Das Tanelorn spielt > [Vaesen] Mittsommerzwielicht
[MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -
Katharina:
Helena - Schlafzimmer
Helena packt tatkräftig mit an und versucht ihr bestes, um Aleksander zu versorgen. Sie vergewissert sich, dass es in dem Raum ausreichend Frischluft gibt und kühlt seine heiße Stirn mit nassen Tüchern. Die Bediensteten weist sie an, Kamillentee aus der Küche zu besorgen.
Erst als sie sicher ist, dass es Aleksander halbwegs gut geht, widmet sie ihre Aufmerksamkeit wieder Johann. “Nach all dem, was Ihre Schwester erzählt hat…meinen Sie nicht auch, dass Sie uns ein paar Erklärungen schulden?”
Outsider:
Johann, der ein silbernes Tablett mit einer Wasserkaraffe darauf balanciert, blickt auf.
„Gleich.“
Vorsichtig nichts zu verschütten stellt er das Tablett auf den Sekretär und gießt ein Glas Wasser ein. Glucksend fließt es in den edlen Kristall. Dann reicht er das Glas Aleksander.
„Der Tee kommt auch“ sagt er in Richtung Helena.
Seine Bewegungen sind bedächtig und langsam, die Séance scheint auch ihn mitgenommen zu haben oder er versucht einfach Zeit zu gewinnen bevor er auf Helenas Frage antworten muss.
„Zu aller erst schulde ich ihnen erst mal das hier!“ Mit diesen Worten greift Johann nach der goldenen Kette die um seinen Hals hängt und zieht das hölzerne Herz mit dem Bergkristall hervor. Behutsam legt er den Anhänger auf das silberne Tablett mit der Wasserkaraffe. „Möge er ihrer Organisation genauso viel Nutzen bringen wie mir in den vergangenen Jahren!“
Mit leisem klingen fällt die Goldkette neben dem Anhänger auf das Silber. Dann dreht sich Johann von euch weg und blickt zum Fenster raus in die kalte stockholmer Nacht.
„Sie müssen mir glauben, dass das was ich gehört habe mich sehr verstört hat. Ich mag eine Ahnung gehabt haben, aber es so direkt gesagt zu bekommen von meiner kleinen, toten Schwester, war nicht leicht zu ertragen!“ Seine Stimme ist bei den Worten tonlos.
Johann räuspert sich.
„Es ist wahr das wir Kinder damals Mittsommer 1839, als Spiel, aus Langeweile vielleicht, auf die kleine Insel vor unserem Anwesen hinausgefahren sind. Wir hatten eines der Bücher von Vater dabei. Es gab einen Sturm und wir mussten gerettet werden, auch das ist richtig, aber das alles geschah nicht in böser Absicht. Wir waren klein, Ahnungslos, hatten keine Ahnung von der Welt und ihren Gefahren, wir wuchsen behütet auf, abseits jeden Ungemachs!“
Jetzt dreht sich Johann wieder zu euch um und seine Augen sind dunkel.
„Es stimmt aber auch, dass mit unserer Familie irgendwas Schlechtes einhergeht, Glück und Leid liegen so dicht beieinander, schon lange vor dem Mitsommerabend 1839. Wenn wir Glück haben schwelgen wir in Reichtum und dann kommt eine Phase wo wir alles verlieren. Mit dem Tod unserer Mutter ging es wieder bergab. Die Geschäfte liefen schlecht, Vater verkroch sich in seine Bücher. Nach Lisbeth Tot war ich verzweifelt, meine geliebte kleine Schwester, ich verlies das Familienanwesen, wie sie zuvor. Vielleicht hatte ich gehofft der Familie dadurch zu dienen, dass ich das Geld verdient das Vater mit beiden Händen ausgab. Ich verdiente mich als Söldner in der britischen Armee und Kämpfte in der leichten Reiterei auf der Krim. Aber mein Weggang schien alles nur noch schlimmer zu machen, 1855 starb mein Vater und im August 1856 verschwand mein Bruder August. Vorausgegangen war ein elendiger langer Streit mit seiner Zwillingsschwester Alva. Ich bekam nicht oft Post in der Armee aber August hatte es mir geschrieben, dass ein tiefer Zwist ihn von seiner Schwester entfremdete die ihn immer häufiger Anging. Im Nachhinein frage ich mich ob ich nicht zuhause hätte bleiben sollen um auf sie alle aufzupassen!“
Bevor er fortfährt gießt sich Johann selbst ein Glas Wasser ein und trinkt einen Schluck.
„1857 quittierte ich den Dienst und ging zurück nach Schweden, aber nichts war mehr so wie es war. Lisbeth tot, Vater tot, August verschwunden und Alva hatte so einen unseligen Gast, einen deutschen Namens Otto Keisinger, der den ganzen Sommer über blieb und die Insel studierte.“
Bei dem Namen Keisinger zuckt Aleksander unwillkürlich zusammen. Er kannte den Namen nur zu gut aus seiner wilden Zeit in den Stockholmer Gesellschaften. Niemand wusste so genau womit der deutsche sein Geld verdiente und eigentlich kam er auch nicht aus Deutschland, sondern wohnte auf einem Anwesen in Schottland, aber mit seinen kleinen Spielerein und Tricks war ein Star in der Saison und mehr als eine junge Dame war ihm Verfallen. Auch wenn das alles vor Aleksanders Zeit war, so war der Name immer noch Thema auf den Bällen und alle fragten sich wann der deutsche Magier wohl wieder mal nach Stockholm kommen würde.
„1859 dann verschwand Alva, vielleicht ging sie fort, vielleicht lief sie diesem Keisinger hinterher, ich weiß es nicht. Aus Konrad war in den vergangenen Jahren ein echter Tunichtgut, ja sogar ein Krimineller geworden der immer Probleme mit der Polizei hatte. Es soll mit finnischen Schmugglern zu tun gehabt haben und eines Abends im November 1860 gab es Streit in der Taverne. In seiner aufbrausenden und gewalttätigen Art muss er seinen Kontrahenten so hart geschlagen haben, dass dieser noch in der Taverne verstarb. Es begann eine wahre Hetzjagd auf meinen Bruder die ihn bis zu den Klippen am Meer trieb und schlussendlich sprang er in die Ostsee und ertrank vermutlich, oder wurde von der Brandung an den Klippen zerschmettert. Seine Leiche wurde nie gefunden, aber das Wasser war kalt damals, dass kann niemand überlebt haben.“
„Und da bin ich jetzt, zwei meiner Geschwister verschwunden, zwei sind tot nur ich bin noch übrig!“
Katharina:
Helena - Schlafzimmer
"Vielen Dank", antwortet Helena, als Johann den Anhänger auf das Tablett legt. Kurz blickt sie nachdenklich darauf, widmet ihre Aufmerksamkeit dann aber rasch wieder ihrem Gegenüber. "Welche Bücher waren es, die sie auf die Insel mitgenommen haben? Und was haben Sie Ihre Schwester beten lassen? Und vor allem: warum?" Fragend blickt sie Johann an und ergänzt dann noch: "Sparen Sie bitte nicht mit Details zu dieser Nacht. Wenn Sie wollen, dass wir Ihnen und Ihrer Familie helfen, dann benötigen wir alle Informationen, die wir erhalten können. Keine Sorge, ich werde nicht über Sie urteilen, die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß. Und ich sage Ihnen auch gerne absolute Diskretion zu - aber im Gegenzug muss ich Sie um schonungslose Offenheit ersuchen." Helena blickt Johann direkt in die Augen.
Outsider:
Johann hört Helena zu und seufzt dann schwer, bevor er fortfährt.
„Es über zwanzig Jahre her und meine Erinnerungen an diesen Nachmittag sind mehr verschwommen. Ich zermartere mir selbst den Kopf was damals passiert sein könnte, das müssen sie mir glauben!“
Er blickt Helena kurz an und wendet sich dann wieder zum Fenster ab.
„Wir haben nicht gebetet, dass muss eine Interpretation meiner Schwester sein, etwas das aus ihrer Sicht so war. Mein Vater, hatte eine große Bibliothek mit allen möglichen Werken, Atlanten, wissenschaftliche Schriften, aber die Bücher die ihm am liebsten waren handelten von den alten Sagen und Geschichten des Nordens. In den Büchern stehen mehr Kindergeschichten, vielleicht fand ich sie deswegen so interessant und anziehend. Da war die Rede von Trollen und Riesen, Drachen und anderen Dingen, von riesigen Kraken die Fischer in die Tiefe ziehen die nicht aufpassten. Aus irgendeinem Grund hielt er die Bücher unter Verschluss, aber vielleicht kennen sie das ja…“ jetzt dreht sich Johann wieder zu Helena und Aleksander um „…die verbotenen Dinge sind immer die begehrenswertesten!“
„An dem Mitsommertag hatte ich mir den Schlüssel zu Vaters Büro geholt und mir auf gut Glück eines der Bücher mitgenommen. Irgendwas stand da drinnen zu den stehenden Steinen auf der Insel und es war ein Spiel, nichts weiter. Da waren Verse in dem Buch in einer Sprache die wir nicht kannten und wir haben sie laut aufgesagt, auf der Insel und dann kam dieser Sturm. Als nächstes weiß ich nur noch, dass wir wieder zuhause waren, durchnässt und fast erfroren. Vater war mehr als erbost, von da an habe ich die Bücher nie wieder zu Gesicht bekommen. Ich weiß nicht ob und wo er sie dann verschlossen hat und was aus den Büchern wurde. Wahrscheinlich nach und nach verkauft, einige hat sicherlich auch dieser Deutsche…“ das Wort spricht Johann mit einer gewissen Verachtung aus „…mitgehen lassen als er sich mit Alva traf!“
Johann nimmt noch einen Schluck Wasser.
„Nichts gegen meine Schwester, wirklich nicht, aber ich kann nicht verstehen wie sie so einen auf das Familienanwesen hat mitnehmen können. Er hat in den Gästezimmern gewohnt und sich frei im Haus bewegt als würde ihm das Anwesen gehören. Erst war ich froh als ich eines morgens sein Zimmer verwaist vorfand, aber das Alva auch weg war…“ Johann zuckt resignierend mit den Schultern „…da hätte ich ihn lieber wieder an meinem Frühstückstisch sitzen!“
Don D. Kanalie:
Aleksander von Bäcklund - Schlafzimmer
Wärend des Gespräches zwischen Johann und Helena starrt Aleksander geistesabwesend an die Decke. Noch immer beben seine Lippen und sein Körper zittert ob des gerade durchlebten und als der Anhänger auf das Silbertablett gelegt wird zuckt Aleksander verängstigt zusammen. Erst als der Name Otto Keisinger fällt wendet er sich den beiden Sprechenden zu. Als Johann endet sagt er mit belegter und heiserer Stimme: "Machen Sie Ihrer Schwester keinen Vorwurf, ...ich glaube Herr Keisinger hatte schon auf einige Frauen eine solche Wirkung. ... Wissen Sie was er auf Ihrem Anwesen wollte?"
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