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Initiative-Regeln mit Stangenwaffen (Pole Arms)

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Günni:
Ich habe auf YouTube einen Kanal (Geschichtsfenster) für mich entdeckt, der das Mittelalter historisch in vielen Facetten sehr genau beleuchtet. Eine von vielen Aussagen, die bei mir Eindruck hinterlassen haben, war die, dass ein Schwertkämpfer schon ziemlich gut sein muss, um einen Gegner mit einer Stangenwaffe bezwingen zu können. Die Anmerkung fundiert auf eigenen Erfahrungen in (Zwei-)Kämpfen mit historischen Rüstungen und Waffen.

Gerade das deckte sich allerdings nicht mit meiner Erfahrung meines ansonsten so geliebten Rolemasters. In all den Jahrzehnten mit Rolemaster waren in meinen Spielrunden für Spieler Stangenwaffen uninteressant. Außer für einen Lanzenangriff.

Grund: Der geringe Einfluss der Pole Arms auf die Initiative (ich beziehe mich auf die zweite überarbeitete Auflage von Rolemaster II aus den 80ern hinein bis zur Mitte der 90er Jahre; das setzt sich aber meines Wissens so ungenügend in RMSS und RMFRP fort).

Eine Stangenwaffe passte zwar immer gut zum Ambiente (z. B. Torwachen kreuzen die Hellebarden), für den Kampf taugte sie aber nichts. Der vergleichsweise geringe Initiative-Bonus von z. B. + 20 für einen Speer (Weapon Speed Modifiers laut Arms Companion) fällt ebenso hoch aus wie der für das Kurzschwert. Und ab der zweiten Kampfrunde wird die Länge gar zum Nachteil - der Speer erhält einen deutlichen Initiative-Malus von -10.

Warum macht(e) Rolemaster das? Nimmt Rolemaster an, dass der Kämpfer mit der Stangenwaffe statisch kämpft? Mir erschloss sich das nie wirklich und erschließt heute schon gar nicht mehr.

Ich kann grundsätzlich ja den Ansatz verstehen, wenn die Umgebung (geschlossene Reihe, Tunnel, enge Gasse etc.) den Einsatz einer Stangenwaffe erschwert, weil die Bewegung des Kämpfers auf die Einschränkungen abgestimmt sein muss. Zugleich behindert diese Umgebung aber auch den Schwertkämpfer - er kann ggf. nicht richtig ausholen oder ihm fehlt der Platz, beim ersten Angriff überhaupt an der Lanzenspitze vorbeizukommen, ohne sofort aufgespießt zu werden. Somit müssten sich die Effekte negieren.

Meine Annahme: Solange der Speerträger nicht mit Klebstoff auf dem Boden befestigt ist, spielt die Umgebung keine Rolle. Und es ist für einen Widersacher in jeder Runde sehr schwer, an einer Stangenwaffe vorbei an den Träger heranzukommen.

Mein Entschluss: Wenn ich eine neue Kampagne starte, werde ich die Initiative für eine Pole Arm verändern. Ich denke an nur noch einen Initiativewert, der für alle Kampfrunden gültig ist und doppelt so hoch wie bisher ausfällt (z. B. +40 für einen Speer).

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und macht ihr? Wie würdet ihr diesen Aspekt auf das Spiel übertragen?

Lichtschwerttänzer:
Der Inifaktor der Waffe ist ein Witz, da hängt nämlich noch jemand dran und die andere hat Reichweitenvorteil

Sosthenes:
Wie definieren wir hier denn Stangenwaffe und im Kontrast gegen was? Die von Gewalthaufen oder reden wir tatsächlich eher von kürzeren Speeren, kurzen Wach-Hellebarden oder Pollaxes?

Talasha:
Ich tipe auf die gute alte Metabegründung:  Die Autoren wollen eben das Schwert und Axt ihre narrative Sonderstellung Kampfsystem behalten.

YY:

--- Zitat von: Günni am 29.03.2022 | 21:41 ---Der vergleichsweise geringe Initiative-Bonus von z. B. + 20 für einen Speer (Weapon Speed Modifiers laut Arms Companion) fällt ebenso hoch aus wie der für das Kurzschwert. Und ab der zweiten Kampfrunde wird die Länge gar zum Nachteil - der Speer erhält einen deutlichen Initiative-Malus von -10.

Warum macht(e) Rolemaster das? Nimmt Rolemaster an, dass der Kämpfer mit der Stangenwaffe statisch kämpft? Mir erschloss sich das nie wirklich und erschließt heute schon gar nicht mehr.

--- Ende Zitat ---

Da wurde ein möglicher Verlauf gedacht (Reichweitenvorteil in der ersten Runde, ab der zweiten Runde ist die längere Waffe unterlaufen) und zur allgemeinen Regel erhoben.

Das trägt ebensowenig wie der Ansatz, den (erhöhten) Ini-Bonus generell zu vergeben, weil dieses Unterlaufen ja tatsächlich geschehen kann.
Man kommt aber schlicht nicht um die Fallunterscheidung herum, ob das konkret passiert ist oder nicht - und wenn man diese vornimmt, kann man den Reichweitenvorteil eigentlich auch gleich da aufhängen, wo er hingehört, nämlich bei Angriffs- und Verteidigungswürfen und nicht bei der Initiative.

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