassen. Neben fauligen Wunden hatte sie das enorme Geschlechtsteil bemerkt, das rottend zwischen seinen Beinen hinabhing. Sie hatten die Türe wieder verschlossen und standen jetzt vor einer weiteren Zelle. Plötzlich drehte sich Triel um und hielt ihren Finger auf ihre Lippen. Sie musste etwas gehört haben. Triel begann leise den Riegel zurückzuschieben und die Türe zu öffnen. Dahinter offenbarte sich ein spärlicher Raum mit einer Tafel und einer Sitzbank. Das Licht von Gasfackeln drang ihnen entgegen. Auf der Tafel waren Humpen zu sehen, von denen einige kleiner waren. Auch standen im Raum einige Fässer. Vorsichtig bewegte sich Bargh voran und sie begannen mit der Durchsuchung. Sie wurden schnell fündig, als Neire auf ein geheimes Fach im Stein der Wand stieß. Die weitere Durchsuchung offenbarte auch die Quelle des Geräuschs, das Triel gehört hatte. Neire öffnete eine Geheimtüre, hinter der ein kleiner Tunnel in die Dunkelheit führte. Augenblicklich erstarrte Zussa, als sie in dem entfernten Licht einer natürlichen Höhle drei Gestalten sah, die durch den Tunnel in ihre Richtung blickten. Sie waren allesamt menschengroß, männlich sowie hager und dürr. Gekleidet in Lumpen, hatten zwei Dolche und einer ein Kurzschwert gezogen. Die Haut ihrer Gesichter war eingefallen und hier und dort von alten Pockennarben gezeichnet. Jetzt hörte sie die Stimme aus der Höhle, in der Angst mitschwang. „Keine Gefahr, keine Gefahr“, waren die Worte, die einen merkwürdigen, Zussa nicht bekannten Akzent trugen. Sie sah plötzlich Neire neben sich auftauchen, als der Jüngling die Kapuze seines Tarnumhangs zurückzog. „Keine Gefahr“, antwortete er. „Keine Gefahr, wir nur Sklaven.“ Die Gestalt mit dem Kurzschwert hatte wieder ihre Stimme erhoben, doch es war, als müsse sie nach den richtigen Worten suchen. Neire sprach wieder zu den Gestalten und machte einen Schritt in den Tunnel hinein. „Wir sind auch nur Sklaven. Wie Umbari. Auch von uns geht keine Gefahr aus.“ Zussa musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie an Umbari und seinen Thron zurückdachte. „Ja, wir Sklaven, wie Umbari.“ Einen Augenblick herrschte Stille, dann drehte sich Neire lächelnd zu ihr um. In seinen Augen war ein rötliches Glühen zu sehen. Die drei Gestalten steckten ihre Waffen weg und entspannten sich sichtlich. Zussa folgte Neire in das Licht der natürlichen Höhle. Sie sah dort einige schwarze Truhen und die Öffnung eines kleinen Ganges, der in die dunkle Tiefe führte. „Wer seid ihr und wem dient ihr wirklich?“ Neire blickte immer wieder zu ihr hinüber während er sprach. Hinter sich hörte Zussa die Schritte von Bargh näherkommen. „Wir dienen König Isenbuk, wir dienen nicht gerne, aber wir dienen.“ „Und woher kommt ihr?“ „Aus dem Unteren, dort. Ewige Nacht… aus großen Höhlen.“ Der Anführer mit den braunen kurzen, fettigen Haaren zeigte auf den Tunnel. Zussa bemerkte, dass seine Fingernägel zu Krallen gewachsen waren. „Was ist eure Aufgabe hier?“ Neire fuhr mit der Befragung fort. „Bewachen Zellen, kümmern uns… um Zellen. Doch jetzt alle Riesen weg. Bewachen auch den Weg. In untere Höhlen.“ Wieder zeigte er auf den Tunnel. „Sagt, mein Freund, was sind eure Namen?“ „Ja, ihr Freund, guter Freund. Ich Braunig.“ Das Lächeln offenbarte faulige spitze Zähne. Dann zeigte Braunig auf seine Kameraden. „Das Kettra und das Grimta.“ Beide nickten, als ihre Namen genannt wurde und antworteten. „Wir Freunde, gute Freunde.“ „Ja, ihr alle seid meine Freunde, Braunig, Kettra und Grimta. Doch die Fragerei langweilt mich. Wollen wir nicht ein Spiel spielen? Ein Spiel mit meiner Freundin hier, die auch eure gute Freundin ist?“ Wieder blickte sie Neire lächelnd an. Was er nur nun wieder vorhatte, dachte sich Zussa. „Das Spiel geht so… meine Freundin Zussa stellt euch eine Frage, die ihr wahrheitsgemäß beantworten müsst. Ihr müsst nur die Wahrheit sagen und Fragen Folge leisten.“ Zussa spürte, dass sie wütend wurde. „Was ist das für ein langweiliges Spiel Neire. Könnt ihr euch nicht etwas Besseres einfallen lassen? Also gut… dann sagt… Könnt ihr euch gegenseitig aufessen?“ Für einen Moment gefiel Zussa das Spiel und sie erwartete, dass die Gestalten sich nun gegenseitig auffressen würden. Die Antwort machte sie aber noch wütender. „Ja, Freund, auffressen. Doch wir Freunde, wir Sklaven. Essen von Isenbuk. Nicht auffressen, andere.“ „Da seht ihr es Neire. Ein langweiliges Spiel. Nicht einmal auffressen können sie sich gegenseitig… pah!“ Zussa stampfte mit einem Bein auf den Felsen, um ihre Wut zum Ausdruck zu bringen. Hinter sich hörte sie Bargh lachen, was ihre Wut nicht minderte. „Nun, dann werde ich das Spiel fortsetzen Zussa. Mein Freund… könnt ihr mir zeigen was passiert, wenn ihr alle einen Tropfen des Rauschmittels nehmt, das sich in dem Gefäß befindet. Braunig, Kettra und Grimta… könnt ihr drei mir das zeigen?“ Zussa sah Angst in den Gesichtern der Fremden. Dann antwortete Braunig. „Freund… es Gift sein, es zerstören Geist. Von Dunkelelfen gemacht. Doch wir können. Nur ein Tropfen, dann kein Gift. Dann wie Rausch.“ Neire nickte und die Gestalten folgten ihm in den Raum. Dort nahmen sie behutsam alle einen Tropfen aus dem Gefäß und verrieben ihn auf ihrem Zahnfleisch unter ihrer Oberlippe. Alsbald wurden die Blicke von Braunig, Kettra und Grimta glasig, Geifer rann aus ihren Mündern und sie waren nicht mehr ansprechbar. Es schwante Zussa, dass sie das Spiel verloren hatte. Hätte sie doch ihre Frage anders gestellt. „Seht ihr Zussa?“ sprach Neire triumphierend. „Ihr müsset sie nur fragen und Dinge werden geschehen. Also, was wollen wir nun mit ihnen machen, mein Kind.“ Wieder waren da die Wut und der Hass. Sie wollte die Gestalten aufschlitzen. Dann erinnerte sie sich zurück an die natürliche Höhle mit dem Amboss und dem Magmastrom, der dort in einem Riss im Gestein zu sehen gewesen war. Zussa lachte laut auf, als sie Neire antwortete. „Ich bin kein Kind mehr Neire. Ich bin älter als ihr es seid. Merkt euch das, ein für alle Mal! Schön, was sollten wir also tun, natürlich…bei Jiarlirae, wir opfern sie! Wir übergeben sie dem Feuerstrom unserer Göttin.“
Jenseher:
Neire versuchte die Gestalten nicht mehr anzublicken. Braunig, Kettra und Grimta waren nicht mehr ansprechbar und ihre Geister verweilten in einer anderen Welt. Ihr Bewusstsein ersuchte auf anderen Ebenen der Existenz um Erlösung. Neire konnte ihre Anwesenheit nicht mehr ertragen. Die dürren menschlichen Kreaturen waren in Lumpen gekleidet. Dunkle, fettige, borstenartige Haare bedeckten ihre eingefallenen Gesichter. Glasige Augen starrten ins Nirgendwo. Ein Zucken ihrer Mundwinkel erinnerte an Wesenszüge niederer Nager. So soll Zussa mit dem Spiel weiter fortfahren. Sie hat es sich verdient. Sie hat tapfer an unserer Seite gekämpft und den Ruhm von Jiarlirae gemehrt. Soll sie doch weitermachen. Neires Gedanken drehten sich um ihr weiteres Vorgehen. Sie waren mit den berauschten Kreaturen aufgebrochen. Bargh hatte Kettra und Grimta vor sich her gedrückt, während er sich um Braunig gekümmert hatte. Jetzt sah Neire das rötliche Glühen der natürlichen Höhle. Hinter dem Amboss und einem steinernen Tisch war die Felskante zu sehen. Dort ging es in die Tiefe - dort war das brodelnde Magma. Für einen Augenblick dachte Neire an Nebelheim; dann verdrängte er die Gedanken. Er drückte Braunig weiter nach vorne. Die Gestalt stolperte mit torkelnden Schritten durch die riesige Höhle. Die Luft war brennend. Da war der Geruch von Schwefel und flüssigem Stein. Je näher sie an die Kante kamen, desto wärmer wurde es. Die Zuckungen in den Gesichtern seiner drei neuen Freunde nahmen zu. Ihre Haut verfärbte sich rot, als ob sie einen Tag im sengenden Licht der Sommersonne verbracht hätten. Doch die Kreaturen schienen nichts mehr zu spüren. Als sie an dem Abgrund angekommen waren, nickte er Zussa zu. „Jetzt ist es an euch, Priesterin von Jiarlirae. Ihr müsst die Worte sprechen. Ihr müsst sie unserer Herrin übergeben.“ Zussa nickte und lachte. Dann war es so, als ob sie ihre Jugendlichkeit ablegen wollte. Ihr Lachen erstarb und sie starrte mit ernster Miene in Flammen und Düsternis. Neire spürte, dass Zussa nach Worten suchte. „Seht ihr es? Neire, Bargh! Dort… die Flammen, die Schatten.“ Zussa starrte in das blubbernde Magma. Sie wendete sich Braunig, Kettra und Grimta zu und begann liebevoll über ihre Gesichter zu streicheln. Neire folgte gebannt ihren Bewegungen in freudiger Erwartung ihrer Gebete. „Ihr… ihr werdet leider den Wert eurer Hingabe nicht verstehen. Doch ihr sollt das Feuer unserer Herrin nähren. Mit euren Körpern, eurem Fleisch und euren Seelen sollt ihr Jiarlirae dienen.“ Neire und Bargh sprachen die Worte von Zussa nach. Ein zufriedenes Lächeln stellte sich auf ihrem Gesicht ein. „Ja, es ist dort. Ich sehe es. Schatten, die sich mit den Flammen vermengen. Ihr werdet in die Schatten hinabströmen, als dass sie diese Welt verbrennen werden.“ Zussa nahm Kettra und führte ihn zum Abgrund. Seine großen Augen starrten in die Tiefe. Zuckungen seiner Mundwinkel ließen seinen Rauschzustand erahnen. Zussa gab ihm einen kleinen Stoß und er stürzte hinab. Mit einem Flatschen tauchte der schwache Körper in die Lava. Doch ein Schreien war anfangs nicht zu hören. Kettras Körper begann sich zu winden, in den weißlich glühenden Fluten. Sein Gesicht begann sich zu wandeln und die Züge einer monströsen Ratte anzunehmen. In seinem Todesschrei wurde er von den Flammen heimgesucht. Jetzt frohlockte auch Neire. Seit seiner Flucht aus Nebelheim hatte der Jüngling nicht mehr solche Flammenopfer gesehen. Er wendete sich Zussa zu und stimmte in ihr Gebet ein. Dort wo der Körper in den Fluten verschwunden war, hatte sich eine Fläche weißlich schimmernder Lava gebildet. „Seid ihr bereit, ihr Kleinen? Seid ihr bereit als Nahrung zu dienen? Gewillt der Flammen williges Fleisch zu sein?“ Zussas Stimme überschlug sich, als sie zu Grimta trat. Neire stimmte in ihren Jubel ein und versuchte die Schreie von Kettra nachzuahmen. Als die Gestalt keine Reaktion zeigte trat Neire heran und erhob den Arm von Kettra. „Ja ich bin bereit. Ja ich möchte der höchsten Göttin als Nahrung dienen.“ Neire versuchte den Akzent der Kreatur nachahmen, als er für sie sprach. Jetzt trat Zussa hinter Kettra und stieß ihm ihr Knie in die Kniekehle. Kettra kam aus dem Gleichgewicht und begann zu schwanken. Doch der Rausch war stärker als jede Vernunft. Die Kreatur versuchte sich nicht zu fangen. Er stürzte hinab in die feurigen Fluten. Sie stimmten ein in die Gesänge von Zussa. Mit dem Tod von Braunig war das Ritual an seinem Höhepunkt angelangt. Neire frohlockte, als er seine Begleiter anschaute. Er dachte an Nebelheim. Zussa musste wahrlich die Gunst der Göttin erwirkt haben. Was sollte sie jetzt noch aufhalten?
Das Ritual hatte Zussa Kraft gegeben. Sie hatte ihre Göttin gespürt, als sie die Seelen der Kreaturen den Flammen übergeben hatte. Jeder Schmerzensschrei hatte ihr Freude bereitet. Allerdings waren die Flammen viel zu heiß gewesen und das Leiden von Braunig, Kettra und Grimta viel zu kurz. Nein, sie hatte keinen Moment gezweifelt. Auch als der Riese sie im Kampf verletzt hatte. Ihre Göttin war mit ihr und vielleicht waren die Schmerzen, die sie im Kampf erlitten hatte, Teil einer Werdung. Zussa erinnerte sich an Neires Worte zurück, die er während ihrer letzten Rast gesprochen hatte. Sie biss die Zähne zusammen und verdrängte die Gedanken an den Tod. Ich muss nur an SIE glauben, dann wird mir nichts passieren. Ich muss nur alle anderen verbrennen oder aufschlitzen, bevor sie es tun. Dann wird mir nichts passieren. Jiarlirae, oh Jiarlirae, so hilf mir. Gib mir Macht, damit ich meine Feinde vernichten kann. Zussa wiederholte die Gedanken wie Gebete. Sie musste jetzt stark sein. Was würde sie erwarten? Nach ihrem Opferritual hatten sie weitere Zellen durchsucht. Sie hatten zwar keine Gefangenen gefunden, doch in einer Zelle hatte Bargh frische Spuren entdeckt, die dort hinausführten. Eine Untersuchung der dem Eingang gegenüberliegenden Wand hatte eine illusionäre Türe offenbart. Nach der Entdeckung waren sie sofort in ein Schweigen verfallen und hatten das Portal mit gezogenen Waffen durchquert. Auf der anderen Seite waren sie in ein nobles Gemach gelangt, das mit schwarzen Seidenvorhängen ausgestattet war. Im Lichte immerbrennender Kerzen hatten sie goldene Stickereien betrachtet, welche die Seidenvorhänge bedeckten. Szenen von gruppenartigen Liebesakten waren dort detailliert dargestellt, die Zussa in dieser Form noch nicht gesehen hatte. Geekelt und doch fasziniert betrachtete sie die Orgien von schlanken, hübschen Elfen. Doch riss sie Neire aus ihren Gedanken. Der junge Priester war plötzlich neben dem gegenüberliegenden Vorhang zu sehen gewesen. Neire hatte auf den Vorhang gezeigt und die Geste eines Schnittes über seinen Hals gemacht. Triel war daraufhin zum Vorhang geschritten und hatte diesen zurückgezogen. Im Lichte eines weiteren Raumes hatte Zussa hinter dem Vorhang eine Gestalt gesehen. Gehüllt in ein Kettenhemd, trug der Dunkelelf eine Peitsche, aus der sich drei Tentakel wanden. Langes weißes Haar und äscherne Haut kennzeichneten seinen Kopf. Sein hübsches Gesicht war verzerrt von Hass. Zussa kannte die Tentakelpeitsche als Waffe des schwachen Gottes. Die Peitsche selber war lebendig, vielleicht eine niedere Essenz von Ghaunadaur. Sie mussten den Dunkelelfen töten. Als Zussa sich nach vorn bewegte, wurde die Luft von einer Explosion zerrissen. Hals und Brustkorb des Dunkelelfen wurden durch rötliche Schattengeschosse zerfetzt. Er starb sofort. Dann sah sie Bargh in Richtung des Raumes laufen. Er verschwand hinter dem Vorhang. Zu hören war nur ein gurgelnder Aufschrei. Zussa stürmte in die Sichtsperre und sah, dass Bargh über einer weiteren Leiche thronte. Sie dachte zurück an das Ritual. Ihre Göttin würde mit ihnen sein. Jiarlirae hatte sie geschickt in diese Verliese, da war sich Zussa jetzt sicher.
Sie hatten nach dem Kampf die Gemächer der Dunkelelfen durchsucht. Die Gewölbe hatten sich dabei als luxuriös eingerichtete Gemächer der Priester herausgestellt. Bargh hatte zudem bestätigt, dass einer der Priester - vielleicht die Dunkelelfin Eclavdra - die Räume vor kurzem verlassen hatte. Das hatte sie bei ihrer Durchsuchung besonders vorsichtig sein lassen. Neben einigen Schätzen hatten sie ein schweres Buch in einem schwarzen Ledereinband gefunden. Eine kurze Untersuchung hatte gezeigt, dass es sich bei dem Wälzer um geheime Anweisungen eines Opferrituals Ghaunadaurs gehandelt hatte. Es war dort zu lesen gewesen, dass nach Befolgung bestimmter Darreichungen sowie dem Spiel von Instrumenten, eine höher entwickelte Kreatur auf einem bestimmten Altar geopfert werden musste. Dann hatte das Buch die Erfüllung aller Wünsche für den Günstling Ghaunadaurs versprochen. Nachdem sie das Buch mitsamt der Tentakelpeitschen im Magmafeuer vernichtet hatten, hatten sie die weiteren Zellen durchsucht. Sie hatten keine weiteren Gefangenen gefunden. Als sie dann nach der letzten Gefängniskammer durch den Tunnel zurückkehren wollten, hatte Bargh Neire auf einen bestimmten Bereich der Wand aufmerksam gemacht, der eine Beschaffenheit ähnlich der illusionären Tür in der Zelle hatte. Triel hatte die Wand nach Fallen untersucht und war dann durch den Stein verschwunden. Nach kurzer Zeit war die Dunkelelfin plötzlich wieder aufgetaucht - mit einem besorgten Gesicht. „Neire, hört her. Hinter der Wand droht keine direkte Gefahr, doch es ein seltsamer Ort. Eine riesige Halle, die dort liegt. Farben in allen Variationen betören die Sinne.“ Gerade, als Neire etwas antworten wollte, erhob Bargh seine Stimme und schritt durch die Wand. „Ich werde mir das anschauen, ich spüre etwas, wie ein fernes Rufen. Folgt mir!“ Auch Neire spürte ein Verlangen, tief in ihm. Doch er merkte, wie sein Herz raste vor Angst. Kurz blickte er in Richtung Zussa und Triel und nickte ihnen zu. Dann verschwand er durch den intransparenten, luftigen Stein. Auf der anderen Seite angekommen, änderte sich seine Stimmung. Neire sah Bargh vor sich und dahinter einen Saal immenser Größe, der selbst die Architekturen der Riesen verspottete. Die unterirdische Halle war etwa hundert Schritte lang und von einem verborgenen, düsteren Licht erhellt, das von überall und nirgends kam. Wie ein wandelnder, wirbelnder Nebel veränderte das Licht seine Farben und erzeugte so ein Meer von Farbtönen des Regenbogens. Augenblicklich fühlte Neire, dass sich sein Verlangen in Hass umwandelte. Das Trugbild Ghaunadaurs war ein Frevel an Flamme und Düsternis. Seine Herrin stand unendlich weit über dieser niederen Gottheit. Auch Bargh schien diesen Hass zu spüren, denn sein Begleiter setzte sich bereits in Bewegung. Wie in einem Wutrausch folgte Neire Bargh. Er hatte keine Augen für die glänzenden Säulen der Halle, keinen Blick für das kostbare Obsidiangestein. Fast wie in einer Trance nahm er die Vorhänge eines Säulenbereichs wahr. Nur unterbewusst bemerkte er die Szenen, die verschiedene menschenartige Kreaturen darstellten, die sich, wie in einer Art Prozession, zu Schleimen und Tentakeln bewegten. Neire hatte keine Muße zu grübeln, ob die Kreaturen sich Schleimen und Tentakeln opferten oder ob sie sich selbst zu diesen wandelten. Neire blickte hasserfüllt auf das, was Bargh und ihn antrieb. Am Ende der Halle sah er ein Podest aus drei Steinringen. Jeder Ring hatte eine andere Farbe – von schwarzem bis grauem Marmor, durchzogen von violetten Venen. Die gegenüberliegende Wand war aus purpurnem Stein. In den Steinringen waren verschiedene Gegenstände zu sehen. Neire erkannte kostbare Kerzenhalter, ein silbernes Glockenspiel langer Röhren, Kessel glühender Kohlen und eine große Trommel. Die Wut in ihm entfachte jedoch der Altar, der sich dort in den Steinringen befand. Wie aus porösem, rostbefleckten Gestein, waren dort Szenen der Opferung zu sehen. Fleischopferungen intelligenter Wesen zur Nährung des niederen Schleim- und Tentakelgottes. Der Altar stellte eine Blasphemie gegen Flamme und Düsternis dar. Neire kämpfte gegen die Schmerzen an, die der Anblick des Opfersteines bei ihm verursachte. Es war, als wollte das riesige purpurne Auge, dass dort in den Stein der Kopfwand eingelassen war, ihn schwächen. Dann sah er, dass Bargh bereits am Altar angekommen war. Der unheilige Krieger, in düsterhafte Schatten gehüllt, hob Glimringshert und stieß die Schattenklinge in den Opferstein. Neire hörte die donnernden Worte des unheiligen Kriegers, bevor die Flammen des Schwertes den Stein berührten. „Jiarlirae thront über allem. Wer, zur Hölle, ist mehr als sie?“ Neire spürte, dass er wie von selbst begann die Worte der schwarzen Kunst zu wirken. Er entfesselte einen mächtigen Zauberspruch. Dann hörte er das Knirschen und Knacken von Stein. Barghs Klinge war nur ein stückweit in den Altar gedrungen. Der gefallene Paladin hob erneut das heilige Schattenschwert. Neire konzentrierte sich auf seine Kunst, doch er bemerkte, dass der Altar begann durchsichtig zu werden. Tentakel bildeten sich auf der Oberfläche. Es war, als ob etwas im Stein zum Leben erweckt worden war. War durch die mittlerweile schwarze Färbung des Felses der violette Schimmer eines Auges zu sehen? Drei weitere Male fuhr das Geräusch von knirschendem Stahl durch Mark und Bein, als Bargh sein Schwert zum Angriff führte. Mit dem dritten Schlag wirkte Neire seine Magie. Ein kleiner rötlicher Strahl verließ seine Hand und brachte die tödliche Macht von Flamme und Düsternis. Der Strahl drang tief in die Risse, die Bargh geschlagen hatte. Dann explodierte der Fels und mit ihm das purpurne innere Glühen. Neire duckte sich unter den hinabprasselnden Steinbrocken. Als er sich wieder aufrichtete, rann schwarzes, schweres Blut aus dem Trümmerhaufen. Augenblicklich kehrte Dunkelheit in der Tempelhalle ein. Die Essenz des schwachen Gottes hatte diese Welt verlassen. Neire schritt in Richtung seines Gefährten, der nun über dem blutenden Haufen toten Gesteins stand. Der dunkle, zweieinhalb Schritt große Krieger streckte sein Schwert in die Höhe, von dem eine orangene, schattenhafte Flamme brannte. Der Rubin, der Barghs rechtes Auge ausfüllte, schimmerte, als ob er selbst, erhellt von einem inneren Feuer, lodern würde. Neire verbeugte seinen Kopf vor Bargh. Langsam spürte er die Schmerzen der Steinsplitter, die sich in die Haut seines Halses gebohrt hatten. „Bargh, mein Bruder. Wahrlich, ihr tragt die Fackel des Hasses voran in Feindesland. Dort wo die Flamme unserer Göttin brennt, werden sich ihre Schatten für immer verbreiten.“ Bargh nickte ihm zu. „Die Kraft unserer Göttin ist auf unserer Seite, die drei Seelen Zussas Opferung haben uns stark gemacht. Wir marschieren in Jiarliraes Krieg. Wir marschieren auf der Schattenseite der ewigen Dunkelheit.“ Jetzt schritt Neire durch die Blutrinnsale auf den Steinhaufen. Hinter sich hörte er Zussas Stimme. „Ihr habt Recht Bargh. Jiarlirae ist auf unserer Seite.“ Der dunkle Krieger hielt Glimringshert in die Höhe und blickte in die Ferne. „Ich widme diese Tat dem Henker der letzten Einöde. Sehr ihr es? Seht ihr es Henker!“ Für einen Augenblick war es Neire, als würde er wieder die Klinge der Axt sehen; wie er sie einst in dem Sternenlicht über den abgetrennten Schädeln sah. Dann knieten sie sich nieder, errichteten den Kreis der drei Fackeln und beteten. Sie beteten in Richtung Nebelheim. Sie beteten in den blutenden Trümmern des Altars eines schwachen Gottes.
Jenseher:
Sie genossen die Dunkelheit und die Erleichterung, als sie triumphierend auf den blutenden Steintrümmern des Altars standen. Das Farbenspiel Ghaunadaurs war zusammengebrochen. In ihnen war das Gefühl des Unwohlseins einer Freude gewichen. Neire und Triel unterhielten sich noch eine Zeit über die vernichtete Essenz des Gottes Ghaunadaur. Die Dunkelelfin verabscheute ihre Artgenossen, die den schwachen Gott der Schlicke und Schleime angebeteten. Auch Neire blickte herab auf die Schlammverehrer, doch er hob hervor, dass Schlamm aus den Elementen Wasser und Erde bestand. In der Vereinigung dieser beiden, oftmals harmlosen Elemente entstand der Matsch, der neue Gefahren barg. Für Neire war damit das Geheimnis des Gottes bereits gelüftet. Nur Zussa nahm nicht am Gespräch teil, sondern wiederholte hasserfüllte Verwünschungen gegen Ghaunadaur, als sie Stücke des porösen Gesteins des Altares zertrat. Sie verließen den Tempel und wendeten sich den verbleibenden, noch unerkundeten Gängen dieser Ebene zu. Hinter einer doppelflügeligen Türe führte ein großer Tunnel hinab, den sie nicht weiter beachteten. Sie fanden zwei weitere unterirdische Hallen, die mit Wohneinrichtung für Riesen versehen, jedoch bereits verlassen waren. Als Bargh beide Gemächer nach Spuren absuchte, fand er frische, etwa einen Tag alte, Abdrücke von Stiefeln. Die Stiefelabdrücke waren allerdings größer als die der Feuerriesen und so vermuteten sie Gemächer von verbündeten Riesen. Vielleicht hatten die Riesen die Festung König Isenbuks verlassen, nachdem sie von ihrem Angriff gehört hatten. Vielleicht war es passiert als sie in der geheimen Schatzkammer des Königs geruht hatten. Nachdem sie die Gemächer abgesucht hatten, nahmen sie den noch letzten unerforschten Gang und bemerkten, dass dieser schon bald an einer doppelflügeligen Eisentüre endete. Das Portal war mit drei mächtigen Riegeln gesichert, die nur von ihrer Seite entfernt werden konnten. Triel horchte an der Tür und berichtete ihnen von schmatzenden und fauchenden Geräuschen. Bargh ließ sie daraufhin zurücktreten und entfernte die drei Riegel. Er flüsterte dabei die Worte: „Drei Riegel und eine mächtige Türe. Es scheint mir, als wollten sie etwas dahinter einsperren.“ Nachdem der unheilige Krieger die Scharniere an die Wand des Tunnels gelehnt hatte, begann er langsam einen der Türflügel zu öffnen. Ihnen allen strömte ein fauliger Gestank von Stroh, Fleisch und Müll sowie von Fäkalien entgegen. Der Blick offenbarte sich ihnen auf Höhlen, die in Dunkelheit gehüllt waren. In dem Restlicht der Gasfackeln, das aus ihrem Gang in die Dunkelheit drang, konnten sie Kreaturen erkennen, die sich um einen Müllberg versammelt hatten. Um sie herum glänzte weißlicher Schimmel, Knochen und Fleischreste. Die Kreaturen waren abgemagert und von gekrümmter Haltung. Ihre Gesichter waren knöchern und von Unförmigkeiten, wie gekrümmten Nasen, gezeichnet. Ihre Körper waren teils von Moos und von Schimmel bewachsen. Sie fauchten sich gegenseitig an – ihre schwarzen Augen funkelten in der Dunkelheit. Sie drehten sich langsam in das Licht, ließen voneinander ab und begannen zu Schnüffeln. Dann setzten sie sich in Bewegung und stürmten, getrieben von einem fortgeschrittenen Wahnsinn und dem Hunger nach Fleisch, auf sie zu. Kurz bevor der erste Troll Bargh erreichte, durchschnitt ein Kegel von Feuer die Luft. Neire hatte seinen Spruch gewirkt und neun der Gestalten verbrannten in den hellen Magmaflammen. Zurück blieben verkohlte Leiber über die sich die nächsten Trolle hinwegbewegen. Als weitere Kreaturen Bargh erreichten, ließ der Krieger sein Schwert niedersausen. Zussas Blitze zuckten durch Höhle und brachten weitere Trolle zu Fall. Mit vereinten Kräften töteten sie auch die letzte der anstürmenden Bestien. Sie wussten, dass sich die Wunden derjenigen Trolle, die nicht von Feuer getötet wurden, wieder verschließen würden. Also entzündete Neire eine Fackel und begann die Leiber zu verbrennen. Mit einem Zucken starb auch der letzte der Trolle. Eine genauere Untersuchung zeigte Folterspuren bei allen Trollen. Anscheinend waren sie von den Riesen oder den Dunkelelfen malträtiert, ihr Geist in die Verrücktheit getrieben worden. Sie durchsuchten noch die sich anschließenden Höhlen, in denen sie jedoch keine Wertgegenstände fanden. Dann machten sie sich auf, um den Geheimgang im Gemach von Braunig, Kettra und Grimmta zu benutzen. Ihr Weg würde sie in die Tiefen unter dem Tempel führen.
Vor sich sah Zussa lautlos die falsche Tür aufgleiten. Sie waren zuvor dem engen Steintunnel gefolgt, der sie weiter in die Tiefe geführt hatte. Irgendwann hatten sie das Ende des Ganges erreicht, in dem sie die Türe gesehen hatten, die den natürlichen Stein imitierte und in ihre Richtung auf eisernen Rollen gelagert war. Hinter dem sich bewegenden Steinklotz konnte Zussa eine natürliche Höhle erkennen, aus der fluoreszierendes Licht hervordrang. Es war zwar immer noch warm, aber kühler als in den oberen Ebenen. In der Höhle bemerkte Zussa Pflanzen mit breiten, grünlich fluoreszierenden Blättern. Ein tiefes Summen von Flügeln war zu hören. Hier und dort setzten sich schwarze Käfer, deren Hinterteil in orangenem Licht funkelte, auf Blätter und fraßen an ihnen. Andere der Feuerkäfer saßen auf den schimmernden Pflanzen und strichen sich mit ihren Beinen über ihre Antennen. Die Käfer hatten eine Größe von etwa einem Schritt und ihre Beißwerkzeuge sahen gefährlich aus. „Es sind Feuerkäfer. Insekten, die ein kaltes, orangenes Glühen hervorbringen. Meidet sie, denn sie können angriffslustig werden“, zischelte Neire neben ihr. Vorsichtig schritten sie durch die Höhle und mieden die riesenhaften Tiere, die oftmals schwankende, unvorhersehbare Flugmanöver vollführten. Dann stieß eines der Wesen mit Bargh zusammen. Zussa hörte, wie die Flügel auf das Metall von Barghs Ne’ilurum Rüstung schlugen. Der unheilige Krieger hob Schild und Schwert, als der Feuerkäfer versuchte sich in Barghs Rüstung zu verbeißen. Neben ihr schüttelte Neire den Kopf, während Zussa seine Augen rötlich glühen sah. Augenblicklich beruhigte sich der Feuerkäfer und setzte sich auf ein Blatt nieder. Neire bewegte sich langsam auf ihn zu. „Habt ihr einen neuen Freund gefunden? Ein Spielzeug für euch, Neire?“ Zussa trat verwundert neben Neire, um das Wesen zu betrachten. Die Kreatur schien ihnen nicht mehr feindselig gesonnen zu sein. Neires Hand streichelte langsam über den Körper und der Feuerkäfer ließ dies geschehen. „Schaut und fühlt. Ihr Glühen ist das von Feuer, doch ihr Glühen ist kalt.“ Auch Zussa begann das Insekt zu streicheln. „Oh… es fühlt sich so kalt an. Und so seltsam.“ Zussa lächelte Neire an. „Ich will eines davon haben, Neire. Gebt mir eins, sagt ihm, es soll mein Freund werden.“ Bargh antwortete an Neires Stelle. „Wir können noch nicht von hier hinfort und sein Licht würde uns verraten. Später könnt ihr eines haben.“ Zussa spürte, dass sie wütend wurde. „Ich will aber jetzt eins haben… sofort!“ Neire legte ihr eine Hand auf ihre Schulter und winkte ein zweites Insekt heran. Mit einem dunklen Summen begann der Käfer vor ihr zu schweben. „Legt einmal eure Hand auf diesen Käfer Zussa. Ich glaube er mag euch.“ Neires von Asche, Schweiß und Blut gezeichnetes Gesicht lächelte sie an, doch sie ahnte, dass er es ernst meinte. Sie legte ihre Hand auf das Insekt und spürte die Vibrationen des Schwebefluges. „Oh… das fühlt sich so kitzelig an.“ Zussa kicherte und konnte ein erfreutes Aufjauchzen nicht verbergen. Sie schaute der Kreatur tief in die schwarzen Fassettenaugen. „Ihr sollt es haben, wenn wir zurückkommen. Wir werden sie mitnehmen in den Tempel des Jensehers.“ Zussa spürte wie die Wut nachließ, als sie wieder nach dem Wesen tastete. Ja, sie würde ihr eigenes haben. Sie überlegte sich bereits, welche Spiele sie mit dem Feuerkäfer spielen würde und welchen Namen es haben sollte.
„Leise, ich habe Geräusche gehört.“ Die Dunkelelfin blickte sie alle an, mahnte sie zum Schweigen. Sie hatten die Höhle der Feuerkäfer verlassen. Dahinter hatten sie eine größere natürliche Höhle durchschritten, die in vollkommene Dunkelheit gehüllt war. In der Höhle hatten sie abzweigende Gänge gefunden, in denen Bargh die Spuren der schlanken Dunkelelfenstiefel wiederentdeckt hatte. Doch sie hatten sich dazu entschieden die Höhle weiter zu erkundschaften um einen möglichen Hinterhalt abzuwenden. Sie waren gerade an eine Stelle gelangt, an der ihr Blick durch eine natürliche Felsformation versperrt wurde. Vorsichtig und leise umrundeten sie die Felsen. Dahinter offenbarte sich ihnen eine Sackgasse. Die natürliche Grotte endete an einer Felswand. Die steinerne Decke war etwa 20 Schritt über ihnen. Am Ende der Höhle sahen sie zwei Kreaturen lauern. Beide waren riesenhaft und echsenartig, von zehn Schritten Körperlänge. Sie hatten rötliche Schuppen und einen langen Schwanz. Schimmernde Augen betrachteten mit ruckartigen Kopfbewegungen die Dunkelheit. Beide bewegten sich zischelnd und fauchend um ein Nest aus Knochen, in welchem sie drei große Eier aufragen sehen konnten. Plötzlich drehten die Kreaturen ihre monströsen Köpfe. Rötliche Augen blickten in ihre Richtung. Von dem linken Wesen war das Zischen zuerst zu vernehmen. Es versetzte sich mit machtvollen Stößen seines Körpers in Bewegung und brachte kleinere Felsen zum Poltern. Ein wachsendes Glühen machte sich in seinem Maul bemerkbar. Das Zischeln wurde zudem dumpfer und schwoll zu einem Krächzen einer Echse an. Neire wirkte bereits seine Magie. Vier kopfgroße Geschosse aus schattenhaftem Magmafeuer rief er hervor und warf sie in Richtung der stürmenden Echse. Die Explosion donnerte durch die Höhle als die Magie in das Wesen einschlug. Zwei Geschosse explodierten auf dem Panzer, während die beiden anderen im Maul der Kreatur explodierten. Der gesamte Unterkiefer der Kreatur wurde zerfetzt. Blutüberströmt begann die Echse zu torkeln und zu Boden zu sacken. Die Reaktion der zweiten Echse war umso heftiger. Sie schrie um ihren Gefährten und stürzte todesmutig auf sie zu. Zussa beschwor Blitze mit ihrem Stecken und der Körper des Wesens platzte dampfend auf. Doch das Monster kam bedrohlich näher. Dann stellte sich Bargh der Kreatur entgegen und erhob Glimringshert. Die Flammen der schwarzen Klinge konnten die Echse nicht verbrennen, doch die Präzision und die Kraft seiner Streiche brachten sie zu Fall. Schwer atmend und verwundert über die Heftigkeit der Angriffe untersuchten sie die Körper. Dann näherten sie sich vorsichtig dem Nest und betrachteten die drei großen rötlichen Eier.
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